Stuttgart 21

wintrow

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@POW
Schonmal was von technischen Fortschritt gehört? Das ist nunmal mit Kosten verbunden.
 

dkR

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Eher mit dem tollen Ausschreibungsverfahren, bei dem das billigste Angebot genommen werden muß. Natürlich ist von Anfang an jedem klar ist, dass völlig weltfremd und fehlkalkuliert ist. Dann explodieren natürlich die Kosten durch Pfusch am Bau.
 

wintrow

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Jup, der Sinn und Zweck dieses Projektes ist eine Sache, da Umsetzen natürlich eine andere.
 

Helika

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Vorschlag von meinem Bruder:

Die Bahn soll doch einfach die Stadt unter den Bahnhof verlegen, das käme billiger!
 

wintrow

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Alle die das Projekt kritisieren: Es ist eine Sache die Kosten zu verteufeln. Natürlich ist es nicht schön wenn Projekte durch Missmanagement unnötig teuer werden. Dies sollte immer kritisiert werden. Aber ich habe das Gefühl darum geht es bei den Demos gegen S21 garnicht. Es sieht eher aus wie das Entladen von Frust sowie der Angst vor Veränderung, gepaart mit utopischen Vorstellungen. Fortschritt lässt sich nicht aufhalten und besonderst Deutschland lebt vom Fortschritt, unser Wohlstand baut darauf!
 

haruc

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Prinzipiell gebe ich Wintrow recht. Sentimentalitäten und romantisch verklärte Träumereien sollten nur eine Untergeordnete Reihe spielen, wenn es darum geht, die Zukunft eines Landes zu sichern. Wenn es sich also um einen echten Fortschritt handelt.

Allerdings glaube ich schon, dass es den Demonstranden nicht nur um den gemeinen Häberle-Borkenkäfer geht, der wegen der Bauarbeiten Husten bekommt, sondern durchaus um das sehr mangelhafte Verhältnis zwischen Nutzen und aufwand.

Sind wir mal ganz ehrlich: 5 Milliarden € sind eine Menge Geld, und es gäbe in Deutschland viele Löcher, die man damit stopfen könnte, oder - was besser wäre - Bereiche, in denen man wirklich in die Zukunft investieren könnte (zb. Bildung, Forschung. DAS sind echte Zukunftsinvestitionen).

Wir leben nichtmehr im 19. Jahrhundert. Daher stellt sich die Frage, wie wichtig der Ausbau eines Bahnhofs ist, wenn die Stadt gleichzeitig über einen riesigen Flughafen sowie in der Peripherie ein dichtes Autobahnnetz verfügt?

Die Autobahnen, das muss man den Befürwortern des Bahnhofs zugestehen, sind im Stuttgart herum ziemlich zu, also auch am oberen Kapazitätslimit angelangt.
Und gerade für mittelstreckenreisen bietet der Flughafen keine Alternative zur Bahn. Es besteht also schon ein gewisser Bedarf, den Schienenverkehr effizienter zu gestalten.
Aber ist dieser Ausbau 5 Milliarden Euro wert? Man muss ja bedenken, dass man auch durch falsche Investitionen den Fortschritt gefährden kann.
 

DrJones

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Also ich finde an für sich hat die Bahn schon eine starke Infrastruktur in Deutschland. Wie sicherlich jeder von euch weiß spart die Bahn aber an allen Ecken und Enden. Ersatzteillager und Werkstätten werden geschlossen, Wartungsintervalle verlängert.

Das Resultat sieht man an der Berliner S-Bahn, Kaputten Klimaanlagen, und permanenten drastischen Verspätungen. Unprofitable Strecken werden dichtgemacht. Alles ordnet sich dem Profit und einem möglichen Börsengang unter. Ob man da nun einen neuen Bahnhof zu diesem Preis benötigt ist schon eine berechtigte Frage, wenn man dafür die bestehende Infrastruktur verlottern lässt.
 

