Nigel Farage gegen den Rest der Welt (bzw. der EU)

Grobi

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Durch den aktuellen 'Alles Schall und Rauch'-Artikel bin ich auf den mir bisher unbekannten britischen Politiker Nigel Farage gestossen und war natürlich überrascht darüber, was dieser im Europäischen Parlament so von sich gibt. Daß ich über die gleichgeschalteten Mainstream-Medien noch nie von diesem Politiker hörte, hat mich allerdings weniger überrascht.


200px-Nigel_Farage_of_UKIP.jpg

In seiner neusten Rede greift er, durchaus amüsant, nicht aber sehr freundlich den aktuellen EU - Präsidenten an (siehe ASR-Link).
Folgende kurze Reden mit deutscher Übersetzung habe ich auf YouTube gefunden:

Nigel Farage: Eine Lektion in Demokratie

Nigel Farage vs Angela Merkel
Interessant ist die Reaktion von Angela Merkel: Vollkommenes Desinteresse (was man von dem Burschen hinter Nigel Farage nicht behaupten kann). Ignoranz ist natürlich eine Möglichkeit Kritik zu begegnen, schäbig ist's aber auf alle Fälle !

Nigel Farage zur Eu-Kommission
Sagt der Mann die Unwahrheit, oder warum hört man das nicht in den Mainstream-Medien ? (oder sehe ich einfach nur die 'falschen' Nachrichten ?)

Nigel Farage zum 2. irischen Referendum im EU Parlament

Nigel Farage zum Euro

Wie gesagt, ich kannte den Mann bisher noch nicht. Was er in diesen kurzen Reden von sich gibt, spricht mir aber so ziemlich aus der Seele.
Da ich nun aber weiß, daß die Meisten in diesem Forum oftmals ganz anderer Meinung sind als ich, interessiert mich selbige nun.
Also, was haltet ihr von Nigel Farage ?
 

Ein_Liberaler

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Naja, ein EU-Gegner halt. Er hat in manchen Punkten recht, in manchen nicht, und er mag die schrillen Töne. Wenn er wollte, könnte er genauso auf seine eigene Partei einhacken:

Die Unabhängigkeitspartei sah sich als neues Zuhause britischer Europagegner, denen die konservative Partei zu proeuropäisch wurde. Nach dem Europawahlerfolg von 2004 sah es zunächst so aus, als würde sich Ukip in einer Reihe von Skandalen selbst zerlegen. Ein Europaabgeordneter musste wegen Betrugs ins Gefängnis, gegen einen weiteren wurde wegen Geldwäsche ermittelt. Der frühere Parteivorsitzende trat aus der Partei aus.

Farage zählt zu den Gründungsmitgliedern und sitzt seit 1999 im Europaparlament. Im Wahlkampf hatte er zugegeben, in seinen neun Jahren als Europaparlamentarier rund zwei Millionen Pfund an Spesen dem Steuerzahler in Rechnung gestellt zu haben.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,629257-3,00.html

Viel berichtet wird über ihn nicht, wahrscheinlich ist er zu bedeutungslos dafür. Was hört man denn hier überhaupt aus Brüssel, wenn nicht der Abgeordnete Schulz wieder was vom Stapel gelassen hat? Ich halte ja die ganze EU für einen ziemlichen Skandal, aber deswegen muß mir dieser Populist auch nicht gefallen.
 

Grobi

Meister
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Ja, die schrillen Töne mag er wohl wirklich. Wenn er als Politiker keinen Erfolg mehr hat kann er ja zum Fernsehen gehen.
Den Spiegel-Artikel kannte ich noch nicht, auf alle Fälle interessant.

Ich würde mir durchaus wünschen, daß über Farage's Argumentation mehr in der Öffentlichkeit diskutiert würde.

Wird über ihn nicht berichtet, weil er zu bedeutungslos ist, oder ist er so bedeutungslos, weil (zu Unrecht) nicht über ihn berichtet wird ?
 

Ein_Liberaler

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Der hat doch schlicht keinen Einfluß. Das EU-Parlament kann ihn behandeln wie einen Pausenclown, denn was mich persönlich an der EU besonders frappiert, ist doch, wie sie sich immer alle einig sind. Kompetenzen nach Brüssel verlagern, alles vereinheitlichen, jede Lebensregung verregeln und verrechtlichen, bis hin zu den Duschbrausen, dabei aber von Subsidiarität schwafeln.

