Unser Geldsystem - Ein System mit Verfallsdatum

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Exponentielles Wachstum

Der Großteil des Geldes, welches heute exisitiert, ist verzinst angelegt. Das bedeutet, daß die Geldvermögen jedes Jahr um den Zinssatz wachsen. Dabei werden die gewonnenen Zinsen wieder angelegt und im nächsten Jahr wieder verzinst.

Wozu das führt zeigt ein Beispiel:

Der Josephspfennig

Hätte Joseph im Jahre Null einen Pfennig auf die imaginäre Bank von Jerusalem gelegt, hätten seine Nachkommen bei 5% Zinsen 100 Jahre später 1,11 DM abheben können, im Jahr 2000 aber 2x10^40 DM (2.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000).
Genauso hoch wären auf der anderen Seite die Schulden der Bank.

1 Cent nach 2000 Jahren
- bei 3% Zinsen: 500 Quadrillionen Euro (500.000.000.000.000.000.000.000 Euro)
- bei 1% Zinsen: 4 Millionen Euro (4 000 000 Euro)
Der durchschnittliche Zinssatz in der Geschichte liegt bei 5%, aber auch 7% oder mehr sind üblich.

Das Zinswachstum folgt also einer Exponentialfunktion (Schachbretteffekt), d. h. der Betrags des Geldes verdoppelt sich nach einem bestimmten Zeitraum (bei 5% Zinsen alle 14,2 Jahre, bei 3% Zinsen alle 23,5 Jahre)
Dabei steigt die Kurve zu Anfang nur wenig, deswegen fällt der Effekt jahrelang kaum auf, in der Endphase steigt sie jedoch fast senkrecht an.
Wenn jedoch das Geldvermögen anwächst, muss natürlich auch die Wirtschaft wachsen, damit das Geld gedeckt ist.
Das Wirtschaftswachstum ist jedoch von Natur aus begrenzt. Zu Anfang wächst die Wirtschaft schnell, dann immer langsamer. Somit kommt das Wirtschaftswachstum irgendwann nicht mehr mit dem Geldwachstum mit. Das Zinssystem kann also auf die Dauer nicht funktionieren.
Z. B. wächst das BID in der BRD seit 40 Jahren etwa linear, wogegen die Staatsverschuldung exponentiell zugenommen hat.

Wozu braucht man den Zins?

Wenn der Zins auf die Dauer sowieso nicht funktioniert, fragt man sich natürlich, warum es ihn überhaupt gibt.
Geld ist den Waren grundsätzlich überlegen, da es nicht an Wert verliert. Deswegen wird jeder seine Ersparnisse in Geld anlegen und nicht in Waren. So wird ein Bauer nicht so viele Kartoffeln sparen bis er damit einen neuen Traktor kaufen kann, sondern das Gemüse möglichst schnell verkaufen und das Geld ansammeln bis es für den Traktor reicht. Wenn er das Geld jedoch hortet, entzieht er es dem Wirtschaftskreislauf.
Fehlt in der Wirtschaft Geld, können viele Geschäfte nicht mehr abgeschlossen werden, Unternehmen bleiben auf ihren Waren sitzen und gehen Pleite. Es kommt zu Massenarbeitslosigkeit, die Steuereinnahmen sinken, Sozialleistungen müssen gekürzt werden und breite Armut entsteht in der Bevölkerung. Der Konsum sinkt noch weiter, mehr Unternehmen gehen Pleite. Letztendlich bricht die gesamte Wirtschaft zusammen.
Also muss man dafür sorgen, dass das Geld im Umlauf bleibt. Dies kann man dadurch erreichen, dass man den Geldbesitzer belohnt, wenn er sein überschüssiges Geld weiterverleiht. Diese Belohnung ist der Zins.

Der Zins als Umverteilungsmechanismus

Nun muss der Schuldner nicht nur den erhaltenen Betrag zurückzahlen, sondern zusätzlich die Zinsen, d. h. er macht Verlust, wird also ärmer, während der Geldvermögende reicher wird. Damit ist der Zins ein Umverteilungsmechanismus des Geldes von Arm nach Reich, der nicht auf Leistung beruht.

Kredite werden vor allem von der Wirtschaft und dem Staat aufgenommen. Unternehmen wälzen die Zinslast auf die Preise ab, der Staat auf die Steuern. Die Zinslast der Preise beträgt ca. 1/3.
Somit zahlt letztlich jeder Zinsen. Eingenommen werden sie dagegen von wenigen Reichen.

