Aufstand der Atheisten

NoToM

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Werner, die Atheisten kommen...

Seit etwas mitte 70ziger Jahre drängen die Atheiststen mit einem steigendem Selbstbewusstsein immer mehr ans Licht der Öffentlichkeit.
Zuerst noch zögerlich, werden inzwischen ganze Werbekampangen aufgezogen, welche zum Teil recht bizarre Reaktionen auslösen.

http://www.ask1.org/fortopic19993.html

Auch das erste atheistische Kinderbuch, “Wo bitte geht’s zu Gott? fragte das kleine Ferkel” von Michael Schmidt-Salomon, dem im deutschsprachigen Raum bekannten Gesicht der Atheistischen bewegung sorgte 2008 für viele rote Köpfe und heisse Diskussionen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Wo_bitte_geht’s_zu_Gott?_fragte_das_kleine_Ferkel

Der wohl international bekannteste Redner der Atheisten, Clinton Richard Dawkins, ( http://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Dawkins ) ein britischer Zoologe, theoretischer Biologe, Oxford-Professor und Autor wissenschaftlicher und populärwissenschaftlicher Literatur, hat sein letztes Buch offen dem Zweck gewidmet, so viele Menschen wie möglich zum Atheismus zu "bekehren"


Das Buch führte international Wochenlang die Bestseller-Listen an und ist der erste mir bekannte offene Versuch von einem Atheisten zu "Missionieren". Er schreibt selbst, dass er mit dem Buch möglichst viele vom Atheismus überzeugen möchte.
In dem Buch zerpflückt Dawking genüsslich, aber auch teilweise recht genervt, den religiösen Glauben im Allgemeinen.
Er macht das sehr gut in meinen Augen, auch wenn er sich hin und wieder emotional etwas zu sehr hineinsteigert.

Auf YouTube findet man diverse Videos von Diskussionsrunden mit Dawkins oder Michael Schmidt-Salomon. Interessant sind dabei Teilweise auch die Reaktionen auf die Videos. Kontroverse Islamprediger wie Pierre Vogel sehen sich herausgefordert und zu einer Antwort genötigt. Aber auch nahmhafte theologische Populärautoren versuchen die Argumentation von Dawking zu zerfplücken.
Gemein haben sie alle jedoch auffallend eines. Sei es nun in den Diskussionsrunden im TV oder in den reviews im Netz, die Gegenargumente sind schon fast durchgehend von einer peinlichen geistigen Unreife durchzogen die seinesgleichen sucht oder versuchen nicht die Argumente zu entkräften, sondern die Person selbst zu diskreditieren.

Obwohl ich mich selbst Atheisten bezeichne und grundsätzlich sehr froh über diesen Trend bin und ich auch gerne für mehr Gleichberechtigung zwischen den Gläubigen- und Nichtgläubigen einstehe, bereitet mir diese Entwicklung in richtung Extrem, sei es bei den Religionen oder in der nahen Zukunft vielleicht auch bei den Atheisten, zunehmend Sorge.

Wie sieht ihr das, was geht euch so durch den Kopf? Auch gerne Gedanken zur Bewegung und der entsprechenden Literatur.

Gruss

NoToM
 

agentP

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Wir sind in Mitteleuropa in der recht bequemen Situation, dass bekennender Atheist zu sein eigentlich kein Problem darstellt. aus dieser Situation heraus habe ich so meine Probleme damit, wenn Leute wie Dawkins so auf die Pauke haun. Das hat so einen missionarischen Charakter, der mir bei Religionen auch als erstes einfällt, wenn ich nachdenke, warum ich Religion meide, wie der Teufel das Weihwasser (haha!).
Das ist aber eher eine Frage des Stils. Grundsätzlich begrüsse ich, dass auch Atheisten sich mittlerweile auch aktiv mit einer Position in gesellschaftliche Diskussionen einschalten, denn die grossen Religionsgemeinschaften tun das schliesslich auch.
Ich muss aber auch eingestehen, dass die Situation in anderen Ländern anders ist. In den USA ist es z.B. unter Umständen durchaus nicht ganz so unproblematisch, sich als Atheist zu outen. Vielleicht ist es für solche Länder durchaus die bessere Strategie auf den Putz zu hauen um Aufmerksamkeit zu bekommen und einen öffentlichen Diskurs am Laufen zu halten.
 

