Ist Glaubensfähigkeit eine Begabung?

InsularMind

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Ist Glaubensfähigkeit Begabung oder eher eine "psychische Störung" ?

Achtung @ die Glaubensbefähigten, das Thema berücksichtigt nicht religiöse Gefühle aus eurer Sicht, ist aber auch nicht absichtlich verletzend gemeint, drum hab ich es in Philosophie und nicht unter Glauben postiert. Man sagt das besser im Voraus, weil man weiß, dass man in derart Ausdrucksweise manchmal verletzend wirkt.

Das ist eine der zentralen Fragen um die sich in mir viele Gedanken drehen.
Nicht fähig dafür zu sein stört mich weiter nicht, da ich Gläubigkeit für nicht notwendig betrachte und doch irgendwie interessiert am Phänomen mich fortgehend frage, was Menschen dazu bringt, glauben zu können.
Ist es eine Frage der Auslegung, oder von welcher Gesinnung her man lieber drauf schauen mag, ob man Begabung sagt oder psychische Störung vermutet ?
Man liest nun öfter Mal von einer Veranlagung für Religiösität oder Glaubensfähigkeit, ließe sich das so sagen, dass man als naturgegebener Glaubensloser eine Art Gendefekt mit sich herumträgt ?
Oder sind Glaubensfähige bzw. Gläubige Opfer einer Art kulturartig fortgesetzten, am Leben erhaltenen und sorgsam gepflegten Massenschizoidität ? Gehört das Sprechen mit / zu höheren Wesenheiten oder unsichtbaren Kräften nicht in die selbe Sparte, in der Wahnvorstellungen, das Hören von ( inneren und/oder fremden ) Stimmen, oder das Wahrnehmen von Personen / Entitäten, die eingebildet sind?
Ich versuche es von einer einfachen, bodenhaftenden Sicht aus zu sehen.

In mir wohnt außer mir selbst Keiner. Ich bin außer mir selbst Keiner. Keine innere bzw. innerlich fremde Stimme sprach je zu mir, keine höheren Mächte noch nicht vorhandene Personen oder vorstellbare Wesen irgend einer Art. Ich habe auch nie etwas Ungewöhnliches gesehen, gehört oder gespürt, wenn Gläubige in meiner Anwesenheit beteten, von Göttern und Mächten oder deren Einflüssen auf die Wirklichkeit erzählten, Seancen abhielten oder animistische Riten ausführten.
Ungewöhnliche Erfahrungen auf Drogen, im Fieberzustand, Fatigue, nach Überanstrengung, während Träumen, willkürlich und bewusst geschaffenen Fantasmen oder in Extremsituationen durch Akutstress mal weggelassen.
Die Wirklichkeit der Dinge zeigt sich mir sehr banal und unverrückbar „daseiend“.
Versehentlich Verwechseltes und optische Täuschungen ect. ließen sich bisher immer zufriedenstellend rational aufklären.
Vielleicht fehlt mir für Glaubensinhalte einfach die Begabung?
Vielleicht bin ich eine Art „Glaubensblinder“ der so ähnlich wie ein Mensch ohne Augenlicht den Sonnenuntergang nicht sehen kann, Farben nicht erkennt, dem so eine ganz eigenständige Teilwelt des Daseins verschlossen bleibt?

Desweiteren fällt mir die weit verbreitete Gottesfürchtigkeit auf, selbst bei manch erklärtem Atheisten oder renommierten Wissenschaftsgrößen, die aber von manchen Stellen wiederum fast wie eine Art notwendiges Übel fortgeführt wird, weil man ohne das mitzuführen nicht angehört wird, der Höflichkeit wegen, der Üblichkeit und Sittlichkeit halber oder welche als Habit oder Losungswort zum Zugang zu bestimmten Gesellschaftsschichten verwendet wird.
Diese Art Gottesfürchtigkeit erscheint mir oft wie ein Business – Gewand, das man eben tragen muss um im erlesenen Kreise anerkannt zu werden.

