hives schrieb:
naja, gerade bei vielen Anarchokapitalisten zeigt sich meiner Erfahrung nach zumindest ein mehr oder weniger offener Hang zum Sozialdarwinismus...
Dann haben sie den AK nicht verstanden, oder Du faßt den Sozialdarwinismus ziemlich weit. Der echte, alte Sozialdarwinismus hat doch immer eine rassisch-völkische Komponente, zumindest ist er aggressiv oder rechtfertigt Aggression.
Bei AKs wie Rothbard sehe ich höchstens Fatalismus angesichts der (vermeintlichen?) Tatsache, daß genetisch besser ausgestattete Menschen auf lange Sicht mehr Nachkommen haben werden - aber keinerlei Rechtfertigung, jemand totzuschlagen oder auch nur verhungern zu lassen.
Aber das nur nebenbei, weil es mir gerade einfällt und zum Topic passt. Die zur Frage stehende Seite will ich damit nicht beurteilen.
Die Seite dient Radikalen aller Richtungen dazu, einander anzukeifen. Das Unterforum Wirtschaft kann mich stellenweise interessieren, alles andere...
Dann solltest du eigentlich sehr gut wissen, wie groß der Einfluss derjenigen (ich sag mal netterweise vermeintlichen) Wirtschaftsliberalisten ist, deren Ansichten du ablehnst, und wie weit verbreitet alle möglichen Zwittereinstellungen zwischen [Rassim.], Sozialdarwinismus, Imperialismus und Wirtschaftsliberalismus sind...
Vermeintlich trifft sicher auf viele zu, aber man durchaus wirtschaftsliberal und ansonsten ein grundschlechter Mensch sein. Wirtschaftsliberal zu sein, reicht nicht.
Man denke an amerikanische Sklavenhändler. Angesehene Gentlemen, die nie ihren Geschäftspartner übers Ohr hauen würden und strikt gegen Zölle eintreten, vielleicht sogar einen Sohn zur Boston Tea Party geschickt haben.
Gerade von idealistischen Liberalisten würde ich mir da doch etwas mehr Kritik gegenüber dem "eigenen" Lager erwarten...
An wem jetzt genau? Ich stehe parat.
vor allem, wenn gerade mal wieder diejenigen Leute kritisiert werden, die rassistische Äußerungen von vermeintlichen Wirtschaftsliberalisten anprangern...
Welche Äußerungen? Habe ich was verpaßt? Also, wenn sie rassistisch waren, bin ich dagegen.
Deine Ansicht setzt zunächst mal die Existenz eines starken Rechtsstaates voraus, der gegenwärtig global betrachtet weitgehend nicht existiert.
Ein Rechtsstaat scheint für Dich darin zu bestehen, daß er die Rechte seiner Untertanen untereinander durchsetzt.
Für mich ist ein Rechtsstaat einer, der nur unter bestimmten, eng beschränkten Umständen selbst in die Rechte seiner Untertanen eingreifen darf und dabei dem Recht unterworfen ist.
Die allgemeine Fixierung auf Privatisierung und Liberalisierung als Problemlösung trägt nicht gerade zum Aufbau von starken Rechtsstaaten mit Gewaltmonopol bei - und letzteres wird m.W. auch keineswegs von allen WiLis favorisiert...
Deshalb hat es für mich auch nichts mit dem Rechtsstaatsbegriff zu tun, ob Post, Bahn und Kindergärten in der Hand des Staates sind. (Allerdings halte ich das für eine sehr unzweckmäßige Lösung, und die meisten Monopole für einen nicht gerechtfertigten Eingriff in die Privatautonomie.)
Außerdem: Privatisierte Gewalt durch Söldnerfirmen, privatisierte Sicherheit in gated communities, privatisierter Strom für alle, die nicht arbeitslos geworden sind - das sind keine Aussichten, die ich mit "Recht und Freiheit" in Verbindung bringen würde...
Ich lehne Gewalt, außer zur Notwehr, ab. Was gegen Gated communities sprechen soll, weiß ich nicht. Das gab es doch schon im Mittelalter. Drinnen ist es normalerweise sauber und sicher und einfach angenehm, wie es auch in Shopping malls sauberer, sicherer und angenehmer ist als in den alten Einkaufsstraßen, wo die städtische Verwaltung regiert und es dem ansässigen Handel verwehrt, für Sicherheit und Sauberkeit zu sorgen.
Was den Strom angeht - wieso soll die Solidargemeinschaft denn den Arbeitslosen Strom schenken, wenn sie ihnen genausogut Geld geben kann, um privaten Strom zu kaufen? Oder etwas anderes, was ihnen wichtiger ist als die gesellschaftlich konforme Normstrommenge?
"Freiheit" wird bei Wirtschaftsliberalisten häufig zur leeren Floskel, die letztendlich auf eine Verschiebung von Macht und Einfluss zielt: weg vom (Rechts-) Staat, hin zur Privatwirtschaft.
Selbstverständlich. Pinochet war wirtschaftsliberal. Sag ich doch.
Auch wenn ich mal davon ausgehe, dass du selbst das Militär nicht gleich privatisieren willst, wollte ich das noch festhalten. ^^
Ich halte Verteidigung für die wesentliche Aufgabe des Bundes, Polizei und Justiz für die wesentliche Aufgabe der Länder und Armenfürsorge für die wesentliche Aufgabe der Gemeinden.
Ein Vergleich der bürgerlichen Rechten mit den Nazis ist eigentlich kaum mehr möglich...
Naja, es kommt auf die Kriterien an, nach denen verglichen werden soll...
Nun, genaugenommen ist ein Vergleich von allem mit jedem immer möglich. Du verstehst, figure of speech...