Die Staatsverschuldung

Die Staatsverschuldung der BRD verdoppelt sich ca. alle 8 Jahre. 2000 betrug sie 2,4 Billionen DM. Dabei kann der Staat diese Schuldenlast niemals zurückzahlen, da er das Geld nicht gewinnbringend investiert, sondern es v. a. für soziale Ausgaben verwendet. Er nimmt ständig weitere Kredite auf, um die alten abzubezahlen. Jede Sekunde steigt die Bundesschuld um 1.300 Euro. Am Schluss steht der Staatsbankrott.

Durch die Kredite sind v. a. die Länder der dritten Welt hoch verschuldet. Die Gesamtschulden der dritten Welt betrugen 1998 250 Billionen Dollar. Die Spenden, die in der gesamten industrialisierten Welt jährlich gesammelt werden, etwa 4 Mrd Dollar reichen den Entwicklungsländer gerade um 12 Tage ihre Zinsen zu zahlen. Ca 2/3 der neuen Kredite werden für die Abzahlung von früheren Schulden verwendet.

Was passieren kann, wenn der Staat Pleite geht, konnte man bei der französischen Revolution 1789 gut beobachten. Der französische Staat war 1 Jahr vorher so hoch verschuldet, dass 70% der Steuereinnahmen für Zinsrückzahlungen verwendet wurden. Damit war kein Geld mehr übrig für grundlegende Staatsausgaben, die Preise stiegen und der dritte Stand verarmte gewaltig. Die sozialen Spannungen, die daraus resultierten führten zu einer blutigen Revolution.


Wachstumszwang

Ein Geldbesitzer wird natürlich nur in die Wirtschaft investieren, wenn er dort mehr Gewinn machen kann, als durch die Verzinsung seines Vermögens. Selbst wenn er sein Unternehmen zum Selbstkostenpreis führt, muss er meistens Kredite mit hohen Zinsen zurückzahlen. Also muss ein Unternehmen seinen Gewinn ständig steigern. So bewirkt der Zins einen Zwang nach Wirtschaftswachstum.
Würde die Wirtschaft nicht wachsen, wäre alles Geld nach kurzer Zeit bei wenigen Geldbesitzern, die Massen wären Pleite. Durch Wirtschaftswachstum kann die Verarmung also vorerst ausgeglichen werden. Das was der Bevölkerung durch den Zins genommen wird, wird ihr durch das Mehr an Volkseinkommen wieder zugeführt.

Diesen Wachstumszwang kann man überall beobachten:

  • Viele Waren werden von vorn herein so produziert, dass sie nach einer bestimmten Zeit kaputt gehen und ersetzt werden müssen.
  • Obwohl eigentlich das Geld fehlt, wird ständig in neue, im Prinzip überflüssige Bauprojekte investiert, wie den Transrapid oder ein neue Fussballstadion in München.
  • Außerdem ist man darauf angewiesen, durch Werbung ständig neue Bedürfnisse zu schaffen. Ein Amerikaner sieht durchschnittlich 22000 Werbespots pro Jahr.
  • Natürlich braucht man auch immer neue Gebiete, in denen die Wirtschaft weiter wachsen kann. Dazu werden Länder erobert oder wirtschaftlich abhängig gemacht. Schon die Römer mussten deshalb expandieren, der Imperialismus hat dieselbe Ursache, heutzutage läuft dasselbe ab unter dem Deckmantel der Globalisierung.
    Dabei wird die inländische Wirtschaft eines Landes häufig systematisch zerstört, z. B. durch sogenannte Strukturanpassungsprogramme von IWF und Weltbank, die arme Länder zwingen, ihre Märkte zu öffnen und ausländische Investoren genauso zu fördern wie inländische. Dadurch gehen die inländischen Kleinbetriebe Pleite und das Land wird vom Import abhängig. Eine Studie aus den 1980er Jahren zeigt, dass in 24 Ländern, die sich Strukturanpassungsprogrammen unterzogen, der Export in 13 Ländern nachgelassen hat und in den anderen 11 den Importzuwachs nicht ausgleichen konnte.

