(Cyber-)Mobbing

Sedge

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Ein (Internet-)Mobbingfall in Berlin und die Folgen

Auf der Mobbingplattform "I share Gossip" werden missliebige Jugendliche mit realen oder erfundenen Geschichten öffentlich kompromittiert. Es kam deshalb schon zu Selbstmordversuchen. Vor einigen Tagen geriet die Mobbingseite wieder in die Schlagzeilen, weil die Angriffe nicht nur virtuell blieben.


Ganz aktuell geistert der Fall von Casey Heynes durch das Internet: The video, watched by thousands of people on Facebook and YouTube, shows a slightly built 12-year-old student antagonising a larger 16-year-old, punching him in the face as a friend records it on his mobile phone and at least four other students watch.
Suddenly the 16-year-old grabs the other boy and throws him head-first on to the concrete. There is a cracking sound as the 12-year-old's ankle connects with a timber bench. (The Sydney Morning Herald)


Mittlerweile gibt es Interviews mit Richard Gale (dem Bully) und Casey Heynes (dem Bully Victim).


Was ist eure Meinung zu dem Fall? Habt ihr Erfahrung mit Mobbing?
 

dkR

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Auf der Mobbingplattform "I share Gossip" werden missliebige Jugendliche mit realen oder erfundenen Geschichten öffentlich kompromittiert.
Das ist einfach nur noch erbärmlich.
 

agentP

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Mir ist dieses Casey Heynes-Ding auch völlig suspekt. Der Typ wir im Netz gefeiert wie ein Held. O.k. er hat sich gewehrt, das ist sein gutes Recht, aber einen 4 Jahre jüngeren halb so schweren Knaben derart auf den Boden zu knallen, das ist in meinen Augen kein Heldentum, sondern Notwehrexzess.

Was die Plattform anbelangt:

Das ist einfach nur noch erbärmlich.

:zustimmung:
 

gaia

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Ich habe davon gestern oder so zum ersten mal gelsen und schon überlegt ob das ein Thema fürs Forum( hier oder bei WV drüben) wäre.
Mobbing an sich scheint ein Thema zu sein bei dem sich die Meinungen stark unterscheiden. Ich habe da auch schon sehr oft gehört, dass die Opfer irgendwie selber schuld sind, weil sie sich falsch verhalten.
Für mich zeigt diese Meinung wie sehr erwartet wird das man sich anpasst damit man nicht zum Opfer wird. :-(
Zum Mobbingopfer kann man schneller werden, als man glaubt. Ich hatte selber eine Zeit extreme Probleme, weil ich die Neue( oder der Ersatz) für eine Frau war die ihren Job( wegen Problenem mit der Geschäftsführung) gekündigt hat. Da konnte ich nichts machen, außer selber kündigen.
Das eine Internet- Plattform zum mobben benutzt werden, ist nur noch traurig. Osder ein Zeichen von richtig kranken Humor
Und wenn ich dann noch lese:
"Ich finde es falsch, dass bei allen gesellschaftlichen Problemen immer die Schule verantwortlich gemacht wird"
finde ich das recht einfach dahingesagt.
Immerhin verbringen die Jugendlichen einen grossen Teil des tages in der Schule. Klar kann da nicht alles ausgebügelt werden, aber Erziehungsverantwortung sollte sie schon übernehmen. Und wenn die Schule der Platz ist an dem gemobbt wird, sollte gerade dorst auch etwas passieren.
Und wenn ich mir nun vorstelle, dass mein Sohn Opfer wäre, ist mir klar das ich ein Verbot richtig finden würde. Einfach damit er merkt, sowas wird nicht geduldet.[/i]
 

Telepathetic

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Mit dem "falschen Verhalten" ist meines Wissens nicht Anpassung gemeint, sondern dass sich Gemobbte nicht passiv machen sollen, sondern den Kollegen oder den Mit-Chattern zeigen, dass sie sich nicht zum Opfer machen lassen.
 

