Macht verdirbt den Charakter!

deLaval

Erleuchteter
Registriert
13. März 2003
Beiträge
1.161
Woher kommt diese Aussage, die einige "Charakterzüge" einer "Binsenweisheit" hat?
hängt das vielleicht damit zusammen, daß mit Macht einige Verantwortung einher geht?
Kann jemand, der keine Verantwortung trägt, es sich leichter leisten idealistisch zu denken?
Fühlt sich einer, der idealistisch denkt, vielleicht von den "Mächtigen" um deren Ideale betrogen?
Steckt in einer solchen Aussage eventuell der Neid der "Nichtmächtigen"?
Wird von den Mächtigen erwartet ein perfekter Mensch zu sein, während man dem "kleinen Mann" seine Fehler zugesteht?
Kann man sich überhaupt davon frei sprechen, seine möglichkeiten jemals mißbraucht zu haben?

Ich behaupte jetzt mal ganz dreist, der Satz "Macht verdirbt den Charakter" ist kompletter Unsinn, ebenso wie jede Erklärung im Sinne von "das läuft unterbewußt ab" ebenfalls.

Was meint ihr?

adfag
 

Gurke

Ehrenmitglied
Registriert
25. März 2003
Beiträge
2.569
Wie ist das mit den ganzen Freiheitskämpfern.
Erst "arbeiten" sie noch für das Volk, kaum ist der alte Diktator gestürzt, setzen man seine eigene Clique ein und vertröstet auf freie Wahlen bis sich die Lage "stabilisiert" hat.
 

deLaval

Erleuchteter
Registriert
13. März 2003
Beiträge
1.161
Gurke schrieb:
Wie ist das mit den ganzen Freiheitskämpfern.
Erst "arbeiten" sie noch für das Volk, kaum ist der alte Diktator gestürzt, setzen man seine eigene Clique ein und vertröstet auf freie Wahlen bis sich die Lage "stabilisiert" hat.

Kannst du gerade mal ein paar Beispiele bringen?
 

NormaJean

Forenlegende
Registriert
27. Oktober 2002
Beiträge
7.209
deLaval schrieb:
Kann jemand, der keine Verantwortung trägt, es sich leichter leisten idealistisch zu denken?
Es ist immer leichter, nur darüber zu reden als es dann nachher in die Tat umzusetzen.

Außerdem denke ich, dass man auf dem Weg zur Spitze viele Kompromisse eingehen muß, weil man sonst nicht vorwärts kommt - da wird man ganz einfach ausgebremst. Hat man es dann bis hoch geschafft, hat man viele seiner Prinzipien schon begraben müssen und da dann zu seinen Idealen zurückzufinden ist sicher recht schwierig, schließlich will man ja auch oben bleiben und nicht im freien Fall zurück auf Null...
 

_Dark_

Ehrenmitglied
Registriert
4. November 2003
Beiträge
3.473
also ich denke, dass viele menschen durch unerwarteten machtgewinn ihre schlechte seite ausleben können, so wie sie es vorher nicht konnten.
das beste beispiel hierfür ist das 3. reich.
man sehe sich nur mal die leute an, die hier an die macht kamen.
der größte hitlers bagage und auch er selbst waren leute aus der untersicht, aufgewachsen in einfachen verhältnissen, ohne macht.
kaum hatten sie welche, fingen sie an, ihre pläne vollkommen ohne machtbewusstsein durchzusetzen. worin das endete, wissen wir ja.
oder schau dir die leute im kz an, die für die bewachung der insassen zuständig waren.
ohne bezug zur realität lebten sie ihre triebe aus, nämlich sich zu erhöhen und den anderen zu erniedrigen.
das ist das hauptproblem.
wenn leute ohne bezug zur realität und auch zur macht an die selbige kommen, dann verändert sie den charakter, bzw, sie zeigt nur seine wahren seiten.
wenn jemand mit macht aufgewachsen ist, und einen bezug dazu hat, dann ist meistens ein verantwortungsvoller umgang da und zeigt sich auch in rationalen entscheidungen.
man kann das auch sehen, wenn leute sich zum beispiel in sexuellen neigungen zu sado maso neigen, hier kann man macht ausüben, die man sonst nicht hat.
so weit mein ansatz. :gruebel:
 

Snowsorrow

Anwärter
Registriert
15. April 2004
Beiträge
14
Meiner Ansicht nach, ist zu schneller Machtgewinn schädlich für den Charakter, da man mit der Verantwortung die auf einen zu kommt, nicht zurecht kommt, und sich deshalb auf den "niedrigeren" abreagiert.
Allerdings wenn man länger mit "der Macht" aufwächst, also eine längere Eingewöhnungsphase hat, ist man sich der Verantwortung bewusst, und reagiert ganz anders auf Probleme, da man ja auch schon verschiede Lösungswege kennt.

