Max Goldt

Paradewohlstandskind

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Harald Schmidt hat für ihn heute ja ganz schön die Werbetrommel gerührt. Die >>11.09.01<< Story war ja auch einfach genial.
 
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Wos? Echt? Ich sollte doch öfter mal TV schauen, tu das selten ... was hat Dirty Harry denn erzählt ? War Max da ?
 

Paradewohlstandskind

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Hallo Camilo Cienfuegos!

Nein, Max Goldt scheut jede Art von Show-Gerede. Dirty Harry lobte ihn während des politischen "Mensch ärger Dich nicht" über den Schein-König! Und damit hatte er auch Recht.

Ich schaue auch nicht mehr viel TV. Doch Simpsons und Harald Schmidt sind bei mir Glotzpflicht.

Hast Du den Vorabdruch von Max Goldt´s neuem Buch in der Süddeutschen Zeitung gelesen? GENIAL!!!!!

Grüsse
PWK
 

Rukhai

Meister
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hallo allerseits!!
ich hab da mal ne frage!!
was hat max goldt den so geschrieben (genre mäßig)???
bzw. was könnt ihr mir von ihm empffehlen??
würd mich ma interessieren denn ich hab noch nie was von ihm gehört (so weit ih mich erinner) :roll: :roll:


so long
 

Paradewohlstandskind

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Er schrieb Kolumnen für die Satire-Zeitschrift >>Titanic<< und veröffentlichte diese in einigen Büchern. Ausserdem macht er mit seinem Freund Herrn Katz Comics und verdingte sich eine Zeitlang als, ich sage mal, "Experimentalmusiker".

Das beste Buch von ihm, meiner Ansicht nach ist "Ä". Das ist genial!!!!!
 
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Ich kann empfehlen:
"Schließ einfach die Augen und stell dir vor, ich wäre Heinz Kluncker"
erschienen im Haffmans-Verlag, ISBN 3 251 30044 X

"Die Radiotrinkerin"
Diana-Taschenbücher, ISBN 3 453 16514 4

(sind beides Sammlungen von Kurzgeschichten)


sowie die CD
nuuk - Nachts in schwarzer Seilbahn nach Waldpotsdam
Traumton Records

(ist mehr was für Fans)

---

Dann natürlich noch www.katzundgoldt.de und seine Kolumnen & Comics aus dem Titanic-Magazin ...
 
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Monolog des morganatischen Maurers

Hier ist meine Familie:
Tante, eine Lyrikerin.
Schwester. Sie ist Mystikerin.
Und dort Mutter. Sie ist Sopranistin.
Und schließlich Vater: Er ist Dramatiker.

Ich bin Maurer. Ich arbeite auf einer Baustelle. Ich muß sagen, ich liebe meine Arbeit. Stein um Stein zusammenzufügen, zu betrachten, wie durch meiner Hände formendes Wirken allmählich eine Heimstatt heranwächst; eine Heimstatt für ein junges Glück vielleicht, welches sich im Statdtpark beim Füttern der Schwäne traf, nur scheinbar zufällig; denn alles ist Fügung, es gibt keinen Zufall. Vielleicht aber auch für Großmama und Großpapa, die sich nach entbehrungsreichem Leben eine letzte, sonnige Bleibe zu finden anschicken. Oftmals harre ich, mit meiner Maurerkelle in der Hand, minutenlang aus, ins Weite schauend; und der Kreislauf des Lebens wickelt sich vor mir ab: Geburt, Heirat, Tod - Geburt, Heirat, Tod - all dies wird sich immer wieder von neuem in dem durch dies mein Schaffen und Tun entstehenden Hause ereignen.

Nur eines bereitet mir, bisweilen zumindest, doch Sorgen. Leider finde ich nicht leicht Anschluß an meine Kollegen. Nicht, das man mich schneidet, nein, das nicht, doch beschränkt man die Konversation mit mir auf das Unterbreiten von zur Verrichtung der Arbeit notwendigsten Informationen. Gern, ja sehr gern gar, würde ich mit den anderen Arbeitern in der Pause im Baustellenwagen plaudernd einen trockenen Martini einnehmen. Aber wenn ich komme, sitzen schon alle da und trinken Bier, und keiner bietet mir einen Sitzplatz an, so daß ich allein, neben ihnen stehend und schweigend meinen Martini trinken muß.

Neulich fügte man mir eine kleine, ja sicher nur scherzhaft gemeinte Boshaftigkeit zu: Einer der Arbeiter versteckte meine Kühltasche, in der ich das Eis für meinen Martini aufzubewahren pflege; und so mußte ich auf meinen Pausendrink verzichten.
Die anderen tranken ihr Bier, als ob nichts geschehen wäre.

Unlängst wurde mir doch alles ein wenig schwer, und ich suchte Trost bei einem älteren Kollegen; fing ihn auf dem heimweg ab, nahm ihn bei den Händen und sprach über mich und meine Familie. Ich habe, glaube ich, auch ein wenig geweint. Doch er starrte mich nur unverwandt an und lief fort.

Dennoch möchte ich mich nicht beklagen. Ich habe ja meine Familie:
Tante, eine Lyrikerin.
Schwester. Sie ist Mystikerin.
Und dort Mutter. Sie ist Sopranistin.
Und schließlich Vater. Er ist Dramatiker. Er schreibt gerade ein Drama.

Ich bin Maurer. Ich arbeite auf einer Baustelle.

(Max Goldt - Monolog eines morganatischen Maurers)
 

Paradewohlstandskind

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Dieser Monolog ist eines seiner nachdenklichen Geschichtlein, oft kann man sich bei seinen anderen Niederschriften ein lautes Lachen nicht verkneifen und wird dann dummdoof von den anderen Fahrgästen im Bus angeglotzt.

