was mich an den Schießereien stört, ist eher, dass sie weder einen dramaturgischen Effekt haben, noch in sich irgendwie ein dramatisches Ereignis sind, da einfach nichts passiert
Absolut deiner Meinung

Um mal die von mir in meinem anderen Post angesprochene South Park Folge "Insheeption" zu zitieren:
Inception Guy #1: Is this the dream, or the dream within the dream?
Inception Guy #2: It doesn't matter! Just keep shooting!
Interessanterweise bewertet der bereits genannte Filmkritiker Mark Kermode gerade Inception als ein Beispiel für einen besseren, weil ausgeklügelteren Blockbuster.
Das wird wohl daran liegen, dass das Niveau der Neuerscheinungen im Kino seit knapp 11 Jahren so drastisch abgenommen hat, dass Inception in der Tat zu einen der besseren Filme der letzten jahre gehört!
In sich ist Inception auch gut ausgeklügelt! Ich will nicht die Fähigkeiten von Christopher Nolan anzweifeln! Aber so ähnlich, wie Verschwörungstheorien funktionieren, funktioniert auch die Logik des Films! Von außen betrachtet ist die Geschichte ziemlich kindisch und einfach dumm
Zum einen ist die Idee, einen Traum im Traum zu haben sehr alt und in literatur und in vielen filmen oft benutzt worden(als beispiel: Total Recall). Also eigentlich nichts neues oder unbedingt kreatives. Zum anderen ist die Umsetzung in Inception ziemlich konfus und abgehoben! Man könnte den film auch mit dem Satz "warum einfach, wenn man es auch schwer haben kann" untertiteln! (und für die Inception Fans: NEIN, ich habe den Film verstanden