~Snowsorrow~
 

Gaara

Erleuchteter
Registriert
7. Mai 2002
Beiträge
1.541
Dark_in_Doubt schrieb:
also ich denke, dass viele menschen durch unerwarteten machtgewinn ihre schlechte seite ausleben können, so wie sie es vorher nicht konnten.
das beste beispiel hierfür ist das 3. reich.
man sehe sich nur mal die leute an, die hier an die macht kamen.
der größte hitlers bagage und auch er selbst waren leute aus der untersicht, aufgewachsen in einfachen verhältnissen, ohne macht.
Nein, es warne meistens Beamtensöhne.
 

deLaval

Erleuchteter
Registriert
13. März 2003
Beiträge
1.161
@Dark_in_Doubt
Ich denke Hitlers (& Co.) Ideologische und Ethische Grundsätze waren auch vor der Macht ergreifung nicht anders, nur hat er diese, als Macht hatte viel konsequenter durchgezogen als viele andere.

schau dir die leute im kz an, die für die bewachung der insassen zuständig waren.
ohne bezug zur realität lebten sie ihre triebe aus, nämlich sich zu erhöhen und den anderen zu erniedrigen.
Ich denke da spielen noch ein paar andere Faktoren mit rein.

wenn jemand mit macht aufgewachsen ist, und einen bezug dazu hat, dann ist meistens ein verantwortungsvoller umgang da und zeigt sich auch in rationalen entscheidungen.
Wie sich am Beispiel diverser despotischer Könige zeigt :wink:

wenn leute ohne bezug zur realität und auch zur macht an die selbige kommen, dann verändert sie den charakter, bzw, sie zeigt nur seine wahren seiten.
Was denn nun? Verändert sie den Charakter, oder zeigt sie seine wahren Seiten?
 

_Dark_

Ehrenmitglied
Registriert
4. November 2003
Beiträge
3.473
deLaval schrieb:
Ich denke da spielen noch ein paar andere Faktoren mit rein.
ja, welche denn zum beispiel??
nur runtermachen geht, nicht, dann kannste auch gleich was sinnvolles dazu beitragen.

deLaval schrieb:
Wie sich am Beispiel diverser despotischer Könige zeigt
lesen:
Dark_in_Doubt schrieb:
wenn jemand mit macht aufgewachsen ist, und einen bezug dazu hat, dann ist meistens ein verantwortungsvoller umgang da und zeigt sich auch in rationalen entscheidungen.
es gibt genug beispiel die das zeigen, siehe auch den aktuellen us-präsidenten, dessen entscheidungen rein machtpolitisch sehr gut sind. oder friedrich II.
nenn mir doch mal einen despotischen könig!!

deLaval schrieb:
Was denn nun? Verändert sie den Charakter, oder zeigt sie seine wahren Seiten?
lesen:
Dark_in_Doubt schrieb:
wenn leute ohne bezug zur realität und auch zur macht an die selbige kommen, dann verändert sie den charakter, bzw, sie zeigt nur seine wahren seiten.
damit wollte ich zum ausdruck bringen, dass wahrscheinlich beides der fall sein kann, aber auch nur eine der beiden sachen.
du bist aber herzlich eingeladen auch deine eigene meinung zu äußern.


Gaara schrieb:
Nein, es warne meistens Beamtensöhne.
nein, und wenn, dann waren es niedrige beamtensöhne.
leuten von wirklich hohem niveau und sozialer stellung war hitler viel zu vulgär,
die einzigen die er begeistern konnte, und ich meine hier in der anfangszeit, waren stammtischproleten und arbeitslose kunstflieger.
gut, er hatte frick, aber der war auch kein echter nazi.
 

deLaval

Erleuchteter
Registriert
13. März 2003
Beiträge
1.161
@Dark_in_Doubt

nur runtermachen geht, nicht, dann kannste auch gleich was sinnvolles dazu beitragen.
Wieso runtermachen? Du hast ja nicht Unrecht. Ich wollte lediglich sagen, das auch andere Faktoren in das Verhalten der KZ Wächter hineinfallen als nur die Triebe...
z.B. Ehrgeiz und die Fähigkeit, sich dem aktuellen System anzupassen, Ideologische Verblendung etc.

