Ein Tag des Lebens

Hylia

Geselle
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23. Juli 2002
Beiträge
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Hallo, ich hab hier mal so ne Geschichte, naja lest sie mal wenn ihr wollt und gebt par comments ab wenn ihr lust habt:

Ich stehe vor der großen Holztüre, hole noch einmal tief Luft, ich klinge und lächle. Ich bin ziemlich gefasst, fühle mich ruhig, die neuen Tabletten scheinen zu wirken. Serrina öffnet die Türe, jauchzt, ruft meinen Namen, lacht, umarmt mich, küsst meine Wangen. Ich freue mich sie zu sehen, sie noch immer was sie war, ich weis nicht ob ich hier damals ohne sie nicht erfroren wäre. Auch jetzt rettet sie mich. An ihrer Seite durchquere ich den Flur, sehe die Bilder, die Spiegel, bis ich im großen Saal stehe, wieder bin zu spät losgefahren und befinde mich nun daher im vereist anwesenden großen Kreise der Familie. Meine beiden Brüder, ihre Frauen und Söhne, meine drei Schwestern, ihre Männer und Kinder, meine Tanten, Onkels, Cousins, Cousinen und diverse Eingeheiratete tummeln sich am großen Tisch um meinen Vater. Ich spüre besorgte Blicke, bin froh Serrina an meiner Seite zu haben, sie bleibt bei mir, bringt mich zu einem Platz nachdem ich alle begrüßt und meinem Vater gratuliert habe.
Das Familienessen liegt hinter uns, niemand hat die drei Tabletten bemerken wollen, niemand hat Themen angeschnitten, die mich in unangenehme Situationen hätten führen können. langsam treffen Freunde, bekannte und Geschäftpartner ein, ich halte halbherzigen Smalltalk, lächle, grüße und nippe an meinem Cocktail. Ich halte Ausschau, verliere den Eingang nicht aus den Augen und sehe dabei auch unhöflich über Leute hinweg. Er wird kommen.
Mitten in einem Gespräch mit einer der Nachbarinnen beritt er den Raum, ich spüre wie ich zum ersten Mal seit Wochen, für einen winzigen Augenblick weder das Meer noch mein Mädchen vor Augen sehe. Keine drücken Kopfschmerzen, kein zugeschnürtes Herz, nur er. Die Nachbarin, die anderen Leute, die Dekoration, der Raum, alles verschwindet hinter einem grauen Schleier, verschwimmt, wird unwirklich. Er hat sich nur wenige verändert seit dem letzen Jahr, nur die Haare trägt er etwas kürzer. Schwarzer Anzug zum weisen Hemd, die oberen Knöpfe offen, ein wenig von seinem Körper lässt sich erahnen. „Ist ihnen nicht gut?“ Ich höre und falle zurück, schüttele den Kopf, wiegle ab. Alles ist in Ordnung. Sie nickt, wendet sich ab. Ich sehe wieder zu ihm, sehe seine Begleitung, blond schwarzes Kleid, gute Figur, charmantes Lächeln. Ich kenne sie nicht. Ich hasse sie. Sie steuern auf Vater zu, schütteln seien Hand, reden mit ihm. Meine Brüder begrüßen ihn freudig, reden mit ihnen, scheinen die Blonde zu kennen. Nach wenigen Minuten sehe ich wie er sich entfernt und in meine Richtung bewegt. Mein Herz schlägt zum ersten Mal seit Wochen nicht aus Panik so schnell, dieses eine Mal ist nicht das Wasser der Grund. Er lächelt, ich könnte sterben, nichts hat sich geändert. Ich bin noch immer nichts anderes, er könnte mit mir tun wonach ihm beliebt. Er ist nun nur noch wenige Zentimeter von mir entfernt, beugt sich zu mir küsst meine Wangen, hält mich ein wenig im Arm, streicht mit seinem Arm über meinen Rücken. Schauer durchfährt mich. Sein After Shave, noch immer dasselbe, ich schwebe. Wir sehen uns in die Augen, es fällt mir schwer ihm stand zu halten. Er beugt sich erneut zu mir, küsst mir kurz die Stirn. Dann bricht er das Schweigen: „Schön dich zu sehen.“ Ich will nicht daran glauben, nicht wieder daran glauben, tue es dennoch. „Wie geht es dir?“ Meine Stimme zittert, er nicht nur, ich verstehe. Die Blonde sticht mir ins Auge. „Du solltest sie nicht allein stehen lassen, sie sieht sich schon nach dir um.“ Ich wende mich ab, er hält meinen Arm fest, sieht mir wieder in die Augen. Ich sehe dass er sprechen will, seien Augen sagen alles, sein Mund schweigt. Er läst mich los, geht zurück zu ihr, ich eile ins Bad. Ich sehe mein Mädchen vor mir, sie redet von ihren Geburtstagswünschen, der fünfte Geburtstag. Ihre Stimme, weich, sanft, leise. Ich drehe den Schlüssel um, setze mich auf die geschlossene Toilette und krame in meiner Tasche. Ich spüre das kühle Metal der Pistole, streiche kurz darüber, finde das Röhrchen, schütte mir zwei Pillen auf die Hand, schlucke sie herunter.
