Hermann the German

Giacomo_S

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Im Jahr 2009 begehen die Deutschen ein besonderes Jubiläum: ein 2000jähriges Jubiläum.
Denn im Jahr 9 n.Chr. fand in Ostwestfalen die Varusschlacht statt.
Hermann.jpg


Arminius, oder wie wir ihn nennen: Der Hermann, seines Zeichens Cherusker, also Germane, einigte die zerstrittenen Germanenstämme und schlug in dieser Schlacht die drei römischen Legionen des Heerführers Varus.
Oder anders gesagt: Er legte sich mit der Supermacht seiner Zeit an.
Arminius war, obschon Germane, Offizier in der römischen Armee, römischer Bürger und Ritter. Arminius wusste, er würde die römische Armee niemals in einer offenen Feldschlacht würde schlagen können.
Also lockte er sie in einen Hinterhalt, kesselte sie ein und dann metzelten die Germanen im Laufe von drei Tagen die Römer nieder. Guerillataktik sozusagen.
Unter den Römern gab es praktisch keine Überlebenden, Heerführer Varus beging noch auf dem Schlachtfeld Selbstmord.

Für die Weltmacht Rom war das ein ungeheurer Affront. "Varus, gib' mir meine Legionen wieder !" soll Caesar Augustus ausgerufen haben, als man ihm von dem Fiasko berichtete (man hatte ihm den Kopf des Varus postwendend zugeschickt). Noch nie zuvor hatten es "Barbaren" gewagt, sich mit der Supermacht Rom anzulegen - und zu gewinnen.
In der Folge zog das römische Reich zeitweise bis zu einem Viertel ihres gesamten Heeres am Rhein zusammen. In den darauffolgenden Jahren gab es immer wieder Versuche des Augustus, in Germanien militärisch an Einfluss zu gewinnen, was aber insgesamt erfolglos blieb. 16 n.Chr. beendete Augustus' Nachfolger Tiberius die germanischen Feldzüge - weil der Aufwand an Menschen und Material für die Römer zu hoch wurde (weniger schmeichelhafte Historiker sagen: Im nasskalten Germanien gab's auch nix zu holen).

Seitdem die Schriften des Tacitus wiederentdeckt wurden (1455 die Germania, 1507 die Annalen), hat die Varusschlacht für die Identität der Deutschen eine große Rolle gespielt. Zwischen 1838 und 1875 baute man im Kreis Lippe das Hermannsdenkmal (s.o.), im Teutobuger Wald, dem damals angenommenen Ort der Varusschlacht. Der genaue Ort war allerdings unbekannt, der Teutoburger Wald wurde erst Anfang des 19. Jh. aufgrund des Wissens der römischen Quellen so benannt.
1987 fand man in Kalkriese - südöstlich des Teutoburger Waldes - viele archäologische Artefakte wie Münzen, Waffen, Knochen und Wallanlagen. Seitdem gilt Kalkriese als der wahrscheinlichste Ort der Schlacht.

Was die Folgen der römischen Niederlagen waren, darüber kann und wird gestreitet.
Unbestritten ist aber, das Germanien nie zur römischen Provinz wurde und deshalb mehr von der späteren Völkerwanderung beeinflusst wurde als durch römische Kultur. Es gibt auch gute Gründe dafür anzunehmen, dass es, wäre Germanien römisch geworden, die deutsche Sprache in der Form nicht gäbe, denn dann wäre Germanien romanisiert worden.

Anm. Admin:
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somebody
 

erik

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Im SPIEGEL ist es diese Woche ja Titelthema, u a deshalb weil eben auch zum 2000er Jubiläum zahlreiche neue Fachbüber erschienen sind.

Im Artikel wird unter anderem besprochen, das Kalkriese wohl nur der Schauplatz eines späteren kleinen Scharmützels war.

Außerdem werden an zwei Stellen Querverbindungen zwischen Arminius/Hermann und Siegfried (dem aus den Nibelungen) gezogen, aber leider ohne dass näher drauf eingegangen wird.
 

Gammel

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...kann es sein, dass dieses Video ein klein bisschen rechts angehaucht ist ??
Auf dieser Basis moechte icht eigentlich nicht ueber Arminus diskutieren...
 

somebody

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Woran machst du das fest?

