Armut in Deutschland

Ein_Liberaler

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Liest Du auch, was ich schreibe? Sie sollen zu gar keiner Arbeit gezwungen werden. Damit es mehr Arbeit gibt, muß sie weniger besteuert werden, und wir brauchen einen anständigen Aufschwung. Auch im besten Fall ist das keine kurzfristige Angelegenheit, weil so viele Länder noch so mit der Produktivität nachhinken.
 

morgenroth

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Sry..da hab ich wohl wirklich "verlesen"..meine aber, auch schon anderes von dir gelesen zuhaben. :wink:

Und wenn du jetzt auch noch ausschliesslich die Arbeit im niedrigeren Lohnsektor meinst, sind wir sogar einer Meinung - auch wenn das in meinen Augen nur ein richtiger Schritt wäre nicht aber die Allheillösung. Denn die Gier der Menschen, die können, wird wohl immer versuchen sich soviel vom Kuchen zunehmen, wie es geht -und das wird immer auf Kosten derer sein, die eben nicht können.

Edit: Einen ganz ansehnlichen Aufschwung hatten wir...der ist überall angekommen, nur nicht bei denen, die es nötig gehabt hätten.
 

Ein_Liberaler

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Ich finde den Aufschwung noch recht mickrig. Angekommen ist er in der Tat weniger bei denen, die vorher schon Arbeit hatten, sondern bei den ehemaligen Arbeitslosen, die jetzt wieder einen Job haben. Da die Sozialleistungen ziemlich hoch waren und die neuen Jobs nicht gerade im oberen Lohnsegment entstanden sind, merken diese Leute finanziell auch nicht so überwältigend viel. (Und ja, in gewissen Branchen geht es den Unternehmen deutlich besser.)

morgenroth, mein Ideal, aber das hab ich ja schön öfter geschrieben, ist die Wirtschaftswunderzeit. Da ging es so gut wie allen jedes Jahr etwas besser... Daß die Löhne jetzt den Gewinnen hinterherhinken, ist auch eine Folge der Zeit zwischen dem Wirtschaftswunder und Schröder, wo es umgekehrt war (zumindest wenn man die Sozialleistungen auch zu den Löhnen rechnet, die müssen schließlich von derselben Wirtschaft finanziert werden).
 

ConspirIsee

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aber für ein wirtschaftswunder müssen bestimmte vorraussetzungen vorhanden sein.
Meinst du, es könnte nochmal geschafft werden, dass wirs soweit hinbekommen?
 

Ein_Liberaler

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Als Wunder wurde das ja nur empfunden, weil die Ausgangslage so mies war. Grundsätzlich halte ich einen stetigen, langsamen Aufschwung mit regelmäßigen flachen Dellen für möglich. Theoretisch. Praktisch wird die Politik dafür sorgen, daß es eher so weitergeht wie gehabt.
 

morgenroth

Großmeister
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Na wenn das mal nicht eine Verdrehung der Tatsachen ist. Ich denke eher, dass das Wirtschaftwunder mit diesen Wachstumsraten nur möglich war, eben weil das Land so im A*** war.
Der Markt ist doch hier schon viel gesättigter als bespw. in China...solche Wachstumsraten sind m.E. nur möglich, wenn es dafür noch "Potinzial" gibt.

Wenn du nen Auto mit 200 fährst, kannst du auch nit mehr so schnell beschleunigen, als wenn du gerade losfährst.. :wink:

Abgesehen davon, kommt dieses Wachstum ja auch nicht aus dem Nichts - es erfordert schon ständig wachsenden Raubbau an Mensch und Natur.
 

Ein_Liberaler

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Hm... ja und nein. Vorher wurde der gesamte Überschuß (und ein bißchen mehr) verballert, im Wirtschaftswunder konnte er investiert und konsumiert werden. Vergleiche es mit einer Kugel am Bein. Wenn Du sie abnimmst, läufst Du schneller, aber nicht schneller, als Du laufen würdest, wenn Du sie nie drangemacht hättest.

Ich würde sagen, Du postulierst, daß mangelnde Nachfrage das Wachstum bremst, das kann ich nicht nachvollziehen, bzw. das gilt nur für einzelne Marktsegmente, nicht für die Wirtschaft insgesamt.

Ständig wachsender Raubbau am Menschen ist nicht nötig. Hat der Mensch mehr Kapital und eine bessere Ausbildung ("Humankapital"), kann er mehr erzeugen und dabei länger und gesünder leben.

Auf Raubbau an der Natur gehe ich später ein.
 

