Regenwald retten - jeden Tag!

Ein_Liberaler

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Natürlich muß der Planet nicht entwaldet werden. Großbritannien wurde entwaldet, Deutschland war bis auf ein paar fürstliche Jagdreviere entwaldet - dann kamen die preußischen Förster und die Kohle. Heute haben wir in D wieder so viel Wald wie... ich will nicht lügen, wie zuletzt im 12. Jahrhundert oder so. Dank fossiler Energiequellen, Kunstdünger usw. Daß die Rückkehr zu "nachwachsenden Rohstoffen" auf Kosten der Wälder gehen würde, konnte jedermann klar sein. Hatten wir doch schon gehabt. Diesen Quatsch mit den Palmölplantagen (die notwendige Rodung soll, da Brandrodung, mit 15 % zum CO2-Ausstoß beitragen) würde niemand ohne die dicken Subventionen machen, die die Regierungen zahlen.
 

Cybergreen

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Ein_Liberaler schrieb:
Großbritannien wurde entwaldet, Deutschland war bis auf ein paar fürstliche Jagdreviere entwaldet - dann kamen die preußischen Förster und die Kohle.

Die Zerstörung der Regenwälder heute kann man nicht mit der Zerstörung der europäischen Wälder während des Mittelalters vergleichen. Durch wissenschaftliche Erkenntnisse (sagen wir mal der letzten 150 Jahre) wissen wir, wie artenreich die Regenwälder wirklich sind und dass sie durchaus eine Funktion zur Klimastabilisierung haben. Dieses Wissen hatten die Menschen des Mittelalter nicht und selbst wenn sie es gehabt hätten, die Waldrohdungen waren für sie überlebenswichtig. Heute gibt es Alternativen zur Waldzerstörung.

Ein_Liberaler schrieb:
Heute haben wir in D wieder so viel Wald wie... ich will nicht lügen, wie zuletzt im 12. Jahrhundert oder so.

Das ist sicher richtig, allerdings ist die Waldstruktur in Europa anders als in den Tropen. Der europäische Wald ist deutlich artenärmer und von einer Baumart dominiert, der Rotbuche. In den tropischen Regenwäldern sind zwei Individuen der gleichen Baumart manchmal einige Kilometer von einander entfernt. Daher ist es dort sicher „einfacher“ eine Art auszurotten und eine Wiederaufforstung ist daher schwieriger.

Ein_Liberaler schrieb:
Diesen Quatsch mit den Palmölplantagen (die notwendige Rodung soll, da Brandrodung, mit 15 % zum CO2-Ausstoß beitragen) würde niemand ohne die dicken Subventionen machen, die die Regierungen zahlen.

Quatsch ist ja nicht nur das Palmöl, es gibt noch anderen Unsinn, z.B. Soja, Zuckerrohr, Herstellung von Toilettenpapier/Papiertaschentüchern u.a.
 

Cybergreen

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Was genau ist denn an Soja, Zuckerrohr und Toilettenpapier "Quatsch"???

Zuckerrohr. Ich gehe mal als Beispiel auf Brasilien ein, da ich mich hier am besten auskenne. In Brasilien gibt es riesige Zuckerrohr-Plantagen. Ein Teil des Zuckerrohrs geht natürlich in die Herstellung von Zucker oder anderen Lebensmitteln, allerdings wird ein Grossteil zur Herstellung von Ethanol verwendet, welcher als Kraftstoff genutzt wird. Tatsächlich ist Brasilien der weltweit grösste Exporteur von Ethanol. Da aber in Brasilien ein Liter Ethanol etwa um die hälfte billiger ist als Benzin, kaufen die Brasilianer bevorzugt ethanolfähige Autos. Die dadurch steigende Nachfrage führt wiederum zur weiteren Zerstörung von Wäldern. Würde bereits erschlossenes oder brachliegendes Land für den Zuckerrohr-Anbau verwendet würde ich ja nichts sagen, dafür Regenwald wegzuholzen halte ich für falsch. Daher für mich: „Unsinn“.

Das aus Soja gewonnene Öl wird ja auch ähnlich wie Palmöl genutzt, d.h. zur Biokraftstoffherstellung, ein anderer Teil geht in die Tiermast. Ausserdem wird es als Nahrungsmittelzusatz genutzt, man kauft also Soja zusammen mit Obstsaft oder Joghurt obwohl man es gar nicht haben will.