Ob CSU, ob GRÜNE, alle sind für Brüssel. Wer gegen Brüssel ist, kriegt kein Bein an die Erde.

Und die Zeit in der Tagesschau ist begrenzt. Gehört hatte ich von Farage schon einmal, aber im Tagesgeschäft geht der mit seiner Splittergruppe schlicht unter.
 

HunabKu

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Wird über ihn nicht berichtet, weil er zu bedeutungslos ist
Das denke ich nicht, Grobi. Populisten sind nun mal unter den Herrschenden nicht gern gesehen weil sie eine verständliche und einfache Art zu reden haben.
Die Art auf die Politiker sonst immer reden, macht es den Menschen meist schwer sie zu verstehen.
Und weil derartiges Reden nun mal aus dem üblichen Rahmen fällt, macht man sich über Leute wie u.a. Nigel Farage hier und da lustig bzw führt sie vor, um das was solche Leute sagen der Lächerlichkeit preiszugeben. So erreicht man (noch), dass diese Leute von der Mehrheit nicht ernst genommen werden.

Ich halte Populismus für notwendig in unserer heutigen Gesellschaft. Anders findet man nämlich kaum noch Gehör bei den Menschen. Glücklicherweise werden es aber immer mehr, die sich über Leute wie Nigel Farage einer ist nicht mehr lustig machen sondern ehr mal über das Gesagte nachdenken.

...und dass Frau Merkel mit Desinteresse reagiert ist eh gespielt. Die weiß ganz genau wovon Nigel Farage redet. Da steckt Angst dahinter, Angst dass Leute wie er irgendwann doch Einfluss haben werden bzw ihn sich so erarbeiten könnten.



HunabKu
 

agentP

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Ich mag Populisten nicht, weil sie Emotionen instrumentalisieren, komplexe Sachverhalte auf verfälschende Weise vereinfachen und Dinge auf unverantwortliche Weise überspitzen.
Populisten haben definitiv nicht das Ziel, dass Leute über irgendwas nachdenken, sondern sie liefern vorgekautes Denk-Fast-Food mit dem Ziel, dass die Leute gar nicht erst anfangen nachzudenken, sondern aus dem Bauch heraus wählen. Populisten sind in der Politik das, was RTL2 Nachmittagstalkshows in der Medienlandschaft sind. Sie sind die McDonalds Filialen der Politik, die dafür sorgen, dass immer weniger Leute ihr Meinungs-Mahl am Herd des eigenen Verstandes kochen, bis sie nciht mal mehr wissen, wie man überhaupt kocht.
Dass du auf sowas abfährst wundert mich wenig, lässt aber weitere tiefe Einblicke in deinen Meinungsbildungsprozess zu. Danke.
 

Winston_Smith

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Sie sind die McDonalds Filialen der Politik, die dafür sorgen, dass immer weniger Leute ihr Meinungs-Mahl am Herd des eigenen Verstandes kochen, bis sie nciht mal mehr wissen, wie man überhaupt kocht.

Oh. DAS ist mal gut gesagt! :top:

ws
 

agentP

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Danke. :oops:
War kurz vor der Frühstückspause, da muss ich immer an´s Essen denken.
 

HunabKu

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...bevor man sich hier weiter gegenseitig beweihräuchert....


Ich mag Populisten nicht, weil sie Emotionen instrumentalisieren, komplexe Sachverhalte auf verfälschende Weise vereinfachen und Dinge auf unverantwortliche Weise überspitzen.
Ich finde es ist notwendig Emotionen zu instrumentalisieren. Über Emotionen definieren wir Menschen uns nun mal und nur so trifft man den Nerv der Leute. Außerdem ist es ebenso nötig komplexe Sachverhalte hier und da zu vereinfachen damit sie erstmal von jedem verstanden werden können. Tiefergehendes kann anschließend erfragt und beantwortet werden. Was die überspitzten Darstellungen angeht so sind die wieder nötig, um Gehör zu finden, einfach der Aufmerksamkeit wegen.

