Die bayrischen Illuminaten

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Den Illuminatenorden Weishaupts dürfen wir heute unter den "aufklärerischen Geheimbünden" wohl mit Recht zu denen zählen, die geschichtlich am besten erforscht sind. Und dennoch mehren sich gerade heute und vor allem im Internet obskure Geschichten über die angeblichen Machenschaften des Ordens - wohl aus mangelnder Kenntnis des geschichtlichen Forschungsstandes und auf Grund des inflationären Gebrauchs des Wortes "Illuminaten", das inzwischen von diversen Kreisen als Synonym für alles, was auch nur im entferntesten "geheimnisvoll", "verschwörerisch" oder "mysteriös" erscheint, benutzt wird.

Folgen soll an dieser Stelle ein kleiner Überblick über die "bayrischen Illuminaten" Adam Weishaupts. Die Aufarbeitung der Ordensgeschichte stützt sich sowohl auf historische Dokumente als auch auf das Thema betreffende Ausarbeitungen, die zum größten Teil normalen Bürgern zugänglich sind. Die Polizei des Kurfürsten Karl Theodor von Bayern beschlagnahmte so zum Beispiel 1786 umfangreiche Teile der Ordenskorrespondenz und ließ sie anschließend ein Jahr später auf Geheiß der bayerischen Regierung drucken.
Weishaupt und andere Mitglieder der Illuminaten veröffentlichten daraufhin eine Vielzahl von Verteidigungsschriften. Original-Manuskripte befinden sich unter anderem im Archiv der Freimaurerloge "Zur Einigkeit" in Frankfurt oder im Historischen Zentrum Wuppertal.

Prägend für Weishaupt, und somit auch ein entscheidender Teil der Geschichte des Ordens, war wohl seine Schulzeit in Ingolstadt - damals die einzige bayerische Universitätsstadt und in einer langen Tradition jesuitischer Lehren stehend. Als Schüler eines der ältesten jesuitischen Gymnasien entwickelte er den Quellen zu Folge schon sehr früh eine Abneigung gegenüber den dort praktizierten Lehrmethoden. Der Einfluss der Jesuiten beschränkte sich zum damaligen Zeitpunkt aber nicht auf die Schulen - auch die meisten Lehrstühle der Universität waren mit Jesuiten besetzt. Nach Abschluss der Schule und dem Studium von Recht, Staatswissenschaften, Philosophie und Geschichte wurde Weishaupt im Alter von 25 Jahren durch seinen Mentor, den Reformer Johann Adam v. Ickstatt, auf die Professur für Kirchenrecht und praktische Philosophie an der Universität Ingolstadt berufen, was in Anbetracht seines jungen Alters eine sehr bemerkenswerte Leistung darstellte. Darüber hinaus war er der erste Professor dieses Lehrstuhls, der weder Theologe noch Jesuit war. Während seiner Lehrtätigkeit kam es wiederholt zu Konflikten mit den vielen ihn umgebenden Jesuiten. Inmitten dieses unaufhörlichen Machtkampfes entschloss sich Weishaupt, der mit solchen Gedanken schon länger geliebäugelt hatte, zur Gründung einer geheimen Verbindung. Den konkreten Anlass lieferte die Absicht, den Anwerbungsversuchen eines Rosenkreuzerzirkels aus Burghausen zuvorzukommen.

Als Professor, der einige Studenten sogar in seinem eigenen Haus untergebracht hatte, fiel es Weishaupt nicht schwer, Mitstreiter um sich zu scharen, und so wurde am 01.05.1776 der Bund der Perfektibilisten gegründet, der später in den Illuminatenorden (von illuminati (lat.) = die Erleuchteten) umbenannt wurde. Am Tag der Gründung zählte der Orden - inklusive Weishaupt - ganze drei Mitglieder und bestand bis auf ihn nur aus Studenten. Damals definierte sich der Orden als eine Verbindung, welche: "durch die feinsten und sichersten Mittel den Zweck erlangt, der Tugend und Weisheit in der Welt über Dummheit und Bosheit den Sieg zu verschaffen, die wichtigsten Entdeckungen der Wissenschaften zu machen; ihre Mitglieder zu edlen, großen Menschen zu bilden und diesen dann den Preis ihrer Vervollkommnung auch in dieser Welt schon zuzusichern; sie gegen Verfolgung, Schicksale und Unterdrückung zu schützen und dem Despotismus aller Art die Hände zu binden".

