racingrudi schrieb:
OK, wenn wir mal davon ausgehen, dass es eine wahrheit, genau DIE wahrheit gibt, so haben wir erdgestalten ob unseres beschränkten hirns das problem, sie nicht in ihrer ganzen pracht erkennen zu können, sie nicht mal in teilen zu spüren.
Schon in diesem Punkt unterscheiden sich unsere Ansichten so fundamental, dass deine weiteren Ausfuehrungen fuer mich zwar nachvollziehbar, aber im Grunde inkompatibel sind. Oder besser: sie behandeln Fragen, die sich mir nicht zwanglauefig stellen. Was nicht heissen soll, dass es uninteressant ist sich diese Fragen zu stellen. Just not my cup of tea...
Meiner bescheidenen Meinung nach gibt es nur der Struktur nach
eine Wahrheit. Soll heissen, jeder glaubt an seine Wahrheit(en)
auf die gleiche Weise--der Inhalt ist austauschbar. Ich glaube nicht einmal an die Wahrhaftigkeit (oder Berechtigung) der
Struktur von Wahrheit. Ich halte schon das fuer wahr halten als solches fuer eine Unwahrheit, egal worum es geht. (Ich sehe natuerlich ein, dass es anders fuer Sozialwesen wie Menschen es sind, schlicht nicht moeglich ist zu ueberleben, aber das ist eine andere Geschichte.) Das liegt an meiner Ueberzeugung, dass es wahrscheinlich keine Sicherheiten (oder Wahrheiten) gibt. Ich sage wahrscheinlich,
gerade weil ich eben nicht sicher bin, dass ich recht habe. Das ist ja das perfide an meiner Position--im Gegensatz zu fast allen anderen Leuten bin ich mir der Sicherheit meiner Unsicherheiten nicht sicher. Ich gehe sogar soweit, dass fuer ein Zeichen von Rationalitaet zu halten. Waere ich mir absolut sicher (wie WolArn, der Gott fuehlt), dass es keine Wahrheit(en) gibt, nur eine (in sich falsche) Struktur von Wahrheit, dann koennte ich religioese Leute ja einfach ignorieren und haette gar keinen Grund auf den sich in ihrem Schreiben oftmals offenbarenden Widerspruechen herumzuhacken. Aber gerde weil ich mir nicht sicher bin, dass ich damit recht habe, dass es keine einzig wahre Wahrheit gibt, gucke ich bei allen die behaupten eben diese Wahrheit gefunden zu haben gaaaanz genau hin. Ich fuerchte, dass das nicht besonders klar formuliert war. Aber was solls, besser wird's gerade nicht. Sorry.
racingrudi schrieb:
dir, aphorismus, geht es letztendlich aber darum
Ab dieser Einleitung hatte ich keine grosse Lust mehr weiterzulesen. Ich habe es trotzdem getan, keine Sorge, aber ich bewundere jedesmal wenn ich so etwas lese auf's neue die Selbstsicherheit von Menschen wie dir, die ganz genau zu wissen scheinen, worauf jemand anders "eigentlich raus will".
racingrudi schrieb:
ich stelle mir die frage, was dich dazu bewegt, dies zu tun, (ein bestimmtes Gottesbild verunglimpfen zu wollen; Anm. v. A.) obwohl du genau so wenig mit absoluter gewissheit sagen kannst, wie diese eine für uns unfassbare, DIE EINE wahrheit gelagert ist. du greifst eines dieser eingangs erwähnten konzepte auf, um damit ein anderes zu dissen. weder das eine noch das andere schaffen es, DER EINEN wahrheit beizukommen. man weiß ja noch nicht mal, ob sie sich ihr nähern. man tut sein bestes.
Hier liegt der Hase im Pfeffer. Ich glaube nicht an die eine Wahrheit, Shit, ich habe ueberhaupt nichts von Wahrheit geschrieben. Das ist dein Trip, nicht meiner.
racingrudi schrieb:
wenn ich behaupte, gott sei ein trick des teufels, dann ist das aufgrund der sachlage nichts anderes als eine billige provokation ohne wirklich verwertbaren ansatz.