Den Götterbegriff als Ersatz für „Natur, Umwelt, Physik, Wirklichkeit“ kann ich irgendwie nachvollziehen, sehe diese Dinge an sich aber nicht planartig durchgeistigt oder personifiziert oder Ähnliches.
Ein Teildeterminismus wie er sich aus dem Urknallmodell ergäbe, den halte ich für nicht ganz aus der noch nahbaren Welt gegriffen, aber eher für eine physische Natureigenschaft als für „göttliches Lenken“ ;-)
Eine Auslagerung der noch unverstandenen Teile des eigenen Bewusstseins beim Menschen oder in Kollektivschutz der gemeinschaftlichen Sicherheitsbedürfnisse Gelebtes, bzw. aus Furcht und Unterlegenheit gegenüber Naturgewalten / dem Lauf der Dinge empfundenes „Fremdeinflusswesen“ leuchtet mir bei einigem Hin – und Herüberlegen auch ein.
So ähnlich geht es mir mit dem Konzept für Hoffnung und Zuversicht, bzw. dem Positivismus, eine schöne Philosophie der man gern anhängen könnte.
Einimpfung der Götterfürchtigkeit zur besseren Verzweckung der Massen durch entwicklungstechnisch Überlegene, zur Einschüchterung und Kontrollierbarkeit durch Verbote des Hinterfragens und Strafandrohungen, einhergehend mit Dummhalten / Unterbinden von Bildung, das klingt auch nachvollziehbar.
Götter als Herstellerfirma des Lebens -Genoms oder Vorgänger der Evolution auf diesem Planeten klingt etwas abgehoben, könnte ich mir aber vorstellen.

Autosuggestionsbefähigung ? willentlicher oder unterbewusster Selbstbetrug? Glaube als Gemäuer, dem eigenen Geiste selbst auferlegt um der Neugierde des Wissen -Wollens die Wege zu versperren? Aus vermeintlich hehren Zielen ...

Manch Gläubiger sagt zum Glaubenslosen, er könne die Götter nicht begreifen selbst wenn sie vor ihm stünden. Warum nicht so einfach?
Wäre es nicht das Einfachste, den Göttern hier und jetzt in Multi – Stereo – Poly – D zu begegnen, um glauben zu können, dass sie existieren?
Weshalb wird der einfachste Weg immer wieder abgelehnt? Oder ist das eine Ablenkungsmethode, die mit dem Begriff der „Prüfung“ vom eigentlich begrifflich Grundsätzlichen fern führen soll?

Wie seht ihr das mit der Eingangsfrage oder dem Zweck von Glaubensbefähigung aus eurer Sichtweise?
Begabung oder psychische Störung ?
Oder gibt es einen evolutionär vorgegebenen Zweck für Glaubensfähigkeit, der vielleicht mit dem Streben nach Entfaltung oder dem Drang zum Sonnenlicht, oder einer abstrakten Form des Überlebenstriebs oder des Herdendrangs zusammenhängt? Hat sich das allmählich zur Glaubensbefähigung entwickelt, so, wie sich aus dem Einschätzen der Umweltbedingungen oder dem Fokussieren, dem Zählen der Beute, Ernte, Sippenmitglieder, Nestbau / Hausbau & Statikverständnis uvm. vielleicht die Mathematik entwickelte?

Ich versuche Glaubensbefähigung als Begabung zu sehen, auch wenn sie mir persönlich nichts gibt. Sie ist mir so fremd wie dem Nichtsynästhetiker die Synästhesie, oder einem Abstinenzler der Genuss am Trinken von Champagner, aber ich empfinde dadurch nicht so als hätte ich etwas Wesentliches verpasst, nicht glauben zu können. Da geht es mir ganz ähnlich wie bei der Enthaltsamkeit von Intimerlebnissen
Vielleicht bleibt mir dadurch so Einiges erspart.

Wie denkt ihr darüber?
 
G

Guest

Guest
Glauben, und das bezieht sich nicht nur auf Gottesglauben ist zunächst einmal die abwesenheit von Wissen. Jemand der seinen Gott sieht muss nicht mehr an ihn gleiben, er weiß es.

