:gruebel:
Ich finde es ziemlich schwierig, sich eine Meinung über
die RAF und ihre Zeit nur anhand von Dokumenten
und/oder Sachbüchern zu bilden, da diesen ja leider
die Neigung innewohnt, einen Tunnelblick zu erzeugen.
Nehmen wir nur die (Selbst-)morde von Stammheim:
Als sie damals erfolgten, herrschte im bürgerlichen
Milieu, in dem ich groß wurde, eine Erleichterung, dass
es nun vorbei damit war... und natürlich war es Selbstmord.
Die Annahme, dass es sich dabei um Mord gehandelt
haben könnte, hörte ich dann erstmals glaubwürdig in
'anderen' Kreisen, wobei ich mir nicht vorstellen mochte,
dass ein Rechtsstaat zu so etwas imstande wäre, aber
die Zweifel wuchsen...
Dann erschien im Stern sogar eine Serie dazu, bei der
diese Zweifel an der 'offiziellen' Version anhand der
Gegebenheiten eher noch genährt, als beschwichtigt
wurden...
In Stefan Aust' sehr informativem Buch über die erste
RAF Generation war es dann doch wieder Selbstmord,
trotz verschiedener Ungereimtheiten..
In der 'Bleiernden Zeit' von Margarethe von Trotta erbrachte
die Protagonistin ihren persönlichen Beweis, dass ihre Schwester
Gudrun Ensslin sich nicht so hätte strangulieren können, wie
es die offiziellen Darstellungen auswiesen, also doch Mord...
Im 'Todesspiel' von Heinrich Breloer ist es dann wieder ohne
jeden Zweifel Selbstmord....
Frage: Würde eine Regierung eine solche Handlung (Mord an
Gefangenen, um damit weiteren Erpressungsversuchen vor-
zubeugen) jemals eingestehen? Wahrscheinlich nicht..und
nötig hätte sie es sowieso nicht, fand der Tod der RAF Köpfe
in Stammheim doch ein überwiegend positives Echo..
Und wäre die RAF nicht seinerzeit mit den selben Mitteln,
wie heute Osama Bin Laden und sein Club, als das
ultimative Böse in öffentliche Köpfe gebimst worden,
während andererseits noch etliche Nazimörder unverurteilt
durch die Gegend liefen (wer da wohl das größere Übel
darstellte, mh?), gäbe es heute vielleicht auch einen
größeren Wunsch nach Aufklärung über die RAF und damit
sich erweiterende Tunnelblicke auf eine Vergangenheit,
die angesichts der heutigen Verhältnisse ebenso unbewältigt
ist, wie seinerzeit die 'tausend Jahre'..