    Außerdem bieten Entwicklungsländer günstige Produktionsbedingungen (kaum Umweltauflagen, Steuerfreistellungen, billige Arbeitskräfte (viele arbeiten für unter 1 $ am Tag, unbezahlte Überstunden, keine Arbeitsschutzmaßnahmen, Gewerkschaften oder Sozialleistungen)).
    Auch können dort billig produzierte, minderwertige Waren abgesetzt werden. Die Babynahrung ist in der dritten Welt z. B. so schädlich, dass die Weltgesundheitsorganisation und Unicef einen Kodex eingeführt haben, der es verbietet, gesunde, wohlgenährte Babys auf den Produkten abzubilden, da die meisten Leute dort nicht lesen können und sonst denken, Babynahrung sei gesünder als Muttermilch. Die Kodex ist jedoch kaum durchzusetzen. Als Guatemala entsprechende Gesetze erließ, drohte ein amerikanischer Konzern damit, das Land bei der WTO zu verklagen, daraufhin machte die Regierung einen Rückzieher. (Die WTO hat bisher allen Klagen gegen Gesundheits- oder Umweltschutzgesetze, außer der Asbest-Klage stattgegeben)


Umweltzerstörung

Folge des übersteigerten Wirtschaftswachstums ist die maßlose Ausbeutung der Natur. Vor allem in den Drittweltländern ist der Wachstumszwang so groß, dass keine Rücksicht mehr auf die Umwelt genommen wird. Die Folgen sind bekannt: Gewässer werden leergefischt, Regenwälder abgeholzt, Arten ausgerottet, die Luft verpestet und ganze Landstriche verseucht.

Trotz all dieser Maßnahmen zur Wachstumssteigerung, ist die Grenze des Wachstums irgendwann erreicht. Dann sinken die Zinssätze. Wenn die Zinssätze jedoch stark sinken, nimmt die Geldhortung zu. D. h. der Geldumlauf ist nicht mehr gewährleistet. Dies führt wie beschrieben zum Zusammenbruch.


Wie entstehen Kriege?

Um kontinuierliches Wachstum zu ermöglichen gibt es nur eine Möglichkeit: Die zyklische Zerstörung des vorher produzierten.
Dazu ist Krieg das effektivste Mittel. Ein Krieg bringt gewaltige Zerstörung, die hinterher wieder aufgebaut werden kann. Während der Wiederaufbauphase kann es dann Frieden geben - bis der Markt wieder gesättigt ist. Umso größer also die Zerstörung des Krieges ist, umso länger kann die anschließende Friedensphase dauern.
So währt der Frieden nach dem 2. Weltkrieg hierzulande inzwischen fast 60 Jahre.
Inzwischen ist der Markt jedoch wieder weitgehend gesättigt, die Konjunktur in den
Industrienationen stagniert, die Zinssätze fallen, dementsprechend boomt die Börse (bei niedrigem Zinssatz kann im spekulativen Sektor mehr Geld verdient werden).
Zu Kriegen kommt es in erster Linie dann, wenn die Massen arm sind. Der Zins führt, v. a. in der Endphase, wenn die Konjunktur stagniert zu gewaltiger Verarmung. Die Geschichte zeigt zur Genüge, wie leicht es ist hungernde Massen zu radikalisieren, in Revolutionen, Bürgerkriege oder Faschismus zu treiben.
Zusätzlich löst auch der Kampf um (für das Wachstum nötige) Territorien oder Ressourcen Kriege aus.

Die Lösung des Problems (Freiwirtschaft)

Trotz der Schwere des Problems wäre es sehr einfach zu lösen.
Wie bereits erwähnt ist Geld den Waren überlegen, da es nicht an Wert verliert. Deswegen wird Geld gehortet, Waren nicht. Um den Zins als Umlaufsicherung überflüssig zu machen, muss man das Geld nur an die Waren anzugleichen, d. h. Geld muss sich ,abnutzen'.
Dabei wird das Geld nach einem bestimmten Zeitraum abgewertet. Diese Differenz nennt man Nutzungsgebühr. Zahlen muss sie derjenige, der am Stichtag das Geld besitzt, deswegen wird jeder versuchen, sein Geld möglichst vorher auszugeben.
Diejenigen, die nun mehr Geld haben, als sie ausgeben können, können ihr Geld verleihen. Dabei erhalten sie von dem Schuldner die selbe Summe zurück, die sie ihm geliehen haben. Somit können sie die Nutzungsgebühr umgehen. Damit wird der flüssige Umlauf des Geldes sichergestellt.
Außerdem ist die Nutzungsgebühr im Gegensatz zum Zins eine öffentliche Einnahmequelle mit der soziale Projekte finanziert werden können.

Im Gegensatz zur Freiwirtschaftslehre sieht der Kommunismus die Ursache wirtschaftlicher Probleme nicht im Zins sondern im Eigentum an Produktionsmitteln. Die Freiwirtschaft ändert nicht die Marktwirtschaft, aber sie überwindet den Kapitalismus.

