Revolution in Deutschland vorstellbar?

Revolution in Deutschland

  • Ja demnächst

    Stimmen: 0 0,0%
  • vielleicht in 2 - 3 Jahren

    Stimmen: 0 0,0%
  • Nein niemals

    Stimmen: 0 0,0%

  • Umfrageteilnehmer
    0

Booth

Erleuchteter
Registriert
19. Oktober 2003
Beiträge
1.951
Öhm - Deine Antwort entnehme ich schlicht, daß "das System" welches Du hier zur Revolution freigibst, die gesamte Gesellschaft ist - schlicht ALLES.
Also soll "alles" verändert werden? Wo ist da was konkretes?

Es wird gefragt, ob eine Revolution (also ein konkreter radikaler Umsturz) möglich wäre und stellt im Prinzip "alles" in Frage, da diese konkrete Revolution ja "das System" (also im Prinzip alles) ändern soll. Nicht einen Teil des Systems. Nicht einen Teil der heutigen Gesellschaft ändern soll. Nein - einfach "alles".

Sorry - aber wenn das nicht nebulös ist. Es gibt keine Unterschiede, keine Prioritäten, es wird nichts konkret hervorgehoben. ALLES wird in Frage gestellt, und soll revolutionär geändert werden. Um eine andere Metapher zu verwenden - bei diesem Ansatz sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Denn in diesem Wald stehen nunmal alle Bäume drin.

Ich sehe bei diesem Ansatz kein reales Fundament. Das Wort Revolution in diesem Zusammenhang miteinzubeziehen erscheint mir völlig unangebracht. Dir schwebt mehr eine utopische Philosophiediskussion über eine bessere Gesellschaft vor, wie mir scheint. Denn nur dann macht es aus meiner Sicht Sinn, die komplette Gesellschaft einzubeziehen.

gruß
Booth
 

Artaxerxes

Erleuchteter
Registriert
18. Juni 2004
Beiträge
1.376
@ all,

ich würde nicht von Revolution sprechen - eher von einm möglichen Aufstand. Mir sind immer noch die Ereignisse in einem Farbigen-Vorort - mag in LA gewesen sein - im Gedächtnis, die sich vor einigen Jahren zugetragen haben.

Alles begann relativ harmlos, als Polizisten einen Farbigen - vermeintliches Mitglied einer Street-Gang - verprügelt haben. Solche Übergriffe der Polizei waren dort an der Tagesordnung. Diesmal reagierten die Menschen, der Polizeiwagen ging in Flammen auf, im Nu brannten Häuser im Viertel, es kam zu Plünderungen, Toten und Verletzten. Die Nationalgarde musste eingreifen.

So etwas , oder so etwas ähnliches könnte sich auch jederzeit hierzulande abspielen. Einen kleinen Vorgeschmack hatten wir unlängst, als sich Libanesen mit Polizisten eine Massenprügelei lieferten. Kleine Ursache - große Wirkung.

In NRW soll der Bergbau dran glauben - so will es schwarz-gelb. Ich denke, im Ruhrgebiet - in dem es schon jetzt brodelt - wird sich der Volkszorn entladen, wenn die ersten Kumpel auf der Strasse stehen. Das kann sich - sehr schnell - zu einem Flächenbrand entwickeln.

Gruß Artaxerxes
 

Ein_Liberaler

Forenlegende
Registriert
14. September 2003
Beiträge
9.777
Sowas würde ich eher als Unruhen bezeichnen. Für einen Aufstand muß man meiner Ansicht nach erstmal unterdrückt sein.
 

Elbee

Großmeister
Registriert
28. September 2002
Beiträge
798
Booth schrieb:
Öhm - Deine Antwort entnehme ich schlicht, daß "das System" welches Du hier zur Revolution freigibst, die gesamte Gesellschaft ist - schlicht ALLES.
Also soll "alles" verändert werden? Wo ist da was konkretes?