Der Orden breitete sich anfangs nur langsam aus. Dies war jedoch im Sinne Weishaupts: Die Qualität des Ordens sollte nicht durch Quantität verschlechtert werden. Gesucht wurden vor allem junge, noch formbare Mitglieder. Im Februar 1778 zählte der Orden insgesamt neun Mitglieder - im Dezember immerhin schon 40. Für Frauen bestand keine Möglichkeit der Mitgliedschaft im Orden, es wurde aber über die Gründung separater Frauenlogen diskutiert.

Am 01.07.1780 trat eines der wichtigsten Mitglieder dem Orden bei: Adolph Freiherr von Knigge, ohne den die Organisation wahrscheinlich nie über die Grenzen Bayerns hinaus bekannt geworden wäre. Knigge, bereits Freimaurer, als er von einem Mitglied der Illuminaten angeworben dem Orden beitrat, brachte die Idee ein, zukünftige Mitglieder aus den Freimaurerlogen zu rekrutieren. So könne man sicher sein, dass es durch die Aufnahme der Angeworbenen nicht zu einer Verschlechterung der Qualität des Ordens kommen würde. Es begann die systematische Unterwanderung der Freimaurerlogen. Freimaurer wurden - ohne ihren Freimaurerlogen den Rücken zu kehren - zu Mitgliedern des Illuminatenordens, so dass eine hohe Zahl an Doppelmitgliedschaften entstand. In dieser Phase der Entwicklung der Illuminaten überließ Weishaupt Knigge das Anwerben von neuen Mitgliedern. Dieser schaffte es innerhalb von knapp drei Jahren, 500 "edle, vornehme, gelehrte und wichtige Männer" für die gemeinsame Sache zu gewinnen.

Im Zuge der immensen Expansion des Ordens mehrten sich allerdings auch die Probleme: So gehörten zahlreiche Mitglieder, die in nicht-katholischen Territorien wohnten, der Minervalklasse (das Novizitat des Ordens) an. Da sie mit dieser Situation unzufrieden waren, begehrten sie auf und verlangten, endlich die höheren Klassen kennenlernen zu dürfen.
Dadurch kam Weishaupt in die recht peinliche Lage, zugeben zu müssen, dass diese höheren Systeme noch gar nicht vorhanden waren und der Orden bisher eigentlich nur in seinem eigenen Kopfe existierte. Knigge wurde daraufhin von Weishaupt beauftragt, das von ihm gesammelte Material zu weiteren Klassen auszuarbeiten. Die Übernahme freimaurerischer Symbolik wurde dabei bewusst gewählt, um "die Sinnbilder passend auf unser System erklären, und dadurch endlich die ganze Freymaurerey zu unsern erhabenen Zwecken hinleiten und unter unsere Direction bringen" zu können.

Knigge setzte massive Reformen innerhalb des Ordens durch und änderte dabei auch die Hierarchie, da er einen Machtmissbrauch seitens Weishaupts befürchtete, der den Orden regierte wie ein Jesuitengeneral. Die Organisationsstruktur des Illuminatenordens wurde nun straffer, detaillierter ausgearbeitet und mehr an den mystischen Ritualen der Freimaurer ausgerichtet:
Sprachchiffren, Ordensnamen, eine besondere Ordenskleidung und eine eigene Zeitrechnung dienten als Symbole der Trennung von den Kommunikationsmustern der alten Gesellschaft. Der Orden nutzte die altpersische Zeitrechnung. Die Gründung des Illuminatenordens fällt dem zu Folge in das Jahr 1144. Die Einführung einer neuen Zeitrechnung sollte nicht nur den Beginn einer neuen Zeit - wie in etwa der französische Revolutionskalender - symbolisieren, sondern meldete gleichzeitig einen Traditionsanspruch an, durch den der Orden eine Kontinuität gegenüber alten Überlieferungen herstellte.

Die Ordenshierarchie gliederte sich in verschiedene Stufen und Ränge:

I. Pflanzsschule oder Vorbereitungsklasse
1. Novize
2. Minerval
3. Kleiner Illuminat

II. Maurerklasse
1. Lehrling - Geselle - Meister
2. Illuminatus maior (Schottischer Novize)
3. Illuminatus dirigens (Schottischer Ritter)