IMplo

Großmeister
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Ein Beispiel zum Wirtschaftserleben eines 1968 geborenen:

Lehre Bürokaufmann,

Verdienst im ersten Job nach der Lehre: 1500,- DM
zwei Jahre später: 1800,- DM

- mehrere Wechsel

Verdienst 2001, kurz vor der betrieblichen Rationalisierung:

2600€

Warum auch immer nur schlecht Arbeit gefunden und in 5 Jahren nur 3 fest angestellt...nach REICHLICH Bewerbungen:

Zeitarbeiter, Verdienst: (obwohl mit der gleichen Qualifikation PLUS Berufserfahrung in ähnlichem Job) 1300,- €

Als er diesen Job annimmt (besser als von Anderen leben, denkt er sich) träumt Frau Merkel von der Vollbeschäftigung...

Bei solchen Lohnstrukturen und Schmarotz-Unternehmen ala Zeitarbeit muss man sich wünschen, daß Vollbeschäftigung niemals real wird, ...

implo
 

Ein_Liberaler

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Bei Vollbeschäftigung würden die Löhne steigen. Das Gesetz von Angebot und Nachfrage sollte man sich wenigstens mal ankucken, bevor man sich zu Wirtschaftsfragen meint äußern zu müssen.
 

ConspirIsee

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viele haben aber angst, dass "Vollbeschäftigung" nur noch durch das Zeitarbeitssystem erreicht werden kann. Die meisten die etwas gegen Zeitarbeit haben, sind diejenigen, die dort selbst gearbeitet haben.
 

Booth

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Ein_Liberaler schrieb:
Bei Vollbeschäftigung würden die Löhne steigen
Wieso sollte das für Niedriglöhne gelten, wenn gleichzeitig 100 Mio europaweit und 2-3 Mrd weltweit auf der Ersatzbank für dieselben Tätigkeiten sitzen? Der nationale Arbeitsmarkt existiert doch als solcher nur noch als Untergruppe des kontinentalen oder gar globalen Weltmarkts
Das Gesetz von Angebot und Nachfrage sollte man sich wenigstens mal ankucken, bevor man sich zu Wirtschaftsfragen meint äußern zu müssen.
Die Landkarten aber auch ;)

viele haben aber angst, dass "Vollbeschäftigung" nur noch durch das Zeitarbeitssystem erreicht werden kann
Ganz ehrlich - ich glaube, niemand interessiert sich wirklich für die Vollbeschäftigung, ausser denjenigen, die sie als Meinung verkaufen kann. Die meisten interessieren sich vor allem für die eigene Beschäftigung. Und da haben ganz sicher ne Menge Leute wenig Lust, für eine Zeitarbeitsfirma tätig zu sein, da nunmal ein Firmenwasserkopf existiert, der aus Sicht des Arbeitnehmers vollkommen unnütz, aus Sicht der "eigentlichen" Arbeitgeber aber recht wichtig in einem Markt ist, der keine flexibleren Übereinkünfte zwischen Firma und Arbeitnehmer ermöglichen.

Was aus meiner Sicht aber auch kein Wunder ist. Verlang DU als Arbeitnehmer mal in einem Gespräch Flexibilität von Deinem zukünftigen Arbeitgeber... "vielen Dank fürs Gespräch - zum Ausgang bitte die zweite Tür links - jeder nur ein Kreuz" ;)

Und diese extreme Ungleichheit gibts immer - ganz gleich, wie leer der Arbeitsmarkt gefegt ist. Als ich Ende der 90er im IT-Bereich einen Job gesucht habe, wurde von den Firmen jeder eingestellt, der das Wort "Computer" auf der Mütze stehen hatte. Aber sobald Du gewisse Felixbilitäten angefragt hast, hieß es schlicht "no way". Die haben Dich dann nicht rausgejagt... aber es ist definitiv ein Märchen, daß Arbeitnehmer und Arbeitgeber grundsätzlich auf gleicher Augenhöhe Forderungen stellen könnten - das gibt es nur in ganz gezielten Job-Bereichen, wo sich sowas auf Grund gewisser Umstände etabliert hat.
Die meisten die etwas gegen Zeitarbeit haben, sind diejenigen, die dort selbst gearbeitet haben
Und die solche kennen, die dort gearbeitet haben. Man darf Zeitarbeit maximal als Chance sehen, in eine Firma reinzukommen... was aber extrem schwer ist, wenn Du als Zeitarbeiter ja oft gar nicht die Zielfirma mit aussuchen kannst, bei der Du eingesetzt wirst. Zumal wird man bei der Zielfirma schlicht nach Strich und Faden belogen. Naja... oke... diese Lügereien sind systemimanent, und finden auf allen Ebenen statt.

gruß
Booth
 

IMplo

Großmeister
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@Liberaler:

Arbeit wird ohne Ende nachgefragt, aber zunehmend per Zeitarbeit vergeben. Leider steigen im Bereich Zeitarbeit "zunächst" (falls nicht überhaupt nur) die Profite der Verleiher!