Es wird gefragt, ob eine Revolution (also ein konkreter radikaler Umsturz) möglich wäre und stellt im Prinzip "alles" in Frage, da diese konkrete Revolution ja "das System" (also im Prinzip alles) ändern soll. Nicht einen Teil des Systems. Nicht einen Teil der heutigen Gesellschaft ändern soll. Nein - einfach "alles".

Sorry - aber wenn das nicht nebulös ist. Es gibt keine Unterschiede, keine Prioritäten, es wird nichts konkret hervorgehoben. ALLES wird in Frage gestellt, und soll revolutionär geändert werden. Um eine andere Metapher zu verwenden - bei diesem Ansatz sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Denn in diesem Wald stehen nunmal alle Bäume drin.

Ich sehe bei diesem Ansatz kein reales Fundament. Das Wort Revolution in diesem Zusammenhang miteinzubeziehen erscheint mir völlig unangebracht. Dir schwebt mehr eine utopische Philosophiediskussion über eine bessere Gesellschaft vor, wie mir scheint. Denn nur dann macht es aus meiner Sicht Sinn, die komplette Gesellschaft einzubeziehen.

gruß
Booth

Tja, exakt das ist nunmal das Merkmal einer Revolution. Es hebelt grundlegend aus, unterschieden wird dabei allenfalls nach sozialer, politischer, kultureller Revolution etc. Dabei wird tatsächlich eine Menge in Frage gestellt, ob es "alles" ist, weiß ich nicht. Wem das dann hinterher nicht zusagt, der arbeitet dann flott an der Konterrevolution.

Allerdings sollte ich betonen, dass mir selber jegliche Revolutionsgedanken fern sind, da habe ich kein Sendungsbewusstsein. Bei der methodischen Betrachtung schon eher, insofern kann ich nachvollziehen, dass Dir das philosophisch erscheint. Auch die Begriffe bessere oder schlechtere Gesellschaft sind mir fremd, denn Gesellschaften erarbeiten sich ihre eigenen Regeln. Wenn mir der Laden nicht gefällt, kann ich schlicht Leine ziehen, sofern mir eine gesellschaftliche Freizügigkeit die Möglichkeit dafür bietet. Bei der DDR war das z.B. nicht der Fall. Womit wir beim Aspekt "radikaler Umsturz" wären, denn genau das ist ja da passiert. Per Knopfdruck übrigens. Eine andere Orientierung kann die Nelken-Revolution Portugals sein, da kannst Du Dir Details ja mal ansehen. Dann fangen auch langsam die Bäume an zu erscheinen. Insbesondere marxistische Ansätze sind längst bekannt und da empfehle ich mal ein sorgfältiges Studium angefangen etwa bei der französischen Revolution.

Wie schon vorher erwähnt halte ich tatsächlich eine äußerst sorgfältige Betrachtung für absolut notwendig an, bevor eine halbwegs sinnvolle Antwort überhaupt in Erwägung gezogen werden kann. Eine solche Antwort muss nämlich eine Menge Nachfragen standhalten und wenn die auf schwachem Fundament steht, dann isses nix mit Revolution, sondern nur eine schwaches Feuerwerkchen, dem hinterher niemand groß nachweinen wird.

Lediglich eine These vorweg: Ob nationale Revolutionen heutzutage überhaupt Sinn machen, wage ich tatsächlich zu bezweifeln. Schließlich gibt es globalisierende Bestrebungen, und wie das abläuft, können wir uns seit geraumer Zeit ansehen. Wenn da eine Region oder nationale Gesellschaft aus der Reihe tanzen will und mit Revolzzerideen daherkommt, stehen da mal schnell Machtvertreter auf der Matte, die das mal lieber schon im Ansatz zu unterdrücken wissen.
 

general

Erleuchteter
Registriert
30. März 2004
Beiträge
1.163
Woppadaq schrieb:
general schrieb:
Für mich wäre Freiheit, wenn ich sagen könnte: "Staat, ich will nichts von Dir, also fordere nichts von mir." Sprich ich benutze nichts, kriege kein Geld vom Staat etc., will daher aber auch keine Steuern etc. bezahlen.

du vertrittst damit die Position der Leute hinter Bush.