Ragemaster

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Als Lehrer kann ich nur sagen, die Erziehungsverantwortung liegt nicht bei der Schule sondern in erster Linie bei den Eltern.
Selbstverständlich ist man als Lehrkraft angehalten junge Menschen zu "erziehen", doch ich krieg so nen Hals wenn diese Verantwortung einfach immer wieder auf die Lehrer abgeschoben wird.
 

gaia

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Naja..ich habe ja geschrieben: Erziehungsverantwortung nicht die Erziehungsverantwortung schlechthin.
Wenn in einer Schule gemobbt wird, liegt es hier schon bei der Schule was dagegen zu tun.
Was mir persönlich zum Thema mobbing gesagt wurde ist übrigens, das die Opfer Schuld tragen weil sie: dick sind, komisch aussehen, seltsam angezogen sind, sich eigenartig verhalten oder aber sich einfach blöd anstellen......Darauf war auch das mit dem anpassen bezogen.
Und da hier leider die Eltern oft versagen( weil sie mit schlechtem Beispiel voran gehen) ist hier schon auch die Schule/ der Klassenlehrer gefragt.
Ein Klassenlehrer der wirklich Interesse an den Kindern hat, wird sich auchg drauf achten das die Klassengemeinschaft funktioniert ( soweit es in seiner Macht steht)
Tollerweise gibts es da auch Schulen an denen das ganz gut klappt- und Lehrer die nicht nur Unterrichtszeit absitzen.
Ich wollte dich auch kein Stück angreifen- ich finde es auch schlimm wenn Eltern sich erziehungstechnsich total raushalten.
[/i]
 

Ragemaster

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schon ok, mein kommentar kam wohl zu aggresiv rüber, war nicht meine absicht.

selbstveständlich sind die lehrer gefragt wenn es um mobbing geht in der schule. das ist leider ein thema, dass in letzter zeit immer mehr zunimmt. vielfach ist es jedoch auch so, dass man als lehrer nicht immer alles mitbekommt was schüler unter sich so treiben.

auch gibt es mobbingopfer die angst haben sich bei den lehrern zu melden.

mein kommentar bezog sich nur darauf, dass es sich viele eltern leider in letzter zeit auch zu einfach machen mit dem argument, dass die schule schon ihre kinder erziehen wird. dies ist zwar ein teil unserer aufgabe, doch im vordergrund steht nach wie vor die wissensvermittlung.
 

gaia

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Naja und ich reagiere wohl zu empfindlich beim thema mobbing und Schule...
Mir ist über die Jahre aufgefallen, dass bereits an Grundschulen gemobt wird und das es eben auch an höheren Schulen stattfindet...Das es nun sogar ganz legal im Internet stattfindet, zeigt natürlich auch, dass sich Eltern anscheinend nicht wirklich darum kümmern wie sich ihrr Nachwuchs sozial entwickelt.
Ich verstehe aber die Probleme die Lehrer deswegen haben, sie können das nur zum Teil auffangen.
Das Problem ist wohl auch, das das Selbstbewusstsein eines Opfers oft schon so angegriffen ist, das es die Situation aushält und sich selbst die Schuld gibt.
 

Telepathetic

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Opfer geben sich ja häufig selbst die Schuld. Scheint ein menschlicher Zug zu sein, sich in so einem Fall die Frage zu stellen: was habe ich falsch gemacht. Das andere Extrem zu den Schuldgefühlen wäre ja übrigens die Einstellung gar nichts falsch gemacht zu haben.

Ich glaube, dass Mobbing zum einen ein Ventil ist, um eigene Aggressionen an Schwächeren abzulassen und zum anderen als immer notwendiger erscheint, um in der Leistungsgesellschaft überleben zu können, d.h. Anerkennung zu bekommen und ein Leben, wie es angeblich als wünschenswert angesehen wird.