Wieder so ein Satz... Wenn du nichts mit einer Idee anfangen kannst, ist das voellig in Ordnung. Aber wie kannst du dir so sicher sein, dass es "aufgrund der sachlage nichts anderes als eine billige provokation ohne wirklich verwertbaren ansatz" ist? "Aufgrund der
SACHLAGE"?

Was denn fuer eine Sachlage, um alles in der Welt? Merkst du zu was fuer Formulierungen dieser Wahrheitstrip einen bringen kann?
racingrudi schrieb:
es wird quasi aus einem durchaus diskussionswürdigen, aber einigermaßen schlüssigen konzept ein schwerpunkt herausgegriffen, provokativ verpackt bzw. zu einem dreckigen schneeball verdichtet und zurückgeschleudert. mehr ist es leider nicht. dir, aphorismus, geht es ja auch gar nicht um "teufel" oder "gott" oder äquivalenten, dir geht's nur darum, den religionen die lange nase zu zeigen.
Klingt als waerest du enttauescht, dass ich mich weigere bei der vergeblichen Suche nach DER WAHRHEIT mitzumachen...

Vielleicht haette ich klarer machen sollen, dass natuerlich niemand darin zustimmen muss, dass "Gott" und "unberechtigte Hoffnung" Synonyme sind. Ich bin mir nicht einmal selber sicher, ob das so einfach passt. Fuer einen ersten Versuch der Gleichsetzung bin ich allerdings ganz zufrieden--scheint ausbaufaehig, der Gedanke.
racingrudi schrieb:
dabei wähnst du dich so sicher, obwohl du selbst nicht im geringsten an die wahrheit (TM) herankommst und womöglich sogar noch weiter weg bist wie die von dir angepissten religionsgruppen.
Suess. Du weisst also selber nicht was die Wahrheit ist, aber dank meinem Text weisst du, dass ich "nicht im geringsten an die Wahrheit heranreiche". Ich weiss nicht wie das moeglich ist. Sieht fuer mich nach einem unmoeglichen Kunststueck aus, Glueckwunsch! Alleridngs ist das fuer mich nicht weiter problematisch, da ich keine Ahnung habe was mit dieser Wahrheit ueberhaupt gemeint sein koennte. Du allerdings, lieber racingrudi, kommst hier ganz schoen sicher und absolut rueber. Und
fuer mich klingst du sogar religioes.
Oh, noch was: Ich waehne mich absolut unsicher. Ich finde nur, dass die Idee, dass in einer abgefuckten Welt der Teufel einem einen guetigen Gott vorgauckelt, waehrend alles vor die Hunde geht, mehr Sinn macht als die Vorstellung, dass Gott zwar alles gut gemacht hat, aber wir die Deppen sind, die es einfach nicht hinkriegen ohne Suende zu leben und uns deshalb immer tiefer in unserer selbst gezimmerten Hoelle verstricken. Dass dir der Gedanken nicht gefaellt, wenn du ihn soweit erfasst hast, ist voellig in Ordnung.
Dass ich kein Verstaendniss dafuer habe, was du mit der Wahrheit und der Annaeherung an sie meinst, duerfte inzwischen klar sein.... Hoffe ich.
racingrudi schrieb:
glaub mir, es gibt unzählig weise leute, die ihr gesamtes leben für die frage nach dieser wahrheit geopfert haben. begegne ihnen wenigstens mit mehr respekt, auch wenn du am ende doch mister right bist. was hilft's dir dann? "seht her, ich hab's gewusst, ihr seid blöd."
In meinem ersten Post steht nichts von Wahrheit. Genau so wenig mache ich mich (dort) ueber Menschen lustig, die nach einer Wahrheit suchen. Ich lehne lediglich ein bestimmtes Gottesbild ab. Vielleicht solltest du den Text nochmal lesen?
racingrudi schrieb:
wenn du mit dem hoffnungsbild der christen nichts anfangen kannst, dann such dir ein anderes konzept, strick dir ein eigenes oder lass es komplett sein, aber begegne den anderen mit der nötigen achtung. das ist das mindeste. wenn einer hoffen will, dann lass ihm die hoffnung, auch wenn du sie nicht teilst.