)
Das ganze wäre ja noch nicht das größte Problem und als film sogar vielleicht ganz unterhaltsam, wäre da nicht diese hyper-realistische fast sterile Aufmachung, die einen gewissen Wahrheitsgehalt für sich in Anspruch nimmt, dem zuschauer das gefühl einer authentischen, gut durchdachten und intelligenten Story vorgauckelt und gleichzeitig die Möglichkeiten, die eine Geschichte über Traumwelten hätte bieten können, komplett untergräbt!
Mal abgesehen von den eindimensionalen Charakterzeichnungen, die innerhalb dieser Welt natürlich wieder logisch erscheinen!
Zumindest ich konnte für keinen der Akteure auch nur zu irgendeinem Zeitpunkt des Films wirkliche Sympathie aufbringen, geschweige denn, mich mit den Hauptcharakter identifizieren zu können.
Auch die Tatsache, dass man sich das gesamte Verfahren - in einen Traum ein zu dringen, um die Meinungen dieses Erben zu verändern, hätte sparen können, hätte man vielleicht mal klartext mit ihm geredet und versucht ihn vom gegenteil zu überzeugen! Oder man hätte ihn umbringen lassen können, oder enterben etc! Es gäbe auf jeden Fall viele sinnvollere Möglichkeiten, dieses Problem zu lösen!
aber nein.. Man muss eine nicht wirklich näher im Film erklärte Methode namens "inception" (traum im traum im traum..) anwenden, um ihn hinterrücks zu manipulieren!
Dann kommen natürlich die bereits genannten Verfolgungsjagden und die Schnee-Szenen, die man normaler weise eher in einem deutschen "Actionfilm" erwarten würde! Und zum krönenden Abschluss dann auch noch dieses Ende, in dem die Frage aufgeworfen wird, ob die "Reale Welt" nicht auch nur ein traum sei! Sooo tiefgründig und intelligent
Für jeden eingefleischten Scifi-Fan eigentlich ein schlag ins gesicht, denn jeder weiss doch, dass inception letzten endes auch nur teil der Matrix ist 8)
Eigentlich wäre mir der Film ja egal, aber das Problem ist, dass er als einer der besten Scifi Filme der letzten Jahre gehandelt wird, jeder die Geschichte und ihre Meta-ebenen lobt, während es bei genauem betrachten eigentlich nur ein ziemlich konfuser, aber gut verpackter action-thriller ist, der eher von seinen "Pseudo-Ebenen" lebt und das glück hat, in einer Zeit veröffentlicht worden zu sein, in der tiefgründige und gute Filme eher die seltenheit sind!
[edit: Ich habe wohl keine beweise dafür, aber ich glaube, dass man das Niveau des Kinos vor allem am Niveau der Science-Fiction Filme fest machen kann! Denn kein Film-genre beherrscht es so gut, als spiegel unserer gesellschaft zu fungieren, Einfluss auf unsere Kultur und unser denken aus zu üben und gleichzeitig in der Lage zu sein, abstrakte und komplexe geschichten zu erzählen! ZUsätzlich ist auch der zeitliche und finanziele Aufwand, einen scifi film zu produzieren höher und mit mehr risiko behaftet, als bei jedem anderen genre!
Zum Beispiel könnte man die 70er "die goldenen Jahre" für den Scifi Film nennen. Während in den 70ern die großen einflussreichen scifi-filme produziert wurden (Odyssee - 2001, Solaris, Alien, Star Wars etc) war der Kinofilm auch im allgemeinen zu der Zeit etwas, das sich dem Publikum mit großen gesellschaftlichen Fragen auf einfallsreichen und ausgefallenen Wegen präsentierte!
Bis zum ende der 90er hat sich dieser Trend mit absteigender Tendenz weiter fort gesetzt und fand im 1999 veröffentlichten ersten Teil der Matrix Trilogie seinen Höhepunkt, welcher auf der einen Seite in seiner Machart das (neue auf Effekten beruhende) Blockbuster-Kino perfektionierte, auf der anderen seite aber versucht eine Geschichte im sinne der großen Scifi-Filme der 70er zu erzählen. Es ist ja auch bekannter maßen der erste Film der all die neuen Techniken des Computerzeitalters das erste mal wirklich ausgiebig nutzen konnte.
Ich weiss nicht wirklich woran es liegen mag, aber man könnte die anschläge auf das world trade center als eine der haupt-ursache nennen, die neben vielen anderen einwirkungen, die dieses Ereignis mit sich gebracht hat, auch das Kino grundlegend veränderte!
Mit den anschlägen ging nämlich unter anderem die "romantische" Vorstellung verloren, die welt in ein einfaches "Gut und Böse" modell einordnen zu können!
Auf einmal beherrscht Misstrauen die Öffentlichkeit und während in den 60ern und 70ern die hippiekultur und in den 80ern und 90ern massenproduktion, der fall des ostblocks und die boomende popkultur Freiheit und ein angstfreies Leben erhoffen ließen, erfährt der weltliche Zeitgeist seit 2001 eine drastische Veränderung, die sich natürlich auch im Kino bemerkbar macht!
Neue Kontrollmechanismen lassen Freiheiten verschwinden, die neue vernetzte Welt bietet keinen klassischen Halt oder vertraute Anker, auf die man sich verlassen kann, da auch jeder einzelne Mensch heut zu tage rein theoretisch die Möglichkeit hat, durch diese Vernetzung anonym und direkt von jedem punkt auf der welt, beliebig großen schaden anrichten zu können!
Und um mal speziell aufs Kino zurück zu kommen, bleibt dem scifi keine andere wahl, als dieses durcheinander in bilder packen zu wollen! Während es am Anfang des Jahrtausends noch relativ passend von statten ging(Minority Report, The 6th Day, Equilibrium etc) und noch ein rest-gehalt an ernst gemeinter kritik in filmen zu finden ist, führt genau die Filmreihe, die den Ball mit matrix 1 ins rollen gebracht hat, das scifi kino in den "Untergang"! Denn bei dem Versuch auf grundlage des ersten Teils unsere veränderte welt erklären zu wollen, geraten die fortsetzungen von matrix in den Konflikt, keine einfachen lösungen anbieten zu können, dafür aber die möglichkeit haben mit geballter Kraft auf das aussehen und die effekte zu setzen, was dem durchschnittlichen zuschauer im umkehrschluss keine andere wahl lässt, als sich auf das äußerliche zu beschränken! Ich unterstelle niemanden, absichtlich mit dieser intention Filme zu drehen, aber in einer Zeit, in der die gesellschaft bis ins kleinste von Misstrauen und Vorurteilen besetzt ist, könnten nur weltfremde und verückte einen Film, wie Odyssee realisieren wollen!(es geht sogar so weit, dass man heut zu tage zum beispiel auch keinen film, wie "das leben des brian" veröffentlichen könnte, ohne dafür öffentliche und sogar politische beschimpfungen und verfolgungen in kauf zu nehmen)
Stattdessen kann man ja die einzig logische Konsequenz dieses Dilemmas seit Jahren in den Kinos und im Fernsehen beobachten! Das Scifi (und Fantasy) Genre wird(wie zu Hochzeiten des kalten Krieges) von Superhelden beherrscht, die nur mit hilfe übermenschlicher fähigkeiten oder übermenschlichen finanziellen mitteln + geheimer futuristischer technologie das filmische Abbild unserer Realität vor dem Untergang zu retten versuchen. Das beste und aktuellste beispiel ist die neue Batman Reihe, die genau, wie inception mit ihrer hyper-realistischen aufmachung und den dazu ebenfalls überwältigenden effekten es schafft, den Zuschauer auch ohne richtige Handlung in den Bann zu ziehen, was es viel noch unwahrscheinlicher macht, sich zusätzlich auch der aussage und Intention des gesehenen bewusst werden zu wollen! Vor allem kommt es zumindest mir so vor, als würde man allen schauspielern vorgefertigte Emotionen beibringen, die dann nach belieben immer wieder und universal für alle filme abgerufen werden können!
Aber um auf meine wundervolle "These"

zurück zu kommen, spiegelt sich die Einfallslosigkeit in heutigen scifi filmen auch in allen anderen genres wieder! Entweder hat man die möglichkeit billig gefakte realitäten auf unterstem Niveau zu schauen, oder man kann sich einen der unzähligen remakes alter filme angucken, die meistens weder vom inhalt, noch der aufmachung an das jeweilige original heran kommen könnten!
(ausnahmen bestätigen natürlich die regel)
Und ich bin überzeugt davon, dass sich dieser Trend nur ändern ließe, besäße jemand den Mut und die Mittel, einen auf hohem intellektuellem Niveau, dazu finanziell extrem erfolgreichen und zu gleich lehrreichen Kinofilm/Blockbuster zu produzieren, der Effekte nicht zum Selbstzweck einsetzt, sondern um die Geschichte voran zu bringen und sich dabei nicht auf eine 0815 Liebesgeschichte als Rahmenhandlung verlässt. Aber ich glaube, dass dieser Wunsch in Wirklichkeit noch viel unrealistischer wäre, als er geschrieben sowieso schon klingt...