Ich kann mir gut vorstellen, dass sehr viele Leute heutzutage in irgendeiner Form Täter und/oder Opfer von Mobbing sind.

Gibt auch Info-Seiten im Netz und Verhaltensregeln, um Mobbing entgegenzutreten. Das benötigt natürlich Mut hinzusehen und mal was zu sagen, sich mit Gemobbten zu solidarisieren.

Den heute per Werbung verbreiteten Zwang bestimmte Produkte kaufen zu müssen, um dabei zu sein, sehe ich als weiteres trauriges Indiz dafür, dass wir in einer Gesellschaft leben, die (wenigstens) zum Teil nur an Bereicherung denkt und sich über die sozialen Folgen des eigenen Handelns keinerlei Gedanken macht.

Mobbing ist vielleicht eher als ein Symptom einer gesamtgesellschaftlichen Störung zu betrachten, im Sinne der dysfunktionalen Familie.
 

gaia

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Inwiefern kann ein Opfer etwas falsch gemacht haben? Was muß jemand tun um gemobbt zu werden?

Ist jemand der überfallen wird schuld, weil er sich im "Bahnhofsviertel"aufhält? Und wie lässt sich das auf ein Mobbingopfer übertragen? Ist das nicht frei von Schuld weil es sich zum Opfer machen lässt? Oder ist es nicht eher unsere Gesellschaft die erwartet dass wir auf eine bestimmte Weise sind?


Was Casey angeht, so hat er allerdings sehr heftig reagiert.
Auf dem Video das ich gesehen habe ist Richard angefeuert worden und dann ziemlich munter wieder aufgestanden. Und da er in die Kamera gelacht hat, vermute ich mal dass er zu dem Zeitpunkt noch nicht verzewifelt war. Das ist sicher erst durch die Art der Berichterstattung und den hype entstanden. Hat sich Richard eigentlich bei Casey entschuldigt? Der sollte ja nach dem Angriff gleich nochmal engegriffen werden, hat aber einen Beschützer gefunden....schon seltsam diese Geschichte.
Egal. Diese Art von Presse ist das Letzte. Das einige "Positive" das man überhaupt daraus ziehen kann ist, das Opfer sich vielleicht zu wehren anfangen. Ich hoffe sie finden einen anderen Weg als Gewalt.
 

Telepathetic

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Naja, unsere Gesellschaft scheint ja heutzutage in allen Bereichen verdammt hohe Maßstäbe anzusetzen, da fand' ich's in den 80ern um einiges "gemütlicher". Aber wie gesagt, ich denke, dass unermesslicher Leistungsdruck und die Grundaussage "Hast Du was, bist Du was" ganz allgemein zu Gewalt führt und dazu gehört dann auch das Mobbing.

Ich sage nur, das Opfer sich häufig selbst die Schuld an der erlittenen Tat geben. So wie sich Scheidungskinder regelmäßig die Schuld an der Trennung ihrer Eltern geben.

Ist das nicht frei von Schuld weil es sich zum Opfer machen lässt?
Diese Frage klingt für mich so, als würde sich jemand bewußt dafür entscheiden und ist damit von Schuld automatisch befreit. Ich nehme aber an, dass Du die Frage nicht so gemeint hast, wie sie bei mir angekommen ist.

Ich meine, dass ein Mensch bereits durch seine Haltung eine gewisse "Opferbereitschaft" signalisieren kann und damit eher von einem Täter ausgewählt wird, als ein Mensch, der/die den Anderen die Einstellung suggeriert: Mit mir NICHT, meine Damen und Herren!
 

gaia

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Ja *g* ...ich habe wohl mitten in der Frage umformuliert:
Ist ein Opfer schuld, weil es sich zum Opfer machen lässt? wollte ich schreiben.
Ich finde es allerdings schwierig einem Opfer gegenüber überhaupt von Schuld zu sprechen.
Sowas wie Opferbereitschaft gibts ja eigentlich nicht wirklich- Täter machen Menschen zu Opfern. Aus den bereits genannten Gründen.
Aber ich verstehe was du meinst ;-)
Man sollte aber bei den Tätern anfangen. Deswegen- um mal auf Cyber Mobbing zurück zukommen, würde ich es schon für richtig halten wenn man eine Internetplattform auf der das stattfindet verbieten würde.
 