NoToM

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agentP schrieb:
Wir sind in Mitteleuropa in der recht bequemen Situation, dass bekennender Atheist zu sein eigentlich kein Problem darstellt.

Sich in unseren Breitengraden öffentlich als Atheist zu Outen scheint Unproblematisch. Zumindest auf den ersten Blick. Ich persöhnlich habe keine negativen Erfahrungen bisher gemacht, aber ich erzähle das auch nicht gross rum, wozu auch. Die andere Frage ist jedoch, in wie fern schränkt mich der Glauben an Gott/Götter und die Religionen ein, ohne das ich mir vielleicht dessen bewusst bin.

Ein einfaches Beispiel ist, dass man in der Schweiz am Sonntag nicht einkaufen kann, da (fast) alles geschlossen ist. Wer hatts erfunden?
Oder gegen nervige Kirchengebimmel ist auch kaum ein Kraut gewachsen, obwohl es für Normalsterbliche sowas wie Grenzwerte gibt.

Natürlich sind das Dinge mit denen man sich Arrangieren kann (muss?) und keinen wirklichen Vergleich darstellen, zu den Repressalien, die Nichtgläubige anderswo erleiden müssten, würden sie zu ihem Nichtglauben stehen.
Aber ich bin sicher, dass diese Liste stetig wachsen wird, um so länger man darüber nachdenkt.
 

agentP

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Ein einfaches Beispiel ist, dass man in der Schweiz am Sonntag nicht einkaufen kann, da (fast) alles geschlossen ist. Wer hatts erfunden?

Ja, erfunden schon, aber in Deutschland wird durch die Gewerkschaften dafür gesorgt, dass es so bleibt. Ich glaube die Kirchen könnten das nicht mehr alleine durchsetzen.
Es gibt aber schon Bereiche, wo die Kirchen noch gewaltigen Einfluss haben, zum Beispiel in Ethikfragen (Abtreibung, Gentechnik, etc.).

In Deutschland kommt halt grundsätzlich hinzu, dass wir vor 20 Jahren 20 Mio. Menschen dazubekommen haben, die gewissermassen mit staatlich verordnetem Atheismus aufgewachsen sind.
 

NoToM

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agentP schrieb:
Ja, erfunden schon, aber in Deutschland wird durch die Gewerkschaften dafür gesorgt, dass es so bleibt. Ich glaube die Kirchen könnten das nicht mehr alleine durchsetzen.

Die Gewerkschafter sind alle Atheisten? Oder anders gefragt, was motiviert sie?

agentP schrieb:
In Deutschland kommt halt grundsätzlich hinzu, dass wir vor 20 Jahren 20 Mio. Menschen dazubekommen haben, die gewissermassen mit staatlich verordnetem Atheismus aufgewachsen sind.

Was genau bedeutet das für Deutschland. Ist das eine Erklärung für die aktuelle poularität des Atheismus? Weiss man, wie viele der 20 Millionen echte Atheisten waren und es immer noch sind? Das wäre sicherlich Interessant.




Edit:

Es stellen sich auch noch ganz andere Fragen. Warum ist es höchst Unwahrscheinlich, dass jemand der öffentlich Odin anbetet wohl kaum Bundeskanzler(in) werden wird, hingegen Gott anzubeten ist ok?
Das ganze Denken ist irgendwie seltsam.
 

Goatboy

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Sich bei uns als Atheist zu erkennen zu geben ist meines Erachtens nur solange unproblematisch, wie es um nichts geht. Hohe öffentliche Positionen wären auch hierzulande selten von Atheisten zu besetzen. Wenn Frau Özkan den Vorschlag macht, Kruzifixe in Klassenzimmern abzuschaffen und daraufhin förmlich überrollt und erdrückt wird, sehe ich in der Politik zum Beispiel wenig Spielraum für Atheismus (dass sie selbst Moslem ist, ist dabei nicht von Belang). Zur Rolle der Kirchen in Deutschland habe ich mich in einem anderen Thread bereits umfangreich geäußert.

