Spiegel: Die Seuche Cannabis!

Magna

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Lieber Kasimir, lieber Rest,
falls es nicht bemerkt wurde, Drogen (mit Ausnahme der gesellschaftlich anerkannten) sind bereits illegal. Ihr Besitz (ab einer vom Bundesland bestimmten Menge) und vor allem der Handel werden bereits bestraft.
Warum schreit hier alles nach Strafe?
Die gibt es.
Stört nur keinen.
Warum nicht?
Weil die strafrechtliche Handhabe nicht einleuchtend ist.
Angenommen ich kiffe recht regelmäßig, wenig in sich, aber regelmäßig. In Deutschland krieg ich eher zweitklassiges Dope. Um an den guten Stoff zu kommen muß ich also nach Holland (es sei denn ich lebe in Berlin oder Hamburg oder hab einfach Glück). Da ich aber gar nicht das Geld habe, so oft nach Holland zu fahren, kauf ich dann vll für ein Jahr ein. Ich konsumier nicht krass viel, aber einiges, sagen wir 1/2g am Tag. Dann brauch ich 365 *1/2 = 182,5g. (Die Menge von 1/2g deshalb, weil ihr hier von absurden Mengen wie 10g redet.)
182,5g Weed machen mich in Deutschland zum Dealer, und das nicht zu knapp. Ich werde kriminalisiert. Ich muß ins Gefängnis. Mein Freund verlässt mich, weil er nicht warten will bis ich da wieder rauskomm. Jetzt hab ich was, was ich kompensieren muß. Jetzt hab ich ein Problem. Ich lern im Knast'n voll netten Typ kennen, der ist immer total relaxed, der drückt mir irgendwann Tabletten oder'ne Crackpfeife oder'ne Spritze in die Hand. Danach bin ich richtig kaputt. Danach brauch ich was, weil es eben Dinge gibt, die sofort richtig süchtig machen, körperlich und geistig. Ich bin aber nicht nur süchtig, ich brauch das Zeug plötzlich den ganzen Tag. Ich habe Angst sterben zu müssen, wenn ichs nicht krieg. Den Entzug nicht auszuhalten. Um das zu finanzieren, also eine andere, teurere Droge, die komplizierter zu beschaffen ist, fange ich an, selber Drogen zu verkaufen. Oder ich breche in Wohnungen ein, klaue Geldbörsen, prostituiere mich, ... nennt man Beschaffungskriminalität.
So.
Wie bin ich jetzt zum Risiko für mich und für andere geworden?
Ich bin so, weil man mich mit'nem Haufen anderer Leute in einen Topf geworfen hat, die viel kaputter sind, als ich es je geworden wäre.
Was jetzt? Härtere Strafen?

Diese Geschichte ist frei erfunden. Aber sie basiert auf den gesetzlichen Grundlagen Deutschlands und auch das Gefängnissystem wurde insofern richtig dargestellt, als das es kein Problem ist, dort an Drogen zu kommen.

Andere Option:
Ich lebe in Holland. Ich konsumiere am Tag (wieder) 1/2g Weed. Ich kaufe das im Coffeeshop um die Ecke und wenn ich möchte, kann ichs gleich da rauchen. Ganz legal. Coffeeshops werden relativ streng kontrolliert, die Wahrscheinlichkeit dort eine andere Droge (ausser Magic Mushrooms) angeboten zu bekommen ist genauso groß, wie in einer Disco.
Ich werde nicht kriminalisiert, gehe meiner Arbeit nach, vielleicht heirate ich irgendwann, kriege gesunde Kinder und führe ein ganz normales, nettes Leben.

Warum zur Hölle wollt ihr härtere Strafen?

Um süchtig zu werden muß ich ein Genussmittel einsetzen um ein Problem damit ersteinmal "verschwinden" zu lassen.
Ob das der Fernseher, das H&M oder der Joint ist, vielleicht auch das Glas Wein, ich brauche erstmal ein Problem, mit dem ich allein nicht fertig werde. Eins, das ich nicht verkrafte.
Wenn ich aber gar keins hab, warum wollt ihr mir dann welche machen?

Dieser Text ist in der Ich-Form geschrieben, ich bitte darum, dass ihr euch trotzdem bewusst bleibt: Ich lebe nicht in Holland, war nie im Knast und habe auch nicht den Eindruck, dass ihr mir Probleme machen wollt. Es geht hier lediglich um eine anschauliche Darstellung der Sachlage.
Liebe Grüße,
Magna

@ Lt.Stoned: Hey, Mister, hast inzwischen eigentlich Dreads? :wink:
 

Lt.Stoned

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@ Lt.Stoned: Hey, Mister, hast inzwischen eigentlich Dreads?

