Entwicklungshilfe für Afrika einfrieren?

Agarthe

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Natürlich hättet Ihr den Spiegelartikel auch selber finden können, aber ich wollte sicher sein, dass er nicht übersehen wird...:D

http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,363375,00.html

Der Ansatz ist mal neu. Mir ist zwar auch aufgefallen, dass Problemkind Afrika anscheinend nie mehr auf die Beine kommt, aber ich bin bisher davon ausgegangen, dass es überhaupt nicht der Absicht der industrialisierten Welt (zumindest ihren Führern) entspricht, den Afrikanern zu helfen, ebenbürtige Partner zu werden. Solange dieser Wille fehlt, kann das Abdrehen des Geldhahns m.E. auch nicht die Wende einleiten.
 

antimagnet

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ich hab das interview so gelesen, dass nicht einmal bei den afrikanern (zumindest bei den führern) der wille da sei, ebenbürtige partner zu werden. und um das zu initiieren, soll man den geldhahn zudrehen.
 

Daimos

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Hallo!

Ich finde diesen Ansatz gut! Spiegeld in gewisser Weise meine - zugegeben provozierend klingende - Forderung: Um Afrika gehört eine Mauer gezogen!

Dieser ewige Spendenfluss kann es auf Dauer nicht bringen. Das einzig wirklich funktionierende was mit diesen geldern angeschafft wurde, sind Waffen.

Es ist doch paradox: Wir finanzieren ihre Waffen, und schicken später Blauhelmtruppen um die Auswirkung eben dieser zu unterbinden... (Ausser in Ruanda - da haben alle weggeschaut :x )

Am besten wäre es doch für Afrika wenn die UN sich endlich einmal zusammenreisst, einige Divisionen Blauhelme in die "Hotspots" sendet und ein für alle mal Ruhe und Ordnung schafft. Aus dem derzeitigen Chaos kann doch nichts vernünftiges entstehen. Aber statdessen schenkt man lieber Geld welches von skrupellosen Machthabern für ihre eigene Zwecke missbraucht wird.

Entweder man greift richtig durch oder lässt den Kontinent völlig in Ruhe. Diese halbherzigen "Gewissensberuhigungen" führen erwiesenermasen zu nichts.

MfG
Daimos
 

Agarthe

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hi antimagnet,

habe ich auch so verstanden, aber was nützt der Bewusstseinswandel, wenn der nicht auch bei uns stattfindet?

Im übrigen sollte man Entwicklungsvorhaben eher als Beteiligungsprojekte anlegen, d.h. die Afrikaner (z.B. eine Dorfgemeinschaft, ein Stadtrat) müssen sich dazu entschliessen, die Hilfe beantragen und eine Eigenleistung erbringen, sei es finanziell oder eben durch Arbeitseinsatz. Das wird inzwischen ja auch schon partiell so gemacht.
 

antimagnet

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um afrika wirklich zu helfen, sollte man keine zölle mehr erheben. damit die mit ihren billigen arbeitskräften so billig waren produzieren können, dass keiner mehr mithalten kann.

für unsre binnenwirtschaft ist das natürlich nicht so gut.

:cry:


ich denke, der bewusstseinswandel bei uns wird spätestens dann kommen, wenn afrika auf den märkten in relevanter form auftritt.

ich würde aber hilfe, die konkreten menschen in konretne situationen tatsächlich hilft, nicht pauschal ablehnen. das verhalten der großen organisationen sollte aber überdacht werden.

(nein, nicht überdacht - überdacht...)
 

