Bin ich ein Magnet für extreme Existenzen?

SentByGod

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Eigentlich halte ich mich für sehr gleichgültig. Doch wenn ich mich so umschaue, gibt es in meinem Bekanntenkreis eine Menge Wracks. Sei es meine Ex-Freundin die ein Paradebeispiel für ein Scheidungskind darstellte oder eine Freundin die hin und wieder gerne den Selbstmordgedanken pfelgt weil sie mit einem Ereignis in ihrem Leben nicht fertig wird.
Es scheint als hätte ich nen Hang dazu micht mit solchen Fällen abzugeben. Heute z.B. ist Fall 2 vorgefallen.
Sie schickt mir eine SMS in der sie mir sagt, das ich doch vorbeikommen solle, da es ihr so dreckig geht, sie zuviel getrunken hat und alle (meiner Ansicht nach) unverarbeiteten Probleme wieder hoch kommen.
Ich will helfen, weiß aber das dies keine Lösung für dieses Problem ist und trotzdem, meine Familie zeigt mir Klar das es an Ausnutzung meiner Persönlichkeit grenzt, was sie da betreibt.
Es ist zwar der erste Vorfall dieser Art, aber dennoch. Ich verstehe es nicht. Irgendwie verstehe ich grad garnix. Und wenn ich an das, was ich hier grad schreibe, denke, versteh ich noch weniger.

Ich hab keine Drogen und keinen Alkohol intus, obwohl, vorhin die Polizei, welche mich mal einfach so mit dem Wagen angehalten hat, dies vermutete.

Ich könnt kotzen.

:O_O:
 

Aphorismus

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Hi SentByGod!

Ich kenn sowas. Das ist total bescheuert, in was für Situationen man ganz schnell stecken kann.

Ich kann dir aus eigener Erfahrung nur den Rat geben, die Probleme deiner Freundin nicht zu sehr zu deinen eigenen Problemen zu machen. Mit anderen Worten: Hilf, aber nicht über alle Maßen hinaus.

Wenn sie bspw. alleine nicht klar kommt, dann kann sie auch bei dir vorbei kommen. Der Weg von ihr zu dir ist auch nicht länger als der Weg von dir zu ihr, und sie ist die mit dem Problem.

Wenn sie sturz besoffen heulend in der Ecke sitzt ist das zwar auch keine Option - da muss man einfach sofort helfen - bei nicht ganz so dringenden "Hilferufen" aber sehr wohl.

Dazu kommt, dass wenn du immer sofort alles stehen und liegen läßt, sie ihr Problem für noch größer und wichtiger halten wird als sie es onehin schon tut. Wenn sogar andere sofort alles für ihre Psycho-Macken stehen und liegen lassen, dann muss das ja wirklich dramatisch sein. Und sie wird weniger mit ihren Problemen umzugehen lernen, wenn immer alle springen.

Ich sage das weniger um ihre Probleme herunter zu spielen, als vielmehr um dich zu schützen. Sowas kann einen auch auffressen! Besonders wenn die Leute, denen man hilft, einem die Verantwortung nur selektiv übertragen.

Ich hatte mal eine Freundin, die auch psychische Probleme hatte und Quartalssäuferin war/ist. Der durfte ich immer helfen und war der ganz tolle Liebe, wenn's ihr dreckig ging und sie Bestätigung dafür brauchte, was für ein armes kleines Hascherl sie doch ist. Aber wenn ich versucht habe ihr irgendwelche Ratschläge zu geben, die sie weniger gerne gehört hat - wie z.B. auf das Koks zu verzichten und sich nur einmal im Monat statt jedes Wochenende wortwörtlich besinnungslos zu saufen - dann war das "anmaßend mir so ein Urteil zu erlauben" und hastenichgesehen. Aber zum bewusstlos blutverschmiert wo raustragen war ich immer gut genug. Deswegen habe ich mit besagter - übrigens sonst zu 90% und auch optisch verdammt süßen - Person leider so gut wie keinen Kontakt mehr.

