Urknall

Paradewohlstandskind

Erleuchteter
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10. April 2002
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Tach,

So ein blinkender Cursor macht mich wahnsinnig. Wie wartend klopfende Finger hämmert dieser Ankläger der Einfallslosigkeit gegen die Innenseite meines Monitors. Die jungfräulich weisse Seite ist die härteste Anklageschrift des Staatsanwaltes der für die Rechte der werten Buchstabendecodierer eintritt. Mein leerer Kopf spielt Ping-Pong leeren Worthülsen. Ich schau mal ein bisserl fern.

Hier steh ich nun ich armer Tjaja und so weiter... So, etwas Text wäre jetzt angebracht. Gesellschaftskritsich:

U R K N A L L, oder sonst irgendein Anfang
JAHRMILLIONEN, 100 000 JAHRE, EIN JAHRTAUSEND ODER AUCH ZWEI, ERWEITERTE PUPILLEN, DIE GLAUBEN EIN GANZES JAHRHUNDERT IHR EIGEN ZU NENNEN, BEKOMMEN DEN LITERATURNOBELPREIS.
EIN JAHR, EIN MONAT, EINE VON 52 WOCHEN, JEDE WOCHE 25 MINUTEN LINDENSTRASSE, DOCH ZUVOR NOCH FITTE INFORMATIONEN AUS DER SPORTSCHAU. ÖFFENTLICH-RECHTLICHES FERNSEHEN! 8 STUNDEN ARBEIT BESTIMMEN DAS ERSTE DRITTEL DES TAGES, FREIZEIT, SAUFEN, EINE STUNDE...EINE MINUTE...SEKUNDEN GESCHICKT TRANCHIERT IN NANOSEKUNDEN. HOCHSCHNELLENDE AUGENLIDER, DIE DEN BLICK AUF DIE EWIGKEIT FREIGEBEN UND IM SCHLICK GESCHMOLZENER WECKER, DIE FRAGE NACH DER LOKALITÄT DES EINZELNEN IN DER UNENDLICHKEIT AUSGRABEN: WO BIST DU? WO SIND SIE? EINGEFÜGT ALS KLEINES, ABER BENÖTIGTES ZAHNRÄDCHEN IN DER ÜBERMÄCHTIG SCHEINENDEN MENSCHENMASCHINERIE, NICHT GEBOREN ZU HÖHEREM, SONDERN ZUM FUNKTIONIEREN UND ZUM STERBEN. SCHLIMMER: BIST DU... SIND SIE EIN VERSTAUBTES SCHRÄUBCHEN IN DEM KERKERÄHNLICHEN ERSATZTEILLAGER DER WERTSETZENDEN INDUSTRIE? WO BIST DU? WO SIND SIE? BAYERN 2 ZÜNDFUNK IM SOMMER ´99: „GEH´ ICH ONLINE ODER GEH´ ICH INLINE?“, TJA ODER GEH´ ICH EIN ZWISCHEN EUCH, INMITTEN VON EUCH ODER AUßERHALB VON EUCH. ICH BIN DOCH AUCH EIN TEIL DER GESELLSCHAFT. DIE GESELLSCHAFT UND ICH: TOGETHER FOREVER! EIN PUNK SCHREIT: „IHR KÖNNT UNS NICHT VERNICHTEN, WIR SIND EIN TEIL VON EUCH!“ UND HAT ER RECHT?
Es ist wahrlich unerträglich für den Lesenden, wie auch für den Schreibenden, wenn der letztgenannte momentan nichts zu sagen hat. Warum erinnere ich mich überhaupt an eine Radiosendung von ´99? Das Gehirn unterscheidet nicht zwischen wichtigen und unwichtigen Dingen. Es eröffnet willkürlich Neue Ordner für spätere Reflexionen und füllt diese mit Memos auf Umweltpapier, welche sich bei objektiver Betrachtung im Papierkorb wiederfinden sollten. Egal, vollkommen egal.
 

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