Mother_Shabubu

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Ich finde es gut, daß der Vorschlag von einem Afrikaner kommt. Dann läßt er sich nicht so leicht mit eben der Begründung abschmettern, daß Afrika aufgegeben würde.
Agarthe schrieb:
aber ich bin bisher davon ausgegangen, dass es überhaupt nicht der Absicht der industrialisierten Welt (zumindest ihren Führern) entspricht, den Afrikanern zu helfen, ebenbürtige Partner zu werden.
Das glaube ich nicht, schließlich sind 700 Mio. Wirtschaftsflüchtlinge an den Küsten des Mittelmeers kein erstrebenswertes Ziel.
antimagnet schrieb:
ich hab das interview so gelesen, dass nicht einmal bei den afrikanern (zumindest bei den führern) der wille da sei, ebenbürtige partner zu werden. und um das zu initiieren, soll man den geldhahn zudrehen.
Wieso auch? Die verhalten sich so, wie Bokassa es ausgedrückt hat.
Wenn Entwicklungshilfe überhaupt etwas bringt, dann nur als Hilfe zur Selbsthilfe. Beispiel Hungersnot in Kenia: Anstatt Getreide aus Europa zu spenden, dann damit die Preise zu ruinieren und schließlich die Bauern arbeitslos zu machen, sollte lieber Geld zur Verfügung gestellt werden. Dann könnten sich die Betroffenen davon etwas zu essen kaufen und die Bauern wüßten, daß sich ihre Arbeit lohnt, weil sie etwas dafür bekommen.
Daimos schrieb:
Am besten wäre es doch für Afrika wenn die UN sich endlich einmal zusammenreisst, einige Divisionen Blauhelme in die "Hotspots" sendet und ein für alle mal Ruhe und Ordnung schafft. Aus dem derzeitigen Chaos kann doch nichts vernünftiges entstehen.
Das sollten die Afrikaner besser selbst machen. Dazu müssten sich mal alle Staaten Afrikas zusammensetzen und dem Kontinent neue Grenzen verpassen. Das wird aber nicht geschehen, weil erstens ein paar Pfründe aufgegeben werden müssten und es zweitens einfacher ist, über die Kolonialisierung zu lamentieren, die die aktuellen Grenzen gezogen hat.
Daimos schrieb:
Ich finde diesen Ansatz gut! Spiegeld in gewisser Weise meine - zugegeben provozierend klingende - Forderung: Um Afrika gehört eine Mauer gezogen!
Kein guter Vorschlag. Die einzigen, die was davon haben, sind die, die bei freiem Handel ihre Vorteile aufgeben müssten und wie eine bewußte Abschottung von der Welt aussieht, können wir an Nordkorea sehen
 

Daimos

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Mother_Shabubu schrieb:
Daimos schrieb:
Am besten wäre es doch für Afrika wenn die UN sich endlich einmal zusammenreisst, einige Divisionen Blauhelme in die "Hotspots" sendet und ein für alle mal Ruhe und Ordnung schafft. Aus dem derzeitigen Chaos kann doch nichts vernünftiges entstehen.
Das sollten die Afrikaner besser selbst machen. Dazu müssten sich mal alle Staaten Afrikas zusammensetzen und dem Kontinent neue Grenzen verpassen. Das wird aber nicht geschehen, weil erstens ein paar Pfründe aufgegeben werden müssten und es zweitens einfacher ist, über die Kolonialisierung zu lamentieren, die die aktuellen Grenzen gezogen hat.

Na da liegt der Hund ja begraben. Die werden sich nicht an einen Tisch setzen sollange es Einzelpersonen gibt, die Macht ausüben und halten wollen.
 

Agarthe

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Mother_Shabubu schrieb:
Agarthe schrieb:
aber ich bin bisher davon ausgegangen, dass es überhaupt nicht der Absicht der industrialisierten Welt (zumindest ihren Führern) entspricht, den Afrikanern zu helfen, ebenbürtige Partner zu werden.
Das glaube ich nicht, schließlich sind 700 Mio. Wirtschaftsflüchtlinge an den Küsten des Mittelmeers kein erstrebenswertes Ziel.

Woher die Zahl? Naja, Wirtschaftsflüchtlinge kann man, muss man aber nicht ins Land lassen. Notfalls eben mit Gewalt. Ich bin auch gar nicht sicher, ob die Wirtschaftsflüchtlinge ein Problem des Personenkreises sind, der sich an Afrikas Armut bereichert. Offen gestanden vermute ich auch einen nicht unerheblichen Rassissmus in den Führungsetagen gepaart mit der Angst vor'm schwarzen Mann.

@all: Ist hier jemand Visionär genug, um ein Szenario zu entwerfen, was wirtschaftlich/politisch passieren würde, wenn Afrika befriedet, medizinisch versorgt, strukturell aufgebaut und im Wirtschaftswachstum begriffen wäre?
 

Daimos

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Agarthe schrieb:
@all: Ist hier jemand Visionär genug, um ein Szenario zu entwerfen, was wirtschaftlich/politisch passieren würde, wenn Afrika befriedet, medizinisch versorgt, strukturell aufgebaut und im Wirtschaftswachstum begriffen wäre?

