Aha, der Autor hängt offenbar der intelligent design- Theorie an... das wundert mich nicht, der pure Kreationismus ist wohl kaum noch zu vertreten...
Ein paar Anmerkungen zum Text, den ich wirklich nicht besonders überzeugend fand:
holis.org schrieb:
Nicht Kampf, sondern Kooperation, nicht hemmungslose Vermehrung, sondern situationsbezogene Selbstbegrenzung, nicht chaotische Zufälle sondern intelligente, schöpferische Ordnungsprozesse: das sind die wahren Grundelemente der Evolution - und allemal auch eine bessere Basis für die menschliche Gesellschaft, als Krieg und „survival of the fittest".
Naja, "situationsbezogene Selbstbegrenzung" ist ein schöner Begriff, der mit der Realität allerdings meist wenig zu tun hat. "Die Natur" vermindert bei vermehrter Populationsgröße die Anzahl der Individuen durch Krankheiten, die durch eine größere Dichte schneller übertragen werden etc.
Eine feste Basis für die Gesellschaft darf die biologischen Voraussetzungen ihrer Individuen nicht übergehen....
Wenn der Autor "Krieg" und "survival of the fiittest" (mit dem je nach Kontext alles mögliche bezeichnet werden kann - was auch immer eben zum Überleben beiträgt) in dieser Art parallel nennt, sollte er im Gegenzug seine "schöpferischen Ordnungsprozesse" parallel mit dem Überleben des Schlecht- Angepassten gleich setzen... das würde zumindest die Unzulänglichkeit dieser konstruktion verdeutlichen...
holis.org schrieb:
Er hat die Gemüter von Generationen von Schulkindern verseucht, denen man eingebleut hat, sie müßten entweder stärker oder angepaßter sein als ihre Mitmenschen, um erfolgreich zu sein. Kooperation, Kreativität, Spontaneität, Freude wurden als unpassende Erfolgshindernisse in den Hintergrund gedrängt.
Kulturelle Anpassung (von der Darwin übrigens nicht sprach!) hängt vom gesellschaftlichen Kontext ab. In einer Gesellschaft, die Kritik, Kreativität etc. als positiv erachtet und fördert, werden genau diese Fähigkeiten zum positiven Selektionskriterium...
Der Mensch, der sich „darwinistisch" verhält, ist wie ein Krebsgeschwür im Organismus der Erde, und wenn er so weitermacht, zerstört er seine eigenen Existenzgrundlagen.
Ein mensch verhält sich nicht "darwinistisch"... Darwins Theorien waren Modelle für biologische Evolution, nicht Verhaltensforderungen an Menschen, die in einer Gesellschaft leben...
Ein ganzheitliches und ökologisches Bild, in dem vor allem das Prinzip der Kooperation endlich an den Platz gestellt wird, der ihm zusteht: als der wichtigsten und wesentlichsten Grundlage der Evolution.
Das Prinzip der Kooperation lässt sich schon längst in jedem Biolehrbuch finden, zb. unter Symbiose... Dieses prinzip zum Motor der Evolution zu erklären, wäre im übertagenden Sinne nicht einmal verkehrt, da verschiende Dinge miteinander in berührung kommen müssen, um etwas neues entstehen zu lassen, allerdings kann es nicht das einzige Prinzip sein, denn die Dinge müssen sich auch wieder voneinander trennen - "Liebe" und "Streit" des Empedokles eben...
Der Begriff "Anpassung" umfasst beide Prinzipien.
Ich überspringe jetzt mal die restlichen soziokulturellen Kommentare und beschränke mich auf sachliche Fehler:
Der Urvogel „Archaeopteryx" ist viele fehlende Zwischenstufen von seinen angeblichen Sauriervorfahren entfernt und immerhin noch etliche von seinen späteren Nachfahren, den modernen Vögeln. Und von jenem mysteriösen „Archaeobelix", der die Menschen mit ihren affigen Vettern verbinden soll, fehlt immer noch jede Spur.
naja, über homo habilis, homo erectus etc. lassen sich schon allein an den Schädelformen Entwicklungen nachvollziehen... natürlich würde man sich mehr Zwischenformen wünschen, aber man sollte sich mal überlegen, dass wir bisher nicht mal genau wissen, wie Evolution genau vor sich geht. ich persönlich halte es für durchaus möglich, dass bspw. Viren und Plasmide oder auch Retrotransposons eine gewisse Rolle gespielt haben könnten.... ist dies der Fall, wird eine sprunghafte Evolution denkbar, vergleichbar mit der gentechnik, in der ganze Gensequenzen übertragen werden...
Und vom Standpunkt der Logik aus erscheint es weder sinnvoll noch „wissenschaftlich", einen Indizienbeweis zu führen auf Grund von Indizien, die noch nicht vorliegen - mit dem Hinweis, daß sich diese Indizien eines Tages wohl noch finden werden.