[OT]
haha wie cool dass du dich daran noch erinnern tust

nee leider nich :( hab meine haare irgendwann in nem depri-veränderungenbrauch-zufaulumlangehaarezupflegen-anfall abgeschnitten (ca letzte weihnachtsferien glaub ich)
im nachhinein tats mir einerseits voll leid, andererseits isses mit kurzen haaren echt einfacher, ausserdem mögen mich die frauen so glaub ich lieber ;)
[/OT]



182,5g Weed machen mich in Deutschland zum Dealer, und das nicht zu knapp. Ich werde kriminalisiert. Ich muß ins Gefängnis.

nana, hier im norden musst dafür aber noch nich in knast :p (natürlich is das prinzip dass du beschreibst klar, und trifft die problematik geradezu voll auf den schädel :p))
 

Magna

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@ Lt.Stoned:
Mein Gedächtnis funktioniert halt doch. :lol:
Nicht??? Es gibt Länder da sind mehr als 2g schon kein Eigenbedarf mehr... Zumindest war das als ich 16 war. Wo muß ich hinziehen? :wink:
Schade um eine weitere ausgesprochen hübsche Frisur in deutschen Landen. :wink:
Liebe Grüße,
Magna
 

Sensoe

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Eigenbedarf is in Berlin beispielsweise 6-8g...
unter 100g gibts definitiv keinen Haftbefehl...über 100g wirds kritisch...Uhaft kann passieren...
bei nachgewiesenem erwerbsmässigem Verkauf gibts pro Fall 1 Jahr Mindeststrafe..(ü21),in Deinem Fall,also grössere Mengen zum Eigenbedarf dürfte die Strafe weniger dramatisch ausfallen.
Und ja,es gibt Heroin und Co in vielen Knästen.
Nur mal so... :roll:

btw...brauch wer Dreadz?ich werd meine wohl bald abschneiden.. 8)
 

Lt.Stoned

Großmeister
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Eigenbedarf is in Berlin beispielsweise 6-8g...
unter 100g gibts definitiv keinen Haftbefehl...über 100g wirds kritisch...Uhaft kann passieren...

hier (HH/S.-H.) werden 92% aller verfahren die unter 30g behandeln eingestellt (habsch irgendwo gelesen), allerdings kanns bis du wirklich verknackt wirst auch noch länger dauern denk ich...hab schon von mehreren leuten 'gehört' ;) die mit mengen, die eindeutig nicht für den persönlichen bereich waren, (und zwar nicht nur weed) auch nach wiederholtem male nicht verknackt worden sind...bei einigen kommt die verhandlung aber noch :evil:
 

Salomon

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auch interessant ein vergleich von urteilen von cannabislegal.de
(wobei diese Beispiele nichts mir Eigenverbrauch zu tun haben :wink: )
Abgeschlossene Strafprozesse beim Landgericht Nürnberg-Fürth
(Große Strafkammern und Jugendkammern)

79,65 kg Cannabis = 10 Jahre + 6 Monate, 130.000 EUR beschlagnahmt
30,5 kg Hasch + 7,5 kg MJ = 8 Jahre
3,5 kg Hasch + 0,5 kg selbsangebautes MJ = 6 Jahre 6 Monate
17 kg Hasch = 6 Jahre + Entziehungsanstalt
2 kg MJ + 660 g Hasch = 6 Jahre
"mehrere kg Cannabisprodukte" = 5 Jahre
15 kg Haschisch = 4 Jahre 3 Monate
wollte 5,7 kg MJ von NL nach IT transportieren = 4 Jahre
wollte 7,5 kg MJ von NL nach IT transportieren = 3 Jahre 9 Monate
Zum Vergleich (selbes Gericht):
Versuchter Mord mit gefährlicher Körperverletzung = 7 Jahre
Versuchter Mord mit gefährlicher Körperverletzung = 5 Jahre 6 Monate
Bankraub, Angestellte mit Gaspistole bedroht = 5 Jahre
Untreue, 596.000 EUR = 4 Jahre 6 Monate
Vierfacher Betrug (640.000 DM) = 3 Jahre 3 Monate
Versuch, 144 Fahrzeuge in den Irak zu verschieben = 3 Jahre
Schwere räuberische Erpressung und räuberische Erpressung jeweils mit
vorsätzlicher Körperverletzung = 2 Jahre mit Bewährung
Versuchter Totschlag in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung = 2 Jahre Jugendstrafe mit Bewährung
Konkursbetrug, 1.000.000 DM = 1 Jahr 10 Monate mit Bewährung

:(
 

Lt.Stoned

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Untreue, 596.000 EUR = 4 Jahre 6 Monate