Da braucht man nicht unbedingt visionär sein. Reich an Bodenschätzen, reich an Bevölkerung, gute geologische Bedingungen um sich selbst zu ernähren. Kurz: Autark.

Wenn der Kontinent zusammenhält und sich auf die Hinterbeine stellt, dürfte in Zukunft der "Süden" als DIE wirtschaftliche/politische Macht gelten.

Wenn Afrika eines Tages mal richtig zulegt kann der "Westen" einpacken.

MfG
Daimos
 

_Dark_

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Daimos schrieb:
Wenn Afrika eines Tages mal richtig zulegt kann der "Westen" einpacken.

das denke ich kaum.. wenn man bedenkt, dass die mindestens 500 jahre rückstand haben, wird das ganze wohl noch etwas dauern. man kann nicht von heute auf morgen, auch nicht mit den besten reformern und reformen einen ganzen kontinent umkrempeln..
naja, man wird sehen wie sich die sache entwickelt, ich denke aber nicht zum guten.. der westen hat kein interesse an der verbesserung der dortigen situation und deswegen wird sich da auch nichts ändern..
die leute an der spitze sind halt keine wohlfahrtsengel sondern knallharte kosten/nutzen rechner, da ist für humanismus wenig platz..
 

Daimos

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_Dark_ schrieb:
Daimos schrieb:
Wenn Afrika eines Tages mal richtig zulegt kann der "Westen" einpacken.

das denke ich kaum.. wenn man bedenkt, dass die mindestens 500 jahre rückstand haben, wird das ganze wohl noch etwas dauern. man kann nicht von heute auf morgen, auch nicht mit den besten reformern und reformen einen ganzen kontinent umkrempeln..
naja, man wird sehen wie sich die sache entwickelt, ich denke aber nicht zum guten.. der westen hat kein interesse an der verbesserung der dortigen situation und deswegen wird sich da auch nichts ändern..
die leute an der spitze sind halt keine wohlfahrtsengel sondern knallharte kosten/nutzen rechner, da ist für humanismus wenig platz..

Naja, das sehe ich nicht so. Alles was fehlt sind Produktionsmittel - die kann man sich auf dem Weltmarkt kaufen - und Wissen - was am leichtesten in den westlichen Unis zu bekommen ist. Diese 500 Jahre Rückstand sind rein theoretischer Natur... Man bekommt jeden Buschtrommler aus dem tiefsten Jungle dazu dass er ein Flugzeug konstruiert, baut und anschliessend fliegt.

Aber du hast recht dass der Westen kein Interesse an einer so starken Konkurrenz hat. Daher muss Afrika aus eigenem Antrieb soweit kommen. Dies wird es aber nicht sollange dessen machthaber diesen Schindluder betreiben - und diese wird manwohl nicht los ohne eingreifen des Westen. Teufelskreis :x

MfG
Daimos
 

Mother_Shabubu

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Agarthe schrieb:
Das ist die aktuelle Bevölkerung von Afrika. Jede andere, kleinere Zahl wäre auch gegangen, aber ich bin einfach mal vom Worst Case ausgegangen.
_Dark_ schrieb:
der westen hat kein interesse an der verbesserung der dortigen situation und deswegen wird sich da auch nichts ändern..
Das läßt sich auch umdrehen: Es hat sich nichts an der Situation geändert, also hat der Westen irgendwann das Interesse verloren, sie zu verbessern.
Daimos schrieb:
Da braucht man nicht unbedingt visionär sein. Reich an Bodenschätzen, reich an Bevölkerung, gute geologische Bedingungen um sich selbst zu ernähren. Kurz: Autark.
Ja.
Daimos schrieb:
Wenn der Kontinent zusammenhält und sich auf die Hinterbeine stellt, dürfte in Zukunft der "Süden" als DIE wirtschaftliche/politische Macht gelten.
Nein. Oder erst nach Jahrzehnten/Jahrhunderten. Nur mit Rohstoffen läßt sich das nicht erreichen und die übrige Welt entwickelt sich auch weiter.
 

Daimos

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Mother_Shabubu schrieb:
Daimos schrieb:
Wenn der Kontinent zusammenhält und sich auf die Hinterbeine stellt, dürfte in Zukunft der "Süden" als DIE wirtschaftliche/politische Macht gelten.
Nein. Oder erst nach Jahrzehnten/Jahrhunderten. Nur mit Rohstoffen läßt sich das nicht erreichen und die übrige Welt entwickelt sich auch weiter.