Erkundige dich bei Gelegenheit mal nach Religions- und Meinungsfreihet -- die schuetzt auch mein Recht meine Ansichten zu vertreten. Was soll dieses Messen mit zweierlei Mass? Ist es okay, wenn mir Christen erzaehlen, dass ich mich ihren Regeln unterwerfen muss, weil mich sonst eine unendlich lange Zeit die Qualen der Hoelle erwarten? Diese Leute duerfen meine Seele (gluecklicherweise habe ich so etwas noch nicht in meinem Besitz gefunden, also haelt sich meine Ansgt in Grenzen) fuer alle Zeit misshandeln und mir damit drohen mich in die Hoelle zu schicken, aber ich darf dem Gottesbild in dessen Namen dieser Psychoterror veranstaltet wird nicht den Krieg erklaeren? Aus Respekt??? Das ist Wahnsinn! Mit anderen Worten: den Maulkorb den du mir aufzuzwingen versuchst gebe ich dankend zurueck.
racingrudi schrieb:
es wurde bereits gesagt: für viele menschen ist es der letzte strohhalm, den du ihnen durch deine ansichten im eingangspost wieder abfackelst.
Wenn du an den Weihnachtsmann glaubst und ich dir zeige, dass die Geschenke "nur" von Mama und Papa kommen, wer ist dann schuld an deiner Enttaueschung, und wer ist dichter an der von dir so sehr geliebten Wahrheit: ich oder die Leute, die mit dem Maerchen angefangen haben?
racingrudi schrieb:
ich weiß nicht, was die wahrheit ist, du weißt es nicht.
Richtig. Und du glaubst an Wahrheit--und ich nicht. Und ich finde es voellig okay, dass du deine Meinung sagst, und du andersherum nicht, dass ich meine sage. Du behauptest zu wissen, was ich glaube und was nicht, bzw. "worum es mir geht" und ich habe andersherum keine Ahnung was dein Punkt sein koennte. Ich will nicht sagen, dass du nicht weisst wovon du redest--aber ich habe keinen blassen Schimmer. Aber hey, falls du der Wahrheit begegnest frag sie ob sie einen Drink mit mir nimmt. Ich zahle auch.
Nach diesem ganzen Wahrheitskram hast du aber ja doch noch etwas bezugnehmend auf meinen Post geschrieben (*erleichtert ausatme*):
racingrudi schrieb:
was ich aber noch sagen will: ich behaupte, dass ohne hoffnung das leben deutlich an wert verliert. wir sind bei der sinnfrage. welchen sinn hat das leben? ohne den religionen-gott: keinen!
Das Leben hat keinen Sinn, weil der Sinn das ist, was wir dem Leben
geben. Genau wie Worte nur deshalb eine Bedeutung haben, weil wir sie ihnen geben. Sonst sind es nur.... Gerauesche. Aber das fuehrt in eine laaaange OT-Diskussion auf die ich eigentlich gerade aus Zeitmangel keine grosse Lust habe.
Nur soviel: Ich habe in diesem einen Text eine Unterscheidund zwischen Optimismus und Hoffnung versucht, um zu gucken wohin mich das fuehrt.
racingrudi schrieb:
menschen kommen und gehen, das individuum juckt nicht, heute kratzt der nachbar ab, bisschen trauerarbeit und morgen ist der nächste dran. eintagsfliegenexistenzen.
Wow, und ich dachte mein Konzept, dass wir hier in der Hoelle sind, waere negativ. Dein Weltbild laesst mich ja klingen wie eine Monatspackung Prozac auf nuechternen Magen.
racingrudi schrieb:
hauptsache das leben geht irgendwie vorbei, hauptsache achtzig jahre fett leben. irgendwann steht man dann - so GOTT will - vorm finale (wenn's man denn bewusst kommen sieht) und dann geht's los mit den überlegungen: ich habe noch x stunden, tage, monate, bis dieses, mein leben vorbei ist. und dann? gläubige und hoffnung auf ein danach vs. aphorismus und ein großes ......
Ah, du meinst also, dass es einem besser geht wenn man vor dem Tod ein bisschen darueber nachdenkt, wie es wohl bald im Himmel sein wird, weil einen das beruhigt? Nunja, auf diese Option verzichte ich dankend. Und ich halte es (aus persoenlicher Erfahrung) fuer ein absolutes Vorurteil, dass Glauebige "lieber" oder "angenehmer" sterben. Erspare mir bitte das naeher auszufuehren.