<->

Schwere räuberische Erpressung und räuberische Erpressung jeweils mit
vorsätzlicher Körperverletzung = 2 Jahre mit Bewährung
Versuchter Totschlag in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung = 2 Jahre Jugendstrafe mit Bewährung

das find ich besonders krass

[edit]natuerlich die sachen mit den btm auch, aber ich wollt nur auch gleichzeitig darrauf hinweisen, dass es in dieser gesellschaft schlimmer is n bischen geld zu klauen als jemanden umzubringen (natuerlich auch auf drogen anwendbar)[/edit]
 

Magna

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Achtung, wenn da Jugendstrafe steht seh ich ein mildes Urteil durchaus ein. Man muß den Leuten ja echt nicht gleich ihr ganzes Leben versauen, wenn die noch so jung sind.
Liebe Grüße,
Magna
 

Lt.Stoned

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Achtung, wenn da Jugendstrafe steht seh ich ein mildes Urteil durchaus ein. Man muß den Leuten ja echt nicht gleich ihr ganzes Leben versauen, wenn die noch so jung sind.
sicherlich ist ein eigenenes, milderes jugendstrafrecht sinvoll, allerdings läuft bei uns gewaltig was falsch, wenn man angeblich bis 14 jahre in keiner weise, und bis 21 nur stark eingeschränkt für das verantwortlich ist was man tut. als 15 jähriger hat man genauso zu wissen das man niemanden umzubringen hat.
 

FreeBird

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Ein Joint fürs Herz?

Telepolis schrieb:
THC, der Wirkstoff in Hasch, hält die Blutgefäße sauber

Im Anfang ist immer der Tierversuch. Das Team um Sabine Steffens verabreichte Labormäusen, die durch eine spezielle Diät ordentlich hohe Blutfettwerte hatten, den aktiven Inhaltsstoff von Cannabis, delta-9-tetetrahydrocannabinol (delta-9-THC). Allerdings in der sehr niedrigen Dosierung von einem Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag, so dass die Tierchen nicht high wurden. Diese Behandlung führte zu einer signifikanten Verminderung der fettigen Ablagerungen in den Arterien und damit des tödlichen Risikos durch Herzinfarkt und Schlaganfall.
Entscheidend war die Dosis an THC, die die Versuchstiere bekamen. Wurde die THC-Menge erhöht oder vermindert, gab es keinen therapeutischen Effekt mehr auf die Arterien. Das erinnerte die Wissenschaftler an die positiven Wirkungen von Alkohol, speziell Rotwein (In vino sanitas) auf das Herz, wenn der Konsum eine kleine tägliche Menge nicht überschreitet. Ähnliches gilt auch für Zartbitterschokolade (Über die Wirksamkeit von Flavonoiden). Entsprechend legen Steffens und Kollegen auch nachdrücklich Wert auf die Feststellung, dass sie niemanden dazu auffordern, täglich einen Joint zu rauchen, um einem Herzinfarkt vorzubeugen. "Diese Studie hat mit dem Rauchen von Marihuana überhaupt nichts zu tun..."
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/19/19858/1.html


Tja schade, zieht dann als Ausrede leider nicht, wenn man gebusted wurde: "Aber ich wollte doch nur einem Herzinfarkt vorbeugen, Herr Staatsanwalt..." :)

Jedenfalls immer wieder erstaunlich, welch interessante Eigenschaften die Marie Johanna so zu bieten hat...
 

Lindwurm

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Lt.Stoned schrieb:
Eigenbedarf is in Berlin beispielsweise 6-8g...
unter 100g gibts definitiv keinen Haftbefehl...über 100g wirds kritisch...Uhaft kann passieren...

hier (HH/S.-H.) werden 92% aller verfahren die unter 30g behandeln eingestellt (habsch irgendwo gelesen), allerdings kanns bis du wirklich verknackt wirst auch noch länger dauern denk ich...hab schon von mehreren leuten 'gehört' ;) die mit mengen, die eindeutig nicht für den persönlichen bereich waren, (und zwar nicht nur weed) auch nach wiederholtem male nicht verknackt worden sind...bei einigen kommt die verhandlung aber noch :evil:

Kommt halt immer drauf an wie die Polizisten gerade drauf sind. Kollege von mir haben sie wegen 3g vors Gericht geschleppt (10 Sozialstunden), ich wurde aber auch mal mit knapp 8g laufen lassen (das Weed haben sie aber leider behalten :lol: ). Und mehr als 30g sollte man sowieso nicht bei sich haben..
 

Salomon

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Das Bundesgesundheitsministerium hat das Heidelberger Max-Planck-Institut beauftragt eine Studie zur uneinheitlichen Rechtspraxis zu erstellen.

