Bernd Rabehl-was ist los in unserem Land?

Traenenreiter

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Ich bin da gerade auf etwas gekommen, was mich sehr nachdenklich gemacht hat.

Begonnen hat alles damit, daß mir eine Broschüre der NPD-Fraktion aus dem sächsischen Landtag in die Hand fiel mit dem Titel "Die ganz linke Tour, wie im Freistaat Sachsen versucht wird, 'Tolleranz und Demokratie' mit Hilfe von Linksextremisten durchzusetzen."
Darin ist u.a. ein Aufsatz abgedruckt, der aus der Feder von Bernd Rabehl stammt und den Titel trägt: "Die Faschismusjäger, der 'europäische Faschismus' und die NPD."

Ich stelle das hier nicht ein, weil ich den Inhalt diskutieren möchte, sondern weil ich mich der Person Bernd Rabehl nähern wollte.

1. Anlaufstelle: die Jungs von wiki:
Stichwörter:
- Mitglied des sozialistischen Deutschen Studentenbunds
- Freund Rudi Dutschkes
- Mitarbeit am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin
- Gastprofessor an einer Universität in Brasilien
- zahlreiche Artikel zu Marxismus und Arbeiterbewegung
- in einer Rede warnte er 1998 vor einer kulturellen Überfremdung
- Interview in der deutschen Stimme: "Was früher als links angesehen wurde, gilt heute als rechts."
Hier ist das alles noch recht neutral formuliert. Spannender wird es beim IDGR ( Informationsdienst gegen Rechtsextremismus):
Stand bei Wiki noch: "Das Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin versuchte ihm als Reaktion auf dieses Interview die Lehrbefugnis zu entziehen.
Steht hier: "Dem vor allem von Studenten vorgetragenen Wunsch Rabehl die Lehrbefugnis zu entziehen, wurde von der Universitätsleitung nicht entsprochen."
Rabehl publiziere in Zeitungen und Zeitschriften des "rechtsradikalen Milieus". Der "Forschungsverband SED-Staat" habe ihn rausgeworfen (wegen dieser Veröffentlichungen).
2005 gab er wieder ein Interview in der "Deutschen Stimme" - Der Institutsrat des Otto-Suhr-Instituts der FU-Berlin beschloss darauf hin ihm ab dem Wintersemester 2005/2006 keine weiteren Lehraufträge mehr zu erteilen."

Laut selbstaussage möchte Rabehl über die NPD wissenschaftlich schreiben und müsse dazu in Kontakt mit seinem Untersuchungsgegenstand stehen.

Und hier, nach langer Vorrede, die Frage: wie kann es sein, daß einem Wissenschaftler so zugesetzt wird, wie es in einem Land, welches Toleranz, Meinungsfreiheit, Lehr- und Lenrfreiheit usw. garantiert, zugesetzt wird?
 

agentP

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Das ist mal wieder völiig aus dem Zusammenhang. Laut dem wikipedia-Artikel sagte er: "In letzter Konsequenz bin ich meinem Denken von damals treu geblieben, nur daß sich inzwischen die politischen Positionen verschoben haben. Was früher als »links« angesehen wurde, gilt heute als »rechts«."

Und hier, nach langer Vorrede, die Frage: wie kann es sein, daß einem Wissenschaftler so zugesetzt wird, wie es in einem Land, welches Toleranz, Meinungsfreiheit, Lehr- und Lenrfreiheit usw. garantiert, zugesetzt wird?
Ich wüsste nicht wo das garantiert würde. Alle diesen Punkten entsprechenden Artikel in unserer Verfassung enthalten Einschränkungen. Ansonsten vielleicht mal nach "wehrhafte Demokratie" oder "freiheitlich demokratische Grundordnung" googlen.
 

Booth

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Traenenreiter schrieb:
Ich stelle das hier nicht ein, weil ich den Inhalt diskutieren möchte, sondern weil ich mich der Person Bernd Rabehl nähern wollte.
[...]
Und hier, nach langer Vorrede, die Frage: wie kann es sein, daß einem Wissenschaftler so zugesetzt wird, wie es in einem Land, welches Toleranz, Meinungsfreiheit, Lehr- und Lenrfreiheit usw. garantiert, zugesetzt wird?
Wie soll das denn bitte gehen?

Diesem "Wissenschaftler" wird ja nicht "so zugesetzt", weil einfach alle gegen ihn sind, sondern weil anscheinend genug Leute ein erhebliches Problem mit dem von ihm geäusserten Inhalt haben.