Den Standpunkt, missionierenden Atheisten kritisch gegenüberzustehen, kann ich gut nachvollziehen. Allerdings muss man es so sehen: wenn ein System, das seit mindestens 6000 Jahren bestand hat, nämlich die nicht anzuzweifelnde Autorität von Religionen als gesellschaftliche Führung, soweit aufgelockert werden soll, dass Menschen, die sich ihm nicht unterwerfen, in großen politischen und gesellschaftlichen Fragen gleichberechtigt sind, dann ist eine gewisse Anstrengung sicherlich unabdingbar.
 

agentP

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Die Gewerkschafter sind alle Atheisten? Oder anders gefragt, was motiviert sie?

Nein, ganz sicher nicht.
Was sie motiviert? Gewerkschaften sind Interessenvertreter, das motiviert sie. Es geht hier um Arbeitszeit und Ruhetage und vermutlich um die Planbarkeit eines Privatlebens und nicht um einen bestimmten Tag.

Was genau bedeutet das für Deutschland. Ist das eine Erklärung für die aktuelle poularität des Atheismus? Weiss man, wie viele der 20 Millionen echte Atheisten waren und es immer noch sind?

Das ist imho völlig irrelevant. Wichtig ist, dass 20 Millionen nicht nur mit einer staatlichen und gesellschafltichen Akzeptanz von Atheismus aufgewachsen sind, sondern sogar mit staatlicher Unterstützung desselben.
Egal ob du dann selber einer bist oder nicht, er wird dir sicher nicht undenkbar (im wahrsten Sinne des Wortes) vorkommen, wie das evtl. in dediziert christlichen (religiösen) Ländern der Fall ist.

Warum ist es höchst Unwahrscheinlich, dass jemand der öffentlich Odin anbetet wohl kaum Bundeskanzler(in) werden wird, hingegen Gott anzubeten ist ok?

Weil die Odinanbetung die Christen UND die Atheisten doof finden, während die Gott-Anbetung maximal nur die Atheisten doof finden und bei denen fallen noch alle die weg, denen es zumindest wurscht ist, was andere glauben.
 

Trasher

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Sich bei uns als Atheist zu erkennen zu geben ist meines Erachtens nur solange unproblematisch, wie es um nichts geht. Hohe öffentliche Positionen wären auch hierzulande selten von Atheisten zu besetzen.
Da braucht es gar keine hohen Position. Wahrscheinlich jeder, der in einer Einrichtung mit kirchlichem Träger arbeitet, besiegelt mit dem Kirchenaustritt seine eigene Kündigung.
 

Mr. Anderson

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NoToM schrieb:
Warum ist es höchst Unwahrscheinlich, dass jemand der öffentlich Odin anbetet wohl kaum Bundeskanzler(in) werden wird, hingegen Gott anzubeten ist ok?
Das ganze Denken ist irgendwie seltsam.
Wobei ich nicht glaube, dass (der christliche?) „Gott“ gegenüber „Odin“ großartige, logisch nachvollziehbare Vorzüge hat.

Wenn man die Bibel liest, dann fällt einem jedenfalls auf – oder zumindest fiel mir auf –, dass der abrahamitische „Herr“ zunächst einfach die Religion irgendeines Stammes ist, oder zumindest des Familienoberhauptes. Die Story spielt in einer Zeit, wo die Leute noch Hausgötter bei sich rumzustehen haben und mit ihnen „sprechen“; und diese Gespräche erinnern immer stark an ein Selbstgespräch.
Der Gott von Abraham und seinen Gören ähnelt zunächst übrigens auch überhaupt nicht dem allwissenden und allmächtigen Gott, wie man ihn sich heute vielleicht vorstellt; zum Beispiel ändert er andauernd seine Meinung. Wenn er spricht, läuft es nicht selten etwa so ab:
Gott: „Ey Du, mach mal dies und jenes“ – Antwort: „Aber wenn ich dies und jenes mache, passiert doch dies und das.“ – „Nagut, dann mach eben das andere und das und jenes.“
Auffällig ist auch, dass er zunächst – geradezu bescheiden – von sich selbst sagt: „Ich bin der Gott Deines Vaters“ u. ä. Erst viel später, als das Volk Jakob (alias Israel) ziemlich groß geworden ist, haut er dann irgendwann Sprüche raus wie „Die ganze Erde ist mein“; ich glaube erstmals gegenüber Moses.