"Meistens" ist mir zu schwammig. Außerdem, ist wohl die Liste der Tyrannen und Despoten der Geschichte wohl länger, als die Liste der "Vernünftigen Monarchen".

Dark_in_Doubt hat folgendes geschrieben::
wenn leute ohne bezug zur realität und auch zur macht an die selbige kommen, dann verändert sie den charakter, bzw, sie zeigt nur seine wahren seiten.
Was soll das denn aussagen? Entweder es passiert was, oder eben nicht...
Da kann man nicht mit arbeiten.

leuten von wirklich hohem niveau und sozialer stellung war hitler viel zu vulgär,
Würde ich so nicht sagen, dafür haben einfach viel zu viele Interlektuelle die Nazis führend unterstützt.
Im Übrigen ist es Hitler durchaus sogar gelungen, seine Gegner zu "begeistern".
Fragt sich natürlich, was du unter "wirklich hohem Niveau" verstehst. Wenn das bedeutet, jenseits jeglicher Beeinflußbarkeit durch die Nazis, dann hast du natürlich Recht :wink:
 

_Dark_

Ehrenmitglied
Registriert
4. November 2003
Beiträge
3.473
DeLaval schrieb:
Würde ich so nicht sagen, dafür haben einfach viel zu viele Interlektuelle die Nazis führend unterstützt.
das waren keine intellektuellen, sondern führende kräfte aus der wirtschaft, wie friedrich thyssen, hugenberg oder stinnes.
und hugenberg musste hitler unter seiner fittiche in die gesellschaft einführen, damit er einigermaßen wusste, wie man sich zu benehmen hatte.
unter intellektuellen verstehe ich was anderes.
das waren nur verantwortungslose kapitalisten die ihr demokratieverständnis noch aus der kaiserzeit hatten.

DeLaval schrieb:
Dark_in_Doubt hat folgendes geschrieben::
wenn leute ohne bezug zur realität und auch zur macht an die selbige kommen, dann verändert sie den charakter, bzw, sie zeigt nur seine wahren seiten.
Was soll das denn aussagen? Entweder es passiert was, oder eben nicht...
Da kann man nicht mit arbeiten.

ja, es passiert doch was.
ich habe die folgende antwort gegeben:

Dark_in_Doubt schrieb:
damit wollte ich zum ausdruck bringen, dass wahrscheinlich beides der fall sein kann, aber auch nur eine der beiden sachen.
du bist aber herzlich eingeladen auch deine eigene meinung zu äußern.
du kannst ja darauf mal bezug nehmen, ich finde das schon richtig, und da kann man auch mit arbeiten.
du hast sicher recht, dass es mehr idioten als staatsoberhäupter gab als gute leute.
dennoch: wenn jemand eine gute ausbildung genießt, zum beispiel fundierte kenntnisse in latein, griechisch, geschichte, politikwissenschaften und jura hat, dann wird er in den seltensten fällen ein despot.
 

Qrt

Meister
Registriert
28. März 2004
Beiträge
407
"Macht verdirbt den Charakter"

Finde auch das diese Aussage schwachsinn ist . Mit Macht kann man viele positive Dinge erreichen .

Das dieser Ausspruch eine Binsenweisheit ist , ist wohl an mir vorübergeganen . Hab ich niemals gehört.

Ich kenne den Spruch in Kombination mit " Koks verdirbt den Charakter ".


gruss
 

deLaval

Erleuchteter
Registriert
13. März 2003
Beiträge
1.161
@Dark_in_Doubt

das waren keine intellektuellen, sondern führende kräfte aus der wirtschaft, wie friedrich thyssen, hugenberg oder stinnes.
Was ist mit den ganzen Wissenschaftlern, welche die Grundlagen geliefert haben, wie Vererbungslehre/ Rassentheorien, Geopolitik/ Lebensraumerweiterung etc.?

damit wollte ich zum ausdruck bringen, dass wahrscheinlich beides der fall sein kann, aber auch nur eine der beiden sachen.
Also entweder der Charakter eines "einfachen Menschen" der zu Macht kommt wird schlecht oder er war es vorher schon? Verstehe ich das richtig?

wenn jemand eine gute ausbildung genießt, zum beispiel fundierte kenntnisse in latein, griechisch, geschichte, politikwissenschaften und jura hat, dann wird er in den seltensten fällen ein despot.
Ok, ob nun Latein oder Griechisch da wichtig sind, sei mal dahingestellt, aber auf jeden Fall sprichst du da einen sehr wichtigen Punkt an, nämlich die Bildung oder Befähigung eines "Mächtigen". (Das gehört zwar nicht ganz zum Thema, aber seis drum) Ich bin absolut der Meinung, daß niemand über irgendwelche Verantwortung verfügen sollte, der nicht auch über herausragende Fachkenntnis verfügt.
 

