Was ist positiv am Tod Yassins für Israel?

dimbo

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DOIDSCH schrieb:
dimbo schrieb:
Welches Interesse hat denn die israelische Regierung deiner Meinung nach daran, dass laufend Busse und Cafes explodieren?


Das Feindbild aufrechterhalten und die eigene Bevölkerung nicht zum Nachdenken kommen lassen. siehe meinen 1. Beitrag.

Okay, ich gucke! Mooooomentchen... :)

Ach, da isser ja! :-%:

DOIDSCH schrieb:
Die Existenz Israels definiert sich - wie Amerika ehedem am Kommunismus und jetzt am Islam - an der "Bedrohung" durch die palästinesischen Selbstmordattentäter.

Da bin ich anderer Meinung. Der jüdische Glaube hat imho auf den Staat Israel und dessen Selbstverständnis weitaus mehr Einfluss, als der Konflikt mit den Palästinensern. Die Existenz Israels definiert sich über das Judentum.

DOIDSCH schrieb:
Du kaufst jeden Morgen deine Zeitung am Kiosk um die Ecke. Nun eines Morgen, nach sonstwievielen Jahren, ist dieser Kiosk verschwunden. Wärst du nicht ein klein wenig verwirrt? Du würdest dich fragen: Wo bekomme ich jetzt meine Zeitung her? Du müsstest deinen gewohnten Tagesaablauf ändern. Und Veränderung ist für die meisten Menschen äussert unangenehm.

Was willst du mit diesem ziemlich platten Beispiel sagen?
 

Winston_Smith

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Also, erstmal hat Yassin, anders als einige Repräsentanten der palästinensischen Behörde sich nie von Attentaten gegen Zivilisten in Israel distanziert (im Gegenteil...). Das sollte schon Grund genug für dessen Liquidierung sein.

Der eigentliche Grund liegt aber wohl in dem geplanten Rückzug Israels aus dem Gaza-Streifen.

Die Hamas würde diesen Rückzug nämlich als Erfolg der Selbsmordattentate verkaufen und die Israelische Regierung würde somit als unterlegen dastehen.

WS
 

NoToM

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Winston_Smith schrieb:
Die Hamas würde diesen Rückzug nämlich als Erfolg der Selbsmordattentate verkaufen und die Israelische Regierung würde somit als unterlegen dastehen.

Nun, das werden die Hamas so oder so, genau so wie die Israelis diese Hinrichtung als Erfolg zu verkaufen versuchen werden, egal was für Reaktionen folgen werden...
 

Gorgona

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Winston_Smith schrieb:
Der eigentliche Grund liegt aber wohl in dem geplanten Rückzug Israels aus dem Gaza-Streifen.

Die Hamas würde diesen Rückzug nämlich als Erfolg der Selbsmordattentate verkaufen und die Israelische Regierung würde somit als unterlegen dastehen.

WS

Das ist ein ganz neuer Gesichtspunkt für mich. Das ist gar nicht mal so schlecht. Darüber muss ich nachdenken.
 

Woppadaq

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Winston_Smith schrieb:
Also, erstmal hat Yassin, anders als einige Repräsentanten der palästinensischen Behörde sich nie von Attentaten gegen Zivilisten in Israel distanziert (im Gegenteil...). Das sollte schon Grund genug für dessen Liquidierung sein.

Die Israelis versuchen genau damit, das Attentat an Yassin zu rechtfertigen, was emotional durchaus verständlich ist.

Yassin galt aber unter den Palästinensern nicht unbedingt als Terrorpate, sondern als einer, " der gerade für die Notdürftigen und Armen Lösungen gefunden hat; es geht um den Vater eines Sozialapparats mit Waisenhäusern, Kliniken, Altenheimen und Behinderteneinrichtungen."(taz von heute, 23.3.2004). Ihn zu töten dürfte die wohl größte Märyrererzeugung seit Bestehen des Konfliktes gewesen sein.

Bedenkt man, daß sämtliche Nachfolger Yassins weitaus radikaler und unversöhnlicher sind als Yassin, wird klar, daß aus friedensschaffender Sicht das eigentliche Ziel des Anschlags definitiv verfehlt wurde.