Naja, und das ist heute die größte Religion der Welt (mit dem Upgrade namens Jesus). Herzlichen Glückwunsch.

Von einer „Missionierung“ hin zum Atheismus allerdings halte ich persönlich wiederum ziemlich wenig; schon deswegen, weil ich der Idee gegenüber, dass eine Art Gott oder eine kreative Kraft oder ähnliches existieren könnte, prinzipiell aufgeschlossen bin. Und solange nichts in der Richtung bewiesen ist, halte ich es zumindest grundsätzlich nicht für uninteressant, sich in irgendeiner Form damit zu befassen.
Bevor eine so genannte „Heilige Schrift“ mich beeindruckt, muss sie allerdings den ein oder anderen Test bestehen, und da fallen das Alte und das Neue Testament leider mit Pauken und Trompeten durch. Aber ich lese demnächst wahrscheinlich mal den Koran. (Ich bin allerdings durch einige Ausschnitte davon bereits vorbelastet und habe so eine Vorahnung, dass dieser nicht nur mit Pauken und Trompeten, sondern auch mit einer gewaltigen Arschbombe durchfallen wird.)
 

agentP

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Da braucht es gar keine hohen Position. Wahrscheinlich jeder, der in einer Einrichtung mit kirchlichem Träger arbeitet, besiegelt mit dem Kirchenaustritt seine eigene Kündigung.

Das hat aber nicht direkt mit dem Einfluss der Kirche zu tun, sondern weil es sich in dem Fall um einen sogenannten Tendenzbetrieb handelt. Das gilt zum Beispiel auch für Mitarbeiter von partei- oder gewerkschaftseigenen Betrieben oder bei Medienunternehmen, die nicht überparteilich sind, sondern eine offene weltanschauliche Ausrichtung haben. Auch da sind entsprechende Vertragsklauseln vermutlich zu tolerieren. [/quote]
 

Goatboy

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Nein, Betriebe von Religionsgemeinschaften sind keine einfachen Tendenzbetriebe, sie haben eine Sonderstellung und sind dem Betriebsverfassungsgesetz nicht unterworfen.
 

InsularMind

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Glaubenslose finden sogar die Religion der Atheisten etwas doof :lol: wie alles, was damit zu tun hat, Menschen von etwas zu überzeugen. Warum muss man überhaupt jemand überzeugen? Können sich Menschen nicht selbst von etwas überzeugen? Geht am besten, wenn es da ist.

Ich teile wohl viele Ansichten, die manche Atheisten auch haben, würde mich allerdings nicht dazu zählen können, da ich nicht mal den Glaubensformen folge, die ohne Götter auskommen -- auch wenn ich sie je nach Stand und Durchdachtheit nützlicher finde, als die sich gegenseitig bekämpfenden Götter-Idee-Anhänger.

