Leider finden sich zu dieser Frage keine seriösen öffentlichen Quellen.
Stattdessen gibts Mutmaßungen, die, nachdem sie das dritte mal von jemand anderem abgeschrieben wurden, zur Wahrheit werden.
Jedenfalls: von der Verfügbarkeit von Schusswaffen eine direkte Linie hin zur Häufigkeit von Gewaltverbrechen und Morden ziehen zu wollen, scheint mir in einer komplexen realen Welt doch etwas eindimensional.
Ob jemand kriminell wird, hängt in erster Linie nicht daran, ob er eine Knarre im Keller hat, sondern an seiner psychologischen Konstitution, seiner Weltanschauung, seiner Sozialisierung und den sozioökonomischen Umständen, in denen er lebt.
Klar ist: Wenn man an jeder Ecke eine Schusswaffe kaufen kann, ganz ohne Kontrolle und Wartezeit oder Bedarfsnachweis, dann werden sich wohl auch mehr "gefährliche" Menschen mit Schusswaffen eindecken, um Verbrechen zu begehen, die sie ansonsten mit anderen Werkzeugen begehen würden.
Klar ist aber auch: Wenn Schusswaffen überhaupt nicht mehr legal zu erwerben sind, wird dies weitere Morde durch Schusswaffen auch nicht verhindern.
Es ist naiv zu glauben, dass, verböte man alle Schusswaffen, auf einmal niemand mehr ermordet werden würde... (ebenso naiv ist es zu glauben, dass jede "illegal" heruntergeladene MP3 eine nicht verkaufte CD ist...)
Beziehungtaten würden dann halt nicht mehr mit einer Pistole, sondern mit einem Messer, Gift, einem Aschenbecher oder Klaviersaiten ausgeführt werden. Und wer was kriminelles vor hat, wozu er unbedingt eine Schusswaffe braucht, der kann sich immer irgendwo eine besorgen. Muss man nur mal in die richtigen Kneipen gehen...
*trommelwirbel* *Tusch*
und jetzt Fakten.
http://www.guardian.co.uk/news/datablog/interactive/2012/jul/22/gun-ownership-homicides-map
Gerade für Lateinamerika zb. gibts ein eklatantes "Mißverhältnis" zwischen Feuerwaffen pro 100 Einwohner und Mord durch Feuerwaffen: So gibts zb. in Kolumbien rund 6 Schusswaffen pro 100 Einwohner - aber über 80% der Morde werden mit Schusswaffen begangen. Ähnliches gilt auch für Brasilien, Ecuador, Venezuela, aber auch Italien und Ägypten.
Im Gegensatz dazu liegt der Anteil von Schusswaffen bei Morden in nördlicheren Ländern eher niedriger - obwohl die Anzahl der Schusswaffen pro 100 Einwohner dort deutlich höher ist, als in den zuvor genannten Ländern. Aber dort ist auch der allgemeine Wohlstand viel größer.
Wenn man eins aus den Daten des Guardian schließen kann, dann ist es das, dass es - generell - keine offensichtliche Korrelation zwischen "Waffen pro xxx Einwohner" und "Mord durch Schusswaffen" zu geben scheint. Generell deswegen, weil die USA hier wohl eine unglückliche Ausnahme darstellen.
Die Gründe hierfür liegen aber meines Erachtens weniger daran, dass Schusswaffen im Umlauf sind, sondern an den Lebensverhältnissen in den jeweiligen Ländern. Die USA selbst sind ein Land großer Gegensätze: Extremer Reichtum für einige, aber auch extreme Armut und Perspektivlosigkeit für viele. Da ists kein Wunder, wenn man "zu anderen mitteln greift", um irgendwas zu erreichen.