Die wollen auch die Steuern und mit ihnen gleich den ganzen Staat abschaffen. Bush mußte bei denen eine Verpflichtung unterschreiben, daß er keinerlei Steuern ehöhen wird.

Stand in einer Ausgabe des SPIEGEL, muß nochmal gucken, welcher das war...

Halt halt. Mit Bush habe ich wohl sehr wenig gemein...
Es geht auch nicht nur um Steuern, es geht um alles, was ich dem Staat schulde, und er mit geben will. Ich will nichts tun für den Staat und nichts kriegen vom Staat, ich will also auch nicht überwacht werden :wink:

Bush senkt zwar die Steuern, ansonsten aber tut er nix kluges. Und ich bezweifle, ob Steuersenkungen io sind. Solange ein System funktionieren soll, brauchts Geld. Erst wenns niemand mehr braucht, kann man die Steuern abschaffen. Und Steuersenkungen bevorteilen meist die Oberklasse.

Den Staat abschaffen, na, von mir aus sofort. Nur würde das nicht funktionieren, wie die meisten denken. Es wird immer eine Art Staat geben. Aber den momentanen könnte man von mir aus sofort austauschen.
 

Sina

Geselle
Registriert
10. Januar 2005
Beiträge
62
Ein_Liberaler schrieb:
Für einen Aufstand muß man meiner Ansicht nach erstmal unterdrückt sein.

Für mich wäre auch ein Aufstand denkbar, wenn die politische und wirtschaftliche Situation in Deutschland für "die große Masse" existenzbedrohend würde. Sprich Lebensmittelknappheit oder Treibstoffmangel.

Gruß Sina
 

Ein_Liberaler

Forenlegende
Registriert
14. September 2003
Beiträge
9.777
Stimmt, Hungerrevolten. Es muß sich aber schon gegen die Regierung richten. Läden plündern wie in LA reicht nicht.
 

Sina

Geselle
Registriert
10. Januar 2005
Beiträge
62
Ein_Liberaler schrieb:
Stimmt, Hungerrevolten. Es muß sich aber schon gegen die Regierung richten. Läden plündern wie in LA reicht nicht.

Angenommen die Reichen werden weiterhin immer reicher und die Armen immer ärmer, die Politiker handeln nicht, sondern stopfen sich selbst die Taschen voll. Wenn die Menschen dann noch auf "ihr liebstes Kind" wegen des Mangels an Treibstoff verzichten müßten und Grundnahrungsmittel fehlen oder unerschwinglich sind, ist die Basis für einen gewaltsamen Sturz der Regierung geschaffen.

Glücklicherweise ist das reine Theorie und in meiner "Denke" in den nächsten 15 bis 20 Jahren eher unwahrscheinlich.

Gruß Sina
 

Elbee

Großmeister
Registriert
28. September 2002
Beiträge
798
Sina schrieb:
einen gewaltsamen Sturz der Regierung geschaffen.

Das wäre dann ein Staatsstreich.

Ich habe in diesem Thread den Eindruck gewonnen, dass nicht unbedingt allgemein bekannt ist, was eine Revolution ist, worin sie sich vom Volksaufstand, einer Systemkritik und einem Staatsstreich usw. unterscheidet. Dass bereits eine Revolution untergliedert ist, hatte ich eigentlich als bekannt vorausgesetzt. OK, dann sollte man sich doch aber wenigstens der Konsequenzen aus solchen Ambitionen klar werden. Glücklicherweise handelt es sich hier durchweg um Fiktionen und keiner braucht großartig Angst zu haben, dass er deshalb als Verfassungsgegner betrachtet wird. Doch das Eis ist dünn, Kollegen! Und nicht zuletzt die sehr umstrittenen Notstandsgesetze wurden eingerichtet, um derart gestaltete Aktivitäten in Zaum zu halten.

