Arbeitslos macht krank

Aligatooo

Meister
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captainfuture schrieb:
Aligatooo schrieb:
Booth schrieb:
Daraus folgert:
Keine öffentlich finanzierten Schulen, keine öffentlich finanzierte Infrastruktur, keinerlei Sozialleistungen, wo nicht zuvor eingezahlt wurde, etc etc. Folgen:
- Extremistenschulen
- Verwarlosung
- Bettelei
- Verelendung

Oder kurz zusammengefasst: Instabile(re) Gesellschaftsverhältnisse.


Du hast recht. Das will ich (vermeiden).
Instabile(re) Gesellschaftsverhältnisse sind jetzt und nicht erst morgen.

- Extremistenschulen
- Verwarlosung
- Bettelei
- Verelendung
Was ist daran neu?
Gibs doch schon alles.


Also weg von der Gleichmachung und hin zur Freiheit der eigenen sozialen "Insel"

aufgrund der aussage denke ich, Du hast noch nie "wirkliche" armut, elend und verwahrlosung gesehen ....

gesehen wohl. Erlebt nicht. Du etwar? Außerdem bin ich gegen Armut. Und ich bin nicht unsozial. Ich entscheide lieber selber, wo mein Geld hinfließt.
 

holo

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Ich muss da noch mal was los werden, da hier zum Beispiel der Begriff "Massenarmut" fiel.
Ich weiss nicht - ist sicher subjektiv - bei welcher Anzahl von Menschen die Definition von Massenarmut erreicht ist. Nur soviel: Ich sehe tagtäglich Menschen, die sich dem Alkohol unterworfen haben. Sie haben keine Arbeit, resignieren und sammeln Flaschen wegen des Pfandes. Zahlreiche Menschen - jung bis alt - laufen an meiner Theke vorbei und - ich sehe es an deren Einkäufen - sparen, was das Zeug hält. Nur wenige "wagen" es, mich um einen Arbeitsplatz anzusprechen. Für mich auch ein Indiz für Mutlosigkeit. Viele können sich nicht mehr vernünftig artikulieren - besonders bei Jugendlichen schmerzt mich das. So haben sie es doch überhaupt schwer, einen Berufseinstieg zu erlangen. Es ist ein Rattenschwanz, ein Teufelskreis, aus dem diese Menschen nicht herauszukommen scheinen. Ich meine, wir haben bereits die Massenarmut - wenn auch in vielen "Zellen" verteilt. Wer sich dann noch dem SGBII unterwerfen muss, bekommt bezüglich der Behandlung vor Angestellten des Arbeitsamtes endgültig das Gefühl, Dreck zu sein. Ich habe es im Dezember vergangenen Jahres gehasst, mich irgend so einem Menschen anvertrauen zu müssen. Dir werden Formulare um die Ohren gewedelt und dir klar gemacht, dass du dich bitteschön vor diesem Menschen besser gleich ausziehst. Das ist etwas, dass noch viel mehr krank macht. Diese Erniedrigung, die diese Regierung auch noch bejaht. Das beste kommt aber noch: Dem Mietspiegel zufolge sollen die Mieten in dieser Gegend steigen. Die Menschen, die die Miete von öffentlichen Geldern gezahlt bekommen, erhöhen damit weiter die Ausgaben. Nicht, dass ich hilfebedürftige Menschen hierfür verantwortlich machen will - auf keinen Fall. Aber je weiter ich darüber nach denke, desto zorniger fühle ich mich. Besser ich lass´das Thema sacken und bereite mir erstmal einen Tee zu. Es ist einfach zu viel - und es fällt mir persönlich schwer, das alles mit ansehen zu müssen. Kennt jemand eine gute Rheumatologie und einen einher gehenden Bedarf an Menschen mit technischer Ausbildung im Ausland? Vielleicht können meine Prinzessin und ich dann doch noch auswandern.
 

schreini

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Klar kann Arbeitslosigkeit krank machen: Man hat keinen wirklichen Alltag, teilweise wenige soziale Kontakte und finanziell auch kaum Spielräume. Aber leider können auch viele Jobs krank machen. Ich habe zum Beispiel gut zwei Jahre für diese Firma in Hamburg gearbeitet...Ich musste mich jeden morgen zwingen dort hinzugehen und war nach der Arbeit fertig, weil mich die Arbeit null befriedigt hat. Jetzt arbeite ich im Einzelhandel und bin auf jeden Fall zufriedener obwohl ich weniger verdiene. Man muss einfach für sich persönlich das Beste finden.
 

hives

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schreini schrieb:
Klar kann Arbeitslosigkeit krank machen: Man hat keinen wirklichen Alltag [...]

Dazu fällt mir gerade ein Klassiker ein:

http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Arbeitslosen_von_Marienthal

Der Filmtitel ist ein Zitat aus einem in Die Arbeitslosen von Marienthal abgedruckten Zeitverwendungsbogen (S. 84, Ausgabe Suhrkamp 1975). Diese Bögen wurden von den Forschern an die Arbeitslosen ausgeben, damit sie darin für jede Stunde des Tages ihre jeweiligen Aktivitäten notieren. Einer der Männer trug für die Stunde von 10 bis 11 Uhr den Satz ein „einstweilen wird es Mittag“. Der Satz bringt die verlorengegangene Zeitstruktur der Marienthaler, insbesondere der Männer, und die Leere des alltäglichen Tagesablaufs prägnant auf den Punkt und wird von den Autoren ausführlich kommentiert (S. 85–86).
http://de.wikipedia.org/wiki/Einstweilen_wird_es_Mittag
 

Telepathetic

Großmeister
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schreini schrieb:
Klar kann Arbeitslosigkeit krank machen: Man hat keinen wirklichen Alltag, ...
Das oder man schafft sich seinen eigenen erfüllenden Alltag. Womöglich findet sich dann sogar ein Weg die fehlenden finanziellen Spielräume zu schaffen. Manche bringen es fertig, sich aus der Arbeitslosigkeit heraus selbstständig zu machen.
 
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