Warentest behütet die Deutschen

Ein_Liberaler

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Marketingdozenten lehren es schon lange - die meisten Produkte nehmen sich qualitativ nichts mehr, sie sind gut, sie sind sicher, verkaufen lassen sie sich nicht mehr über Qualitätsunterschiede, sondern nur noch über ihr Image. Was dem Verbraucher recht ist, kann den Verbraucherschützern nicht billig sein, denn es kostet sie auf lange Sicht den Job.

Das wird ein Grund sein, weshalb sich die Stiftung Warentest jetzt der Bedrohung des deutschen Michels durch schlecht schmeckenden Apfelsaft angenommen hat. Es besteht die Gefahr, daß Michel einen ganzen Kasten Apfelsaft im Gesamtwert von zehn Euro wegschütten muß oder vielleicht sogar sein Leben lang Apfelsaft trinkt, der ihm gar nicht schmeckt oder von Rechts wegen nicht schmecken sollte, wenn Warentest dem notorischen Schafskopf die Entscheidung nicht abnimmt.

Nachdem uns von der NGO bis zur Bundesregierung nun alle mehrfach aufgeklärt haben, wie ungesund Cola und Wein, Zucker und Fleisch sind, nachdem die Verbraucherschützer die Mogelpackungen bekämpft haben, die weniger gesundheitsschädliches Zeug enthalten, als man auf den ersten Blick glauben sollte und nachdem eine Strafsteuer auf dasselbe ungesunde Zeug vorerst vom Tisch ist, belehren sie uns noch über guten Geschmack. Mit ihren Kindern würden sie den Trick nicht schaffen, aber der deutsche Michel und die deutsche Qualitätspresse werden den Quatsch wieder ernst nehmen.

http://lifestyle.t-online.de/c/19/79/13/14/19791314.html
 

saschay2k

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Nun ja - ich weiss nicht, welchen Geschmack die Tester von StiWa haben, aber als Kind haben wir unseren Apfelsaft selber gemacht: gepflückt, entsaftet, abgefüllt.

Das ist für mich geschmacklich der Benchmark - und wenn ich das mit dem Geschmack der im Handel befindlichen Säfte vergleiche, kacken die alle ziemlich ab.
 

Blake

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@Liberaler

Ich verstehe nicht so ganz worüber du dich ärgerst.
Beim Testverlierer "Vorlo" bemängelten die Tester einen mostig-gärigen Geschmack. Zudem ließ die chemische Analyse darauf schließen, dass verdorbene Äpfel oder Maische verwendet wurden. Der Apfelsaft hätte demnach nicht verkauft werden dürfen, so die Tester. "Vitafit" von Lidl und "Becker's Bester" wurden abgewertet, weil ihnen Apfelaromastoffe, die bei der Konzentratherstellung verloren gingen, beim Rückverdünnen nicht wieder hinzugefügt wurden. Damit sind sie kein Apfelsaft im Sinne der Fruchtsaftverordnung.
3 Säfte von 28 sind durchgefallen ist kein schlechtes Ergebnis. Beim Ananassaft sieht es viel düsterer aus, und keiner verbietet dir einen der Testversager zu trinken und zu mögen.
 

Lazarus

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Zumal bei diesem Test niemand nach eigenem Geschmack das gesamte Produckt wertet, sondern sensorisch ausgebildete Personen gezielt nach vorgegebenen vorhandenen und nicht vorhandenen Aromen suchen und werten. :egal:

Ich finds gut....
 

Trasher

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Bei der Qualität von Lebensmitteln kann man meiner Meinung nach gar nicht genau genug hinschauen. Bei den Inhaltsstoffen wird vom Hersteller getrickst und gemogelt, dass sich dem wissenden Konsumenten der Magen umdrehen würde. Hauptsache das Produkt lässt sich möglichst günstig produzieren und erweckt durch geschicktes Geschmacksdesign (z.B. Lebensmittelimitate od. aromatisierte minderwertige Zusätze) und ein ansprechendes Verpackungsdesign den Anschein, es handele sich um qualitativ hochwertige Ware.
Der Konkurrenzdruck führt letztendlich nicht dazu, dass sich die Qualität der Lebensmittel verbessert, sondern dass der Konsument immer ausgeklügelter getäuscht wird. Wegen dieses Zwangs wehrt sich die Lebensmittelindustrie auch so vehement gegen das Ampelsystem bzw. generell gegen verbraucherfreundliche Kennzeichnungen.