Mein Tip: "Normale" Leute sind oft auch erstaunlich nett! :wink:
 

Murcksdiebug

Meister
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Nicht nur in deiner Umgebung gibt es "Wracks". Viele Menschen tragen Probleme und Sorgen mit sich. Die einen machen es sich mit selbst aus und die anderen wenden sich an eine gute Seele aus ihrem Kreis, der sie sich anvertrauen können. Vorzugsweise sind dies nachdenkliche Personen die selbst nicht sorgenfrei sind, sich öffnen und gut zuhören können. Wenn diese Beschreibung auf dich zutrifft weisst du, dass du kein Magnet für extreme Existenzen bist, sondern einfach ein guter Freund.
 

Magna

Erleuchteter
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10. April 2002
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Meine absolute Zustimmung an Aphorismus.
Ich kenn das Problem auch.
Das Problem ist oft nicht, dass man ein guter Freund, sondern dass man ein zu guter Freund ist.
Wenn jedes Problem wächst, mit der Wichtigkeit, die andere ihm beimessen, dann ist das Problem oft nur Vordergrund.
Leider haben die meisten Menschen (imho) ein recht gestörtes Sozialverhalten. Beginnt mit Schema "Ich bin einsam", wo Mensch in seiner Bude hockt und vll. einfach nur ein ganz unbestimmtes Gefühl der Unzufriedenheit verspürt. Dann kommt Freund Alkohol, der macht ja im allgemeinen alles besser, in 90% der Fälle aber leider tatsächlich schlimmer. Und wichtig: Alk macht Menschen wehleidig. Aus dem Unzufriedenheitsgefühl wird ein starkes Unglücksgefühl. Und spätestens da beginnt Mensch dann Gründe dafür zu suchen. Die sind auch immer schnell gefunden.
Mensch beginnt nun sich sehr hemmungslos, weil bereits enthemmt, selbst zu betrauern. Stellt aber bald fest, dass das gar nicht so toll ist, weil, Ernüchterung, immer noch einsam. Jetzt kommt der Telefonanruf, der sich aber um - je nach Geschwindigkeit auch mal 5 Uhr Morgens - gar nicht so einfach gestaltet. Man muß erklären, warum man stockbesoffen irgendwo sitzt und heult und dann noch warum der arme angerufene jetzt dafür verantwortlich ist, das wieder hinzubiegen.
Sehr beliebt: "Ich wusste nicht wen ich sonst anrufen soll.", impliziert "Ich hab sonst keinen, du musst als jetzt unbedingt...", ruft Mitleid hervor.
Dann: Warum hat das nicht Zeit bis Morgen? Eine Erklärung muß her und "Ich bin so einsam" reicht den wenigsten. Also "Ich hab Angst ich spring sonst in den nächsten 2 Stunden aus dem Fenster/von der Brücke/dem Dach."
Wenn unsereins aber jedes Mal brav da aufkreuzt, erscheint diesem Menschen sein Verhalten irgendwann als probates Mittel gegen Einsamkeit. Dieser Mensch wird öfter versuchen, seine Mitmenschen emotional unter Druck zu setzen um deren Aufmerksamkeit zu erlangen. Und das nervt auf Dauer ganz furchtbar.
Es sei denn unser Helfer hat sein eigenes kleines Problem, z.B. "Ich bin unwichtig.". In diesem Fall gibt die Tätigkeit "Helfen" dem Leben des Helfers plötzlich einen Sinn. Ohne ihn hätte sich A längst umgebracht, B wär ihren Freund los und kreuzunglücklich, usw.
Hier machen sich dann sowohl Helfer als auch Geholfener gegenseitig sehr konsequent glücklich & kaputt, statt ihre Beziehung zu einer normalen und gesunden Freundschaft umgenerieren zu können.
Nur meine persönliche Erfahrung.
Ich helfe in solchen Fällen noch maximal einmal, dann fange ich an auf Morgen zu vertrösten.
Liebe Grüße,
Magna
 

SentByGod

Ehrenmitglied
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Hm sie hat sich nichts angetan, und es ist alles so wie sonst. Seltsame Welt.
 

metropolis

Großmeister
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25. April 2002
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magnet für extreme existenzen?!

tja, ist es nicht eigentlich normal, dass sich schwache
menschen an starke heften, um irgendwie "gerettet"
zu werden?

auch wenn die belastung durch fremde probleme für
dich allmählich wächst und zu einem problem für DICH
wird, solltest du es mal aus sicht der anderen sehen:
gut, dass sie dich haben.
 

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