Eigentlich hatte ich erwartet, dass die Fragestellung moniert wird. Die ist so fuzzy, dass mehr als eine Gegenfrage nötig ist, um überhaupt eine halbwegs kluge Antwort zu posten, damit man die dann diskutieren kann.

Also mache ich mal eine satirische Poll als Alternative:


Revolution in Deutschland vorstellbar?

( ) Schon wieder? Hatten wir doch erst bei der Wiedervereinigung.
( ) Nur wenn´s die auch als Version für Playstation gibt.
( ) Müssten wir gründlich ausdiskutieren, hab aber keine Zeit momentan.
( ) Stand schon was bei Spiegel-Online, weiß nur nicht mehr genau was.
( ) Gerne, aber nur mit OJ Simpsons Anwalt.
( ) Klingt irgendwie a_nti-semitisch, Du bist doch auch einer, gib´s zu!
( ) Wenn ich sofort reich und berühmt werde davon: Wo muss ich unterschreiben?
( ) Endlich wird mal was für UNSER Deutschland getan!
( ) Kann leider nicht teilnehmen, sorry!

;-)
 

Laokoon

Erleuchteter
Registriert
11. August 2004
Beiträge
1.486
Elbee schrieb:
( ) Schon wieder? Hatten wir doch erst bei der Wiedervereinigung.
Naja, finde ich nicht so......
( ) Nur wenn´s die auch als Version für Playstation gibt..
Hab ich nicht, brauch ich nicht.....Immer dieses KAPITALISTISCHE KONSUMDENKEN!!!!! DU WILLST AUCH NUR MEIN GELD*groaar* :D
( ) Müssten wir gründlich ausdiskutieren, hab aber keine Zeit momentan.
Geeenau...den Zeit ist Geld und auch ich will mich im Kapital suhlen, um mir dann die playstation zu holen...Wenn "Die Revolution" dann auf Playstation rauskommt, will ich dabei sein ;-)
( ) Stand schon was bei Spiegel-Online, weiß nur nicht mehr genau was.
Lese ich nicht, denen traue ich nicht so recht über den Weg...Wenn ich revoltiere, schaffe ich die Presse-, Meinungs und Sendefreiheit sowieso danach ab *harhar*
Dafür werdet ihr mir danken - Dann seid ihr auch die ätzenden Gerichtsshows und Big Brother los....
( ) Gerne, aber nur mit OJ Simpsons Anwalt.
Öhhhh...nö.....Als Advocatus diaboli brauch ich keinen Anwalt....
( ) Klingt irgendwie a_nti-semitisch, Du bist doch auch einer, gib´s zu!
JAAHR!!! Du kannst ja nicht mal Deutsch! Ergreift ihn!!! :wink:
( ) Wenn ich sofort reich und berühmt werde davon: Wo muss ich unterschreiben?
Das ist ein Wort! Napoleon mein Vorbild! Das Weltreich mein Ziel!
( ) Endlich wird mal was für UNSER Deutschland getan!
Unser Deutschland??? MEINS, GANZ ALLEIN MEINS!
( ) Kann leider nicht teilnehmen, sorry!
Ach...für ne kleine Revolution am Rande ist immer Zeit...ausserdem kann ich mir ja sonst nicht
a) das Revolutions-Konsolenspiel kaufen
b) nicht berühmt und Alleinherrscher werden
c) die volksverdummenden TV-Sendungen abschaffen

:wink: Laokoon
 

Woppadaq

Erleuchteter
Registriert
2. August 2003
Beiträge
1.413
Elbee schrieb:
Revolution in Deutschland vorstellbar?

( ) Schon wieder? Hatten wir doch erst bei der Wiedervereinigung.
( ) Nur wenn´s die auch als Version für Playstation gibt.
( ) Müssten wir gründlich ausdiskutieren, hab aber keine Zeit momentan.
( ) Stand schon was bei Spiegel-Online, weiß nur nicht mehr genau was.
( ) Gerne, aber nur mit OJ Simpsons Anwalt.
( ) Klingt irgendwie a_nti-semitisch, Du bist doch auch einer, gib´s zu!
(x) Wenn ich sofort reich und berühmt werde davon: Wo muss ich unterschreiben?
( ) Endlich wird mal was für UNSER Deutschland getan!
( ) Kann leider nicht teilnehmen, sorry!