Ein_Liberaler

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Alles ordnet sich dem Profit unter? Ich habe große Zweifel, ob die imho völlig verfehlte Geschäftspolitik der Bahn im Endeffekt wirklich hochprofitabel sein wird. Eher schon drängt sich mir der Verdacht auf, daß sie zu nicht geringen Teilen der Profilierungssucht und dem Ehrgeiz des Führungspersonals geschuldet ist, insbesondere "Bahnchef" (a.D.) Mehdorn. In den letzten Jahren, eigentlich Jahrzehnten, ist versucht worden, die Bahn zu einer Art schienengebundener Airline umzubauen, unter Konzentraton auf wenige extrem schnelle Langstreckenverbindungen zwischen einigen wenigen Metropolen mit Prachtbahnhöfen. Auch das Preismodell, das eine zeitlang ausprobiert wurde und langfristige Buchungen erforderte, war von der Luftfahrt abgeschaut, und zwar von ihren nachteiligen Seiten. Die Angebote in der Fläche werden dafür drastisch verringert und verschlechtert, insbesondere die Infrastruktur auf den weniger bedeutenden Bahnhöfen.

Daß die Bahn eine Zeitlang auf Verschleiß gefahren wurde, um vor dem angestrebten Börsengang die Profite zu schönen, kommt natürlich hinzu.
 
G

Guest

Guest
Mal ganz ehrlich, Moskau, London, München usw. alle Kopfbahnhöfe.
Gibt´s da irgendwo ein Problem? Nö, funktioniert doch seit zig Jahrzehnten ganz einwandfrei.

Glaubt ihr allen ernstes hier werden solche Summen ausgegeben um den Reisenden ein paar Minuten Zeitvorteil zu verschaffen? Wie soll sich das denn jemals rechnen?

Es geht doch bei der ganzen Nummer nur um die Erschließung eines riesigen Neubaugebietes im Herzen der Stadt.
 

Ein_Liberaler

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Das ist die Politik der Bahn. Auch die Hochgeschwindigkeitstrasse Köln-Frankfurt bringt nur einem eng begrenzten Personenkreis einen kleinen Zeitgewinn und hat Milliarden gekostet. (Und muß nach wenigen Jahren schon teuer saniert werden, weil beim Bau gespart worden war.) Der Kopfbahnhof in der Frankfurter Innenstadt wird dabei oft gar nicht mehr angefahren, nur der Durchgangsbahnhof am Flughafen. In die Stadt kommt man dann mit dem Bummelzug. So gut passen Kopfbahnhöfe zur Geschäftsidee der Bahn.

Grundsätzlich, wenn sie sich rechnen, sind Durchgangsbahnhöfe natürlich besser. In Stuttgart werden an die hundert Hektar in bester Lage frei werden, die zur Zeit mit dem kopfbahnhoftypischen Schienengewirr bedeckt sind.
 

POW

Großmeister
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@ wintrow

Mich würde interessieren, was der Bau dieses Monsterprojektes mit technischem Fortschritt zu tun hat...Ab wann glaubst Du, wird dieses Projekt dafür Sorge tragen, dass schwarze Zahlen auf der Haben-Seite stehen...sprich: wann fließen Gewinne ins Staatssäckle (sind ja schließlich auch meine Steuergelder, die in dieses Projekt "investiert" werden) ...und drittens...Lässt es sich Deiner Meinung nach leicht miteinander vereinbaren, schmerzhafte Kürzungen in den sozialen Bereichen hinzunehmen und gleichzeitig hunderte Millionen für milliardenschwerde Unternehmen zu sponsoren?
 

Giacomo_S

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Ja, ja, der technische Fortschritt ... mal ganz abgesehen von Stuttgart21 kann man durchaus darüber nachdenken, ob durch den technischen Fortschritt auch immer alles besser wird.

Ein Beispiel:

Als ich im Jahr 2005 in Marokko mit der Bahn gefahren bin, war die Situation wie folgt:

- Man kann zwar den Fahrplan auch im Internet studieren, aber Karten kann man dort nicht buchen. Man kann sie auch am Schalter nicht im voraus kaufen, man bekommt auch keine Platzreservierung.
Man kauft sie einfach vor der Fahrt am Schalter.