Auch elf Jahre nach einem entscheidenden Urteil des Bundesverfassungsgerichts steht eine länderübergreifende Regelung für die straffreie Einstellung von Verfahren gegen Gelegenheitskiffer weiter aus. Nach §31a des Betäubungsmittelgesetzes »kann die Staatsanwaltschaft von der Verfolgung absehen, wenn die Schuld des Täters als gering anzusehen wäre« und es sich zum Beispiel nur um eine »geringe Menge« Cannabis zum Eigenverbrauch handelt. Nicht zuletzt die Frage, was eine »geringe Menge« ist, wird aber sehr unterschiedlich beantwortet. Während in Schleswig-Holstein auch noch bei 30 Gramm meist von einer Verfolgung abgesehen wird, gelten bei Bayerns Staatsanwaltschaften höchstens sechs Gramm als »gering«. ......

weiter hier
Studie über Cannabis vor der Freigabe

hl[/url]
 

Seth2188

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Das ganze ist sehr interessant.
Ich persöhnlich hatte meinen ersten Vollrausch noch nicht wirklich, da ich noch nie einen Fimriss hatte, aber sonstige Nebenerscheinungen erst mit 16/17 also laut dieser Statistik sehr spät 8O.
Rauchen btreibe ich auch... hab aber auch erst mit 15/16 angefangen und ich habe ebenso Cannabis konsumiert(ein paar mal[einmal"breit"]) und ich bekomme in der Schule immer noch gute Noten(Latein ausgeschlossen*muhaha*).
Ich hab keine Ahnung warum drogn eigentlich so cool sind.
Bier gehört in meinem Alter einfach dazu (17), aber ich gehöre auch eher zu den Leuten. die sich nicht andauernd die Birne zuknallen, obwohl das auch immer mal wieder auf großen Partys passiert.
beim Rauchen kann ich Heute auch nicht mehr wirklich sagen warum ich angefangen hab, aber zur Zeit rauch ich nur als Beschäftigung(warten auf Bus etc.) und weil ich mittlerweile auch schon süchtig bin, nicht extrem aber trotzdem( 1-2 Schachteln die Woche) reduzier das ganze aber wieder.
Bei Cannabis wollt ich jediglich mal ausprobieren wies ist, da ich mir eine eigene Meinung darüber bilden wollte. Meine Meinung: Nicht wirklich schlimm, aber noch lange kein Grund für mich das Zeug öfters zu konsumieren. Ich werde garantiert mal wieder einen rauchen (mein letzter 1Jahr zurück), weils einfach passieren wird, also mach ich mir gar keine anderen Hoffnungen.
Ich finde sowieso, man sollte das Meiste selbst ausprobieren(außer dem extrem gefährlichem Zeugs usw.) bevor man sich eine eigene Meinung darüber bildet, und ich sage auch gleich, das die jeder für sich selbst bestimmen muss.

So long...
 

Salomon

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Cannabis is losing its cool for the young


Class C status helps drug slip out of fashion

The long smoke could be over. Cannabis has started to lose its fashionable lustre among young people, with Britain seeing the smallest increase in regular use in a decade.
Contrary to claims that there has been an explosion in use since the government downgraded the classification of cannabis from Class B to Class C in January 2004, a new study has found that the increase in regular use fell to just 0.5 per cent in 2004, compared with 45 per cent at its peak in 1998. At the same time, the drug's image has slumped from the high days of the Nineties to a historic low. 'Our first indications are that [the change in the law] has essentially had no effect at all in user levels of cannabis,' says Matthew Atha, director of the Independent Drugs Monitoring Unit, which carried out the study.

weiter hier http://observer.guardian.co.uk/uk_news/story/0,6903,1446275,00.html


Die geschichtliche Dimension des Drogenproblems in der Moderne widerspricht der These von der problemgenerierenden Wirkung eines freien Drogenmarktes, der es den Bürgern überlässt, ob, wie und wozu sie welche bewusstseinsverändernden Substanzen zu sich nehmen. Als Drogen (bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts) ähnlich wie andere Waren relativ frei hergestellt, ver- und gekauft werden konnten, war das Drogenproblem so gering, dass es noch nicht einmal einen Namen hatte. Das Drogenverbot, durch welches die Drogen vom Markt verdrängt wurden, war nicht etwa eine Reaktion auf ein existierendes Drogenproblem, sondern Auswirkung geopolitischer Strategien und ging der Entstehung eines Drogenproblems in Deutschland (und anderswo) voraus. Wissenschaftliche Analysen sprechen dafür, dass das Drogenverbot das Problem sogar erst in seiner Entstehung begünstigte und in seiner Intensität verschärfte. Die Behauptung, das Drogenproblem der Gegenwart sei auf eine übertriebene Auslieferung der Drogen an den Markt und an die instrumentelle Nutzung der Bürger zurückzuführen, kann also nicht überzeugen.
Dr. Sebastian Scheerer (Professor für Kriminologie an der Universität Hamburg)

Aus dem Vorwort zu Coca und Kokain
(steht noch mehr drin)
 

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