Die Hamas würde diesen Rückzug nämlich als Erfolg der Selbsmordattentate verkaufen und die Israelische Regierung würde somit als unterlegen dastehen.

Daß die israelische Regierung dazu nicht fähig ist, ist m.E. einer der wichtigsten Gründe überhaupt, warum ich einen Frieden in Nahost für absolut unmöglich halte.

Und bevor jetzt wieder einer mit "Ach ja, und die Palästinenser..." kommt: Den Palästinensern werden bisher definitiv keine Möglichkeiten gegeben, Schwäche zu zeigen, ohne daß deren innere Sicherheit gewährleistet ist.
 

nicolecarina

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Er sagte heute sinngemäss, dass jetzt alle wissen dass sie dafür bestraft werden wenn sie Selbstmordanschläge planen. Jedoch muss er sich darüber klar sein, dass der Tod Yassins den gegenteiligen Efekt haben wird.

ich denke, dieser umstand ist ihm mehr als klar und genauso egal offensichtlich auch. manche leben noch in der ära "auge-um-auge" und der rest der welt schaut zu, bis es sie selber trifft. vorausgesetzt, es sind noch augen da....

oder um gandhi zu zitieren:
an eye for an eye leaves the world blind.

ich denke die haltung sharons zeigt sehr deutlich, dass wir weltpolitisch einfach noch keine herrschaft von gesetz und politischer diplomatie haben, und mit einer demokratischen handlung westlichen zuschnitts hat dieser akt meiner meinung nach auch nichts zu tun.
das ist für mich terror der etwas subtileren art.
 
W

Weinberg, Oliver

Guest
:roll:
Vor ein paar Wochen lief auf 3Sat ein Doku-Film über einen
Kriegsberichterstatter. Da waren Bilder vom täglichen Klein-
krieg aus dieser Region zu sehen. Jugendliche, die mit Stein-
schleudern gegen Panzer antraten...

Da dachte ich, welch einen Hass müssen israelische Soldaten
angesichts eines solchen Widerstandes gegen ihre eigenen
Großväter kultivieren, die den Holocaust fast widerstandslos
geschehen liessen...und wie üblich wird sich ein solcher Hass
gegen die leiten, die ihn durch ihr Handeln provozieren...und
am Ende eines Tages wird es ein paar tote Jugendliche mehr
gegeben haben, die es 'verdienen'.
Das ist so grotesk...alles in allem.

Wenn in dieser Region kein Wunder geschieht oder eine Seite
von sich aus konsequent damit beginnt, der Gewalt abzuschwören,
werden die sich am Ende alle umgebracht haben. Welch eine
Vergeudung (Seufz..)
 

samhain

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ein, meiner meinung nach, sehr interessanter aspekt wird hier erwähnt:

Der Friedensaktivist und Publizist Uri Avnery sprach von einem neuen Kapitel im israelisch-palästinensischen Konflikt. Der vom israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon persönlich angeordnete Mordanschlag »bringt den Konflikt von der Ebene eines lösbaren nationalen Konfliktes auf die Ebene eines religiösen Konfliktes, der allein aufgrund seiner Natur unlösbar wird«. Und weiter: »Dieser Akt wird nicht nur die persönliche Sicherheit eines jeden Israeli hier im Land und rund um die Welt gefährden, sondern auch die existentielle Sicherheit des Staates Israel. Er hat die Chancen, den israelisch-palästinensischen, den israelisch- arabischen und israelisch-muslimischen Konflikt zu beenden, schwer beschädigt.«

http://www.jungewelt.de/2004/03-24/004.php
 

samhain

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und hier die kleine presseschau...

auch auf "freace" macht man sich so seine gedanken:

Was will Sharon?