:D
 

samhain

Ehrenmitglied
Registriert
10. April 2002
Beiträge
2.976
@Elbee

Völlig unberücksichtigt in dieser methodischen Betrachtung sind jetzt die Hierarchien, die speziell im Alltag eine besondere Rolle spielen. Und hier fängt es m.E. an, interessant zu werden. Nicht die so schön geordnete Systematik ist es, die gerne kritisiert wird, sondern es sind die Einflüsse der Dominanzansprüche, die gelegentlich in Frage gestellt werden.

Und genau so lege ich den Thread aus: Ist eine Revolution deshalb fällig, weil ...?

Die Fragestellung habe ich jetzt bewusst offen gelassen. Denn es wäre ja mal, ganz großmütig gesagt, für die Menschheit kein so großer Fortschritt, wenn eine Revolution nur ein Paukenschlag wäre und einem vorher vielleicht Unterdrückten oder in schnöder Minderheit darbender Gruppierung Gelegenheit gäbe, endlich mal den ollen Chef spielen zu dürfen

richtig- es kann nicht darum gehen dieselbe(n) struktur(en) unter anderer flagge weiterzuführen.

mir stellt sich allerdings die frage, wer hier eigentlich eine andere gesellschaft will und wer bewusst mit äußerster destruktivität daran geht die bestehende zu zerstören und die hat etwas mit gleichheit zu tun.

nicht im materiellen sinne, also das jeder das gleiche einkommen und vermögen zur verfügung hat, sondern gleichheit meint seit der aufklärung und der franz. revolution, die gleichheit aller bürger an würde und rechten wie an pflichten. diese gleichheit ist, untrennbar verbunden mit der freiheit und- so antiquiert sich das heutzutage anhört- brüderlichkeit (wo sind die schwestern?) -eine der säulen auf denen diese gesellschaft bisher beruht hat. die freiheit ist wiederum nicht ohne solidarität zu denken.

in unseren politischen und ökonomischen verhältnissen nimmt die gleichheit an würde, rechten und pflichten schaden, weil nicht mehr "eigentum verpflichtet" gilt, sondern sich die besitzenden zunehmend ihrer verpflichtung entziehen und einseitig auf ihre rechte pochen, während der große rest tagtäglich auf seine pflichten hingewiesen wird und ansonsten sehen kann wo er bleibt.

die davon betroffenen erfahren direkt oder indirekt den wandel dieser gesellschaft als eine kette von verletzungen dieser gleichheit- und damit ihrer freiheit. wenn diese verletzungen zunehmend tiefer und breiter gehen, wenn die illusion wegfällt es träfe nur einen geringen prozentsatz der bevölkerung, dann wirds auch im karton rappeln. ob das dann in eine revolution mündet? keine ahnung.
die verantwortlichen wappnen sich jedenfalls jetzt schon- nicht umsonst nimmt die überwachung und kontrolle der bevölkerung zu.
komisch, dass das hier niemand hinterfragt.
 

Ein_Liberaler

Forenlegende
Registriert
14. September 2003
Beiträge
9.777
Freiheit und Gleicheit, die sich eigentlich so widersprechen, in eins zu setzen, ist eine argumentatorische Leistung. Mit einem hast Du recht - unsere derzeitige Gesellschaft beruht auf Gleichmacherei und einer konfiskatorischen Umverteilung, die Solidarität genannt wird. Daß die Freiheit dabei auf der Strecke bleiben muß, erleben wir. Meldepflicht, Steuererklärungen, Quittungssammeln, Aufhebung des Bankgeheimnisses, Antidiskriminierungsgesetz, Kündigungsschutz, Zollkontrollen, ad infinitum. Mit der Freiheit ist es nicht mehr weit her bei uns. Gleichheit in Armut scheint das Ziel zu sein, die Planer und Umverteiler ausgenommen.