Sensoe

Großmeister
Registriert
8. Februar 2003
Beiträge
672
Qrt schrieb:
"Macht verdirbt den Charakter"

Finde auch das diese Aussage schwachsinn ist . Mit Macht kann man viele positive Dinge erreichen .

Das dieser Ausspruch eine Binsenweisheit ist , ist wohl an mir vorübergeganen . Hab ich niemals gehört.

Ich kenne den Spruch in Kombination mit " Koks verdirbt den Charakter ".


gruss

hmm...ich weiss ja nicht wie oft Du schon "Koks" konsumiert hast..
aber ich würd sagen "Koks" lässt dich glauben Du hättest Macht ...Du fühlst Dich halt wie "der König der Welt"...von daher seh ich da nicht wirklich Unterschiede...
 

hives

Ehrenmitglied
Registriert
20. März 2003
Beiträge
3.651
Also ich glaube nicht, dass Macht den Charakter wirklich "verdirbt".

Menschen haben nun mal ihre Fehler, ihren Egoismus und ihre Perversionen - ohne Macht muss man vorsichtig sein, um nicht unter die Räder der Justiz etc. zu kommen; je größer die Macht, desto straf-freier die Verbrechen...





Und noch etwas zum Thema "Drittes Reich": Natürlich gab es viele Wissenschaftler und Intellektuelle, die Hitler teilweise von Anfang an unterstützt haben - von der Geistes- bis zur Naturwissenschaft:
Heidegger zb. sah in der "Bewegung die Möglichkeit einer Sammlung und Erneuerung des Volkes" ('33 aufgenommen), Konrad Lorenz war laut eigenen Bekundungen "immer Nationalsozialist" (seit '38 NSDAP; später Mitglied des rassenpolitischen Amtes) desweiteren gab es zahllose Biologen, Hygieneforscher, Ärzte etc, welche die neuen Möglichkeiten ausdrücklich begrüßten und von ihnen dankend Gebrauch machten. Allerdings gibt es bisher wenige objektive Veröffentlichungen zum Thema "Wissenschaften im Nat.-Soz.", allein zur Medizin existieren einige kritische Publikationen (zb. von Ernst Klee).


mfg
 

_Dark_

Ehrenmitglied
Registriert
4. November 2003
Beiträge
3.473
DeLaval schrieb:
Was ist mit den ganzen Wissenschaftlern, welche die Grundlagen geliefert haben, wie Vererbungslehre/ Rassentheorien, Geopolitik/ Lebensraumerweiterung etc.?
also, da muss man erstmal feststellen, das das nciht auf hitlers mist gewachsen ist, oder dass er das erfunden hätte.
der rassismus war schon seit den anfängen des kaiserreichses am aufkommen, hitler hat ihn nur übernommen. und dass der semit die schmarotzerrasse sein soll, hatte er noch aus der wiener zeit.
lebensraumerweiterung war ja schon ein ziel des ersten weltkrieges.
insgesamt muss man sagen, dass hitler nichts neues gebracht hat, sogar der rassistische antisemitismus, der ja vorher nur religiös begründet war, findet sich schon in der preußischen armee um 1890.

DeLaval schrieb:
Also entweder der Charakter eines "einfachen Menschen" der zu Macht kommt wird schlecht oder er war es vorher schon? Verstehe ich das richtig?
da der einfache mensch die macht nicht kennt, und keinerlei erfahrung im umgang mit ihr hat, ist es nicht verwunderlich, wenn er von ihr korrumpiert wird.
vll ist das sogar ein normaler prozess.
da kann man also drauß schließen, dass der charakter verändert wird, ganz einfach deshalb, weil er den neuen versuchungen nicht standhalten kann, was aber auch bei königen oder politikern der fall sein kann.

in bezug auf die ausbildung für politiker und machhaber gebe ich dir vollkommen recht.
und jeder, de rin den genuss einer humanistischen ausbildung gekommen ist, wird sie früher oder später zu schätzen wissen, weil man nirgendwo sonst so ein wissen über kultur, sprache und philosophie mitbekommen kann.
 