Hab mir das Video grade angesehen, und ich muss sagen ich finde nichts rechtes. Sehr patriotisch, ja, aber rechtes Gedankengut konnte ich keins ausmachen. Könntest du das etwas genauer benennen? Vielleicht hab ich auch was übersehen...
 

vonderOder

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Gammel schrieb:
...kann es sein, dass dieses Video ein klein bisschen rechts angehaucht ist ??
Auf dieser Basis moechte icht eigentlich nicht ueber Arminus diskutieren...
richtig, alles was nicht Multi-Kulti ist ist rechts angehaucht. wie kaputt in der Birne muß man denn sein um immer hinter das irgendwas mit deutscher Nation und Nationalität zu tun hat und heute publiziert wird, etwas rechts angehauchtes zu sehen glaubt.
 

Gammel

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somebody schrieb:
Woran machst du das fest?

Hab mir das Video grade angesehen, und ich muss sagen ich finde nichts rechtes. Sehr patriotisch, ja, aber rechtes Gedankengut konnte ich keins ausmachen. Könntest du das etwas genauer benennen? Vielleicht hab ich auch was übersehen...


"Arminius, Germania's liberator, White patriot...."

White patriot ???!!!??? Bin ich in falschen Film ????

oder was soll ich mit Kommentaren wie
"Treachery has always been our downfall"
anfangen ??!??

Wenn dieses Video keinen rechten Hintergrund hat, dann fress ich nen Besen...
 

Angel of Seven

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vonderOder schrieb:
richtig, alles was nicht Multi-Kulti ist ist rechts angehaucht. wie kaputt in der Birne muß man denn sein um immer hinter das irgendwas mit deutscher Nation und Nationalität zu tun hat und heute publiziert wird, etwas rechts angehauchtes zu sehen glaubt.

Ähhh... Der Uploader heißt Rassistenuploads... ich hab mir gerade von denen ein schönes Video über Rassentheorie reingezogen (ab 18 ) auch "white brothers and sisters", "the real Hitler" usw... entweder ist das die genialste Veräppelung aller Zeiten oder die sind so rechts.. rechter gehts nicht mehr...
 

somebody

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Hab mir das ganze nochmal angesehen, und ich muss zugeben das ich anfangs etwas zu unkritisch war. Der Uploader und die Verlinkungen sind eindeutig, deswegen werde ich den Link auch mal entfernen. Als ich mir das Video vorhin das erstemal ansah war ich scheinbar noch zu sehr Geschichtsinteressiert als das ich einen rassistischen Hintergrung vermutet hätte, deswegen ist mir warscheinlich auch die Umgebung in der sich das Video befindet nicht aufgefallen.

Kurz, Link ist weg, weiterdiskutieren. Denn ich denke das dieses Thema geschichtlich schon interessant ist, auch ohne White Patriot und dem ganzen Schwachsinn.
 

erik

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Nene die Probleme werden nicht ignoriert, die werden angesprochen.

Aber auch die Vorteile.
Rom hatte im Gegensaz zu den losen Germanenstämmen, ja bereits ein florierendes Kreditwesen.

Und dass der Kaiser sich wohl persönlich an Silber und Eisenbergwerken in Germanien bereichert hat, bleibt auch nicht unerwähnt.
 

Malakim

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Mir sträubt es sich immer wenn man die eigene Geschichte in Dumm zurück Importiert.

"Hermann der Cherusker" ist doch nun ein stehender Begriff wozu sollte man gerade bei dieser Geschichte in unserem Land zum Englischen greifen?
 

Montag

Geselle
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Die Gegend vom Teutoburger Wald ist übrigens auch wegen der Externsteine recht interessant. Dort gibt es Überreste die darauf schließen lassen das es sich um ein Druiden Heiligtum gehandelt haben könnte. Dies wäre ein Grund warum diese Schlacht in diesem Umfeld stattfand.

:illu:
 

Giacomo_S

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somebody schrieb:
Kurz, Link ist weg, weiterdiskutieren. Denn ich denke das dieses Thema geschichtlich schon interessant ist, auch ohne White Patriot und dem ganzen Schwachsinn.