Der Spiegel dazu:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,456376,00.html

Toilettenpapier. Es ist ja kein Geheimniss dass ein Grossteil des Toilettenpapiers (auch Papiertaschentücher/Küchenpapier) aus Regenwaldholz herstgestellt wird. Hier würde es auch Reciclingpapier tun, aber anscheinend gibt es hierzu keine echte Bereitschaft. Beispiel Brasilien: es gibt kein geregeltes Papierrecycling, d.h. anstatt dass Papier gesammelt und wiederverwertet wird, landet es im Müll, folgerichtig wird im Supermarkt kein Reciclingpapier angeboten.
 

Ein_Liberaler

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Biokraftstoff ist in der Tat ein Schritt zurück ins Mittelalter.

Ist das Zeug in Brasilien wenigstens "von Natur aus" billiger als Benzin, oder stecken Steuern und Subventionen dahinter?
 

Cybergreen

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Soviel ich weiss ist der Zuckerrohr anbau subventioniert. Hinzu kommen aber, im Gegenteil z.B. zur EU, die extrem niedrigen Löhne und Land ohne Ende. Braucht man mehr Platz, holzt man eben wieder ein bischen Wald weg.
 

Shishachilla

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Zum Thema Zuckerrohr: Ich hab keine Daten vorliegen, aber mir stellt sich die Frage: Was wiegt schwerer, die Abholzung des Waldes für mehr Plantagenfläche, oder ohne die Plantagen die Verfeuerung "nicht-erneuerbarer" Energien? Denn ohne Ethanol würden da unten wahrscheinlich noch alle mit alten Benzinern rumfahren.

Zum Thema Klo-Papier: Schon mal mit dem guten alten Recycling-Schmiergelpapier gearbeitet? Also ich finde das is ne Zumutung für den Allerwertesten!
Und is das nicht eher ein Problem was durch die Abfallpolitik in Brasilien entsteht?
 

Cybergreen

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Zum Ethanol: Wie bereits gesagt, würden bereits erschlossene oder brachliegende Flächen für den Zuckerrohranbau genutzt werden wäre es ja in Ordnung. Aber das ist ja nicht der Fall. Zum anderen, der Vorteil von Ethanol (im Gegensatz zum Erdöl) läge ja darin, dass Anbau der Pflanzen, Herstellung des Ethanols und der Verbrauch am gleichen Ort stattfindet. Dadurch würde der teure und auch für die Umwelt gefährliche Transport entfallen. Jedes (europäische) Land könnte sicher seinen eigenen Ethanol herstellen, dies könnte möglicherweise auch zum Abbau von Subventionen führen. Es ist ja aber so dass momentan Dritte-Welt- und Schwellen-Länder den Ethanol in die reichen Industrienationen exportieren.

Zum Klopapier: Man gewöhnt sich an alles :D . Außerdem gibt es auch beim Recyclingpapier Qualitätsunterschiede.
 

dkR

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Und dann packen wir da kräftig Brantweinsteuer drauf und der Staatshaushalt ist saniert :mimpel:
 

Cybergreen

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Brasilien will verstärkt gegen die Abholzung des Amazonas vorgehen. Wenn selbst die Regierung Lula (die ja eigentlich vorhat den Amazonas „wirtschaftlich zu Entwickeln“) solche Massnahmen ergreift ist die Lager sehr dramatisch. Nachdem die Zerstörung des Amazonas sich seit 2005 verlangsamte, ist in der zweiten Jahreshälfte 2007 so viel Wald abgeholzt worden wie lange nicht mehr.

http://www.nzz.ch/nachrichten/inter...ilien_abholzung_gegenmassnahmen_1.657592.html

Im brasilianischen Fernsehen wird sogar davon gesprochen, in den betroffenen Gebieten die Armee zu schutz des Regenwaldes einzusetzen. Ausserdem soll wohl ein Gesetz verabschieded werden, nachdem auch die Käufer von Produkten aus illegal geschlagenem Wald zur Verantwortung gezogen werden sollen. Wie dass allerdings umgesetzt werden soll ist mir ein Rätsel.

Ich habe allerdings wenig Vertrauen in die brasilianische Regierung. Die Zerstörung wäre nur aufzuhalten wenn sich auf der Abnehmerseite (d.h. Europa, USA) etwas tut. Aber es sind sowohl unsere Regierung als auch die EU, trotz Klimaschutz-Bekundungen, an einem echten Regenwaldschutz nicht interessiert.
 

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