Vielleicht weist die Schwierigkeit einen natürlichen Feind der Zecken auszumachen, der auch den Namen verdient, sprich: der stark genug ist, um für große Zecken-Populationen eine Gefahr zu sein, darauf hin, dass die Erde kein perfekter sich selbst erhaltender Mechanismus ist. Es heißt, das sich alles immer ausgleichen würde, das alles ein Gleichgewicht, eine Balance anstrebt. Was, wenn der Anstieg der Zecken-Menge und deren Robustheit ein Zeichen dafür ist, dass es kein Gleichgewicht, zumindest kein menschlich vorstellbares Gleichgewicht gibt? Momentan scheint es so zu sein, dass die Zecken zu einer Gefahr werden für Tier und Mensch. Was aber, wenn die Zecken diejenigen sind, die den Ausgleich bringen, indem sie Krankheiten verbreiten?
Nebenfrage: wie will man überhaupt beweisen können, wie dieses Gleichgewicht aussehen soll? Wie es in Zahlen ausdrücken? Heißt Gleichgewicht 'auf 10 Zecken müssen 10 Erzwespen kommen'? 'Auf 10 Erzwespen müssen 10 ? kommen'. Und so weiter bis wir wieder bei den Zecken ankommen?
Mir fällt es sowieso schwer daran zu glauben, dass der Mensch wissen kann, was für die Erde gut ist, welcher Zustand für die Erde am besten ist:
Einmal weil der Mensch ein Teil der Erde ist und nicht umgekehrt, meinetwegen vergleichbar mit dem Verhältnis eines Organs zur Gesamtheit des Körpers. Da hat das einzelne Organ auch keinen Überblick über das Ganze. Und dem menschlichen Bewußtsein steht nur ein Ausschnitt der Realität zur Verfügung. Dieser Ausschnitt ist klein, begrenzt, normalerweise von sich selbst belegt. Deshalb glaube ich nicht an sowas wie ein planetarisches Bewußtsein. Wie soll man auch abschätzen können, welche Auswirkungen das eigene Verhalten in Afrika oder Amerika oder so hat, außer wenn man z. B. Geld an Organisationen schickt, die vor Ort Dinge tun. Wenn in China ein Sack Reis umfällt, dann interessiert das hier doch auch keinen. Und wenn ich beim Händler meines Vertrauens einkaufe, weiß ich auch nicht, was der so alles mit meinem Geld macht.
Und zweitens weil der Mensch auch wenn es um die Umwelt und das Klima geht, primär an sich, an die eigene Art denkt. Die am weitesten verbreitete Sicht ist, dass die Klimakatastrophe nicht abwendbar ist, lediglich ist es noch möglich, die Auswirkungen zu mildern, und die Lebensräume entsprechend anzupassen. Punkt ist, man geht immer davon aus, dass ein bestimmter Zustand sein muß, damit sich der Mensch wohlfühlen kann. Niemand macht sich Gedanken darüber, wie die Erde behandelt werden müßte, damit sich die Zecken wohlfühlen. Und das ist traurig...
...lol.
Ich will damit sagen, dass der Mensch, wie's ausschaut, zur Hybris neigt, und die Weltretter-Attitüde ist vorläufig der Höhepunkt dieser Hybris. Höher geht eigentlich nur noch die Attitüde, das Universum steuern zu können.