Wie willst Du also die Frage beantworten, OHNE den Inhalt zu diskutieren?

gruß
Booth
 

Semiramis

Großmeister
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Mir fällt zu dieser Lebensgeschichte folgendes ein:
Es erinnert mich an einen Lückenfüller in den Radionachrichten vor ca. 2 Wochen nachts um 2 Uhr: Ein nicht namentlich genanntes Vorstandsmitglied der WASG sei in die NPD gewechselt, wozu ein Kommentar von Herrn Lafontaine zitiert wurde: "...das sei ganz normal...".
:?

mfg,
Semiramis
 

dkR

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Stell dir das mal als Kreis vor. Da ist es vom linken Ende zum rechten Ende nicht wirklich weit.
 

Ein_Liberaler

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Ich bin nicht unbedingt der Ansicht, daß uns das links-rechts-Schema überhaupt weiterhilft.
 

antimagnet

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Laut selbstaussage möchte Rabehl über die NPD wissenschaftlich schreiben und müsse dazu in Kontakt mit seinem Untersuchungsgegenstand stehen.

ich wusste gar nicht, dass das zu den grundprinzipien wissenschaftlichen arbeitens gehört...


muss man an jesus als gottes sohn glauben, wenn man über ihn wissenschaftlich schreiben möchte? das glaube ich nicht, tim...
 

Ein_Liberaler

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Nö, aber wenn er noch erreichbar wäre, würde man es sich nicht entgehen lassen, mit ihm zu reden, oder?

Aus dem bisher geschriebenen geht für mich nicht hervor, ob man ihn wegen der Inhalte seiner Interviews geschaßt hat oder schlicht wegen der Tatsache, daß er sie gegeben hat.
 

Traenenreiter

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Soweit ich sehe, aber ich bin bei Gott da nicht im Klaren, hauptsächlich, weil er sich "erdreistet" hat, mehrmals der "Deutschen Stimme" ein Interview zu geben.

Im übrigen finde ich es recht bemerkenswert, wenn man folgendes vergleicht:

a) 3 Mitglieder der NPD - Fraktion im sächsischen Landtag treten aus: was für ein TamTam

b) ein Mitglied der WASG wechselt zur NPD - kaum einer nimmt Notiz davon.

Wollte noch mehr schreiben, aber zu müde. Vielleicht morgen.
 

antimagnet

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Ein_Liberaler schrieb:
Nö, aber wenn er noch erreichbar wäre, würde man es sich nicht entgehen lassen, mit ihm zu reden, oder?

Aus dem bisher geschriebenen geht für mich nicht hervor, ob man ihn wegen der Inhalte seiner Interviews geschaßt hat oder schlicht wegen der Tatsache, daß er sie gegeben hat.

seit wann gibt ein wissenschaftler seinem untersuchungsgegenstand ein interview? normalerweise läuft das umgekehrt... :roll:
 

Ein_Liberaler

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Normalerweise schon. Was weiß ich, was der Grund war? Vielleicht wollte der Forschungsgegenstand ja ein Tauschgeschäft. Wenn wir den Wissenschaftler nicht fragen, werden wir es nicht erfahren.
 

Semiramis

Großmeister
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Hey, hieß es nicht ausdrücklich, weg vom Inhalt?
Über den Inhalt zu diskutieren wird doch nun wirklich nichts bringen, derartige Grundsatzdiskussionen wurden schon zu Hauf geführt


Für mich wirft das die nicht unerhebliche Frage auf, kann/darf man über so etwas überhaupt objektiv schreiben, sollte man seine eigene Person nicht, um nicht mit einem Sympathisant verwechselt zu werden, ausdrücklich distanzieren, sollte man nicht in gewisser Weise unmißverständlich wertend schreiben? Wirklich objektiv kann man doch ohnehin nicht schreiben, warum wird das immer dann versucht, wo es weniger angemessen ist? Um vom Thema weg ein anderes Beipsiel zu nehmen: Gibt es eine wissenschaftliche Geschichte über die Hexenprozesse, in der nicht auch mitklingt, daß das aus heutiger Sicht nicht mehr logisch, wünschenswert, human ist, aber damals halt so war? Forscher sind auch Menschen und beziehen auch Stellung (Und das sollten sie auch, meiner Meinung nach, auch in wissenschaftlichen Arbeiten, die dadurch keineswegs weniger wissenschaftlich werden..).
Was mein Anliegen ist: auch wenn ein Forscher über die NPD schreibt, kann er unmißverständlich darstellen, daß dies sein Forschungsgegenstand ist, den er nachzeichnet und mit dem er sich auseinandersetzt - und mehr nicht. So vielen Historikern gelingt es doch auch, vielen Schreibern anderer Bücher zu dem Thema gelingt es auch, sich mit dem THema auseinadnerzusetzen, ohne Zweifel aufkommenzulassen über ihre eigenen Anschauungen. Warum diesem Herrn hier nicht? Das er sich in der Nähe sseines Forschungsgegenstandes bewegt, ist eine sehr schwache Ausrede/Verschleierung finde ich...

mfg,
Semiramis
 

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