deLaval

Erleuchteter
Registriert
13. März 2003
Beiträge
1.161
@Dark_in_Doubt

also, da muss man erstmal feststellen, das das nciht auf hitlers mist gewachsen ist, oder dass er das erfunden hätte.

hier hast du dazu mal zwei Links (mehr rauszusuchen hatte ich auf die Schnelle keine Lust :wink: ) Viel spaß beim Stöbern...

http://www.presseportal.de/story.htx?nr=545420&firmaid=7840

http://www.freenet.de/freenet/wissenschaft/geschichte/gegenwart/us_eugenik/06.html

da kann man also drauß schließen, dass der charakter verändert wird, ganz einfach deshalb, weil er den neuen versuchungen nicht standhalten kann,
Nur damir wir uns nicht mißverstehen, du sagst also, daß der "einfache" Mensch zwangsläufig von Macht korrumpiert wird und das nur eine humanistische Ausbildung das verhindern kann?
hmmmm... Gut, daß mal "einfache Korrumpierte" die Idee mit dem Humanismus hatten :wink:
 

Laurin

Erleuchteter
Registriert
10. April 2002
Beiträge
1.259
mh....5 euro in die phrasenkasse, aber:


gelegenheit macht diebe.



das ganze ist ein schleichender prozess, bei dem man sich immer mehr aus dem fenster lehnt, in der guten gewissheit nicht stürzen zu können.



ich persönlich kenne SEEEEHR wenig menschen, denen ich Macht anvertrauen würde, nicht weil ich den anderen einen fiesen charachter unterstelle---im gegenteil, es sind menschen dabei die ich sehr liebe und schätze. aber dafür braucht man einen unheimlich gefestigten charachter, oder man muss das gegenteil aufs derbste erlebt haben und deshalb aus einer absoluten überzeugung handeln...wobei dann der idealismus schnell ins spiel kommt, der bekanntlich auch verblendet.


und sobald sowieso eine gruppe menschen ins spiel kommt, ists eh vorbei, denn es wird IMMER konkurrenz und komplotte geben., einer der gründe, warum kommunismus nicht funktioniert, wobei er doch so "gute absichten" hat.


es ist einfach ein heikles thema und jeder würde wem anders macht geben. da kommt man nicht auf einen nenner.


Laurin
 

antimagnet

Forenlegende
Registriert
10. April 2002
Beiträge
9.676
der charakter eines menschen ist niemals ein statisches gebilde, sondern einer stetigen entwicklung unterworfen - so gesehen verändert alles den charakter - wenn man eine statische normative zieldefinition von charakter impliziert, verdirbt auch sehr vieles den charakter. z.b. auch macht als unterlegener zu erfahren: siehe die milgram-experimente.
da haben harmlose menschen stromschläge an angebliche versuchspersonen erteilt, nur weil sie ein weißkittel dazu angewiesen hat. der hatte in dieser situation die macht, der sich die wahren versuchspersonen gerne freiwillig unterworfen haben - schließlich war das der versuchsleiter, der wohl genau wusste, was er tat. da haben viele menschen einfach abgeschaltet und denen waren auch die "schmerzensschreie" ihrer "opfer" wurscht. man wurde ja nur angestellt... im nachhinein waren viele über ihre autoritätshörigkeit erschrocken und bekamen gewissensbisse. deswegen wurde milgram auch massiv kritisiert - zu recht, wie ich finde...

insofern ist das also eh ne binsenweisheit, wenn alles den charakter verdirbt.

andererseits ist es keine binsenweisheit, dass verhalten und einstellungen zwei verschiedene paar schuhe sind. man kann ohne weiteres entgegen seinen überzeugungen handeln. manch ein mächtiger muss das vielleicht sogar. vielleicht ist das der punkt: ein ohnmächtiger kommt einfach gar nicht in die gelegenheit, fiese sachen zu machen - die dann als verderbter charakter ausgelegt werden können.

außerdem muss man auch sehen, dass zu einem machtverhältnis immer zwei gehören: mächtiger und machtloser. wir alle befinden uns in riesigen interdependenten systemen und wechslen andauernd die rolle zwischen macht und ohnamcht - verglichen mit staatsregierungen natürlich nur im kleinen. aber auch kleine macht sollte den charakter verderben, wenn der spruch wahr sein sollte. und wir kommen wieder zu dem punkt, dass charakter ein dynamisches gebilde ist...

:wink: ,
a.
 

Ähnliche Beiträge

Oben