Das geht dann mal völlig am Sinn einer Vollbeschäftigung mit dem Ziel, die Nachfrage/Kaufkraft in der Bevölkerung zu stärken, vorbei.

Das Gesetz von Angebot und Nachfrage ist also nicht außer Kraft gesetzt, es kann nur nicht jeder gleich gut damit arbeiten/davon leben...

Und welchen Grund mag es wohl haben, daß gerade die, die selbst mal Zeitarbeitnehmer waren, die Zeitarbeit als schlechteste Form der Anstellung begreifen?

Sicherlich liegt das nicht am Angebots- und Nachfrage-Gesetz, und auch nicht an den fairen Leistungsbezogenen Löhnen der Zeitarbeitnehmer - sondern vor allem an den fetten Karren und Villen der Zeitarbeitsunternehmer, die die Löhne gegen das Existenzniveau drücken und gleichzeitig reichlich Profit einstreichen dürfen...

Beispiel:

Lagerarbeiter bei Kaufhof eingesetzt:

Lohn des AN: 7€ / h
monatliche Summe von Kaufhof für den AN: 2350€

Wucher meines Erachtens.

Greetz!
implo

edit: Im Beispiel wäre wohl jeder AN froh, für 1700€ brutto den Job direkt bei Kaufhof zu machen - und Kaufhof würde sparen!
 

Ein_Liberaler

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Solange Kaufhof einmal eingestellte Leute nicht auch wieder problemlos entlassen kann, wird es dazu nicht kommen.
 

Angel of Seven

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Ein_Liberaler schrieb:
Solange Kaufhof einmal eingestellte Leute nicht auch wieder problemlos entlassen kann, wird es dazu nicht kommen.


Ähh... Hire and Fire save the World oder was? Die meisten neuen Arbeitsverträge sind eh zeitlich befristet, und das Gejammer über Arbeitnehmer die man nicht wieder los wird ist eine Scheindiskussion die von den Arbeitgebern immer wieder ins Feld geführt wird um die öffentliche Meinung zu beinflussen.... Man könnte auch sagen um uns zu belügen... was hälst du davon das ein studierter Lehrer oder Pädagoge in privaten Bildungsinstituten in der Regel neuerdings 1600 - 1800 Euro Brutto bekommt? Natürlich für ein Jahr befristet, HartzIV-Druck machts möglich... das ist doch nur noch moderne Sklaverei.... :?
Ich habe noch einen schönen Artikel über Computersklaven ind den USA den ich dir gerne raussuche, vielleicht kommst du dann zur Vernunft...


LG

AoS
 

Ein_Liberaler

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Echt komisch, daß soviel Geld an Zeitarbeitsfirmen verschwendet wird, wo man die Leute für einen Bruchteil bekommen könnte. Manager müssen allesamt doof sein.
 

Ein_Liberaler

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Du wirfst Kaufhof also Straftaten vor, eventuell sogar bandenmäßig organisiert.

Vielleicht sollte das mal die Staatsanwaltschaft untersuchen?

Ansonsten ist mir nicht ganz klar, wo dieses Argument hinführen soll. Das ist offenbar wie mit dem Drogenverbot. Statt Drogensucht haben wir jetzt Drogensucht plus Bandenkriminalität. Ist das wünschenswert?
 

ConspirIsee

Meister
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Du, sry. ich schätze so ziemlich jedes posting von dir, weil du überlegt an eine Sache herangehst.
Mir durch die Blume angst machen zu wollen is allerdings No-Go Liberaler, von daher: Posting editiert - ich stehe hier nicht nach über 3 jahren Mitglied mit grade mal unter 500 Postings da, weil ich mir zu allem Märchen einfallen lasse, ich gebe nur laut bei sachen wo ich weiss wovon ich rede. Und, ich bin nicht bald 30 Jahre lang in meinem Leben ohne Behördliche Probleme durchgekommen, weil ich unvorsichtig bin.
Ergo: Posting editiert, thema für mich durch.
 

Ein_Liberaler

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Das tut mir leid, ich habe mich mißverständlich ausgedrückt. Es ist selbstverständlich das Verhalten des Kaufhof-Managements, das die Staatsanwaltschaft untersuchen sollte.
 
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