Auf den Spuren eines Bestseller
Zunächst einmal: machen wir uns nix vor, die Zeichen deuten daraufhin, dass die Bibel zunächst einmal bleibt wie sie ist. Daran ändert kein noch so interessanter Apokryphen-Fund etwas.
(Randbemerkung:
Gerade lief übrigens auf CNN ein Bericht über die Evangelien in dem neben den kanonischen auch die apokryphen und die gnostischen Evangelien erwähnt wurden)
Ramirez schrieb:
Welche habe das anrecht (das geht auch die Bücher an die schon in der Bibel sind) und welche nicht.
Welche sind blödsinn und wie müsste die Bibel eigentlich aussehen.
Die Frage lautet eigentlich nicht, welche Schriften ein Anrecht haben in der Bibel zu stehen oder welche Blödsinn sind, sondern eher: Welche Texte sind subjektiv betrachtet für den jeweiligen Leser dienlich?
Wie gesagt glaube ich nicht, dass die Bibel in allzu naher Zukunft geändert wird. Das soll nicht heissen, dass nicht andere Werke veröffentlicht werden, die andere Textsammlungen enthalten - aber das wäre halt keine Bibel. Die Bibel hat sich nun einmal in der uns bekannten Form durchgesetzt, da werden ein- zwei Theologen wohl kaum einfach was anderes einführen können.
Für mich persönlich ist es vollkommen egal, ob ein Text in der Bibel steht oder als apokryphe oder gnostische Schrift gehandelt wird, solange er mich inspiriert und mich "weiter bringt" kann ich ihn verwenden.
Ramirez schrieb:
Ich sehe das so:
AT nach Torah and Talmud
zusätzlich (da christlich) jede Bücher die im NT zitiert oder erwähnt werden.
Ich muss gestehen, dass ich das AT in seiner gänze noch nie vollständig gelesen habe.
Bislang dienen mir hieraus lediglich die Psalmen als große Quelle der Inspiration.
Davon abgesehen, nutze ich das AT ansonsten doch eher als Nachschlagewerk, wenn es mal wieder irgendwo zitiert wird und greife ansonstenlieber auf meine Erinnerungen an eine "Kinder- und Jugendbibel" zurück in der die wichtigsten Textstellen zusammengefasst waren, vor allem um den geschichtlichen Hintergrund zu vermitteln.
Ramirez schrieb:
NT die vier Evengelien als Zeugenberichte.
Das Thomas evangelium wegen Lehrreden (und da es nicht gnostisch ist)
Das Kindheitsevangelium nach Thomas da es früher extensiv genutz wurde (in den Urgemeinten)
Die Didache da diese die Regeln der frühern christen beschreibt.
Die Offenbarung da diese als allgemein gültig akzeptiert wurde.
Ich glaube kaum, dass die vier Evangelien gänzlich Zeugenberichte sind. Sie wurden wahrscheinlich alle nach dem Jahr 60 geschrieben (Markus wird (wenn auch nur von wenigen Experten) als einziges Evangelium auf etwa 40 n. Chr. datiert, Johannes gar auf die Zeit nach 90). Wenn man davon ausgeht, dass Jesus im Jahre 33 starb, dann hatten die Leute je nach Evangelium zwischen wenigstens sieben bis zu über 60 Jahren Zeit, Geschichten hinzuzudichten oder Berichte über Jesus mit denen anderer Heiliger zu vermischen.
Man weiss ja selber, wie so was ohne schriftliche Niederlegung durch "hören-sagen" läuft - am Ende kommt seltenst heraus, was am Anfang wirklich stand. Mag sein, das die Evangelien Tatsachen über Jesus enthalten; es ist jedoch ebenso wahrscheinlich, dass vieles keine Tatsachen sind. Alles eine Frage des Glaubens - ganz individuell und subjektiv, ohne irgendeinen Anspruch auf Objektivität.
Mit einer derartigen, meines Erachtens recht realistischen Herangehensweise an die Texte (gilt übrigens für alle [heiligen] Texte) bleibt für Dinge wie festgefahrene Dogmen kein Raum.
Von den "Didachen" lese/höre ich hier zum ersten mal (und finde auch nix brauchbares bei Wiki oder beim googeln). Du schreibst, dass sie Regeln des frühen Christentums beschreiben. Sofern diese Regeln von den heutigen Christen nicht mehr angewandt werden, besteht, in meinen Augen, keine Veranlassung, derartige Schriften zu kanonisieren (wenn man es denn wollte).
Die "Offenbarung" ist wohl einer der seltsamsten und interessantesten Texte, auch wenn er in nahezu jede Richtung interpretiert werden kann und dadurch meines Erachtens für sich allein (sprich: ohne Kommentierung) nicht sehr aussagekräftig ist. Ich wundere mich eigentlich warum er in die Bibel aufgenommen wurde.
Ramirez schrieb:
Alle paulinischen Schriften raus da sie eine neue Lehre verbreiteten (man spricht ja auch von der paulinischen Theologie) die teilweise sogar in Konflikt mit dem was Jesus das AT oder die Urchristen lehrten steht.
Fakt ist wohl aber, dass diese "neue Lehre" größtenteils das einzige ist, was vom "Christentum" übrig geblieben ist.
Ohne diese "neue Lehre" hätte das Christentum wohl weiterhin im Schatten der römisch-hellenistisch-germanischen Vielgötterei gestanden, wie es seinerzeit das Judentum tat und die Bibel wäre nicht zum Bestseller geworden.
Für mich sind Paulus´ Schriften, Werke und Reisen stets inspirierend, auch wenn ich natürlich nicht alle seine Ansichten teile oder ihnen gar blind folge. Wie schrieb er selbst doch so schöne:
"
Drum prüft aber alles, und das Gute behaltet."
In diesem Sinne einen frohen Start ins verlängerte Weihnachswochenende,
<Gasshô>
Benkei