Nun, dass es nicht von heute auf morgen möglich ist, ist klar. Wenn man einen Kontinent aufbauen will, muss man schon einige Zeit investieren.

Und die Welt kann sich ja gerne entwickeln. Dann werden neue Technologien eben eingekauft und nachgebaut.

MfG

Daimos
 

Elbee

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Agarthe schrieb:
Natürlich hättet Ihr den Spiegelartikel auch selber finden können, aber ich wollte sicher sein, dass er nicht übersehen wird...:D

http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,363375,00.html

Der Ansatz ist mal neu. Mir ist zwar auch aufgefallen, dass Problemkind Afrika anscheinend nie mehr auf die Beine kommt, aber ich bin bisher davon ausgegangen, dass es überhaupt nicht der Absicht der industrialisierten Welt (zumindest ihren Führern) entspricht, den Afrikanern zu helfen, ebenbürtige Partner zu werden. Solange dieser Wille fehlt, kann das Abdrehen des Geldhahns m.E. auch nicht die Wende einleiten.

Wer lässt die eigentlich sich selber artikulieren, wer sie sind und was sie wollen im globalen Kontext??

Diese Anmaßung der Industriestaaten-Medien und -Politikvertreter, ihr Auftreten auch noch als Entwicklungshilfe zu bezeichnen, was als Kolonialismus zu recht keinen Bestand hatte, ist geradezu erbärmlich.

Offenbar fühlen sich einige davon als Missionare besonderer Art, mit Geldern, die sie sich von ahnungslosen Steuerzahlern angeeignet haben, als "Wohltäter" Afrikas bezeichnen. Bald noch schlimmer sind die moral-theologischen Spendeneintreiber ohne Resultate, die eine dort durchaus notwendige zu unterstützende Selbstständigkeit belegen könnten. Afrika darf sich zuerst einmal davor verwahren, als Problemkind bezeichnet zu werden.

Hat sich denn schon mal jemand überlegt, wie es ist, einen Last-Minute TUI-Urlaub in Gambia gebucht zu haben, um dann dort vor Ort festzustellen, dass es ein autarkes Touristen-Reservat ist und normale Lehrer dort von der Hand in den Mund leben? Und genau der Tourist der Grund dafür ist? Dass wohlgemeinte Altkleidersammlungen des Roten Kreuz in Nigeria landen und dort die traditionelle Textilindustrie beschädigt hat?

Die afrikanische Kultur ist außerordentlich vielfältig und sehr alt. Und es ist vermessen, wenn man meint, verglichen dazu recht junge europäische Industrieideen denen pauschal aufprojizieren zu wollen. Die in Afrika existierenden Probleme haben in erster Linie was mit Europa und USA zu tun, auf alle Fälle nichts mit denen selber. Wenn man jemandem helfen sollte, dann den Europäern und Amerikanern. Die sind es, die Probleme haben. Vielleicht sollten Europäer mal Hinduisten um Rat fragen. Wäre mal was Anderes zur Abwechslung. AOL, deBeers und Siemens scheinen es ja jedenfalls mal nicht zu sein, oder?
 

InsularMind

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Jedenfalls wird so ein Abdrehen des Geldhahnes im Entfernten wieder die ganzen einfachen Leute am Härtesten treffen.
Dass die Gelder am Allernächsten für Waffen und Kram draufgehen ist ja bekannt, aber das Wenige was daran überhaupt noch vorbei geht von Hilfsprojekten abzuzwacken, führt doch dazu dass die Machthaber und deren Räuberbanden dann den Zivilisten den letzten Hirsefladen aus der Vorratskammer zerren.