Telepathetic

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Ich bin auch für ein Verbot. Einen insgesamt schadlosen Nutzen an einem willkürlich ausnutzbaren virtuellen Pranger, bei dem die Anprangernden auch noch verdeckt bleiben, kann ich überhaupt nicht erkennen.

Da könnte auch das Argument der schützenswerten "Freiheit im Internet" nicht fruchten. Wie auch? Diese Seite schürt Gewaltausübung und schadet im Endeffekt beiden Seiten, den Opfern, aber auch den Tätern.

Erschreckt mich immer wieder zu sehen, wieviel Gewaltbereitschaft in Menschen stecken kann, die nur auf ein Ventil wartet. Da lassen sich doch gewiß bessere Ventile finden. Oder Lebensumstände, die Zorn erst gar nicht aufkommen lassen .. zumindest nicht in einem Maße wachsen lassen (aufstauen), dass daraus zutiefst verletzende Taten entstehen können.
 

sercador

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Telepathetic schrieb:
Ich bin auch für ein Verbot.
Und glaubst du ernsthaft, daß ein verbot oder eine Indizierung einer Internetseite irgendetwas bewegt?

Es gibt einige Schul-Projekte, die sich mit dem neuen Volkssport Mobbing befassen. Umfassende Aufklärung, allgemein bekannte Ansprech- und Eingreifpartner und nicht zuletzt Bestrafung der Täter sind in meinen Augen die richtigen Wege.
 

gaia

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Ja es bewirkt etwas. Mobbing Opfern wird signalisiert, dass man es nicht duldet das ihre ohnehin schon vorhandene "Qual" öffentlich( im Intenet) gemacht wird.
Man macht Tätern klar, dass es nicht geduldet wird , wenn sie sich auch noch öffentlich zusammenrotten. Und man gibt einen rechtlichen Hinweis in Richtung " Das ist nicht erlaubt....."
Ich stelle mir gerade vor, wie das sein muss, wenn man eh schon Angst hat zur Schule zu gehen- weil man fertig gemacht wird. Und dann auch noch auf einer Internetplattform nachlesen kann, was andere von einem halten. Und hierbei muss man daran denken, dass Mobbingopfer in der Regel kein allzu grosses Selbstbewusststein mehr haben
 

Telepathetic

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Sicherlich. Zuerst einmal damit der Gewaltausübung, die über speziell diese Seite betrieben wird, Einhalt geboten wird. Darüber hinaus wegen der Signalwirkung, dass dieses Verhalten vom Gesetzgeber nicht toleriert wird.

Aufklärung und Prävention halte ich auch für richtig.
 

gaia

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Interessanter Kommentar.

Ein Verbot, halte ich nach wie vor-als Zeichen für ein Mobbing Opfer das öffentlich lächerlich gemacht wird- für richtig. Man verbietet ja auch andere Seiten mit kriminellen Inhalt.
Dabei ist schon klar, dass ein Verbot allein nicht ausreichen kann und das man auch hier wieder das Übel bei der Wurzel packen muss. Also ganz klar Erziehungsarbeit. Und ja...in den Schulen:
Am Beispiel ihrer alltäglichen Erfahrungen sollen Kinder unter anderem lernen, welche Bedeutung der Datenschutz im Internet hat, wie sie sich gegen Belästigung und Mobbing wehren und wie sie illegale Inhalte melden können. Auch konkrete Maßnahmen, wie ein so genannter Panikknopf auf Webseiten, mit dem sich anstößige Inhalte sofort anzeigen lassen, sind in Planung.
...hört sich erfolgsversprechend an.
 
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