Qualität und Funktion kostet, das ist kein Konsumzwang, eher "Qualitätszwang".
Wenn ich viele Funktionen will (Urheberrecht skippen), muss ich mehr löhnen.
Ich halte das für den falschen Ansatz. Umformuliert würde es heißen: wenn ich weniger Funktionen habe, muß ich weniger löhnen. Ich bin der Ansicht, daß die Industrie absichtlich schlechte Produkte auf den Markt wirft, die soz. als "Normalklasse" ausgegeben werden. Nützliche Funktionen werden dann nur bei teureren Modellen eingebaut. Diese Funktionen sind nicht nur nützlich, sondern auch an der Grenze zur Unverzichtbarkeit, so daß man sich gezwungen sieht, noch mehr Geld für ein Gerät auszugeben, daß eben diese Funktionen besitzt.
Siehe die CD-Geschichte bei BMG: als Reaktion auf den wirtschaftlichen Einbruch in der Musikbranche soll es bei CDs jetzt 3 Preisklassen geben: billig (~10 €), normal (~14 €)und spezial (~18 €) - legt mich nicht auf die genauen Zahlen fest, man kann es sicher irgendwo nachlesen.
Auf jeden Fall ist es so, daß die Billig-Variante sich von einem unbedruckten Rohling mit case kaum noch unterscheidet! Vordergründig geht BMG also auf die Forderung der Musikfans ein und senkt die Preise. In Wirklichkeit bleibt der Preis entsprechend der Leistung genau gleich! Man ist quasi gezwungen, mindestens die Normalversion zu kaufen, wenn man ein Booklet haben will.
Und meine Befürchtung ist die, daß bei knapper Kasse (und das wird es immer mal geben) die BMG-Leitung entscheiden wird, die Inhalte der "Normal"-Version nur noch in der Spezial-Version draufzupacken.
Auf gut deutsch heißt das:
1. man bringt ein Zusatzangebot zum Markt (CD als Zusatz zur Vinyl + Tape, DVD als Zusatz zum Video, Flatscreen als Zusatz zum Bildröhrenmonitor); Neukunden werden mit "Specials" geködert, da die Geräte noch teuer sind.
2. durch den Wettberb mit anderen Firmen werden die "Zusatzangebote" erschwinglicher, teilweise purzeln sogar die Preise durch Billiganbieter.
3. ab einem gewissen Zeitpunkt werden die alten Medien vernachlässigt (immer weniger Neuerscheinungen auf Vinyl, Tape, Video, immer weniger Bildröhrenmonitore), nämlich dann, wenn der neue Medienmarkt mehr abwirft als der alte.
4. ab einem gewissen Zeitpunkt gibt es keine alten Medien mehr und der Käufer ist gezwungen, den liebgewonnenen alten Medienkatalog (Platten, Tapes, Videos usw) für neue Medien zu kaufen, denn: jedes Tapedeck, jeder Plattenspieler, jeder Videorecorder gibt irgendwann mal den Geist auf. Wenn es aber diese Geräte nigendwo mehr gibt, ist man gezwungen, neue Geräte zu kaufen.
Allzusehr will ich das Prinzip nicht verteufeln - im Grunde war das mit der Schellack-Platte genauso. Allerdings bestand da ein großer Unterschied: lange Zeit existierten beide Formate gleichzeitig, ebenso wie Vinyl und Tape oder Vinyl und CD oder Video und DVD.
Heutzutage geht die Ablösung alter Formate
a) viel schneller und
b) meistens ersatzlos
vonstatten. Das heißt, ich bin gezwungen, alle paar Monate irgendetwas neu zu kaufen, wenn ich Musik, Video oder PC/Internet konsumieren will.
Es wird einfach unüberblickbar und rasend schnell.
Und auch das mag wohl unaufhaltbar sein, dann hast du von einem gewissen Standpunkt wohl auch recht - die Welt dreht sich eben immer schneller...
Aber eine Sache sollte man eben nicht vergessen: es ist eine Marketingstrategie, und der Konsumzwang funktioniert auch dadurch, daß man sich so blöde Sprüche wie "da muß man halt etwas mehr Geld investieren" von der Industrie unterjubeln läßt. Das meine ich mit "duckmäuserisch" - man duckt sich wie eine Maus vor den Verkäufern, dabei sollte es eigentlich so sein, daß der Käufer dem Verkäufer, wenn letzterer schon lediglich an ersterem Geld interessiert ist, wenigstens erhobenen Hauptes die Haltung "wenn du mir schon was verkaufen willst, mußt du dich mächtig anstrengen, denn letztlich ist der Kunde König" vertritt.
Die tumbe Masse läßt sich eben leicht zum Kaufen animieren, wenn man ihr das Gefühl gibt, sie sei unmodern oder nicht auf dem neuesten Stand und mit Gerät X oder Y kann man dem Abhilfe schaffen.
Ich schaue meine Videos auch nicht nur einmal an, und wenn man nicht gerade 50 mal dasselbe Video runternudelt, geht das auch. Wer das für hinterblieben hält, ist ein Konsumsklave.