Ich fragte mich schon mal, ob es nicht eine Möglichkeit gibt, afrikanische Länder in eine Art Anerkenntnis - Belohnungs -System zu nehmen, wenn so etwas einen Ansporn der besagten desinteressierten Länder wecken könnte, mit ihren bereits friedlicher und durchstrukturierter funktionierenden Nachbarländern auf eine bessere Anerkennungsstufe zu kommen. So etwas stellt man sich gern einfach vor als Art von afrikanischer Union oder Ähnlichem -- ob es dann angenommen würde oder ob wiederum die Machtarroganz einzelner "Warlords" ( ich entführe den Begriff mal von Afghanistan, passt in Afrika auf viele Gegenden ebenso gut ) durchtritt steht ohnehin nicht in fremder Länder Bestimmung.
Natürlich muss so ein Konzept nicht von Fremden über Afrika entscheidend ausgearbeitet werden, sondern mit den Afrikanern im Einbezug das ist ja wohl klar.
Die Vorstellung ist alternativ zu grundzugmäßig militärisch ausgerichteten Kontroll - Interventionen gedacht, könnte viel weniger aufgedrückt ankommen, dadurch eher Akzeptanzhaltung stützen,aber wie man so etwas im Einzelnen den Afrikanern vermitteln kann lasse ich mal den weiseren Geistern zum Angebot darliegen.
Ich dachte dabei an Punkte für die Durchsetzung der Garantie von Bürgerrechten oder auch für funktionierende Verständigung / Handelsbeziehungen der einzelnen Stämme eines Landes ect.
Im Gegensatz würden afrikanische Länder, die keine Anerkennungspunkte bei der afrikanischen Gemeinschaft bekommen bald unter Druck geraten, nicht irgendwann "alt" aussehen zu wollen, und folgen eventuell einem Leitbild von den harmonischeren Lebensstandarts ihrer Nachbarländer.

Nur so eine Idee. Vielleicht klingt es auch wieder zu neomissionarisch oder zu europäisch durchtränkt.
 

Ein_Liberaler

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InsularMind schrieb:
Jedenfalls wird so ein Abdrehen des Geldhahnes im Entfernten wieder die ganzen einfachen Leute am Härtesten treffen.

Nö, so richtig hart würde das die Kleptokraten treffen. Die Armen wären nur die Leidtragenden, wenn wirklich einmal Hungersnot herrscht, denn daß die Regierungen sich zusammenraufen und ihren Untertanen selbst helfen oder auch nur aufhören, ihnen Steine in den Weg zu legen, wie James Shikwati das hofft, wage ich zu bezweifeln.

Dass die Gelder am Allernächsten für Waffen und Kram draufgehen ist ja bekannt, aber das Wenige was daran überhaupt noch vorbei geht von Hilfsprojekten abzuzwacken, führt doch dazu dass die Machthaber und deren Räuberbanden dann den Zivilisten den letzten Hirsefladen aus der Vorratskammer zerren.

Ohne Entwicklungshilfe besteht die Möglichkeit, daß so große und mächtige Räuberbanden gar nicht mehr existieren könnten, in Ruanda zum Beispiel.


Ich fragte mich schon mal, ob es nicht eine Möglichkeit gibt, afrikanische Länder in eine Art Anerkenntnis - Belohnungs -System zu nehmen,

Ach du lieber Gott, das wird doch längst gemacht. Das verläuft total im Sande.
 

paul20dd

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Ich moechte mal etwas in der Geschichte zurueckblicken:

Im Jahre 1881 wurde Cecil Rhodes Mitglied des Parlaments der Kapkolonie und behielt diesen Sitz bis zu seinem Lebensende. Sein politischer Einfluss stieg und so konnte er London 1885 dazu veranlassen, das Betschuanaland (heute Botswana) durch Truppen, die in der Kolonie stationiert waren, erobern zu lassen.

1890 wurde Cecil Rhodes zum Premierminister der Kapkolonie gewählt. Seine Koalitionsregierung stützte sich wesentlich auf den burischen Afrikaaner Bond mit Jan Hofmeyer als bestimmender Figur. Während seiner Regierungszeit setzten sich die Konflikte mit der Republik Transvaal, in der die Buren dominierten, nichtsdestotrotz fort. Rhodes Vision war eine Vereinigung der südafrikanischen Republiken und der Kapkolonie in einer Südafrikanischen Union unter britischer Fahne. 1895 unterstützte Rhodes eine Verschwörung, die die Regierung von Paul Krüger im Transvaal stürzen sollte. Leander Jameson, der Verwalter des heutigen Zimbabwe, führte eine Truppe an, die am 29. Dezember 1895 im so genannten Jameson Raid in Transvaal einmarschierte, dort jedoch scheiterte.