Mein Eindruck ist der, dass man einen Horror davor hat, die Menschen könnten anfangen gewisse Dinge zu begreifen und zu durchschauen. Dinge, die wegen ihrer bisherigen "Komplexizität" nur von einigen wenigen "Experten" verstanden werden, welche dann auch das Recht für sich beanspruchen, allein für die Erklärung diese Sachverhalte "verantwortlich" zu sein.

je "dümmer" ein Volk ist, desto leichter lässt es sich regieren. Ein schlaues Volk regiert sich selber.

Populisten sind gut für´s Verständnis. Man muss nur wissen was vom Gesagten wichtig und was nur "Verpackung" ist. Das richtige Ohr dafür ist das Ausschlaggebende.



HunabKu
 

Winston_Smith

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Außerdem ist es ebenso nötig komplexe Sachverhalte hier und da zu vereinfachen damit sie erstmal von jedem verstanden werden können.

Genau. Nur nicht zu viele Infos. Die halten nur auf. Macht doch eh viel mehr "Spaß", sich über etwas aufzuregen. Und ist dazu noch so schön einfach.

je "dümmer" ein Volk ist, desto leichter lässt es sich regieren.

Genau. Nur nicht zu viele Infos. Die halten nur auf. Macht doch eh viel mehr "Spaß", sich über etwas aufzuregen. Und ist dazu noch so schön einfach.


ws
 

agentP

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tionen zu instrumentalisieren. Über Emotionen definieren wir Menschen uns nun mal und nur so trifft man den Nerv der Leute. Außerdem ist es ebenso nötig komplexe Sachverhalte hier und da zu vereinfachen damit sie erstmal von jedem verstanden werden können.

Richtig. Wenn man den Leuten sagt, dass die Ausländer, die Kommunisten, die Kapitalisten, die Juden, die Amis, die Muslime oder die Schweizer an allem Schuld haben, das hört jeder Trottel gerne, das ist einfach zu verstehen und Hass ist auch eine prima Emotion wenn man Massen mobilisieren will. Wie gesagt: Ich danke dir, dass du mir solche Einblicke in das gibst, was dich wirklich antreibt.
 

HunabKu

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Genau. Nur nicht zu viele Infos. Die halten nur auf. Macht doch eh viel mehr "Spaß", sich über etwas aufzuregen. Und ist dazu noch so schön einfach.
Du weißt doch genau dass es darum nicht geht. Ich schrieb doch bereits, dass anschließend aufgrund von Fragen die auftauchen und gestellt werden die "Komplexizität" vertieft werden kann und auch soll. Wichtig ist doch aber als allererstes, dass die Menschen überhaupt erstmal in ein Thema hineinfinden, also die Möglichkeit geboten bekommen etwas damit anfangen zu können eben WEIL sie anfangen es zu verstehen. Wie gesagt, die Fragen kommen dann anschließend von allein.

Nieman sagt also, dass die Zusammenhänge weg gelassen werden sollen. Wichtig ist nur erstmal das Verstehen überhaupt, der Anfang also und genau dafür sind in meinen Augen Populisten ganz gut geeignet.

Wir sind da nun mal verschiedener Ansicht. Ein definitives Richtig oder Falsch gibt es da, denke ich, nicht. Das hat etwas mit der persönlichen Einstellung dazu zu tun.

@AgentP
Ich danke dir, dass du mir solche Einblicke in das gibst, was dich wirklich antreibt.
Und ich danke dir, dass du mir aufzeigst, wie wenig du doch von dem verstehst was mich wirklich antreibt. Du hast, zumindest was mein Empfinden dazu angeht, garnichts verstanden.

Was mich diesbezüglich antreibt, ist einzig und allein, dass gewisse Leute, die hier und da Populisten genannt werden, in mir ein gewisses Interesse an einem bestimmten Thema wecken. Dafür sind Populisten gut. Genau das beziehe ich auch auf andere Leute. Ist das Interesse erstmal geweckt, beschäftigt man sich auch mit dem Thema, holt sich Informationen von überall her und kann sich so dann ein Bild davon machen und seine Meinung ausformen. Populisten sind also nichts weiter als Anstoßgeber. Sie sind deswegen so "unbeliebt", weil genau dieser (Denk)anstoß nicht gewollt ist. Wie gesagt, "Ein dummes Volk regiert sich einfach......"



HunabKu
 

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