- Die Zugfahrkarten sind auch für marokkanische Einkommensverhältnisse günstig. Sondertickets gibt's keine.

- Die Züge sind voll, eine Klimaanlage gibt es nicht. Die Fahrgäste machen die Fenster auf. Männer stehen auf für Frauen, insbesondere mit Kindern. Versehrten wird Platz gemacht.

- Die Züge sind pünktlich.

Für Deutschland darf in folgendes Bild skizzieren:

- Man kann Karten im Internet buchen - und das muss man auch tun. Denn anderenfalls hat man überhaupt keine Chancen, den Tarifdjungel zu durchschauen. Kauft man Karten am Schalter, kostet das sogar einen Aufschlag.

- Reguläre Fahrkarten sind praktisch unbezahlbar. Entweder man reserviert man ewig im voraus, oder man kämpft sich durch X Sondertarife. Aber selbst dann kosten - selbst unter Berücksichtigung deutscher Einkommenstarife - Fahrkarten ein mehrfaches von dem, was sie in Marokko kosten.

- Es gibt Klimanlagen, leider fallen sie aber bei 30°+ aus und machen die Zugfahrt zur Hölle. Fenster kann man auch keine mehr öffnen. Bei Frost kann die Bahn dann auch nicht mehr fahren. Im Grunde kann man nur noch bei Temperaturen von 2-28°C Bahn fahren.

- Die Züge haben oft Verspätungen.
 

dkR

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Sogar in (Nord)Italien ist die Bahn besser organisierter und pünktlicher als hierzulande. Und spottbillig.
 

DrJones

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Nur ums mal loszuwerden. Ich musste mich erst gestern über die Gängeleien der Bahn ärgern. Der Zwang sich bereits vor der Fahrt eine Karte zu kaufen nerft mich gehörig. Im Nahverkehr geht das ja kaum noch, man wird ja gleich als Schwarzfahrer dahingestellt.

Also Situation gestern, Sonntag am Bahnhof: Fahrkarte kostet 8,70€ aber es wird höchstens ein 10€ Schein akzeptiert. Der 20er den ich dabei hatte wurde abgewiesen... Was soll den diese Sch....? ist das denn zuviel verlangt,
als ob n Zwanni so ungeöhnlich wäre. Ab 50€ Scheinen, meinetwegen. Da hab ich echt n Hals gekriegt. :motz:


P.S. Der Zug fiel dann überraschend aus und der darauffolgende Zug hatte ne halbe Stunde Verspätung.
 

haruc

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Nungut, dann will ich meinen "Bahnfrust" auch mal rauslassen.

Ich frag mich warum die Bahn so teuer ist.
Ihre hochgelobten supermodernen Regionalverkehrtriebwagen sind scheiße, unbequem und stinken nach Dixi-Klo (idealfall) oder Durchfall (regelfall), weil der komplette Zug ein offener Raum und das einzige Klo für 300 Fahrgäste gelegentlich mal defekt ist.

Die Infrastuktur hier ist doch größtenteil aus dem 19.Jahrhundert. (zb. die Moselstrecke, früher mal "Kanonenbahn" von Berlin nach Metz. Oder die Kohlenbahn von Saarbrücken über Trier nach Köln). In meiner Heimatstadt sind Schienen auf Holzschwellen verbaut, die seit 1925 ziemlich genau an der selben Stelle liegen.

Es werden immer mehr Strecken ruhig gelegt und die Verkehrsanbindung ist abseits der Ballungszentren mies.
Ironischerweise wäre ich mit dem Auto von Saarbrücken nach Trier schneller und billiger, als mit der Bahn. Erst recht, wenn ich mit mehr als mir selbst im Auto fahre.

Ein einziges beschissenes Ticket in einem der Stinkzüge der Bahn soll mich etwa 18€ kosten... für 100 Kilometer. Dafür krieg ich locker 8 Liter Diesel und die Abnutzungs- und Unterhaltskosten vom Auto. Mit 8 L Diesel komm ich definitv weiter als 100km.