Rhodes wurde beschuldigt, diese Invasion veranlasst und unterstützt zu haben, wurde aber von einem Untersuchungsausschuss in London freigesprochen. Trotzdem war er schon unmittelbar nach Bekanntwerden des Überfalls gezwungen, das Amt des Premierministers niederzulegen. Das Vertrauen bei den Buren auch in der Kapkolonie war unwiderbringlich verloren. Rhodes kümmerte sich daraufhin verstärkt um den Aufbau sowie die Weiterentwicklung Rhodesiens und trieb unter anderem den Eisenbahnbau voran. Auf den Burenkrieg, der von 1899 bis 1902 währte, hatte Rhodes wenig Einfluss. Rhodes verteidigte dabei nur die Stadt Kimberley und behauptete, dass er, wäre er noch an der Regierung, diesen Krieg verhindert hätte.

Britische Eroberungen in Süd- und Ostafrika bewogen Rhodes und Alfred Milner (Hochkommissar für Südafrika) dazu, ein Reich vom "Kap nach Kairo" anzustreben und eine transkontinentale Eisenbahn von Süd nach Nord zu bauen. Die deutsche Besetzung Tanganjikas verhinderte jedoch diese Pläne bis zum Ende des Ersten Weltkriegs.
(Wikipedia)

So sah Afrika 1913 nach der Kolonialisierung aus und ich Frage mich wo die Afrikaner sind ?
Kolonien-Afrika.png


Der wichtigste Rohstoffkonzern in Afrika - und gleichzeitig das größte Rohstoffunternehmen der Welt - ist die südafrikanische Anglo American Corporation. Über gegenseitige Besitzanteile ist Anglo American auch mit dem Diamantenkonzern DeBeers und dem Luxemburger Minenunternehmen Minorco verwoben. Dieses Konglomerat wird mehrheitlich von der Familie Oppenheimer kontrolliert.

Der weltweit zweitgrößte Rohstoffkonzern ist die Londoner Rio Tinto Zinc, in die auch Königin Elisabeth II. persönlich größere Summen investiert haben soll. Ein dritter wichtiger Mitspieler bei den Machenschaften in Zaire ist der kanadische Konzern Barrick Gold, in dessen Beirat der ehemalige amerikanische Präsident George Bush sitzt.

Betrachten wir kurz die Struktur des Rohstoffgeschäfts in Afrika. 27 Unternehmen teilen sich 80-90% des Abbaus und der Verarbeitung von Metallen und anderen Bodenschätzen (Energiequellen wie Öl und Gas nicht mitgerechnet). Von diesen sind nur zwei amerikanisch. Die übergroße Mehrheit sind Firmen aus Großbritannien oder aus dem britischen Commonwealth, vor allem aus den englischsprachigen Ländern, die seit 150 Jahren traditionell Londons Geschäftsinteressen in aller Welt vertreten: Südafrika, Kanada und Australien. Dennoch schaffen es die britischen Interessen immer wieder, daß für ihre Machenschaften die USA verantwortlich gemacht werden.

Drei Jahre vor Kabilas militärischer Invasion begannen die Rohstoffkonzerne mit einer Wirtschaftsinvasion in Zaire. Über Juniorpartner wurden die Rohstoffvorkommen studiert und Vorverträge über die Ausbeutung abgeschlossen: Kobalt, Zinn, Diamanten, Zink, Kupfer usw. Nach den ersten Versuchen 1994-95 kam es dann 1996 zu vorläufigen Vertragsabschlüssen mit der Regierung Mobutu. Aber diese Verträge enthielten Einschränkungen, die es dem Kartell unmöglich machten, über die Bodenschätze nach dem Gesetz des "freien Marktes", sprich nach Gutdünken, zu verfügen. Vor allem weigerte sich Mobutu, den Staatskonzern Gecamines (La Générale des Carrières et des Mines du Zaire) zu veräußern, und das trotz starken Drucks seitens der internationalen Finanzwelt, des IWF und der Weltbank. Der Museveni-Mann Kabila ist entgegen seiner marxistischen Rhetorik zu viel weitgehenderen Zugeständnissen an das Kartell bereit.


Indem das Kartell die Rohstoffe kontrolliert, hat es einen Einfluß, der weit über diese "Branche" hinausgeht. Die nebenstehende Tabelle, die mit Hilfe des Vermessungsamts U.S. Geological Survey erstellt wurde, listet die 27 Unternehmen auf, die zusammen 80-90% des Abbaus und der Verarbeitung der Bodenschätze Afrikas kontrollieren.

Nur zwei Unternehmen sind amerikanisch, AMAX (früher American Metals Climax) und Phelps Dodge. Allerdings besitzt Phelps Dodge nur ein einziges Projekt, Black Mountain Mineral Development in Südafrika, das Kupfer, Blei, Zink und Silber produziert. Das Gerücht, US-amerikanische Interessen würden Afrika "auffressen", ist also falsch.