Auch an der eigenen Idee, dass ein nicht unbeachtlicher Teil religiöser Inhalte auf Vorstufen von psychischen Krankheiten, Fehlinterpretationen, Wahrnehmungsstörungen ect. zurückgehen, die sich über die lange Zeit der evolutionären Entfaltung teils traditionsartig fortgesetzt und abgeändert haben -- anerzogen und weitergereicht wurden, sind mir immer noch zu viele schlecht erklärbare Ecken und Enden enthalten. Zudem müsste geklärt sein, was Wirklichkeit ist und wie viel davon Menschen überhaupt erfassen können, wie da die Prozentsätze verteilt sind, ob nicht zum Beispiel Schizophrene auch nur eine Art religiöse Wahrnehmung haben, die von uns an medizinischen Eigenheiten und Hirnfehlern festgemacht wird. Auch die Idee religiöser Behinderung / Begabung oder Sonderstellung ähnlich wie bei Synästhesie müsste man dazu überdenken. Das Problem ist da wieder, dass sich die Anhänger religiöser Strömungen sofort verletzt fühlen, wenn man ihren Wahrnehmungsraum so beleuchtet. Fühlen sich Atheisten ähnlich verletzt, wenn man mit ihrem Wahrnehmungsraum kritisch umgeht? Manche Religiöse haben zumindest den Ansatz, dass auch Atheisten in irgend einer Form erkenntnisbehindert oder wahrnehmungskrank seien.

Die Extrementwicklung sehe ich unausweichlich, wenn beide / mehrere Strömungen auf einer Pacht der absoluten Richtigkeit ihrer Weltanschauung beruhen. Das ist wohl der Grund für alle anschaulichen Zankereien, und dadurch, dass Menschen nach einer einheitlichen Sicherheit des Wirklichkeitsbegriffs suchen, nicht zu vermeiden. Das würde wohl nur gehen, solange Weltanschauung "nur" auf der Basis von Meinungsinhalten gehandelt würde, oder jeder seine eigene Welterklärung für sich behielte. So wäre Friede unter vielen Menschen vielleicht nicht ganz utopisch.
Extremismus halte ich für unnütz, wenn sich der Hauptpunkt menschlichen Zusammenlebens darum drehen soll, dass jeder ohne Wertung seiner Überzeugungen oder Ansichten was vom Leben haben soll oder in relativem Frieden, Entfaltung, individueller Persönlichkeit oder der konsensgerechten Natur seines Selbst leben können soll.
Solange da entweder Religionen oder Neosophismen zu viele Leute manipulieren, beeinflussen oder missionieren wollen, bzw. verschiedene Menschen schon wegen ihrer individuellen Streubreite aus Merkmalen niederschätzen, sehe ich dieses Händereichen nicht.
Auch da nicht, solange Glaubensfragen mit jener bezeichnenden Empfindlichkeit besetzt bleiben, und keiner sich zu erklären traut, was Religionen eigentlich sind, und warum sie entstanden sind, oder wie religiöse Wahrnehmung entsteht, wie nichtreligiöse Wahrnehmung entsteht usw.
Das Ganze ordentlich aufklären -- man kann das Fremdartige nur verstehen, wenn man seinen Lebensraum kennt.

Zu "Der Gotteswahn" gibt es inzwischen auch ein regelrechtes Kontra-Buch, "Der Atheismuswahn" von Alister E. McGrath, einem Theologie-Professor, das ist wahrscheinlich, was NoTom mithin ansprach.
http://de.wikipedia.org/wiki/Alister_McGrath
 

agentP

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Goatboy schrieb:
Nein, Betriebe von Religionsgemeinschaften sind keine einfachen Tendenzbetriebe, sie haben eine Sonderstellung und sind dem Betriebsverfassungsgesetz nicht unterworfen.

Ich habe doch gar nicht behauptet, dass sie "einfache" Tendenzbetriebe sind. Das BetrVG geht bei Religionsgemeinschaften weiter, als bei anderen Tendenzbetrieben.
Auf andere (einfache) Tendenzbetriebe findet das BetrVG btw. auch nur sehr eingeschränkt Anwendung.

§ 118 Geltung für Tendenzbetriebe und Religionsgemeinschaften

(1) Auf Unternehmen und Betriebe, die unmittelbar und überwiegend
1.
politischen, koalitionspolitischen, konfessionellen, karitativen, erzieherischen, wissenschaftlichen oder künstlerischen Bestimmungen oder
2.
Zwecken der Berichterstattung oder Meinungsäußerung, auf die Artikel 5 Abs. 1 Satz 2 des Grundgesetzes Anwendung findet,
dienen, finden die Vorschriften dieses Gesetzes keine Anwendung, soweit die Eigenart des Unternehmens oder des Betriebs dem entgegensteht. Die §§ 106 bis 110 sind nicht, die §§ 111 bis 113 nur insoweit anzuwenden, als sie den Ausgleich oder die Milderung wirtschaftlicher Nachteile für die Arbeitnehmer infolge von Betriebsänderungen regeln.
(2) Dieses Gesetz findet keine Anwendung auf Religionsgemeinschaften und ihre karitativen und erzieherischen Einrichtungen unbeschadet deren Rechtsform.
http://bundesrecht.juris.de/betrvg/__118.html
 