Die ursprünglichen Ideale der französischen Revolution kamen ja gleich unter die Räder. Aus Freiheit wurde Wehrpflicht, aus Gleichheit vor dem Gesetz wurde allgemeine Rechtlosigkeit und das dritte Ideal - das war das Privateigentum. Das ging als allererstes verschütt, denn die erste größere Aktion des Dritten Standes war die Enteignung der Kirche zugunsten der damaligen Form der Hochfinanz, die ihre Staatskredite davonschwimmen sah und genau deswegen die Revolution begonnen hatte.

Brüderlichkeit, in der Tat. Keine Schwesterlichkeit. Die Marktfrauen von Paris waren gut genug als Knüppelgarde der Revolution, an die Rechte der Frauen verschwendete niemand einen Gedanken. Aber was soll Brüderlichkeit auch bedeuten? Nichts als ein Vorwand für Steuererhebung ohne Beispiel ist das. Das Volk als Bruder! Was für ein Unsinn! Da ist es nicht mehr getan mit Bett und Tisch und abgelegter Jacke! Der große Bruder Volk will Bares! Wieviel, und wie er es verwendet, das entscheidet er! So einen Bruder würfe man freilich gern aus dem Haus!
 

Woppadaq

Erleuchteter
Registriert
2. August 2003
Beiträge
1.413
samhain schrieb:
in unseren politischen und ökonomischen verhältnissen nimmt die gleichheit an würde, rechten und pflichten schaden, weil nicht mehr "eigentum verpflichtet" gilt, sondern sich die besitzenden zunehmend ihrer verpflichtung entziehen und einseitig auf ihre rechte pochen, während der große rest tagtäglich auf seine pflichten hingewiesen wird und ansonsten sehen kann wo er bleibt.


Willst du mir erzählen, daß nur die Besitzenden nur an sich denken, daß nicht jeder, wirklich jeder, so er die Möglichkeit hat, versucht, aus der Verpflichtungs-Spirale rauszukommen ?

Nur an sich zu denken ist kein Privileg der Besitzenden. Wer arm ist, ist nicht automatisch moralisch besser - auch das bedeutet Gleichheit !
 

samhain

Ehrenmitglied
Registriert
10. April 2002
Beiträge
2.976
@liberaler

Freiheit und Gleicheit, die sich eigentlich so widersprechen, in eins zu setzen, ist eine argumentatorische Leistung

ach ja? die französische revolution bezog sich nun mal auf "liberté und egalité" das dieses nur kurze zeit später für die masse der veränderungswilligen ad absurdum geführt wurde ist schon wieder eine andere geschichte.

Mit einem hast Du recht - unsere derzeitige Gesellschaft beruht auf Gleichmacherei und einer konfiskatorischen Umverteilung, die Solidarität genannt wird.

nun ja, von gleichmacherei reden insbesondere die "ackermänner" gerne, wenn sie an ihre verpflichtungen erinnert werden.

so wie ich dich kenne, meinst du mit deinen äusserungen bestimmt nicht, das die besitzenden ihren angemessenen teil zum allgemeinwesen beizusteuern hätten. wie unzeitgeistmäßig, nicht?

ausser es geht an den eigenen pelz:

Gleichheit in Armut scheint das Ziel zu sein, die Planer und Umverteiler ausgenommen.

herzliches beileid.

und in der tat- so gutsituiert, das du von den tollen "reformen", die letztendlich ausser einer sehr gut etablierten elite, niemanden verschonen wird, halte ich dich dann doch nicht. aber wie gesagt, da gehts dann eher ums eigene fleisch, als das man sich die mühe machen würde, den gesamtgesellschaftlichen komplex zu überblicken, der eh nicht interessiert, solange man nicht unmittelbar betroffen ist, nicht wahr?

------------------------------------------------------------------

Nur an sich zu denken ist kein Privileg der Besitzenden. Wer arm ist, ist nicht automatisch moralisch besser - auch das bedeutet Gleichheit !

das wird die armen aber freuen- wenn nicht materiell, dann doch wenigstens moralisch auf gleicher höhe mit den besitzenden- also gleich.

darauf einen asbach uralt.

prösterchen!
 

