seine verwandlung vom rühr-und-kuck-mich-nicht-an(ausser halb vermummt) zum bad-in-der-menge süchtigen, ist in der tat merkwürdig...
aus der berliner zeitung:
Die Ohren lügen nicht
Michael Jackson war im Zoo und hat eine Familie aus Sachsen getroffen. An der Echtheit des Stars gibt es immer noch Zweifel.
Es soll tatsächlich alles echt gewesen sein, die Nase, die Hände, das blasse Gesicht. Das Posieren vor den Fans, und all die Autogramme. Jedenfalls sind die Veranstalter der Bambi-Verleihung davon überzeugt, dass seit Dienstag der echte Michael Jackson in Berlin unterwegs ist, und nicht einer seiner Doppelgänger. Patricia Riekel, Chefredakteurin der Zeitschrift Bunte, deren Verlag Burda den Preis heute vergibt, sagte, es sei "totaler Unsinn" zu glauben, dass sich nicht Michael Jackson persönlich in der Stadt aufhalte. "Wir würden doch nicht so ein Aufhebens machen, wenn er es nicht selbst wäre."
Narben heilen lange
Ein bisschen seltsam ist alles aber schon. Da lebt Jackson zu Hause im Sauerstoffzelt und geht angeblich nie ohne Mundschutz aus dem Haus. Aber in Berlin nimmt er plötzlich ein Bad in der Menge. Lässt sich die Hände küssen und kauft CDs. Tritt ans Adlon-Fenster, um seinen neunmonatigen Sohn erstmals in der Öffentlichkeit zu zeigen und lässt ihn dabei beinahe fallen, so als hätte er zum ersten Mal ein Kind im Arm.
Den waghalsigen Auftritt hat Jackson inzwischen bedauert. "Ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht", gestand er gestern. Und war unermüdlich wieder den ganzen Tag unterwegs. Am Nachmittag besuchte er mit seinen Kindern die Gorillas im Zoo und trug nicht einmal mehr den Mundschutz. Anschließend durfte ihn eine von der Flutkatastrophe in Sachsen betroffene Familie mit zwei Kindern in seiner Hotelsuite im Adlon besuchen. Er soll ihnen Mut zugesprochen haben. Und er hat sie "als menschliche Geste in die USA eingeladen", wie danach die 31-jährige Susanne Wolf sagte. Heute will der Pop-Star Schloss Sanssouci besuchen und am Abend dann den Millennium-Bambi entgegennehmen.
Michael Jackson setzt sich also - ganz anders als sonst - den ganzen Tag über wagemutig Bazillen und küssenden Fans aus. Oder hat er doch einen Doppelgänger unter die Leute geschickt und schlief derweil im Hotel? Komisch war nicht zuletzt seine heile Nase. Wunderwaffe Theaterschminke oder Folge einer neuen Operation? Denn da war doch in allen Zeitungen ein Foto des "King of Pop" mit zerbröckelnder Nase zu sehen. Eine Operation jedenfalls ist - wenn überhaupt noch - in kurzer Zeit nicht möglich. "Mit jeder OP wird so ein Eingriff schwieriger, irgendwann rät man ab", sagt Gesichts-Chirurg Professor Michael Herzog von der Unfallklinik Marzahn. Denn bei jeder Operation entstünden Narben. Irgendwann wird die Haut nicht mehr durchblutet und stirbt ab. Dann, so Herzog, "muss man sehen, wo man neue Haut herbekommt". Erst wenn die dann "schön eingeheilt ist", reiche Theaterschminke, um alles gut zu kaschieren. Den begeisterten Fans war’s egal, ob Jackson echt oder unecht ist. Schließlich behandelte er sie ausgesprochen freundlich. Rief ihnen im Zoo "I love you" zu. Holte einige von ihnen auf sein Zimmer, um sich dort mit ihnen zu unterhalten. Der Popstar habe "so eine starke Aura", hieß es bei den Bambi-Organisatoren. Es würde sofort auffliegen, wenn es nicht der echte wäre.
Dementi hin oder her: Einen Beweis für die Echtheit des Stars könnten Bilder von Jacksons Ohren liefern. Die Ohren, sagt ein Mitarbeiter des Erkennungsdienstes beim Berliner Landeskriminalamt, seien bei einem Bildervergleich mit dem Original eines der wichtigsten Kriterien, die analysiert würden.
Allerdings ist diese Methode sehr umfangreich und dauert mehrere Wochen. Die so genannten Lichtbildvergleichsgutachten, bei denen bestimmt wird, ob zwei auf Fotos abgebildete Personen identisch sind, erstellt in Deutschland nämlich nur das Bundeskriminalamt. Für den Vergleich werden Fotos benötigt, die markante Stellen eines Gesichts zeigen und in einem aufwändigen Verfahren gerastert werden. Diese Raster werden später verglichen. Neben den Ohren sind dabei die Wangen- und Kinnknochen für die Wissenschaftler das Wichtigste. Diese sind nämlich bei jedem Menschen unterschiedlich, sagt ein Beamter.
Nur: Von Michael Jackson hat jeder zwar die Nase, nicht aber die Ohren gesehen, weil er die unter einer schwarzen Mähne versteckte. Zufall oder Absicht? (ast., ls., sd.)