@ deLaval:
Alleine um uns das Thema am Samstag zu ersparen, antworte ich gerne nochmal.

Aber Scherz beiseite, mit deinem Post hast du natürlich Recht. Gerechtigkeit kann nach einem Verbrechen onehin nicht "wiederhergestellt werden", da eine gerechte Welt keine Verbrechen produziert, ergo die Welt schon vor dem Verbrechen ungerecht war. Letztendlich hast du auch damit Recht, dass "Verbrechen" nur ein Sammelbegriff für Verstöße gegen das jeweils geltende und von der Gesellschaftsmehrheit befürwortete Recht ist. Man landet also tatsächlich bei der Frage nach dem Umgang mit dem Täter.
Ich plädiere bei der Beantwortung dieser Frage grundsätzlich auf Milde. Ich tue dies, weil mir die Vergangenheit präsent ist. Die Inquisition, die Hexenprozesse, die Gesetze im dritten Reich usw. usf. machen mich gegenüber "Kranken", "Verrückten" usw. mild. Es scheint so, als wäre morgen fast immer das normal, was heute unvorstellbar ist, und andersherum.
Aber zurück zu der Frage nach dem Umgang mit Straftätern. Ich benutze Mal Metaphern aus der Computer-Welt:
Der Mörder ist Hardware. Wird er therapiert oder eingesperrt, wird im Grunde auf die Hardware ein neues Programm draufgezogen. Das Programm "Therapie" bringt die Hardware zum Absturz, konfiguriert sie neu und hofft darauf, dass dieser "Hack" gut genug funktioniert hat, um die Hardware dauerhaft zu steuern. Das Programm "Einsperren" dagegen friert die Hardware für eine bestimmte Zeit ein und überlässt sie sich selbst. Ob es in dieser Zeit zu einem Reboot kommt oder nicht ist ebenso fraglich, wie die Entwicklung der auf der Hardware befindlichen Software. Die Todesstrafe hingegen bedeutet die komplette Zerstörung der Hardware und den Verlust jeglicher auf diesem Teil der Hardware gespeicherter Software.
Selbstverständlich können Therapie und Haftstrafe kombiniert werden.
Jetzt gibt es aber nicht nur den kleinen Computer mit der Hardware "Mörder" und dessen kaputter Software, sondern auch den Riesen-Rechner Bundesrepublik Deutschland mit der Benutzeroberfläche Grundgesetz. Dieses übergeordnete Programm "Grundgesetz" muss, um funktionieren zu können, nicht nur immer wissen, was gerade im Rechner vor sich geht, sondern auch jederzeit reibungslos laufen. Selbstverständlich ist ein Absturz dieses Groß-Rechners das, was primär vermieden werden muß, alle anderen Frage sind sekundär.
Wenn du den vom Virus "Mord" befallenen Teil der Hardware "Mörder" nur therapierst, dann besteht die Gefahr, dass der Virus sich unkontroliiert ausbreitet, sollte die Therapie scheitern. Wenn du den Virus versuchst zu beseitigen, indem du die Hardware für eine bestimmte Zeit deaktivierst, besteht die Gefahr, dass der Virus nach der Pause immer noch vorhanden ist und unvermindert stark zum Ausbruch kommt. Wenn du die Hardware einfach kaputt schlägst, kriegst du Ärger mit dem Betriebssystem "Grundgesetz", weil das auf einmal einen Teil der Hardware nicht mehr orten und auf einen Teil der Software nicht mehr zugreifen kann. Der Virus ist unter Umständen weg - da die Informationen aber komplett fehlen, ist nicht mehr nachzuprüfen, ob andere Files bereits infiziert worden sind. Deswegen droht das Betriebssystem "Grundgesetz" abzustürzen, da Daten fehlen.
Ich bin also für eine Kombination von Haftstrafe und Therapie, und zum Schutze des größeren Zusammenhangs gegen die Todesstrafe, wobei ich natürlich um mit dem Ergebnis von Therapie und Haft vollkommen zufrieden sein zu können, Änderungen treffen würde, die heutzutage leider nicht durchsetzbar sind. Wie diese Änderungen im Detaills aussehen würden, ist wieder ein anderes Thema. Iich hoffe deine Fragen zum Thema möglichst direkt beantwortet zu haben.
Und zum Thema Pedophilie: Bereits im alten Griechenland waren geschlechtliche Beziehungen zu Kindern Normalität. In unserer heutigen Kultur wird die Sexualität von Kindern in nahezu gleicher Weise unterdrückt, wie die Sexualität von Teenagern für Konsumzwecke ausgenutzt wird. Bis 12 Jahre hat man Kind zu sein, aber ab 13 muß gevögelt werden wie blöd, die Schminke zentnerweise vom Gesicht und alle Talkshows im eigenen Fernseher laufen... Kinder entwickeln eine Art spielerischer Sexualität bereits sehr früh, ich erinnere nur an die "Doktorspielchen".
Was mich wirklich stört, beunruhigt und wütend macht, sind Menschen, die gegen den Willen von Kindern, oder anderen Menschen verstoßen und damit durchkommen. Vergewaltigungen, Instrumentalisierung von Kindern für eigene Zwecke usw. finde ich absolut inakzeptabel. Aber, wenn in den USA ein Junge vor Gericht kommt, weil er seine kleine Schwester im Garten mit nem Schlauch nackt mit Wascher geduscht hat, oder ich z.B. eine Mutter sehe, die ihrem zweijährigen Sohn im Supermarkt auf die Finger haut, weil er mit sich selbst rumspielt, dann kann ich die Grenze zwischen dem, was ich okay finde, und dem, was ich nicht okay finde, nur beim Willen und nicht an ein paar Worten, wie "Sexualität" und "Kind" festmachen. Da Kinder ihren Willen gegenüber Erwachsenen nicht immer durchsetzen können, kann ich das absolute Verbot von seuellem Umgang mit Kindern nachvollziehen. Den Rückschluss aber, dass Kinder keine Sexualität haben, bzw. dass jeder, der das offen ausspricht, gleich pedophil ist, halte ich für nicht nachvollziehbar.