Trotz der Informationsflut, die dank der modernen Möglichkeiten auf uns einschlägt besteht unsere Vorstellung der Welt - das, was wir für echt und real halten größtenteils auf Glauben.

Wenn ich in den Nachrichten sehe was in Afghanistant passiert muss ich das glauben was die mir erzählen - ich kann es nicht überprüfen.

Der Auschschnitt der Welt den wir als real erkennen ist durch unsere Sinne beschränkt.

Wenn ich aus dem Fenster sehe und da ist ein rotes Auto weiß ich daß es wahr ist, ich muss nicht an rote Autos glauben.

Wir leben also in einer Realitätsblase die bei guter Sicht nicht viel weiter als einen Kilometer reicht. Der Rest ist eine Mischung aus Warscheinlichkeit, Erfahrung, Plausibilität und Religiösem Glauben an die Zuverlässigkeit von Nachrichtenagenturen.

Glauben ist demnach weniger eine Begabung als eine Notwendigkeit.

Die Fähigkeit zu glauben, in dem Sinne den du warscheinlich meinst ist eher
die unfähigkeit Verantwortung für mein Leben zu übernehmen.

Ein "Höheres Wesen" anzuerkennen setzt ja eine Hirachie voraus das womöglich auch noch Macht über mich hat, mir Verhaltensvorschriften macht . Wie einfach mein Leben doch plötzlich wird wenn ich mich nur an diesen Codex halten muss und alles wird gut.

Ich kann alle Verantwortung abgeben weil "die da oben" einen Masterplan haben und solange ich mich nach den Vorschriften verhalte kann mir nix passieren und am Ende bekomme ich meine Belohnung.


Funktioniert wie in einer Militär oder Beamtenhirarchie wo sich immer Menschen zusammenfinden die sich lieber an einfache Vorschriften halten als selbst Verantwortung zu übernehmen.

Glaube eine Begabung? Wohl kaum, eher eine Bequemlichkeit.
 

NoToM

Erleuchteter
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Ich habe mir diese Frage schon oft gestellt. Ich halte mich auch für ziemlich unbegabt, was den Glauben betrifft. Jedoch halte ich grundsätzlich nichts für ausgeschlossen.

Um so länger man über den Sinn des Lebens sinniert, über das "Woher komme ich, wohin gehe ich und wozu das alles?", umso surealer kommt mir das ganze (Lebens) Theater vor. Weder die Wissenschaft, noch die Religionen können mir meine Fragen befriedigend beantworten.
Beide Erklärungs-Vereine stossen früher oder später an ihre Grenzen.

Vielleicht muss ich mich einfach damit abfinden, dass meine Fragen niemals eine Antwort erfahren werden. Vielleicht muss ich mein Leben selbst mit Sinn füllen und mir im klaren sein, dass es Sinnlos ist, über Dinge nachzudenken, welche keinerlei Bedeutung haben.

Menschen fürchten nichts mehr als Orientierungslosigkeit. Diese wird reichhaltger denn je bedient. Nimm, was du brauchst für dein kurzes Gastspiel, eine falsche Wahl ist kaum möglich.
 

Tigerspucke

Meister
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Aber gleichzeitig besitzt Glaube eine ungeheuere Sprengkraft..wie es bis heute bewiesen wird.
Glaube ich setzte es hier jetzt mal,( beispielsweise) auch mit Imaginationskraft gleich birgt aber auch ungeheueres schöpferisches Potential.. man denke nur an die Musik, Architektur und die religiöse Kunst im allgemeinen.
Von daher ist von der Irrationalität des Glaubens, bis zur kreativen Schöpfung also ganz fassbaren Dynamik eines Gedankengebildes ein kleiner Schritt.
Natürlich darf man im Hinblick bis auf die heutige Entwicklung die Schattenseiten des Glaubens nicht ausser Acht lassen.
Ich denke das zur Schöpfung welchen Glaubensgebilde auch immer ein enormes geistiges Potential gehört.. ( das durchaus auch anderweitig verwertet werden könnte).
Und wenn Glauben auf Lügen basiert erst recht..weil es gehört vielmehr Energie dazu seine Lügen aufrecht zu erhalten..als permanent die wahrheit zu sagen.
Aber natürlich ist es wie überall dasselbe, das aus einem gut gemeinten Grundgedanken, schlechtes erwächst.
Glaube ansich erachte ich als etwas zutiefst Menschliches..aber.. ( für mich persönlich.) aus der Idee des Glaubens.. greifbare Fakten zu machen.. nur dann ist Glaube auch sinnvoll.
 