NoToM

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InsularMind schrieb:
Glaubenslose finden sogar die Religion der Atheisten etwas doof :lol: wie alles, was damit zu tun hat, Menschen von etwas zu überzeugen. Warum muss man überhaupt jemand überzeugen? Können sich Menschen nicht selbst von etwas überzeugen? Geht am besten, wenn es da ist.


Obwohl ich das immer wieder lese, halte ich Atheismus nicht für einen glauben. Ausser, nicht an ein fliegendes Spaghettimonster zu glauben oder nicht an Feen und Kobolde im Garten zu glauben ist ebenfalls ein Glaube. Ist an etwas nicht zu Glauben ein Glaube? Ich denke nicht.

Warum muss man Menschen von etwas überzeugen? Nun, wenn wir davon aussgehen, dass die Menschheit, unser Planet, diese Galaxy irgendwann durch einen Kometen oder eine Sonneneruption, durch Viren oder Umweltverschmützung, durch die kollision mit einer anderen Galaxy ausgelöscht wird, müssen wir gar nichts, denn längerfristig macht es eh alles keinen Sinn.

Und was mein Nachbar glaubt mir ist grundsätzlich auch schnurz.
Aber in diesem meinem kurzen leben ist es mir nicht egal, wenn er desswegen eine besondere Behandlung erfährt, mehr Chancen in der Politik hat, vom Militärdienst befreit wird nur weil er glaubt wärend meine logischen Bedenken ignoriert werden. Mir ist es nicht egal, wenn sich Menschen in die Luftsprengen und meine Kinder in den Tod reissen, Kriege führen oder ihre Haldlungen und Taten damit begründen, dass es ihnen von Einhörner, Feen oder Engel befohlen wurde. Hier sehe ich schon einen gewissen Bedarf an Aufklärung. Bin ich zu Egoistisch?

Mr. Anderson schrieb:
Von einer „Missionierung“ hin zum Atheismus allerdings halte ich persönlich wiederum ziemlich wenig; schon deswegen, weil ich der Idee gegenüber, dass eine Art Gott oder eine kreative Kraft oder ähnliches existieren könnte, prinzipiell aufgeschlossen bin. Und solange nichts in der Richtung bewiesen ist, halte ich es zumindest grundsätzlich nicht für uninteressant, sich in irgendeiner Form damit zu befassen.

Gerade dem letzten Teil Deiner Aussage widmet Dawkins grosse Teile seines Buches. Er sieht das etwas anders und Zeigt auf, dass ein Gott mehr Fragen aufwirft als dass beantwortet werden wie zB. "Wie entstand oder wer erschuff Gott?" Gleichzeitig zeigt er auf, dass die Naturwissenschaften bisher nicht alle, aber weit bessere Antworten liefert, diese aber leider zu wenig bekannt und zu wenig verstanden wurden.
Er vergleich die Erklährungsmodelle der Kreationisten, aber auch anderer, modernerer Theisten mit wissenschaftlichen Thesen.
Ach, umd bevor jetzt jemand behauptet, Wissenschaft sei ein Glaube, sollte sich bitte zuerst informieren.


