Stimmen im Kopf

Nebiros

Meister
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10. April 2002
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228
„Ein trautes Zusammen sein, bei Kerzenschein und Räucherstäbchen, mehr will ich doch gar nicht.“
Ein Lauschen folgt.
„Allerdings ist das ja nicht möglich, nicht, solange ich DICH nicht getötet habe!“
(Sag mal, wieso willst du mich eigentlich töten? Bin ich so schlecht?)
„Irgendw...“
(Denk nach! Ohne mich wärst du gar nicht DU!)
“Nachdenken...ja wie denn?“
Nur ein Surren ist zu hören.
„Wie soll ich nachdenken, wenn du meine Gedanken bist, wenn du mich unterdrückst und wenn du mich nicht denken lässt?!?“
(Tja, das ist die Frage...allerdings ist es auch die Frage, wie lange du eine solche Existenz aushälst. Es dauerte nicht allzu lange, da hast du begonnen, Dinge über mich preiszugeben, du denkst, du könntest mich vielleicht loswerden, indem du Dinge über mich aufschreibst.)
„Tja, wie’s scheint bin ich ja auch auf dem richtigen Weg damit.“
(Ah ja, und wer sagt das? BE-DENKE! Du befasst dich jetzt intensiv mit mir, genau wie du’s die meiste Zeit über tust. Und das heisst, dass ich deine wenigen freien Gedanken ebenfalls unterjoche! Somit findest du den Weg in den Tod oder ins Irrenhaus noch viel schneller!)
Gelächter folgt, SEIN Gelächter folgt.
„Sei still! Sei endlich still! Wieso musst du mir das antun?“
(Aber aber, ich tu’ dir doch gar nichts an. Wieso hörst du nicht einfach auf, an mich zu denken? Und lebst dein Leben ganz normal? All’ deine Probleme wären damit beseitigt, wären mit MEINEM Verschwinden beseitigt...oder?)
„Genau...und das ist das Problem. Du kontrollierst mich so stark, dass ich gar nicht aufhören KANN, an dich zu denken, oder über dich zu sinnieren!“
(So scheisse...gib’s doch auf, jetzt herrscht DEPRESSION! Schau dich doch an...)
Und noch ein Gedanke kommt, ganz schwach, kommt wohl direkt aus der „freien Zone“. Hör auf damit! Du bist völlig in Ordnung...
„Ich dreh gleich durch...“
(Siehst du, sagte ich doch schon lange...du bist AM ENDE, du VERROTTEST und tust nicht mal was dagegen.)
„Würde ich mir die Kugel geben, wärst du auch tot!“
(Mach doch, das wär’ das einzig RICHTIGE!)
...aufhören! Dann wäre alles verloren, vielleicht finde ich noch einen Ausweg.
„Aha, die freien Gedanken existieren immerhin noch...“
(Schlaf doch! Du bist so müde, so abwesend, SCHLAF DOCH!)
„Hm, das ist beinahe die einzige Zeit, in denen die freien Gedanken überhand gewinnen...ABER ICH WILL JETZT NICHT SCHLAFEN! Ich will nur DICH loswerden!“
(Dann musst du dich noch ein wenig mit mir abgeben!)
Und wieder diese höhnische Gelächter.
„Wer hat dich mir eingepflanzt? War ER es?“
(Jawohl, vielleicht? Vielleicht hat er dich in seinem Abgrund tiefen Hass dir gegenüber verflucht? Das wird’s sein...erinnere dich, seit wann HASST du mich, HASST du dich?)
“Fick dich! Das ist wieder mal eins meiner Probleme...ich kann mich nicht erinnern!“
(Voilà, was sag’ ich denn die ganze Zeit schon? Du bist auch gar nichts mehr wert...)
„Ich werde dich besiegen, ich werde dich bezwingen. Eines Tages! Das ist das Nächste, was ich fest in Angriff nehmen werde!“
(Klar...du brauchst mich mittlerweile schon, um zu überleben. Es ist zwar kein Leben mehr, was du da führst, aber ich gehör zu deiner Existenz, du hast dich mittlerweile schon an mich gewöhnt.)
„Und das war wohl mein Fehler...ganz klar. Aber ich kam beinahe zwei Wochen ohne dich aus, blendend. Mir ging’s seit langem nicht mehr so gut, wie in dieser Zeit!“
(Oh ja...nur auf deinem Headtrip war nichts mehr in dir, ausser ich!)
Ein Stechen fährt mir durch den Kopf.
„Fresse! Halt dein stinkendes Maul und LASS MICH IN FRIEDEN!“
(Bitte...)
„Du weisst es, ich weiss es auch, SIE könnte mich retten.“
(Ich weiss es nicht und du nimmst es an...gewiss ist es nicht. Aber ja, mag sein, nur, wie kommst du so weit, MIT MIR? Ist das überhaupt möglich?)
„Du hast’s mir schon mal versaut und das brachte mich fast um, ein zweites Mal gelingt’s dir nicht, das schwör’ ich dir! Wenn ich dich nicht besiegt hab, bis ich SIE treffe, dann schaff’ ich’s auch mit dir, da kannst du Gift drauf nehmen!“
(Oh ja, dann sorg doch dafür, dass du IHN noch etwas mehr siehst, denn er nährt mich, so wie’s aussieht.)
„Ich weiss jetzt was ich tun werde, ich werde mit ihm sprechen...lange, so lange, bis ich weiss, wie ich dich besiegen kann.“
(Mach was du willst, nur, beeil dich, denn ich werde dich bald ganz beanspruchen, und dann hockst du nur noch in einer Ecke, ganz stumm und trommelst gegen deine Stirn...)
Endlich kommt der langersehnte Schlaf und übermannt mich...und vor allem IHN.
Schweigen...
Und dann kommen sie, die freien Gedanken, welche mich in eine freie Dimension geleiten, eine Dimension ohne IHN...
 

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