Booth

Erleuchteter
Registriert
19. Oktober 2003
Beiträge
1.951
Freiheit und Gleichheit sind tatsächlich zwei Dinge, die ohne weitere Erklärung nicht so recht zusammenpassen.
Denn sobald in einer Gesellschaft ein hohes Maß an individueller Freiheit gewährleistet ist, wird diese individuelle Freiheit auch in alle Richtungen genutzt.
Mit Gleichheit ist sicher vor allem die Gleicheit vor dem Gesetz gemeint. Eine bestimmte Handlung sollte immer dieselbe juristische Konsequenz zur Folge haben. Diese Gleichheit war im Feudalsystem eben nicht gegeben.

Die Notwendigkeit, daß auch vermögende Menschen einen erheblichen, finanziellen Anteil am Gemeinwesen leisten sollten, hat aus meiner Sicht nichts mit Gleichhet zu tun. Es ist vielmehr die Anerkennung, daß soziale Systeme eben auch Einzahler benötigen.

Das Problem in Deutschland ist ja nicht so sehr, daß niemand mehr einzahlt, auch wenn einige Steuererleichterungen der vergangenen 10 Jahre aus meiner Sicht ziemlich idiotisch sind, da einseitig positiv für große Konzerne (übrigens sollte man aus meiner Sicht nicht Konzerne mit Vermögenden gleichsetzen),
Das Hauptproblem ist, daß wir zuviele Zahlungsempfänger aus den Sozialkassen haben. Deutschland ist bereits ein riesiges Umverteilungssystem. In Deutschland werden jährlich knapp 700 Mrd Euro (!) an Sozialleistungen umgesetzt (Stand 2003 - siehe http://www.destatis.de/basis/d/solei/soleiq23.php - und hier noch eine Tabelle, wo man sehen kann, wieviel die Öffentlichen Haushälter für soziale Gelder ausgeben - nämlich mehr als 50% - http://www.destatis.de/basis/d/fist/fist03_1.php).

Das ist eine gewaltige Menge. Von daher würde ich nicht unbedingt behaupten, daß zur Zeit versucht wird, dieses System zu zerstören. Aber wir erleben eine Zeit der Krise, aus mehreren Gründen. Daher muss dieser immense Kuchen auf sehr viel mehr Leute verteilt werden, als noch vor 10 Jahren.

Aber dennoch gebe ich Recht, daß einige finanzielle Erleichterungen (gerade für multinationale Konzerne) so schnell als möglich abgeschafft gehören.

gruß
Booth
 

antimagnet

Forenlegende
Registriert
10. April 2002
Beiträge
9.676
wir sollten uns fragen, was passiert, wenn wir den multinationalen konzernen die steuern erhöhen.

zuerst werden leute entlassen und die löhne gekürzt - man hat ja schließlich höhere kosten. die manager werden kaum darunter zu leiden haben. dann werden die preise erhöht. und dann zieht die firma um. man ist ja schließlich multinational.

auch nicht im sinne des verbrauchers, oder?


der staat nimmt den unternehmen geld, die entlassen dann leute, die der staat mit dem eben eingenommenen geld bezahlen muss. ist doch auch nicht sinnvoll, oder?

wenn unternehmen das geld investieren, sollte der staat auch die finger davon lassen.

privaten reichtum sollte man besteuern - und zwar bitte so, dass man nicht drumrum kommt.


so, mal kucken, ob die gegenreaktion ohne beleidigungen auskommt... :wink:
 

Booth

Erleuchteter
Registriert
19. Oktober 2003
Beiträge
1.951
Ich rede nicht von den primären Steuern. Da sollte man aus meiner Sicht sogar die Steuersätze deutlich verringern.
Ich rede von den Abschreibungsmöglichkeiten und anderen Steuergeschenken.

