Also, meine Interpretation:
ImhO ist das FS-Afterlife durch die Losties entstanden ... wie genau ist scheinbar völlig unerheblich, denn das wird nicht näher erläutert ... in diesem Afterlife sollen/wollen sie alle wieder zueinanderfinden, weil sie sich soviel bedeuten ... wenn sie das dann getan haben, dann gehen sie weiter ... wann sie nun tatsächlich gestorben sind, ist dabei völlig unerheblich, das FS-Afterlife ist eher zeitlos (was natürlich, betrachtet man sich die Episode, eher Quatsch ist, da es da ja einen zeitlichen Ablauf gibt und Eloise z.B. um mehr Zeit mit ihrem Sohn bittet ... egal, vielleicht meint zeitlos hier eher, dass der Todeszeitpunkt für das Afterlife unerheblich ist) ... d.h., die sind nicht bei der Explosion der Bombe gestorben ... Jack starb mit Vincent an seiner Seite auf der Insel, weil der MiB ihm ein Messer zwischen die Rippen gerammt hat ... Boone bereits zu Zeiten von Staffel 1, weil sein Körper durch nen Sturz zerstört war ... dennoch sind sie alle in diesem FS-Afterlife ... genauso wie Hurley und Ben, deren Dialog vor der Kirche ja deutlich gemacht, dass sie noch nach dem Tod von Jack auf der Insel verblieben sind ... und darum fliegt das Flugzeug mit Sawyer, Kate, Frank, Miles und Richard Richtung Festland, wo diese Leute noch weiter leben und irgendwann sterben werden, um dann danach eben in diesem Afterlife aufzutauchen ...
Meine Einschätzung:
Tja, vom emotionalen her muss man sagen, war die Folge natürlich Top. Ebenso war es schauspielerisch einsame Klasse, die Dramaturgie der Folge genial, die Musik - natürlich - unübertrefflich. Daher kann ich der Folge ein sehr gut geben. Leider nur, wenn ich sie als Einzelfolge sehe - im Gesamtkontext muss ich sagen, waren wohl große Teile der sechsten Staffel komplette Zeitverschwendung. Und das bezieht sich im wesentlichen auf die FS. Aha, eine Art Fegefeuer also, ein zeitloses Vorzimmer zum Himmel. Und damit hat man die Hälfte der Staffel gefüllt? Mit so einem esoterischen, pseudo-romantischen, moralinsauren Quatsch (oder war ich der einzige, der den Eindruck hatte, gleich kommt einer in die Kirche und hält eine Ausgabe vom Wachturm hoch?)? Mit etwas, das im Grunde völlig unerheblich für die Inselhandlung ist? Jack hat nen Vater-Sohn-Konflikt? Von wegen: den Sohn gibt es eigentlich gar nicht. Locke kann wieder laufen? Von wegen: er ist eh schon tot. Sawyer sucht den Mörder seines Vaters? Von wegen: am Ende hocken eh alle in der Kirche, glücklich vereint. Und warum? Weil sie alle so miteinander verbunden sind? Libby und Hurley kannten sich vielleicht nen Monat ... und der gute John, der darf seine Helen nicht mal mitbringen. Nein, sorry - aber das ist für mich totale Verschwendung von Handlungszeit gewesen. Aber leider, leider war das in Staffel 6 scheinbar sowieso ein Problem: warum hat man die ganze Staffel Miles mit rumgeschleppt? Was sollte Illana? Und die Herren Others im Tempel? Man hätte die Zeit auch gut und gerne mit ein paar mehr Antworten füllen können, nur ich fürchte fast, die Autoren hatten selber keine Antworten ...
Zusammenfassend kann ich also sagen: die Folge selber war hochemotional (nur, dafür muss ich nicht unbedingt Lost schauen, auch andere gute Serien schaffen das, sofern man sich mit den Figuren verbunden fühlt) und sehr gut inszeniert und hatte einige echt schöne Szenen (ich sage nur: Jack hat sich geirrt, er ist nicht allein gestorben - Vincent war bei ihm; imhO die schönste Szene des Finales) - aber die gesamten sechste Staffel war die schwächste von allen und ich muss sagen, dass die Serie Lost durch eben diese Staffel und die letzten Minuten des Finales für mich vieles von seiner Genialität - nun ja - verloren hat ...
Btw.: Neil Postman würde angesichts des Finales und der Reaktionen zahlreicher Fans natürlich Wutanfälle wie der Hulk bekommen ...