Ich versuche mich zu beruhigen, doch die Erinnerung erkämpft sich ihr Recht. Wieder der Tag. Wieder das Meer. Ich sehe ihn, mich, das Mädchen. Es ist warm, wir sind glücklich. Ihr kleines rundliches Gesicht, die blonden Zöpfe, das gelbe Kleidchen. Er trägt sie auf dem Arm, ich an seiner Hand, wir lachen… Die Tabletten zeigen ihre Wirkung noch ehe wir auch das Boot steigen. Das Bild der glücklichen kleinen Familie bleibt bei mir. Ich werde ruhiger, stehe auf, gehe zum Spiegel. Ich tupfe mir Schweiß von der Stirn, atme durch, öffne die Tür, gehe zurück. Niemand hat mich vermisst. Ich stelle mich zu einer Gruppe junger Frauen, man unterhält sich belanglos, lächelt mir zu, ich nicke hin und wieder.
Mein Vater winkt mich zu sich. Seine Gesichtszüge, noch strenger, noch kälter als früher, das Haar inzwischen völlig grau, die Haut zweigt Falten. Ich stehe bei ihm, fühle mich unwohl, Angst kriecht in mich. „Wie geht es dir, Töchterchen?“ „Gut. Warum fragst du?“ „Gut? Das freut mich. Warum bist du noch immer allein?“ „Vater, bitte rede nicht mit mir darüber. Du musst mich nicht verstehen.“ Ich sammele Mut, wende mich ab, lasse ihn stehen. Ich weis, wie er seien Stirn nun in Falten legt, ich weis wie er mir nun fassungslos hinterher blickt, de Kopf immer und immer wieder langsam schüttelnd. Ich höre die Wellen, mir wird schwindlig, der weg ins Bad ist weit, zu weit. Ich versuche mich zu fangen, es gelingt mir nicht. Ich höre sie schreien, sie ruft nach ihrem Vater, sie ruft nach mir, doch wir werden sie nicht hören, wir werden ihr nicht helfen. Ich sehe die Leute nicht mehr, die Party verschwindet. Das Boot. Wir liegen zusammen auf dem kleinen Bett, hören mein Mädchen oben lachen. Er streichelt mich, ich wehre in halbherzig ab, küsse ihn dann… Ich wache auf,s ehe mich um, stelle fest, dass ich mich im hintere Garten befinde. Ich spüre das Grass unter mir, liege am Boden, sehe ihn neben mir sitzen. Voller Entsetzen blicke ich ihn an, er flüstert: „Es ist alles in Ordnung, ich und Serrina haben die herausgebracht, Niemand hat etwas bemerkt.“ Ich nicke. Was sagt er da? Er hat es bemerkt, derjenige für den ich stark sein wollte. „Bist du krank? Passiert dir das öfter?“ Wie er das fragt,. Spürt er es denn noch immer nicht? Jahrelang mach ich ihm vor es weggesteckt zu haben, lebe nur noch damit er nicht denkt ich hätte aufgegeben. Was soll es jetzt noch? Jetzt wo ich hier liege, hier unter seien Augen. Was soll ich ihm jetzt noch von eine schwachen Kreislauf erzählen? Jetzt wo er sieht wie sprachlos ich bin. Ich gebe alles auf, ich werfe alles fort. „Hast du sie nie vermisst?“ Ich sehe wie er die Fassung verliert, mit zitternder Lippe versucht er zu antworten. Wie lange haben wir nicht mehr über sie gesprochen? Haben wir überhaupt jemals über sie gesprochen seit diesem Tag? Wie schnell verschwand sie aus unserer Realität? Wie schnell hatte unsere vermeintliche Stärke aus unserem Leben wieder unsere Leben gemacht? Ich flehe, dass er es jetzt versteht, dass er es jetzt nicht zerstört, er enttäuscht mich nicht. Im gelingt eine Antwort: „Jeden Tag. Doch weist du was ich noch mehr vermisst habe?“ Ich sehe ihn fragend an. „Einen Weg. Ich wollte immer einen Weg, es zu verstehen, einen Weg dir zu helfen.“ „Man kann es nicht verstehen, es gibt keine Erklärung, es gibt keinen Weg. Ich höre Schritte, sehe Serrina, sie muss schon eine Weile hier draußen sein. „Es war ihr Weg ihnen nur einige Jahre Freude zu machen. Mein Kindchen, sie haben an diesem Mädchen alles gut gemacht, was je an ihnen verbrochen wurde. Sie haben dieses Kind geliebt, sie lieben es noch. Aber es ost tod. Niemand kann es ändern. Eltern sollten ihre Kinder nicht überleben. Doch es ist geschehen. Niemand kann es ändern, niemand kann sie retten, aber sie können sich retten. Verzeihen sie sich.“ Ich setzte mich auf, frage ihn nach meiner Tasche, die er mir gibt. Ich fasse hinein, wieder das kalte Metall, diesmal umfasse ich es. „Ich kann ihm verzeihen, ich liebe ihn ewig, ich kann ihn retten. Aber Serrina, Vater, dem Meer und mir kann ich nicht verzeihen.“ Beide sind fassungslos, keiner rechnet mit dem was geschehen wird. Das Letzte was ich in diesem Leben höre ist ein Schuss.
 

