Precrime: die 100 gefährlichsten Personen

Mr. Anderson

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Hier mal eine lustige Meldung: Scotland Yard will Gewaltverbrecher inzwischen schon vor der Tat herauspicken, und zwar über Persönlichkeitsprofile. Ick find dat jut ;) (ich weiß zwar nicht ob's funktioniert; aber für den Fall, dass aufgrund solcher Analysen irgendwann z.B. Polizeiverhöre stattfinden sollten, stelle ich mir das spaßig vor ;) )

das Ziel sei es nun, in London die hundert gefährlichsten Menschen aufgrund der ausgearbeiteten Persönlichkeitsprofile zu identifizieren. Es gebe "einige sehr gefährliche Menschen da draußen", weswegen man die Risikomodelle benötige, um sie zu erkennen: "Das ist der Versuch, Ian Huntley [Mörder zweier Schulmädchen] herauszupicken, bevor er losgeht und den Mord begeht."

http://www.heise.de/newsticker/meldung/81606
 

Giacomo_S

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Mr. Anderson schrieb:
Hier mal eine lustige Meldung: Scotland Yard will Gewaltverbrecher inzwischen schon vor der Tat herauspicken, und zwar über Persönlichkeitsprofile. Ick find dat jut ;)

Ick find dat aba überhaupt nich jut.

Wenn man gefährliche Menschen beobachtet - meintetwegen.
Man kann aber nicht Menschen verhaften, bevor sie eine Tat begangen haben: Das ist Dikatatur und eine Logik der Volksschädlinge.
Es ändert auch nichts daran, wenn man sich über Profiling einen Anstrich von Wissenschaftlichkeit gibt.

Der nächste Schritt ist dann, daß jeder einen Persönlichkeitstest machen muß und alle eingesperrt werden, die irgendwie "auffällig" sind, mit der Begründung "die Statistik hat gezeigt, daß unter diesen und jenen soundsoviele Stratäter sind ... blablabla.", oder gleich über die Gene, dann haben wir eine moderne Forme der Sippenhaft.
 

Simple Man

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Ist eine Person als riskant eingestuft, so müsse die Polizei entscheiden, sagte Richards, ob sie eine Festnahme vornimmt
Na toll, das ist ja wohl absolut - endschuldigt - bescheuert.

Menschen sollen also verhaftet werden bevor sie ein Verbrechen begangen haben und das nur aufgrund eines Persönlichkeitsprofils? Schön zu sehen das Unschuldsvermutungen komplett in den Wind geschossen werden. :?
 

Malakim

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Mr. Anderson schrieb:
Hier mal eine lustige Meldung: Scotland Yard will Gewaltverbrecher inzwischen schon vor der Tat herauspicken, und zwar über Persönlichkeitsprofile.

... und was will man dann machen? Wegsperren?

Ich finde das erschreckend!!!
 

Hosea

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Scheinbar geht es wirklich hauptsächlich vom Huntley Fall aus :

Über Wochen hinweg warnte die Presse hysterisch vor der "Gefahr, die von Fremden ausgeht", und ignorierte dabei vollständig die Tatsache, dass die Zahl der von "Fremden" getöteten Kinder - etwa 100 pro Jahr in Großbritannien - nicht zugenommen hat und dass Morde und Missbräuche an Kindern in weitaus größerer Zahl von Verwandten begangen werden und viel seltener von ihnen unbekannten Menschen.

http://www.wsws.org/de/2002/sep2002/soha-s07_prn.html

Hatte vor einigen Wochen Angelika Kalwass bei Harald Schmidt gesehen, (ganz abgesehen von ihrer beknackten Sendung), ihr ist laut "Jugenschutz" verboten in ihrer Sendung, sexuelle Übergriffe von Eltern/Verwandten darzustellen, sexuelle Übergriffe durch Fremde darf man aber darstellen.

Lg Hosea
 

Hans_Maulwurf

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Malakim schrieb:
Mr. Anderson schrieb:
Hier mal eine lustige Meldung: Scotland Yard will Gewaltverbrecher inzwischen schon vor der Tat herauspicken, und zwar über Persönlichkeitsprofile.

... und was will man dann machen? Wegsperren?

Ich finde das erschreckend!!!

Man könnte ne Fernsehshow draus machen:
Beckmann präsentiert:
Die 100 gefährlichsten Deutschen
demnächst in ihrem Stadtteil , äh ZDF natürlich.
 