Erfahrungen mit der Freiwirtschaft


In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden einige sehr erfolgreiche Experimente mit sogenanntem Schwundgeld gemacht. Das berühmteste ist Wörgl. Wörgl ist eine kleine Gemeinde in Östereich. 1931 war sie völlig Pleite. Man hatte also nichts zu verlieren und entschloss sich, das Schwundgeld einzuführen. Als Gelbscheine wurden sogenannte Arbeitsbestätigungen ausgegeben, auf die jeden Monat eine neue Marke aufgeklebt werden musste, ohne die der Schein nicht gültig war. Diese Marken musste man von der Gemeinde gekauft werden. Dadurch wurde die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes enorm erhöht. Die Arbeitslosigkeit sank in einem Jahr um 25%.
Mit dem eingenommenen Geld konnte die Gemeinde Straßen sanieren, Arbeitsbeschaffungsprogramme finanzieren, eine Notstandsküche einrichten und sogar eine Skisprungschanze bauen.
Das Experiment war so erfolgreich, dass es weltweit großes Aufsehen erregte und sogar amerikanische Wissenschaftler anreisten um sich das ,Wunder von Wörgl' anzusehen. Nachdem sich eine Nachbargemeinde dem Experiment angeschlossen hatte und weitere Gemeinden dasselbe planten, schritt jedoch die Notenbank ein, da sie ihr Monopol gefährdet sah und verbot das Schwundgeld.

Auch im Mittelalter gab es eine konstruktive Umlaufsicherung, wenn auch wahrscheinlich mehr aus Gier der Fürsten, als aus wirtschaftlichen Überlegungen.
Das Zinsnehmen war von der Kirche verboten. Es war allgemein üblich, dass, wenn ein Fürst starb, neue Münzen ausgegeben wurden. Die Fürsten nutzten diese Gelegenheit, um Steuern einzuziehen und gaben den Bürgern weniger zurück, als sie abgegeben hatten. Allein dadurch wurde die Geldhortung schon problematisch.
Zusätzlich gab es in der 300jährigen Blütezeit des Mittelalters die sogenannte Bracteatenwährung. Sie wurde häufig eingesammelt und den Leuten weniger von den neugeprägten Münzen zurückgegeben, mit demselben Effekt der Umlaufbeschleunigung. Dadurch kam es zu einem enormen Wirtschaftsaufschwung und allgemeinem Wohlstand. Die Handwerker verdienten damals besser als heutzutage, enorme Summen wurden in Kunstwerke investiert. Viele der alten Kirchen stammen aus dieser Zeit. Man kann deswegen in vielen Fenstern die Symbole der Zünfte sehen, die sie auf Grund ihres Wohlstandes gestiftet haben. In dieser Zeit gab es sogar Emanzipationsbestrebungen der Frauen.
1495 verbot die Kirche jedoch das ständige Neuprägen der Münzen. Ein Grund dafür mag gewesen sein, dass die sogenannten Prägesteuern sehr hoch waren und, da die Leute um die wirtschaftlichen Zusammenhänge nicht Bescheid wussten, den häufigen Geldumtausch als lästig empfanden.
Folge des Verbots war die Verarmung breiter Bevölkerungsschichten, die zu dem großen Bauernkrieg 1525 und den dreißigjährigen Krieg ein Jahrhundert später führte.




Quellen:

Allgemein:


Globalisierung:


Anmerkungen zur jetztigen Situation: Inzwischen haben wir bereits eine Deflation (nicht genug Geld im Umlauf). Da die Preise zwar zugenommen haben, die Löhne jedoch nicht gestiegen sind, haben die Haushalte weniger zur Verfügung und geben dementsprechend weniger aus. Die Unternehmen können ihre Produkte fast nur noch mit Sonderangeboten loswerden.
Das Wirtschaftswachstum stagniert, dementsprechend niedrig sind die Zinssätze.
Auf der anderen Seite beginnt sich jedoch wieder eine Gegenbewegung zu bilden. Immer mehr Freigeldprojekte werden in Angriff genommen, z. B. in Prien (Chiemgauer) und Sachsen, vermutlich in Kürze noch in einigen weiteren bayerischen Orten, Kanada (Gogos) und eben vielleicht in Japan. Es besteht also Hoffnung, dass wir vielleicht diesmal die Kurve kratzen anstatt in einen dritten Weltkrieg hineinzuschlittern.

weitere Informationen z. B.
wwww.geldcrash.de
www.systemfehler.de
www.freigeld.de.vu




Mit freundlicher Genehmigung von: Exnef: www.freigeld.de.vu
 

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