Lesenswert: http://www.abgespeist.de
 

Simple Man

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Wobei sich die Frage stellt, ob der deutsche Verbraucher da nicht - zumindest teilweise - selber Schuld ist ... die Lebensmittelpreise in Deutschland sind europaweit die niedrigsten und der deutsche Verbraucher gibt relativ gesehen am wenigsten von seinem Einkommen für Lebensmittel aus ... wundert es da wirklich, wenn Analogkäse oder Aromastoffe verwendet werden, um die Preise niedrig zu halten? Ich meine, irgendwo muss es ja herkommen ... :egal:

Andererseits haben die Discounter und Supermärkte die Haushalte natürlich auch an niedrige Preise gewöhnt ... sich darüber zu beschweren hat natürlich was von "die Geister, die ich rief" ...

Wobei ich absolut nichts gegen mehr Transparenz habe ... aber die gibt es ja teilweise heute schon, muss man halt bei entsprechenden Lebensmittelproduzenten und -händlern kaufen, auch wenn das teurer ist ...
 

Ein_Liberaler

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Hallo? Die testen den Geschmack, weil der Verbraucher angeblich nicht selbst zu beurteilen in der Lage ist, was ihm schmeckt, und Ihr seid für diese Bevormundung auch noch dankbar? Was zum Henker glaubt Ihr, wie der Apfelsaftmarkt funktioniert?
 

Blake

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Das sind ganz einfach Informationen.
Du kannst dich daran orientieren oder sie ignorieren.

Was ist dir denn für eine Laus über die Leber gelaufen?
Haben sie deine Lieblingsmarke in den Dreck gezogen?
 

Lazarus

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Also ich sehe das nicht als Bevormundung - das ist lediglich ein Qualitätscheck.... :egal: Der beste Apfelsaft ist halt der, der schmeckt wie frisch Hergestellt!

Ich kauf mich ja auch nicht durch sämtliche Hersteller von NiMH AA/Mignon Akkus um raus zu finden welcher länger Hält! :plemplem:

Wenn man mit 100% reinem Fruchtsaft wirbt, muss man auch mit Geschmackstests rechnen - sonst können se ja einfach "Fruchtsaftgetränk" drauf schreiben, dann ists wurscht!

Man muss sich ja nicht bei jedem Test gleich auf den Schlips getreten fühlen..... :cheers:
 

Ein_Liberaler

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Ich bin erschüttert. Euch ist schon klar, daß Warentest gar keine Stiftung ist, sondern mit Euren Steuern bezuschußt wird, um Euch zu erklären, was Euch zu schmecken hat?

Und nein, ich trinke keinen Apfelsaft, gar nie nicht. Aber sicher wird demnächst auch Wein getestet.

Marketingdozenten lehren es... muss ich mich anpassen ?

Wie meinen?
 

Mr. Anderson

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Ein_Liberaler schrieb:
um Euch zu erklären, was Euch zu schmecken hat?
An welcher Stelle sagt StiWa denn, was uns zu schmecken hat?

Wenn der StiWa ein mostig-gäriger Geschmack auffällt und sie diesen bemängelt, wird daraufhin jemand, der diesen Geschmack - mal rein hypothetisch - gut findet, das Produkt nicht mehr kaufen? Nein, er wird es gerade deswegen kaufen.

Und in welcher Weise ist dies Bevormundung?
 

Glaurung

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Vom Apfelsaft mal ganz abgesehen, ist nicht von der Hand zu weisen, dass Stiftung Warentest einen nicht unerheblichen Einfluß auf unser Konsumverhalten hat.

Es geht jedoch nichts über frischen Apfelsaft direkt vom Erzeuger ohne irgendwelche Zusätze, am besten in 5 Liter Kanistern ohne Etikett (so kenne ich das noch aus meiner Kindheit)
 

Trasher

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Ich sehe das wie Laz. Es gibt sensorische Tests und aus denen gehen Sieger und Verlierer hervor. Der Geschmack bleibt letzten Endes individuell und es bleibt jedem selbst überlassen die Kandidaten zu mögen oder nicht.
Oder ist es diskriminierend, ein Produkt als "muffig im Abgang" zu bewerten weil jeder einen anderen Geschmack hat?
 