Ventus

Großmeister
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15. März 2003
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Kannste vergessen , hier im Forum lesen 3 Mann die Lyrikecke und nen Kommentar geben sie zu deiner Geschichte auch nich ab , siehe meine ... :?

Aber ich muss sagen deine gefällt mir gut und ist auch schön geschrieben , weiter so.
 

Gestreift

Erleuchteter
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@ Hylia

Die Geschichte rührt einen an, obwohl die Charaktere eigentlich oberflächlich bleiben. Damit möchte ich sagen, dass ich keine Indentifizierung mit ihnen herstellen kann. Du erweckst bei mir ein bisschen den Eindruck, als hättest Du keine Zeit um deine Gedanken wirklich auszuformulieren. Nimm sie dir mal ruhig. Lass deine Geschichten ganz natürlich wachsen. Natürlich liegt in der Kürze die Würze, aber die Story hätte es verdient etwas länger zu sein. Zu vieles ist nur Angedeutet.

Die Handlung finde ich sehr traurig. Schreibst Du viele traurige Geschichten?

Ich wünsche dir ein glückliches Händchen beim Schreiben.

@ ventus

Ich bin der zweite von den dreien.
 

Woppadaq

Erleuchteter
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2. August 2003
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Hallo Hylia

Du kannst einen richtig angst machen


Meine Ex-Freundin hies auch Hülya (war eine Türkin) .
sie hat tatsächlich ihr Kind verloren - allerdings als es 4 Monate alt war.
sie ist bis heute nicht darüber hinweg gekommen.
sie nimmt auch Drogen - allerdings harte, weshalb ich mich auch von ihr getrennt habe.
Die Geschichte könnte fast ihre sein. Das Gefühl, das da rüberkommt, erinnert mich jedenfalls total an sie.

sie sah auch fast so aus wie auf deinem Avatar - nur halt mit schwarzen Haaren.
 

JimmyBond

Ehrenmitglied
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7. Mai 2003
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dieser geschichte gefaellt mir sehr. ist sehr traurig, so ist aber leider die realitaet. traurig.....

irgendwie erkenne ich diese leere wieder
 

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