Es gibt viele Indizien, das ist pure Polemik. Der Archaeopteryx ist trotz allem ein Indiz, die gefundenen Wale mit Hinterbeinen (Basilosaurus etc.) sind ein sehr starkes, die ganzen homo- arten, die eine Vergrößerung von Schädelvolumen etc. aufweisen ebenso....
Das Fehlen der „missing links" begründet der „Neodarwinismus" damit, daß solche Übergangsformen sich in kurzer Zeit in kleinen, geographisch isolierten Populationen entwickelt und daher keine Spuren hinterlassen haben - aber das ist eine pure Spekulation. Die Insel Neuseeland ist seit der Triaszeit, also seit über 60 Millionen Jahren isoliert, aber es haben sich dort weder besondere Neuerungen in der Tierwelt, wie zum Beispiel Säugetiere und moderne Reptilien, noch ein auffallender Formenreichtum entwickelt. Statt dessen finden sich dort „lebende Fossilien", wie die Brückenechse, und die Fauna ist eher ärmlich im Vergleich zu nicht isolierten Gegenden, in denen sich im gleichen Zeitraum das gesamte Säugetierspektrum entwickelt hat.
Also das ist ja mal ziemlicher Unsinn... Natürlich entwickeln sich auf einem isolierten eiland wesentlich weniger Arten als auf großen Kontinenten mit unterschiedlichen Vegetationszonen etc....
Darüber hinaus wäre es doch zumindest sehr seltsam, wenn unter den vielen Versteinerungen, in allen Schichten, über 600 Millionen Jahre hin, eben gerade all die Geschöpfe nicht versteinert wurden, die das „darwinistische" Denkmodell stützen könnten. Da drängt sich schon ein bißchen der Verdacht auf, daß sie gar nicht existiert haben. Und mit der „Lückenhaftigkeit des Fossilberichts" kann man sich da heute nicht mehr herausreden.
Es werden immer wieder mögliche missing links entdeckt. In anbetracht der Lückenhaftigkeit des FOssilberichts ist das schon fast mehr als zu erwarten wäre...
Naja, so ählich gehts wohl auch weiter... ich breche das hier erst mal ab und lese später noch weiter...
kleiner Nachtrag:
Zu den Grundpfeilern des Darwinschen Evolutionsgedankens gehört der Begriff vom „Kampf ums Dasein". Darwin gebrauchte diesen Ausdruck nach eigenem Bekunden „in einem weiten und metaphorischen Sinne" - also auch da, wo er eigentlich nicht angebracht ist. „Man kann auch sagen, eine Pflanze kämpfe am Rande der Wüste gegen die Trockenheit", meinte er, oder die Mistel „kämpfe mit anderen beerentragenden Pflanzen, damit sie die Vögel veranlasse, eher ihre Früchte zu verzehren und ihre Samen auszustreuen als die der anderen." Während die Verwendung von solch militaristischem Vokabular hier einfach fragwürdig ist und den wahren Sachverhalt verzerrt, benutzte Darwin es an vielen anderen Stellen aber durchaus nicht metaphorisch, sondern im wörtlichen Sinne, vor allem wenn er von der „großen Schlacht des Lebens" und vom „Krieg in der Natur" sprach. Und er betrachtete diesen „Krieg" als ebenso „naturgegeben" wie seine Landsleute Hobbes (für den der „Krieg aller gegen alle" der Naturzustand war), Malthus und Spencer.
Diese Argumentation scheint mir doch ziemlich zentral... vielleicht sollte man sich erst mal mit Hobbes beschäftigen, bevor man sich derartigen Darstellungen kritiklos anschließt... Hobbes begründet durch seinen "Krieg aller gegen aller" die Forderung nach einem Gesellschaftsvertrag, dem sich alle Individuen gleichberechtigt unterzuordnen haben. Damit wendet er sich auch und vor allem gegen das "Gottesgnadentum" weltlicher Herrscher, auch wenn er einen starken Herrschaft weiterhin als notwendig erachtet...
Er kann in gewisser Weise auch als anachronistischer Gegner der heutigen "die Konzerne werden sich schon dran halten"- Politik des Neoliberalismus betrachtet werden!
Jedenfalls habe ich meine probleme damit, wie einseitig der Autor derartige Aussagen und vor allem ihre Implikationen behandelt...
Wollte aber eigentlich fragen, wie der Autor jetzt zu der Überzeugung gelangt, dass Darwin eben genau die Audrücke „Krieg in der Natur" und "große Schlacht des Lebens"
nicht „in einem weiten und metaphorischen Sinne" gebraucht hat? :gruebel:
mfg