Er ist ein wahrer Feingeist!
 

agentP

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Eines seiner nachdenklichen Geschichtchen ???????
Also ich habe eher gelacht als gegrübelt !


Max Goldt ist grandios !
Entweder "Die Radiotrinkerin", "Quitten für die Menschen zwischen Zwittau und Emden" oder "Die Kugeln in unseren Köpfen" sollten in den Post-PISA-Literaturkanon unbedingt rein.

Mindestens genauso genial, wenn auch bissiger ist imho Wiglaf Droste.
Geradezu genialistisch ist der gemeinsame Bericht der beiden über einen Nachwuchs-Band-Wettbewerb zu dem sie gemeinsam als Juroren gereist sind. (Müsste in einem der oberen Bücher zu finden sein)







Die rauchende Frau
Eine Liebeserklärung

Frauen, die rauchen, sind klasse. Wenn man sie anruft, sagen sie Sachen wie »Nein, ich kann jetzt nicht, ich muß gerade meine Haare entbeinen«, und dann hört man sie einen tiefen Zug aus der Lulle nehmen. Man sieht sie vor sich, wie sie da in ihrer Küche sitzen, inmitten einer gigantischen Unordnung, und den ganzen Tag tun sie sinnlose Dinge, zu denen Männer oder nichtrauchende Frauen niemals fähig wären.
Rauchende Frauen versetzen Männer in intellektuelle Raserei und stacheln sie, einfach so, nur durch ein bißchen Paffen, zu Höchstem an. Das Höchste aber ist dies: Ein ansonsten recht zurechnungsfähiger Mann verfällt angesichts einer schmökenden Frau schlagartig dem Wunsch, ihr zu gefallen, und sagt: »Ich brauche keine harte D-Mark. Hart bin ich selber.« Zur gerechten Strafe wird er in Folge von der rauchenden Frau zirka alle fünf Minuten angerufen und mit dem Satz »Junge, mach die D-Mark weich! Ja! Ja! Ja!« weiter angefeuert.
Nichtrauchende Frauen sind völlig scheiße. Sie haben Sprühdosen dabei und sprühen »Männerkrieg ist Frauenmord« an irgendwelche Wände. Das finden sie gut, und es fällt ihnen dabei auch gar nichts auf. Nichtrauchende Frauen sind sowas wie Eva Braun und müssen daher das Schicksal Eva Brauns teilen: an der Seite eines bekloppten Vegetariers verdorren. Claudia Nolte zum Beispiel würde nie rauchen, denn: Die deutsche Frau raucht nicht! Sondern riecht ein bißchen nach Turnhalle und Medizinball. Und sieht auch genau so aus.
Rauchende Frauen dagegen hätten den Faschismus verhindert. Hätten 1933 mehr deutsche Frauen geraucht, ein Würstchen wie Hitler hätte niemals etwas werden können. Doch statt zu rauchen, himmelte die deutsche Nichtraucherin den Führer an. Warum? Weil der auch nicht rauchte. So simpel sind Nichtraucherinnen oft gestrickt. Von der Roten Armee, die Hitler zu Fall brachte, sind dagegen folgende Verse überliefert: »Hört den Russen zärtlich hauchen: Komm Frau! Komm Frau! Du sollst rauchen!«
Stoisch, ja heldenmütig läßt die rauchende Frau mannigfaltige Anfeindungen an sich abperlen. Aus der täglich größer und niederträchtiger werdenden Gemeinschaft der AOK-Aktiven, die joggend um die Häuser torkelt, ist sie, als »überraucht« eingestuft, längst ausgemustert worden. Das ficht sie nicht. Cool qualmend steht sie auch im Winter auf Balkonen von sogenannten guten Freunden, die ihren »Es ist nichts Persönliches, aber ich vertrage den Rauch einfach nicht«-Faschismus dringend ausleben müssen und anschließend weder gut sind noch Freunde, sondern unmenschlich hart gestraft: Unter sich und ihresgleichen müssen sie bleiben.
Wundervoll ist es, einer rauchenden Frau bei ihrer Haupttätigkeit zuzusehen ö dem Rauchen. Lässig sitzt sie am Tisch, schlägt lange Beine übereinander und lackiert ihre Fingernägel. Und raucht dabei, die wippende Kippe zwischen den Lippen. Beziehungsweise die wuppende Fluppe zwuschen den Luppen. Da muß man dann nicht in ein zivilisiertes Land fliehen, sondern bleibt in der Barbarei, die allein gemildert wird durch das Frauenrauchen, durch die rauchende Frau.


aus:
Wiglaf Droste
Begrabt mein Hirn an der Biegung des Flusses

Nautilus Paperback
Broschur, 128 Seiten,
(D) 10,80 / sFr 19,90

ISBN 3-89401-278-1
 

agentP

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Naja, wie Du meinst Parade, aber wenn das keine gewollte und komische Überspitzung ist, weiss ich auch nicht:

Tante, eine Lyrikerin.
Schwester. Sie ist Mystikerin.
Und dort Mutter. Sie ist Sopranistin.
Und schließlich Vater: Er ist Dramatiker.
 

Telepathetic

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Mir ist ein Witz in der Radiotrinkerin in Erinnerung geblieben:

Goldt schreibt, dass es in China unhöflich wäre, Wanduhren zu verschenken. Er überlegt sich dann, wie chinesische Punks von Tür zu Tür laufen und Wanduhren verschenken. :rofl:
 
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