Ein fiktiver Brief

Paradewohlstandskind

Erleuchteter
Registriert
10. April 2002
Beiträge
1.198
Tach, Frau Müller!!

Manchmal bin ich verführt zu denken, dass die ganze Menschheitsgeschichte der Traum eines anderen Wesens ist. Alle sind wir Schauspieler. Seine rosa Wünsche, wie auch seine bitter-schwarzen Ängste übermitteln uns Schnüre, an denen wir, Marionetten gleich, geführt werden. Kein eigener, selbstständiger Schritt wird ermöglicht. Einen Plan oder einen Sinn hat das Ganze nicht. Es ist auf Emotionen aufgebaut. Von den Wänden der Geschichte tropft unser Blut. Im Keller der Vergangenheit erklingt hell unser Lachen. Doch die Freiheit liegt ausserhalb dieses Gemäuers. Doch wer durch diesen Ausgang tritt, dem ist der Wiedereintritt verwehrt. Fliegt die Tür hinter einem ins Schloss und der Mensch tritt arm und nackt ins überlieferte warme Licht, gibt es kein zurück mehr. Mir einem Atemzug saugt er dann das gesamte Wissen auf. Aug´ in Aug´, mit der letzten Wahrheit, wird der Dümmste das Verstehen lernen.

Wenn es denn wirklich so ist. Bis dahin ärgern wir uns über Kampfhundbesitzer und beweinen Millionäre, die im Angesicht von hungernden Völkern mit Überschallflugzeugen abstürzen. Sehnsucht nach dem entscheidenden Funken, der alles unwichtig erscheinen lässt. Todessehnsucht ist nicht immer mit Flucht gleichzusetzen. Wird die Medaille gedreht steht auf der anderen Seite, etwas von „sich stellen“. Müsste es nicht ein befreiendes Gefühl sein, sterben zu dürfen. Der Körper setzt die letzten Glücksstoffe frei. Nichts mehr im Körper verursacht Schmerz. Die letzten grossen Sorgen vergehen, mit dem Verschwinden des Sauerstoffs im Gehirn. Es ist einfach aus. Es gibt dich (mich, ihn, ihr) nicht mehr. Weg! Es fehlt eine(r). Doch eine unschliessbare Lücke bleibt bei den meisten, wohl nicht zurück. Nach einem Jahr ist auch der letzte Warumschreier über dich (mich, ihn, ihr) hinweg und beweint dann wieder die Menschen, bei denen es Barbara Eligmann für angebracht hält.

Ich weiss es nicht, im Grunde weiss ich gar nichts. Ich fühle mich langsam, wie der absolut dümmste Mensch auf diesem Erdball. Ich traf seit Monaten keine Person, die ich nicht um sein Leben beneidet hätte. Alle laufen, nur der Steve, der kann nur kriechen.

Ich jammer dich hier voll... Sorry!

Je öfter ich Dich treffe, desto mehr vermisse ich Dich in Zeiten Deiner Abwesenheit. Schon komisch, ich denke täglich an Dich. Ich habe bestimmt schon erwähnt, das ich zum „Sein-Menschen“ übergehen will, daher lege ich momentan meine Karten offen auf jeden Tisch. Ich war früher mal richtig in Dich verliebt. Ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, in dem es mich erwischt (in diesem Zusammenhang ein furchtbares Wort) hat. Ist auch nicht so wichtig, eigentlich, und peinlich ist es mir obendrein. Sei´s drum.

Mir fällt nichts anderes ein, als schreckliches Gejammer.

Vorgetäuschte Intelligenz ist genau das Gegenteil eines vorgetäuschten Orgasmus. „Ach weisst Du“ ist das anfänglich schnellere und bewusstere Atmen. Danach folgt meist eine Farce, die weghörende Luft mit grausigen Schallwellen füllt. Doch ich wollte eigentlich mich erklären. Den Grund nennen, die Gründe darlegen und ausbreiten. Auf atomarer Grösse geschrumpfte Zerrissenheit deklarieren. Dabei nicht auf Hilfe hoffend, sondern um Verständnis bittend. In meiner Welt auf dieser Erde wartend. Doch genug dieses leidigen Pseudo-poetischen Wortabfalls. Es wird Zeit frei im Kopf und auf der Tastatur zu werden, um sich auszukotzen. Viele meiner Mitlebensbestreiter attestieren mir Wahnsinn im Anfangsstadium. Vielleicht ist es auch nur viel leichter durchzudrehen. Wahnsinn ist die Normalität und Normalität der wahre Wahnsinn. Wer die Realität als einfachste Wahrheit einfach hinnimmt und sich stumm und verkrampft mit ihr vereint, der ist der Geistesgestörte. Es hat keinen Zweck mich zu erklären. Beim Versuch meine Gedanken in Worte zu kleiden, breche ich mir schon beim schlacksigen Steigen in meine Boxer-Shorts die Beine. In diesem Absatz steht jetzt irgendwie gar nix!


SCHÜSS
 

Ähnliche Beiträge

Oben