III. Mysterienklasse
1. Kleine Mysterien: a) Priester, b) Regent
2. Große Mysterien: a) Magus, b) Rex

Für den Briefverkehr und in der Protokollführung wurden geheime Pseudonyme für Städte und Ordensbrüder und ein Chiffre-Code verwendet. Weishaupt selbst nannte sich "Spartacus", Knigge "Philo" und das später berühmteste Mitglied Johann Wolfgang von Goethe war unter dem Namen "Socrates" eingeschrieben. Dass Weishaupt sich den Namen des Anführers eines Sklavenaufstandes zulegte, ist wohl auf den Widerstand gegen die kulturelle Hegemonie der Jesuiten zurückzuführen. Die Namen der Ordensmitglieder waren in der Regel der Antike entlehnt, was eher auf die Loyalität der Mitglieder gegenüber alten Traditionen als auf revolutionäres Gedankengut verweist:

  • Herzog Ferdinand von Braunschweig > Aaron
  • Massenhausen > Aiax
  • Zwack > Cato
  • Domherr Baron Schröckenstein in Eichstädt > Mohammed
  • Baron Ecker in Amberg > Perikles
  • Graf Pappenheim in Ingolstadt > Alexander
  • Professor Krenner > Arminius
  • Professor Moldenhauer in Kiel > Godoscalcus
  • Herzog Ernst v. Gotha > Timoleon

Ordens-Namen für wichtige Städte:

  • München > Athen
  • Landshut > Delphi
  • Ravensburg > Sparta
  • Wien > Roma
  • Merseburg > Sestos
  • Burghausen > Chalios
  • Konstanz > Abydos
  • Straubingen > Thessalonica
  • Freising > Theben
  • Neuburg > Neapolis
  • Eichstätt > Erzerum
  • Salzburg > Nicosia
  • Bamberg > Antiochia
  • Innsbruck > Samos
  • Landsberg > Megara
  • Ingolstadt > Eleusis; Ephesus
  • Augsburg > Nicomedia
  • Regensburg > Corinth
  • Erlangen > Sagunth
  • Nürnberg > Nicoea
  • Würzburg > Chartago

Ingolstadt als Gründungsort des Ordens wurde bewusst Eleusis getauft, da dieses im alten Hellas eine bedeutende Stätte der Mysterien war.

Ordens-Namen für bestimmte Provinzen:

  • Bayern > Achaia oder Graecia
  • Schwaben > Pannonien
  • Franken > Illyricum
  • Österreich > Ägypten
  • Tirol > Peloponnes
  • Hessen > Lydia

Kernpunkt der illuminatischen Geschichtsphilosophie war die von Adam Weishaupt 1782 verfaßte "Anrede an die neuaufzunehmenden Illuminatos dirigentes". Das Interessante an diesem Werk ist, dass es, obwohl es ja für die Mitglieder des Ordens gedacht war, diesen nur in Stücken und abhängig von ihrem Rang innerhalb des Ordens zugänglich gemacht wurde.

Das Weltverständnis aus der »Anrede an neu aufzunehmende Illuminatos dirigentes«:

Die gesamte Natur ist die »stufenweise Entwicklung eines unendlichen Plans«. Durch die drei Phasen von »Kindheit, Jugend und Mannesalter schreitet die Menschheit ihrer Vervollkommnung entgegen«. Im Urzustand waren die Menschen frei, gleich und glücklich; Ständetrennung, Eigentum, persönlicher Machtanspruch, Staatenbildung, »die großen unseligen Triebfedern und Ursachen unserem Elends« waren noch unbekannt.

Aber die überzogene Vermehrung der materiellen Bedürfnisse schuf Abhängigkeitsverhältnisse. Der Schwache musste sich dem Starken unterwerfen, Herrschaftsstrukturen und Hierarchien entstanden, aus autonomen Familienverbänden wurden Stämme und Nationen, Stammesfürsten wurden zu Königen, Machtmissbrauch und Despotismus wurden möglich. Die Welt hörte auf »eine große Familie, ein einziges Reich zu sein«. Der Prozeß der Staatenbildung wurde zum »Grab der Freiheit« und zur »Wiege des Despotismus«, der religiösen Differenzierung, zum Ursprung von Priesterherrschaft und Intoleranz. Oligarchische und monarchische Despoten machten die ursprünglich auf Widerruf übertragene Herrschaft zu ihrem erblichen Eigentum, verleugneten ihre staatlichen Aufgaben zugunsten dynastischer Interessen, hielten untereinander ein fragwürdiges Gleichgewicht gegenseitiger Belauerung und Bedrohung und sicherten sich zugleich gegenseitig ihre Machtstabilität in der einverständigen Unterdrückung ihrer jeweiligen Völker.