NoToM

Erleuchteter
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Tigerspucke schrieb:
Aber natürlich ist es wie überall dasselbe, das aus einem gut gemeinten Grundgedanken...

Kannst du mir diesen Grundgedanken erläutern ? Was genau war der Grundgedanke ? Unerklärliches zu beschreiben ? Orientierungshilfe ?
 

Tigerspucke

Meister
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Kannst du mir diesen Grundgedanken erläutern ? Was genau war der Grundgedanke ? Unerklärliches zu beschreiben ? Orientierungshilfe ?[/quote]

Nur ein kleines Beispiel.

der kleine Augustinermönch und Professor Martin Luder ( Luther) hätte sich durch seinen gut gemeinten Grundgedanken..seine Kirche zu revormieren ( er hat bestimmt nicht daran gedacht ein Schisma herbeizuführen) vermutlich niemals zu träumen gewagt.. das wegen seiner Lehre Hunderttausende..ja zig Millionen Menschen zu Grunde gehen werden.
ich unterstelle mal Herrn Luther eine gewisse gedankliche Rechtschaffendheit, ja Reinheit in seiner Glaubenswelt ( soweit das bei Theologen möglich ist )
Aber das Herr Luther geisteskrank war, kann ich so nicht akzeptieren.. geltungssüchtig vielleicht.. geisteskrank..eher weniger.
 

SentByGod

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Hingabe und Vertrauen sind zwei Komponenten die immer wieder gerne ausgelassen werden, wenn es um den Glauben geht. Es muss nicht immer heißen "Ich glaube an Gott oder ich glaube nicht an Gott."
Stattdessen sollte man sich näher mit derlei Formulationen beschäftigen:
"Ich vertraue darauf, dass es Gott gibt oder ich vertraue darauf das nach dem Tod Gott mich zu sich holt."


Ich glaub ich sollt' zurück in die Kaserne.. Meine Gedanken geraten irgendwie aus den normalen Linien.
 

ChuLail

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...

der Einfachheit halber zitiere ich zum Anfang schlicht den Duden :)

Glauben: Mhd. gelouben, ahd. gilouben, etc. ... ... gehen zurück auf germ. *Ga-laubjan "Für lieb halten, gutheissen", das zu der weitverzweigten Wortgruppe von "lieb" gehört. Schon bei den heidnischen Germanen bezog sich "glauben" auf das freundschaftliche Vertrauen eines Menschen zur Gottheit.

Schwierige Sache dieses Wort :)
Man muss es sortieren in "religiösen Glauben" und "grundsätzlichen Glauben"
Grundsätzlicher Glaube ist, wie von anderen angeführt, wenn ich glaube, was die in den Nachrichten erzählen oder dass die Ami's auf dem Mond waren. Das ist das bereits erwähnte Ding mit der "Abwesenheit des Wissens".
Solang ich nicht selbst dabei war bei der Mondreise und die sogenannten "Beweise" nur aus zweiter und dritter und noch späterer Hand sind, ist die Mondlandung ein Glaube und kein Wissen. Die Quantität, bzw. Anzahl der Glaubenden/Gläubigen macht es nicht realistischer.
In meinem ganz persönlichen Kosmos, entscheide ich, welche Theorien der Menschheit ich glaube und welche nicht.
Glaube ist also entscheidend für jegliche Meinungsbildung. (Welchem Redner glaub ich nun eher?)