Daß bei einem Verkauf einer riseigen Beteiligung keinerlei Steuer erhoben wird, finde ich nicht ganz richtig. Ich glaube, früher lag die Steuer auf den Beteiligungsverkauf auf derselben Höhe, wie der Höchststeuersatz (was sicher zu hoch war). Dies wurde dann von Eichel komplett auf Null runtergefahren (in vielen anderen Nationen werden 10-20% erhoben). Halte ich für falsch - da dadurch auch das Geschacher mit Konzernanteilen erhöht wird.

Desweiteren muss man sehr genau schauen, welches Verhalten wirklich hier in Deutschland Schaffung von Arbeitsplätzen zur Folge hat.

Letztlich glaube ich auch, daß ein sehr viel simpleres Steuermodell mit viel weniger Abschreibungsmöglichkeiten sehr viel besser für nahezu alle Beteiligten wäre. Ausser für große Firmen, die sich eine Schar von Steuerberatern leisten können - und für die Steuerberater selber - und vielleicht noch für die Verlage von Steuerbüchern ;)

gruß
Booth
 

Ein_Liberaler

Forenlegende
Registriert
14. September 2003
Beiträge
9.777
Nun, samhain, wie Booth schon schrieb, hatte die französische Forderung nach Gleichheit vor dem Gesetz nichts mit der materiellen Gleichheit zu tun, die unsere sozialdemokratischen Parteien heute fordern. Gleichheit vor dem Gesetz dagegen hat heute keine Konjunktur mehr, höchstens im Strafrecht. Das Bürgerliche Recht steckt jeden in mehrere Gruppe, von denen immer eine der anderen vorgezogen wird.

Die Besitzenden sollen ihren Teil zum Gemeinwesen beisteuern? Sicher, nur sollen sie auch mitreden. Es kann ja wohl nicht sein, daß die Mehrheit der Nichtmillionäre eine Vermögenssteuer mit einem Freibetrag von einer Million einführt, wie das die zum Glück gescheiterte Demagogin Simonis immer wieder angeregt hat, oder? Was unterscheidet so ein Vorgehen denn noch von offenem Raub?

Und natürlich spüre ich die wunderbaren Reformen. Es sind ja keine Reformen, sondern samt und sonders Steuer- und Beitragserhöhungen und Leistungskürzungen. Am System ändert sich nichts. Mineralölsteuererhöhung, Ökostromumlage, Praxisgebühr, ad infinitum. Und dazu eine Rezession, daß ich um die Gewerbesteuer dank Freibetrag herumkomme. Auch nicht schön. Aber gelobt sei die Ich-AG! Die hat mir letztes Jahr die sinnlosen Beiträge an die Knappschaft erspart. Unsere saisonale Aushilfe hat einfach ihre Ich-AG um den Unternehmenszweck "Aushilfe im Einzelhandel" erweitert. Doppeltes Glück; einen zweiten 400-€-Job hätte sie nicht annehmen dürfen, und wenn, wäre er beitragspflichtig gewesen.

Den "gesellschaftlichen Komplex" "überblicke" ich, vielen Dank auch für Deine Sorge. Mag daran liegen, daß er mich täglich "betrifft". Der Staat lähmt nämlich die wirtschaftliche Tätigkeit und versorgt zuviele Menschen mit anderer Leute Geld, auch solche, die sich selber helfen könnten. Nichts gegen Armenfürsorge, aber unser System macht jedermann zum Almosenempfänger, ob bedürftig oder nicht, das kann sich die produktivste Nation nicht leisten.

antimagnet schrieb:
privaten reichtum sollte man besteuern - und zwar bitte so, dass man nicht drumrum kommt.

Warum eigentlich? Warum der Unterschied zwischen privatem und geschäftlichem Reichtum? Überhaupt ist gar nicht immer leicht zu trennen.

Booth schrieb:
Ich rede nicht von den primären Steuern. Da sollte man aus meiner Sicht sogar die Steuersätze deutlich verringern.

Oder/und die Freibträge erhöhen.
 

Ähnliche Beiträge

Oben