hmmm ...
@ I3leach:
Mal sehen, was ich von meinem eigenen christlichen Standpunkt aus zu deinen manchmal doch stark polemischen (wenn auch durchaus nicht immer unberechtigten) Statements sagen kann.
- Woher wir wissen, dass wir nach dem Ebenbild Gottes geschaffen worden sind? Nun, das ist sicherlich eine Glaubensaussage und nichts, was man mittels Vernunft "wissen" kann. Aber auch für Nicht-Gläubige liegt darin eine Wahrheit ... es geht darum, was den Menschen vom Tier unterscheidet, auch wenn die Grenzen fließend sein mögen: Bewusstsein (oder, religiös ausgedrückt, Seele), freier Wille, Selbsterkenntnis, und so weiter ...
- Ob die Aussage, dass wir nach Gottes Ebenbild gestaltet sind, bedeutet, dass wir wie Gott, oder gottgleich, sind? Nein, wir sind nur Abbilder, wie es manchmal auch statt Ebenbild heißt. Wir besitzen zwar Bewusstsein und Wissen, aber sind nicht allwissend oder allumfassend. Oder, da hast du Recht, wir sind "dümmer" als Gott, jeder von uns eben nur ein winziger Teil des großen Ganzen. Ob man vor diesem Hintergrund die Schlussfolgerung ziehen muss, dass in diesem Fall Jesus nicht mehr war als ein irrer Selbstmordguru, kann ich, pardon, nicht ganz nachvollziehen.
- Sterbehilfe: Ich glaube, da vereinfachst du sehr stark. Ich wehre mich dagegen, die kirchliche Position des In-Frage-Stellens dieser Praktik als Wunsch nach Quälerei von Menschen abzuqualifizieren. Darum geht es nicht. Das ganze ist sicherlich ein schwieriges moralisches Dilemma. Aber nur zwei Gegenpunkte. Einerseits finden sich auch außerhalb der katholischen Kirche und des Christentums Leute, die den Wert des Lebens an sich hochschätzen und in Frage stellen, ob wir als Menschen das Recht haben, ein solches Leben vorzeitig zu beenden. Dass die Gegenposition, wir sollten ein Leben auch nicht über sein bestimmtes Ende hinaus verlängern, auch eine Berechtigung hat, steht hier nicht unbedingt zur Diskussion, es geht nur darum, dass das Contra gegen Sterbehilfe nicht nur eine Sache der Kirche ist. Ein anderer Punkt, warum man nicht ohne Magengrummeln, einem gewissen Unwohlsein, die Pro-Seite bedingungslos unterstützen sollte, sind Erfahrungen mit Euthanasie ... wir brauchen schon Gewissheit, dass die vorzeitige Beendung des Lebens zumindest dem Willen der entsprechenden Person entspricht.
- Jesu Tod als Suizid ... was mich daran stört, ist, dass man dabei an die üblichen Gründe für einen Suizid denkt, "das Leben ist sinnlos, einfach Scheiße". Das trifft sicherlich nicht zu, auch wenn ich persönlich Zweifel habe, dass Jesus selbst seinen Tod als Menschenopfer für Gott gesehen hat. War eher wohl so, dass seine Botschaft nicht zum gewalttätigen Widerstand aufrief, terroristischem Bombenschmeißen halt. Ich glaube schon, dass es ihm lieber gewesen wäre, noch ein paar Jahre weiter zu leben, oder beim Prozess mit dem Leben davonzukommen ... aber dazu hätte er in dieser speziellen Situation seine Überzeugung verraten müssen, und die Situation erlaubte ihm einfach kein Davonkommen.
- Dass ich als Christ in schöner Regelmäßigkeit als Befürworter von Hexenverbrennung und Kreuzzügen gelte, bin ich gerade in solchen Foren wie diesem hier schon gewohnt ... dass sozusagen die christliche Botschaft auf diese lang zurückliegenden historischen Ereignisse reduziert wird. Nur ... es bedarf nicht unbedingt einer Religion, um Gräueltaten zu begehen. Wenn man sich das 20. Jahrhundert anschaut ... Hitlerdeutschland, Stalins Sowjetunion: da ist die Religion über Bord geworfen worden, und es kam doch nichts "Besseres" heraus. Und das Christentum befand sich dort eher auf der Seite des Widerstandes. Ich bin als heutiger Christ also genauso wenig Anhänger einer Lehre, die die Hexenverbrennung lehrt, wie ich als Deutscher Anhänger einer Lehre bin, die die Judenvergasung fordert. Denn es kommt auch nicht von ungefähr, dass die Kommunistenverfolgung in den USA unter McCarthy unter der Bezeichnung "Hexenjagd" funktionierte, obwohl die katholische Kirche dort nicht die treibende Macht war ... es ging um politische Streitigkeiten.