Man müsste dieses Wort längst splitten. Denn hier kommt eine weitere Form des "Glaubens".
Habt ihr schon mal etwas getan, was ihr gar nicht wolltet und währenddessen gleichzeitig mit euch selbst geschimpft, dass ihr endlich damit aufhören sollt? Sicher, das hat jeder.
Das liegt daran, dass Bewusstsein und Unterbewusstsein nicht immer konform laufen. Egal, was euer Bewusstsein will, euer Unterbewusstsein gewinnt immer. Schliesslich steuert es nicht nur Intuition sondern auch Reflexe.
Ihr könnt im Kopf oben zB noch so sehr wissen, dass eure Angst vor dem dunklen Keller Blödsinn ist. Solange euer Unterbewusstsein, das nicht glaubt, werdet ihr eure Angst nicht verlieren. Und hier ist der Knackpunkt.
Die effizienteste Möglichkeit sein Unterbewusstsein zu steuern, ist der Glaube. Der Glaube siegt immer gegen das Wissen in eurem ganz persönlichen System.
Solange ihr daran glaubt, Verlierer zu sein, solange werdet ihr Verlierer sein. Wenn ihr fest daran glaubt, etwas zu können, dann lernt ihr das auch. Es ist dabei eigentlich völlig egal, was euer Wissen dazu meint.

So betrachtet könnte man diese Form des Glaubens umbennen in "Überzeugung".
Der Mensch lebt nicht das, was er denkt oder weiss, sondern immer nur das, was er glaubt.

Auch Atheismus ist ein Glaube. Nämlich der Glaube an den Nichtglauben :) Ich liebe solche Wortspielchen.

Was unterscheidet denn den Atheisten von einem Gläubigen? Nur die Abwesenheit eines Gottes inklusive dazugehörigem System. Gehirntechnisch ist es aber der gleiche Ablauf.
Man hat sich für seine Glaubensrichtung entschieden. Auch der Glaube, dass keine Götter existieren ist eben schlussendlich nur ein Glaube. Denn es fehlt genauso der Gegenbeweis wie der Beweis.
Wenn mir der Atheist sagt, ich soll einen Gott als Beweis vorlegen, kann ich von ihm genausogut fordern, den Gegenbeweis anzutreten. Patt.

Dann hab ich noch vor vielen Jahren mal einen interessanten neurologischen Bericht gelesen. Offenbar war der Corpus Calossum nicht immer so ausgebildet und aktiv, wie er das heutzutage ist. (Das ist der beide Gehirnhälften verbindende Nervenstrang.) Es geht die Theorie unter Neurologen, dass Denk-Ergebnisse der rechten Gehirnhälfte früher nicht als "Intution" von der linken Seite erfasst werden konnten und sich daher in Stimmen und andere Erscheinungen verkleideten.

Das menschliche Bewusstsein schaufelt sich seine Realität selbst zurecht. Da gab es in den 70ern das überaus interessante Experiment an einer amerikanischen Universität, wo in einer Vorlesung den Studenten ein Live-Mord vergegaukelt wurde. Sogar die Polizei machte das Spiel mit.
Sehr interessant waren dabei die detaillierten Aussagen der Zeugen zur Tatwaffe, nämlich einen Messer. Klingenlänge, Griffmuster uvm wurden bezeugt.
Dabei gab es nie ein Messer :) Das Messer war eine Banane *ggg*
Aber im gesamten Kontext mit Aufregung, Opfer, Blut, Polizei, Verhöre, Krankenwagen.... das schien einfach alles so realistisch, ... Also machten die Gehirne der "Zeugen" zack aus einer Banane ein Messer. Nur damit das Bild der Realität nicht auseinanderfällt.
Sie waren überzeugt von dem Messer und glaubten fest daran. Sie behaupteten sogar zu "Wissen", weil sie "Gesehen" hatten.