Fünf der 27 Unternehmen sind staatlich. Es sind die staatlichen Bergbaubetriebe von Botswana, Marokko (ein wichtiger Phosphat-Produzent), Zaire und Sambia sowie das Bergbauunternehmen der zairischen Provinz Kivu, Sominki. Laurent Kabila bereitet die Privatisierung großer Teile von Gecamines und Sominki vor. Aber auch in Sambia beginnt die Privatisierung, u.a. Anglo American und Rio Tinto Zinc haben sich um den Erwerb der sambischen Kupfervorkommen beworben. Bald könnten also nur noch die Staatsunternehmen Botswanas und Marokkos verbleiben.

Von den übrigen 20 Firmen haben 19 ihren Sitz in Großbritannien, Kanada, Südafrika oder Australien (wobei aber sowohl die belgische Union Minières als auch die amerikanische AMAX zu demselben Netzwerk gehören). Von den über 80% der afrikanischen Rohstoffe im Besitz der Firmen auf der Liste, kontrollieren diese 19 Commonwealth-Firmen wiederum gut vier Fünftel. Da Afrika nur über wenig Industrie und Infrastruktur verfügt, liegt das Schicksal des Kontinents weitgehend in den Händen dieses Kartells.

Das Kartell will die afrikanischen Nationalstaaten zerstören, um sich ungehindert die Gebiete mit den größten Rohstoffreichtümern aneignen zu können. Das geht einher mit einer bewußten Politik der Entvölkerung, weil die einheimischen Menschen ihnen dabei überflüssig und oft hinderlich sind. Die Entvölkerungspolitik wurde schon im Jahre 1974 vom damaligen US-Außenminister Henry Kissinger im Memorandum Nr. 200 zur Nationalen Sicherheit der USA niedergelegt.

(Aus der Neuen Solidarität Nr. 23/97)


Ich denke man sollte zu erst die anglo-amerikanischen Unternehmen von diesem Kontinent jagen damit der Gewinn aus der Rohstofffoerderung direkt an Afrika geht.

Da wird aber sicherlich die westlich-zivilisierte Welt und die Liberalisten was dagegenhaben.
 

Ein_Liberaler

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Ach Gott, ja, die bösen Ausländer. Sollte man auch aus Deutschland die ausländischen Investoren vertreiben?

Also, einzeln. Soweit es eine "Entvölkerungspolitik" gibt, sind die Verantwortlichen zu bestrafen.

Soweit Kriege angezettelt wurden, dito.

Aber die "Afrikanisierung" der Montanindustrie bringt überhaupt nichts. Soweit sie in Form einer Verstaatlichung vollzogen würde, brächte sie nur einen sofortigen Niedergang, wie das bei Verstaatlichungen immer der Fall ist.

Und das

Das Kartell will die afrikanischen Nationalstaaten zerstören,

halte ich für ganz widersinnig, denn auf die Regierungen stützen sich diese Unternehmen doch. Wobei ich bei näherem Überlegen gar nicht mehr begreife, was der Satz beduten soll. Und wo es in Afrika Nationalstaaten gibt.
 

paul20dd

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@ Liberaler

Naja werter Liberaler, deinen Standpunkt zu Verstaatlichungen kenne ich ja nun schon. Und, JA die Auslaender sind in meinen Augen schuld !
 

agentP

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das denke ich kaum.. wenn man bedenkt, dass die mindestens 500 jahre rückstand haben, wird das ganze wohl noch etwas dauern.
Ich kenne da ein Land, das war bis 1870 ca. 1000 Jahre zurück und hat 30 Jahre später eine Hegemonialmacht besiegt, ihr Gebiete abgenommen und nochmal 40 Jahre später die führende Weltmacht herausgefordert und militärisch an den Rand eine Niederlage gebracht. Danach haben sie sich nochmal 40 Jahre genommen um sich unter die ersten Industrienationen einzureihen, also alles in allem in deutlich weniger als 100 Jahren vom Feudalstaat zu einer modernen Industrienation und in weniger als 150 zu einer der führenden.
Viele afrikanische Staaten würden aber gar nicht mit so viel Rückstand anfangen.

(Aus der Neuen Solidarität Nr. 23/97)
http://www.idgr.de/texte/organisationen/eap/eap-lar.php
 
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