Betr. Videolink:
Dass dieser Video Kontroversen auslöst - das habe ich erwartet.
Denn mir selbst ging es zunächst nicht anders mit diesem Clip.
Wer meine Beiträge hier kennt, weiss, das ich nicht zum rechten Rand gehöre, ja nicht einmal rechts überhaupt bin.
Nachdem ich mir das Video allerdings ein paar Male angesehen habe, entschied ich mich, ihn trotz Aussagen wie "white Patriot" hier einzustellen, denn im die Informationen, die dieser Clip zeigt, sind im Wesentlichen nach dem Stand der Geschichtswissenschaften historisch korrekt. Das da am Ende die patriotische Schiene bedient wird ... nun, so wild fand ich es nicht, und juristische Aspekte sehe ich nicht betroffen.
Außerdem gefiel mir gerade diese martialische Atmosphäre, die der Clip anschlägt - denn über Tage 22.000 Menschen abzumetzeln, das war ja eben auch kein Streichelzoo.

Übrigens stamme ich selbst aus dem Kreis Lippe, dort, wo das Hermannsdenkmal steht.

Da bekannterweise die Nazis den Hermann für ihre Zwecke benutzt haben und benutzen, war der Umgang der Deutschen, insbesondere aber auch der Lipper, mit der Varusschlacht seit Kriegsende schwierig. Als Gegenpol zu der politischen Inanspruchnahme Hermanns für die krude Naziideologie wollte man die Varusschlacht bagatellisieren. Nur ein Aufstand, eine Meuterei, gar Zwergenaufstand sei es gewesen und Varus dekadent und unfähig. Typisch deutsche Befindlichkeiten eben.

Aktuelle geschichtswissenschaftliche Erkenntnisse zeichnen ein ganz anderes Bild. Wie man Titelthema des SPIEGEL der letzten Woche nachlesen konnte - und diese Zeitschrift ist sicher weit davon entfernt, eine rechte Publikation zu sein - war die Varusschlacht von größerer Bedeutung, als man bislang angenommen hat.
Wie es aussieht, war Germanien um 8 n.Chr. bereits römische Provinz.
Der Ausgang der Schlacht erschütterte Rom, die Supermacht ihrer Zeit, bis ins Mark, und das auch noch auf dem absoluten Höhepunkt ihrer Macht. Rom zog in Folge der Schlacht bedeutende Truppenkontingente, große Anteile an ihrem gesamten Heer überhaupt, am Rhein zusammen.
Und trotz etlicher in den folgenden Jahren geführter Schlachten konnte Germanien nicht genommen werden: Germanien blieb germanisch.

Arminius selbst hatte - so wie es heute aussieht - weit größeres im Auge, als frühere Interpretationen dieses Mannes vermuten lassen. Nicht weniger als ein Nationalstaat, ein "Germanien" war sein Ziel. Mit einer Bevölkerung, die sich bis dato gar nicht als Germanen verstand, sondern als Cherusker, Teutonen, Friesen usw. usf. Im Grunde ein germanisches Großreich, ein Gegengewicht zum römischen Reich ... zu dem es dann nicht kam. Darüber zu spekulieren, ob es dazu gekommen wäre, es hätte kein Attentat auf Arminius gegeben, ist allerdings müßig.

Aus dieser Sicht noch einmal ein Rückblick auf das gecancelte Video:
Auf eine gewissen Weise hat der Clip somit in vielen Aussagen Recht.
Ein "Patriot" war somit der Hermann, sogar einer, noch bevor die Völker um ihn herum es waren. Arminius hatte eine Art Nationalstaats.Idee, die anderen wollten (wahrscheinlich) lieber Cherusker, Friesen oder Teutonen bleiben. Richtig ist auch: Ohne die Varusschlacht wäre Deutschland, aber auch Europa ein anderes geworden. Deutschland wäre romainsiert worden, die deutsche Sprache hätte es in dieser Form wahrscheinlich nicht gegeben. Und ob es zum späteren Zusammenbruch des römischen Reichs durch die Goten gekommen wäre ...
 

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