Ein_Liberaler

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Ja, für eine Institution wie die Stiftung Warentest, die sich einen Ruf als unbestechliche Qualitätstesterin erworben hat, ist die Beurteilung von bloßen Geschmäckern diskriminierend. Hauptsächlich erweitert sie damit aber grundlos ihren Aufgabenbereich, denn Geschmäcker kann jedermann selbst beurteilen, und sie zeigt uns, was sie von uns hält, indem sie uns unterstellt, wir könnten es eben nicht. Es ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Überbehütung der erwachsenen Bürger.
 

Semiramis

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Das ist wohl wahr ... Stiftung Warentest steht für Qualitätstest - nicht für "wir haben zwar das und das untersucht, aber entscheiden sie trotzdem selbst" - und so ist es auch im Bewusstsein dessen verankert, der einen Stiftung-Warentest-Button auf seinem Apfelsaft findet beim Einkaufen - wie viele Leute werden wohl tatsächlich nachschauen, was genau dabei getestet wurde :roll: Allein das Schildchen von StiWa auf einem Produkt ist schon sehr verkaufsfördernd; ich übertreibe jetzt ein bißchen, wenn ich den Gedanken weiterspinne und zur Diskussion stelle, ob sie damit nicht ihre eigene Glaubwürdigkeit und das Vertrauen der Verbraucher aufs Spiel setzen...
 

hives

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Manchmal erinnern die Beiträge hier echt an Infokrieg. Der Thread hier könnte m.E. 1:1 von dort stammen. Oder ist das Realsatire?

Zudem ließ die chemische Analyse darauf schließen, dass verdorbene Äpfel oder Maische verwendet wurden. Der Apfelsaft hätte demnach nicht verkauft werden dürfen, so die Tester.

Da wünsche ich mal viel Spaß mit dem lecker Apfelsaft aus verdorbenen Äpfeln, der sicher ansonsten eine Top-Qualität hat, wie Marketingexperten bestätigen :roll:
 

Ein_Liberaler

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Oh bitte - es ging nicht um Qualität und erst recht nicht um Sicherheit, und natürlich haben sie praktisch nichts gefunden, was man hätte bemängeln können, darum kümmern sich ja auch Behörden und das liegt im Interesse der Hersteller - bei einem einzigen Saft vermuten sie, daß er vielleicht nicht in Ordnung war. Wenn sie das melden würden, wäre das ja nicht einmal ein Problem, sondern gut und nützlich. Aber sie machen eine Riesenuntersuchung, um den Verbraucher mit ihrer Meinung über guten Geschmack belästigen zu können, das ist nur noch surreal. Das ist eine Parodie auf den Verbraucherschutz.
 

hives

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Ein_Liberaler schrieb:
Aber sie machen eine Riesenuntersuchung, um den Verbraucher mit ihrer Meinung über guten Geschmack belästigen zu können, das ist nur noch surreal.
Ok, ich will auch gar nicht behaupten, dass dieses Thema grundsätzlich nicht diskussionswürdig ist. Aber als "Bevormundung" u.ä. kann ein Geschmackstest m.E. nicht sinnvollerweise bezeichnet werden. Ist ja nicht so, dass Stiftung Warentest ein Verbot von Pseudo-Apfelsaft erwirken will.
Und ich kann nicht nachvollziehen, was deiner Meinung nach an einem Geschmacksvergleich mit wirklichem Apfelsaft so abgehoben und unverständlich ist - wenn ich den Originalgeschmack kenne und etwas entsprechendes suche (was mir unter demLabel "Apfelsaft" ja schließlich versprochen wird!), kann ich mich danach richten; und wenn mir ein nicht-nach-Apfelsaft schmeckender Pseudo-Apfelsaft besser als wirklicher Apfelsaft schmeckt, kann ich den trotzdem kaufen, und weiß jetzt auch, dass ich bei dem bleiben muss, weil andere Apfelsäfte nach Apfelsaft schmecken, was ich ja nicht will... win-win.
 

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