DrJones

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Lustig find ich das auch nicht. Wer definiert den das Persönlichkeitsprofil
das einen 'gefährlich' macht. Fallen da Stadtbekannte Kriminelle
in das Raster, ok, dann kann ich mir noch vorstellen wie es funktionieren
könnte.
Oder ist der unauffällige Student aus Ägypten oder Iran automatisch
verdächtig.
Oder vielleicht auch Leute die gern Egoshooter zocken.
Jugendliche in schwarzen Klamotten die jederzeit Amok laufen
können. Will man Internetblogs überwachen um solche Persönlichkeits-
profile zu erstellen. Oder vielleicht auch Leute die ein
Abonement von einer Sportwaffenzeitschriften haben.
Oder Leute mit Gartenzwergen im Garten, also die sollte man
wirklich überwachen. Die sind echt gefährlich. Tickende Zeitbomben...


Hm, laut dem Heiseartikel sind Leute verdächtig die 'schonmal' gewalttätig
aufgefallen sind. Na toll, da kommt man aus dem Knast und ein paar
Monate später fällt so nem Polizist ein das man ja nochmal straffällig
werden könnte, und wird dann einfach proforma schonmal
festgenommen...
 

agentP

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Ein_Liberaler schrieb:
Und das im Vaterland von Habeas corpus und Magna charta. Entzückend.
Womöglich ist an der Theorie doch etwas dran, dass gerade von der Gewöhnung an die freiheitliche Demokratie eine große Gefahr für sie ausgeht. Das würde zumindest erklären, warum heutzutage die relativ jungen kontinentaleuropäischen Demokratien in manchen Bereichen sehr viel sensibler reagieren, als die älteren und ursprünglich womöglich sogar "freiheitlicher" angelegten angelsächsischen.
 

Giacomo_S

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agentP schrieb:
Womöglich ist an der Theorie doch etwas dran, dass gerade von der Gewöhnung an die freiheitliche Demokratie eine große Gefahr für sie ausgeht. Das würde zumindest erklären, warum heutzutage die relativ jungen kontinentaleuropäischen Demokratien in manchen Bereichen sehr viel sensibler reagieren, als die älteren und ursprünglich womöglich sogar "freiheitlicher" angelegten angelsächsischen.

Das hat weniger mit "Gewöhnung" zu tun als vielmehr damit, daß sie keine negativen Erfahrungen mit Diktaturen gemacht haben.
Das äußert sich auch in einer ganzen Reihe anderer Dinge, insbesondere in den USA. Ich las z.B. einmal einen Spiegel-Artikel über ein knallhartes Frauen-Gefängnis quasi unter freiem himmel in einem Südstaat der USA.
Die Insassen waren gezwungen, verdorbene Lebensmittel zu essen und wurden auch sonst (nach unserem Ermessen) absolut menschenunwürdig behandelt.
In Deutschland wäre das so nicht möglich, es kämen sofort "KZ-Erinnerungen" hoch - und das nicht nur im Inland, sondern auch in der ausländischen Resonanz. Genauso die Behandlung von Ex-Straftätern in den USA, mit "Warnungen" im Internet oder auch durch Schilder an deren Häusern.
Ähnliches gilt für den Einsatz von Elektroschocks in der Psychiatrie: In Deutschland selten bis gar nicht, in den USA eine absolut häufige "Therapie", ganz zu schweigen von der Todesstrafe.

Da sch... die sich nichts, uns dagegen beschleicht ein schlechtes Gewissen. Und das ist auch ganz gut so.
 

Ein_Liberaler

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Wobei ich in den USA etwas beobachte, daß ich die Spielregelauffassung vom Recht nenne. Wenn die Spielregeln eingehalten werden, ist viel möglich gegenüber Regelverletzren. Da wäre die Regel, nach der dritten Straftat, egal wie lächerlich, automatisch 25 Jahre zu verhängen. Das Gesetz ist sogar nach einer Baseballregel benannt. Der Verbrecher wußte, was ihm blühen würde, wenn er auch nur eine Pizza klaut (so vorgekommen), und hat sich nicht zu beschweren. Oder der Freispruch. Wer freigesprochen wird, was sehr selten vorkommt (gemeint ist der Freispruch erster Klasse durch alle Geschworenen), kann wegen derselben Tat nie mehr angeklagt werden, und wenn er sie gestehen und noch damit prahlen und Geld verdienen würde. Bei uns würde der Prozeß ("neue Erkenntnisse") sofort wieder eröffnet werden.

Ich nehme an, es handelt sich um altgermanische Rechtstraditionen, die bei uns in viel stärkerem Maße vom römischen recht verdrängt worden sind.
 

Marc

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Ein_Liberaler schrieb:
Da wäre die Regel, nach der dritten Straftat, egal wie lächerlich, automatisch 25 Jahre zu verhängen.
Finde ich auch bescheuert.
Aber du hast vergessen zu erwähnen das die ersten beiden Straftaten "etwas schwerwiegender" sein müssen als Pizza klauen.
 

Ein_Liberaler

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Darauf kamn es mir nicht an (Wieviel muß es eigentlich sein?), sondern auf die spielregelhafte Rechtsauffassung, die über einen zweifach Vorbestraften eine Art Sonderrecht verhängt.
 

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