Eben... das Gehirn macht sich seine eigenen Eselsbrücken. Sollten die Neurologen Recht haben, waren die historischen göttlichen Stimmen nichts anderes als die Interpretation von Intutionsergebnissen, die noch nicht so direkt mit den Sprachzentren verbunden werden konnten, wie heute.
Interessant oder? :)

Und dann wäre da noch das sogenannte "Gottesmodul", wie es zum Teil scherzhaft, zum Teil ernst gemeint genannt wird. Ein kleiner Bereich im Temporallappen unseres Gehirns. Wenn dieser Teil geschädigt ist, kann ein Mensch zu verschiedenen Teilen "Aussen" und "Innen" nicht mehr unterscheiden. Sein Bein kann dann sozusagen selbständig davon marschieren. Oder sein Arm gehört heute seiner Schwester und geht allein mit dem Hund Gassi. Ja, klingt verrückt, aber die Empfindung der Betroffenen ist so. Es gibt etliches an Literatur zu dem Phänomen.
Dann die Untersuchungen von Nonnen und Yogis im Labor. Diese gaben ein Zeichen wenn sie ihre jeweilige Form von "Versenkung", "Nirvana", "Gottesverbundenheit" oder was auch immer erreicht hatten. Neurologisch war das Ergebnis immer das gleiche. Das "Gottesmodul" hatte sich ausgeschaltet. Wenn dieses kleine Teil unseres Gehirns offline ist, gibt es keine Grenzen mehr für die Wahrnehmung. Man ist dann gleichzeitig die ganze Welt und Gott und jedes einzelne Sandkorn und einfach - unbeschreiblich - alles.
Und was wollen wir nun glauben in Bezug auf das? Welches ist nun die wahre Welt? Die mit eingeschaltetem Gottesmodul oder die mit ausgeschaltetem?
Die Realität steht und fällt mit dem Gehirn. Was am Ende bleibt, ist nur der Glaube. Der Glaube definiert das Bewusstsein. Auch wenn es der Glaube an den Nichtglauben ist. Auch der Atheist lebt nicht mehr und nicht weniger als das, was er glaubt.

...
 

Benkei

Großmeister
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Schön ausgeführt, der Vergleich des Gottgläubigen mit dem Atheisten. Dem kann ich voll zustimmen, auch wenn der Atheist wohl auf der Argumentation: "Wenn es einen Gott gäbe, dann würde er mich Ketzer jetzt wohl strafen" verharren wird.

Vor ein paar Tagen habe ich hierzu eine Interssante Geschichte gehört:
Ein Philosophie-Professor sprach 15 Minuten vor Ende der Lesung zu seinen Studenten: "Ich werde ihnen nun beweisen, dass es Gott nicht gibt: Wenn Gott mich nicht innerhalb der nächsten 15 Minuten von diesem Podest wirft, dann kann man davon ausgehen, dass es ihn nicht gibt, da er selbst keinen Beweis hierfür erbringen kann."
Die nächsten 5 Minuten gehen dahin ohne das etwas passiert, der Professor unterrichtet weiter.
Nach Ablauf der nächsten 5 Minuten sagt er: "Noch 5 Minuten Gott! Aber ich sage ihnen, meine Damen und Herren, es wird absolut nichts passieren!"
Als weitere 4 Minuten vergehen steht der Quarterback des Uni-Football-Teams auf und schubst den Professor vom Podest.
"Hey, was fällt ihnen ein?" fragt der Professor.
"Gott hatte gerade keine Zeit, darum bat er mich, sie vom Podest zu stossen." entgegnete der Quarterback.

ChuLail schrieb:
Dann die Untersuchungen von Nonnen und Yogis im Labor. Diese gaben ein Zeichen wenn sie ihre jeweilige Form von "Versenkung", "Nirvana", "Gottesverbundenheit" oder was auch immer erreicht hatten. Neurologisch war das Ergebnis immer das gleiche. Das "Gottesmodul" hatte sich ausgeschaltet. Wenn dieses kleine Teil unseres Gehirns offline ist, gibt es keine Grenzen mehr für die Wahrnehmung. Man ist dann gleichzeitig die ganze Welt und Gott und jedes einzelne Sandkorn und einfach - unbeschreiblich - alles.
Und was wollen wir nun glauben in Bezug auf das? Welches ist nun die wahre Welt? Die mit eingeschaltetem Gottesmodul oder die mit ausgeschaltetem?
Dazu fällt mir der folgende Spruch ein:
Wenn das Schwert der Beharlichkeit jedlichen Glauben vernichtet,
offenbart sich die wahre Sicht der Unendlichkeit.
 
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