Umgekehrt werden aber gesellschaftliche Differenzierung und Staatenbildung auch wieder zur »Wiege der Freiheit«, denn sie lassen in ihren Auswüchsen von Despotismus und Knechtschaft erst den Wunsch nach dem verlorenen Ideal lebendig werden. Zunächst macht das gegenseitige Schutzbedürfnis die Unterwerfung unter Fürsten und den Zusammenschluß in Staaten zwar notwendig. Dies fällt aber weg, wenn die »Begierde, sich zu unterscheiden« unter den Menschen aufhört, und dies wiederum ist möglich, wenn sie genügend aufgeklärt sind, nämlich fähig sind zu vernünftiger Erkenntnis und Reduzierung ihrer Bedürfnisse, wodurch allein Freiheit möglich ist. Dann ist die Nation »wahrhaft volljährig«, dann »fällt der Grund ihrer Vormundschaft hinweg«. Der Prozeß der Aufklärung wird zunächst sogar von den Fürsten selbst in Gang gesetzt, die erkennen, daß es bei der macht- politischen Konkurrenz der Staaten nicht erfolgversprechend sein kann, bloß »über eine Horde zu herrschen«. So bereitet die Menschheit schon in der mittleren Zeit, der »Jugend«, ihre »männliche Reife« vor, die dritte Entwicklungsstufe, die bislang jedoch nie die endgültige und vollkommene Stufe der Reife war. Denn es folgt noch eine vierte Stufe des »Alters und des Zerfalls«, die gleichsam als Schwungrad die Menschheit immer wieder in neue Stufen der Kindheit zurücktreibt. Bei diesem zyklischen Ablauf des historischen Prozesses wird es möglich, über Jahrhunderte hinweg in der jeweils dritten Stufe immer bessere Entwürfe, einen immer höheren Grad der Vollkommenheit zu erreichen.

In dem Prozeß des ständigen »Werden und Vergehens der menschlichen Kultur« sind die Geheimgesellschaften, der einzige dauerhafte und deshalb entscheidende Faktor. Sie konservieren das in den jeweiligen »menschlichen Perioden« bereits errungene Gut der Aufklärung als »Archive der Natur und der menschlichen Rechte« und garantieren insofern die endgültige Erfüllung der Menschheitsgeschichte. Durch sie allein werden irgendwann Fürsten und Nationen gewaltlos von der Erde verschwinden, durch sie allein wird »das Menschengeschlecht wieder eine Familie und die Welt ein Aufenthaltsort vernünftiger Menschen sein.«
In der folgenden Zeit bemühte man sich vermehrt um die Aufnahme älterer und einflussreicher Personen, stieß jedoch auf Grund der Organisationsstruktur des Ordens auch sehr häufig auf Ablehnung. Friedrich Schiller und J.C. Lavater reagierten beispielsweise ablehnend auf die Versuche der Anwerbung.
Anlässlich des Konventes von Wilhelmsbad 1782, wo Mit der Strikten Oberservanz auch die templerische Freimaurerei zu Grabe getragen werden musste, erhofften sich Dittfurth und Knigge (der nur als Beobachter beim Konvent dabei war) massgeblichen Einfluss auf die kontinentale Freimaurerei nehmen zu können. Tatsächlich hatten sie sich allerdings völlig überschätzt, bzw. ihre grössten Gegner nicht erkannt. Es war dies das System nach Pasqualy der "Wohltätigen Ritter der Heiligen Stadt" aus Lyon mit Jean-Baptiste Willermoz als bekanntestem Vertreter. Der Gastgeber des Konvents, Herzog Ferdinand von Braunschweig, war bereits als Magnus Superior Ordinis Mitglied der Wohltätigen Ritter und daran interessiert dem System zum Durchbruch zu verhelfen. Prinz Karl v. Hessen Kassel favorisierte das System von Haugwitz, hatte jedoch keinerlei Aussicht auf Erfolg.

Dittfurths Störmanöver waren wenig erfolgreich, sogar ausgesprochen kontraproduktiv. Als der Konvent seine Anträge nicht einmal behandelte, hielt er eine flammende Rede, in der er jegliche freimaurerische Grundlagenforschung verwarf und der Freimaurerei auch jeglichen mystisch definierten Zweck absprechen wollte. Er bestritt das Recht von Herzog Ferdinand, auf die Entscheidungen des Konvents Einfluss zu nehmen. "...er besass die Kühnheit, in einer Versammlung von Christen auf skandalöse Weise alle Religionen auf Bausch und Bogen anzugreifen, auf gemeine Art alles religiöse lächerlich zu machen, Rang und Vorrechte der Fürsten auf die Ebene aller anderen Stände der bürgerlichen Gesellschaft herabzusetzen und schließlich auf dem Boden dieser Prinzipien, die alle wahren menschlichen Bindungen zerstören mussten, die Bergündung einer neuen Freimaurerei vorzuschlagen".