...War zumindest die palästinensische Seite bisher bereit, sich an das ungeschriebene Gesetz zu halten, daß die Führung eines verfeindeten Staates Immunität besitzt - und statt dessen seine Bürger für ihre Fehler "bezahlen" müssen - nicht zuletzt auch, weil man sich hierdurch eben auch selbst in die Schußlinie bringt, so haben mehrere palästinensische Organisationen nun bereits nun bereits erklärt, Sharon töten zu wollen. So sagte Abu Qusayee, der Anführer der Al- Aqsa-Märtyrerbrigaden: "Ganz oben auf unserer Liste von Zielen stehen Sharon und seine Handlanger." Abdul Aziz Al-Rantissi sagte: "Der Krieg mit Israel ist nun offen. Sie wissen, daß er eröffnet wurde, es wird keine Rache geben, es ist ein offener Krieg." Alle Organisationen haben bereits angekündigt, daß das israelische Volk für die Tat seiner Regierung wird "bezahlen" müssen.

Eine weitere mögliche Begründung ist, daß Sharon versucht, auf diesem Weg die palästinensischen Gebiete ins Chaos zu stürzen. Da Hamas als auch die anderen Organisationen nun verstärkt Zulauf erhalten werden, wird es für die palästinensische Führung immer schwieriger werden, gegen die Organisationen vorzugehen, da dies zunehmend als "Kollaboration mit Israel" verstanden werden könnte. Letztendlich könnte Israel dann behaupten, die palästinensische Führung wäre handlungsunfähig und der palästinensische Staat nicht überlebensfähig und damit dann seine Auflösung fordern oder auch ein gewaltsames Vorgehen gegen Yassir Arafat rechtfertigen.

Von den genannten Möglichkeiten scheint diese letzte noch die wahrscheinlichste, würde sie doch zumindest aus israelischer Sicht einen - wenn auch menschenverachtenden - Plan für die Zukunft bieten.

Was auch immer Sharon tatsächlich mit dem Anschlag beabsichtigt hat, Frieden war es jedenfalls nicht.

http://www.freace.de/artikel/200403/230304a.html

ausserdem:

Eskalation im Nahen Osten befürchtet: Wie trägt Israels Besatzung zum Konflikt bei?

jW sprach mit Judith Keshet, Mitbegründerin der israelischen Frauenorganisation »Checkpoint Watch«

* Die rund 300 Aktivistinnen der Organisation versuchen, an militärischen Kontrollpunkten zwischen den israelischen Soldaten und palästinensischen Zivilisten zu vermitteln.

F: Welche Folgen erwarten Sie nach der Ermordung des Hamas- Gründers Ahmed Yassin durch die israelische Armee am Montag?

Die Prognose, daß es zu mehr Blutvergießen kommen wird, ist leider nicht schwer zu stellen. Nach dem Angriff auf Yassin wurde aber noch eine weitere besorgniserregende Entwicklung deutlich: Weil Yassin ein bekannter muslimischer Geistlicher war, könnte sich der religiöse Protest weit über die Grenzen der palästinensischen Gebiete ausdehnen...

http://www.jungewelt.de/2004/03-24/018.php

Eskalation im Nahen Osten unvermeidbar

Harald Neuber 23.03.2004

Der Mord an dem Hamas-Gründer Scheich Ahmed Jassin ruft international scharfe Kritik hervor. Der PLO-Vertreter im Gespräch mit Telepolis: "Scharon hat der Gewalt Tür und Tor geöffnet"

Der Mordanschlag der israelischen Armee gegen den Hamas-Gründer Scheich Ahmed Jassin ( Hamas-Gründer bei Raketenangriff in Gaza getötet) ist international auf Ablehnung gestoßen. Nachdem am Montagmorgen drei Raketen den umstrittenen Politiker töteten, waren die Reaktionen von politischen Akteuren in der Region und in Europa einhellig: Die Folgen des von Ministerpräsident Ariel Scharon persönlich angeordneten Politmordes werden unumkehrbar sein. Die deutlichsten Worte fand ausgerechnet der ehemalige israelische Justizminister Jossi Beilin. "Die Büchse der Pandora ist geöffne", sagte der Oppositionspolitiker. Auch UN- Generalsekretär Kofi Annan verurteilte die gezielte Ermordung...

http://pagead2.googlesyndication.co....heise.de/tp/deutsch/special/ost/17030/1.html

Israels Gesellschaft verliert ihre Moral
Jossi Beilin, ehemaliger Justizminister

Der 55-Jährige ist Vorsitzender der neuen israelischen Linkspartei Jachad und einer der Autoren der so genannten Genfer Initiative.

http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=50748&IDC=2
 

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