UNd dann wird man noch von zweifelhaften Gestalten angepobelt, warum man sich erdreistet, im Fahrradabteil sein Fahrrad abzustellen. (!!)

Die Bahnhöfe, gerade in der Provinz, sind Drecklöcher der übelsten Sorte. Es stinkt nach Urin und überall finden sich Scherben und Schmierereien von den Leuten, die sich in einer solchen Umgebung wohlfühlen.
Und dabei hat die Bahn an diesen Bahnhöfen seit 1935 nichts mehr gemacht, als alle 10 Jahre nen neuen grauen Anstrich zu spendieren.

Oh, und zwischenzeitlich wurde die Aufenthaltshalle abgerissen.
Jetzt friert man im Winter und wird nass, wenn man um 22:00 auf nen Zug wartet, der aber ohne Ersatz ausfällt und der nächste Zug erst um 23:00 kommt... So fängt ein Samstagabend in der Stadt ideal an... -.-

Was ich allerdings gut finde, sind die neuen Automaten der Bahn, die endlich das komplette Angebot bieten. Wenn sie denn funktionieren.
 

Winston_Smith

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Ich habe wo anderes in den Kommentaren gelesen, dass die S21-Gegner das Unternehmen vorgeschlagen haben, welches den Test durchgeführt hat. Weiß da jemand mehr drüber?
 

DrJones

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Die Auswahl soll zumindest einvernehmlich gewesen sein.
Finde ich aber etwas kurzsichtig, denn die Bahn ist seit langem ein großer Kunde dieses Planungsbüros, erstellt Fahrpläne und berechnet Güterzugkapazitäten für die Bahn. Ob es sich das Büro da leisten kann einen wichtigen Kunden zu vergrätzen...
 

Simple Man

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Tja, man hätte es ahnen können:
SpiegelOnline: "Liebe Wutbürger, bitte geht jetzt heim"
Hat das Stuttgarter Kasperltheater endlich ein Ende? Der Stresstest zu S21 war von Anfang an ein Witz, denn der Streit zwischen Befürwortern und Gegnern drehte sich um reine Glaubensfragen. Jetzt wird der Bahnhof also gebaut - und die Protestierer sollten ab nach Hause. Zur Not mit dem Auto.
Die Antwort lag dabei auf der Hand: Sie sind beide im Recht. Denn in Stuttgart geht es längst nicht mehr um Fakten. Es geht um eine Glaubensfrage. Im Streit um Stuttgart 21 schlichten zu wollen, das ist ungefähr so sinnvoll wie darüber befinden zu wollen, ob nun das Judentum, das Christentum, der Islam oder eine ganz andere die beste Religion sei. Die jeweiligen Anhänger kennen die Wahrheit längst. Sie würden einen Schiedsspruch niemals akzeptieren, und käme er auch aus dem Mund von Heiner Geißler (dem man in dieser Frage allerdings eine gewisse Befangenheit unterstellen müsste).

Und da wir gerade bei Glaubensfragen sind: Glaubt irgendwer, der Konzern Bahn AG hätte sich auf einen Stresstest eingelassen, dessen Ergebnis in seinem Sinne negativ ausgefallen wäre? Hat wirklich jemand damit gerechnet, dass die Gegner ein Verfahren akzeptieren würden, an dessen Ende die Tieferlegung des Bahnhofs stehen würde? Wohl nicht im Ernst. Wenn aber keiner der Streitenden bereit ist, sich einem Urteil zu unterwerfen, dann ist das Verfahren sinnlos.

Es gab nie einen Mittelweg. Der Bahnhof wird gebaut. Oder er wird nicht gebaut. Dazwischen gibt es nichts. Jetzt sieht es also so aus, als würde der Bahnhof gebaut werden. Und selbst als Großprojekten grundsätzlich skeptisch gegenüberstehender Mensch möchte man seufzen: Endlich ist ein Ende.
 

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