Dieser Auftritt kam einem Skandal gleich, verletzte die religiösen Gefühle der meisten Anwesenden und zog unliebsame Aufmerksamkeit auf die Bayrischen Illuminaten. Knigge behauptete zwar in seiner Denkschrift von 1788, dass Dittfurths Vorgehen zahlreichen Brüdern die Augen geöffnet hatte und viele zu den Illuminaten übergetreten sein, doch ist erwiesen, dass kein Delegierter des Konvents einen solchen Schritt unternahm. Falls dennoch Brüder anschliessend bei den Illuminaten um Aufnahme gebeten haben sollten, dann waren es mit Sicherheit keine bekannten und einflussreichen Freimaurer.
Fatalerweise hatte Dittfurth die Aufmerksamkeit aller Deputierten nun auch die Illuminaten gelenkt. Durch sein Vorgehen, den Lehren und Neigungen welche er den Illuminaten zugeschrieben hatte, erschienen diese nun als hassenswert. Es gelang ihnen in der Folge nicht nennenswerten Einfluss auf die deutsche Freimaurerei zu nehmen. Als die rationalistische Strömung - übrigens nur teilweise- schließlich den "Sieg" errang und die Hochgrade abschaffte, erwies sich das eklektische System, das Ausdruck dieser Bewegung war, als politisch konservativ und neutral im Hinblick auf die Religion. Es gelang ihm aber, alle Brüder um sich zu sammeln, die die Bayrischen Illuminaten hatten rekrutieren wollen.
Anlässlich von Wilhelmsbad entstand der Mythos der antimonarchistischen, antireligiösen Bestrebungen und der Gefährlichkeit der Illuminaten. Daraus erklärt sich auch das spätere Verbot in Bayern.

Weiterhin unterwanderte man systematisch wichtige Institutionen:
Das Reichskammergericht in Wetzlar, das bayerische Zensurkollegium und vor allem die bayerische Akademie der Wissenschaften wurden unterwandert und die Städte Mainz und Bonn wurden zu wichtigen Zentren des Ordens außerhalb Bayerns.

Die immer schneller wachsende Vergrößerung des Ordens hatte allerdings auch interne Zerwürfnisse, welche das frühe Ende des Ordens mit auslösten, zur Folge. Eines der ersten Anzeichen war der Bruch zwischen Weishaupt und Knigge. Während Weishaupt Knigges Art, Mitglieder zu werben, kritisierte, warf Knigge Weishaupt einen despotischen Führungsstil vor.
Am 01.07.1784 verließ Knigge die Illuminaten. Beinahe zeitgleich wurden durch die bayerische Regierung eine Reihe von Verbotsbeschlüssen gegen die Freimaurer und Illuminaten erlassen. Man befürchtete damals eine Unterwanderung der Regierung Bayerns.
Wie gut man mit dieser Vermutung gelegen hatte, zeigte sich, als publik wurde, in welchen hohen Ämtern Illuminaten vertreten waren. Um jeglichen weiteren Verschwörungen gegen die Regierung vorzubeugen, wurde Anfang 1785 ein Edikt erlassen, welches die Auflösung des Illuminatenordens befahl und eine Mitgliedschaft in diesem mit einer hohen Strafe belegte.
Weishaupt, als Urheber der Verschwörung zur Zielscheibe öffentlicher Kritik geworden, sollte mit einer geringen Pension aus dem Dienst der Universität Ingolstadt entlassen werden und zuvor öffentlich das katholische Glaubensbekenntnis ablegen. Dieses war im Mittelalter eine übliche Kirchenbuße für Ketzer gewesen. Weishaupt entzog sich der Strafe jedoch durch eine Flucht nach Regensburg, von wo aus er nach Absprache mit den noch verbliebenen Mitgliedern im April 1785 in einem Rundschreiben den Illuminatenorden offiziell für aufgelöst erklärte. Doch der Schock und die Angst vor den Illuminati saßen tief und dauerten noch längere Zeit an. Es war bis in das 19. Jahrhundert bei Todesstrafe verboten, den Orden wieder neu zu gründen.



Siehe auch: Die bayrischen Illuminaten: Protokolle des Frankfurter Zirkels
 

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