Irgendwie wäre es schön, wenn noch mehr Leute hier "Der Gotteswahn" gelesen hätten und wir ihn kritisch Diskutieren könnten. Und nein, ich bin nicht am Umsatz beteiligt, ich finde es einfach nur hoch interessant ;-)
 

Mr. Anderson

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NoToM schrieb:
Gerade dem letzten Teil Deiner Aussage widmet Dawkins grosse Teile seines Buches. Er sieht das etwas anders und Zeigt auf, dass ein Gott mehr Fragen aufwirft als dass beantwortet werden wie zB. "Wie entstand oder wer erschuff Gott?"
Ich habe Dawkins etwas anders verstanden. "The God Delusion" habe ich zwar nicht gelesen, aber viele Diskussionen und Vorträge von und mit Dawkins gesehen.
Ich glaube, es geht ihm eher darum, die (Schein-)Argumente zu widerlegen, die für die Existenz eines Gottes angeführt werden; insbesondere die, welche besagen, dass man bestimmte Dinge wissenschaftlich nur mit Gott erklären kann, oder dass Gott für irgendwas eine "bessere" Erklärung darstellen würde als unsere bisherigen Modelle.
Er kommt in seinem Buch auch zu dem Schluss "There is almost certainly no God." aber er sagt m. W. nicht, dass es keinen Sinn ergäbe, sich mit dieser Möglichkeit überhaupt zu beschäftigen. Ich denke, wenn er "Gott" diskreditiert, meint er das immer im Zusammenhang mit dessen Wert als wissenschaftliches Modell oder dessen gesellschaftlichem Nutzen, wobei er sich dort allerdings auch nur auf die bisherigen populären Gottesvorstellungen bezieht, also die von den Kirchen propagiert wurden.
 

Shishachilla

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NoToM schrieb:
InsularMind schrieb:
Glaubenslose finden sogar die Religion der Atheisten etwas doof :lol: wie alles, was damit zu tun hat, Menschen von etwas zu überzeugen. Warum muss man überhaupt jemand überzeugen? Können sich Menschen nicht selbst von etwas überzeugen? Geht am besten, wenn es da ist.


Obwohl ich das immer wieder lese, halte ich Atheismus nicht für einen glauben. Ausser, nicht an ein fliegendes Spaghettimonster zu glauben oder nicht an Feen und Kobolde im Garten zu glauben ist ebenfalls ein Glaube. Ist an etwas nicht zu Glauben ein Glaube? Ich denke nicht.
Das gilt genau dann, wenn du explizit sagst: "Nein, es gibt keinen Gott!"
Da weder seine Existenz noch seine Nichtexistenz jemals bewiesen, sondern nur "geglaubt" werden können, handelt es sich bei jemandem der diese Aussage vertritt schon um einen Gläubigen.
Aber zum Glück gibt es ja noch den Agnostizismus, den man auch gut mit dem Atheismus verknüpfen kann.
Warum muss man Menschen von etwas überzeugen?
Das kannst du jeden fragen der für seine Überzeugung einsteht.
Seien es die Amis, welche die Demokratie hinaus in die Welt tragen wollen, oder eine Partei im Wahlkampf usw. usf.
Der einzige Unterschied ist wohl der, dass andere Dinge recht gut und greifbar zu belegen sind. Beim Glauben an etwas, das du nur über Gefühle vermitteln kannst die aber auch rationaler erklärbar sind wirds dann schwer.
Und was mein Nachbar glaubt mir ist grundsätzlich auch schnurz.
WORD!
Solange ich in meiner Freiheit nicht eingeschränkt werde sollen se machen was se wollen. :egal:
 

Ein_Liberaler

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Wenn es ein Glaube ist, die Existenz Gottes zu verneinen, dann ist es auch ein Glaube, die Kugelgestalt der Erde zu bejahen. Dann ist alles Glaube.
 

Shishachilla

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Ein_Liberaler schrieb:
Wenn es ein Glaube ist, die Existenz Gottes zu verneinen, dann ist es auch ein Glaube, die Kugelgestalt der Erde zu bejahen. Dann ist alles Glaube.

Wieso das denn?
Dass die Erde ungefähr ne Kugelform hat kann man doch heutzutage relativ gut beweisen, hab ich gehört. ^^
Ich muss ja nu nicht gerade das Rad erfunden haben, um zu wissen, dass es existiert.
 

Ein_Liberaler

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Diese scheinbaren Beweise für die Gestalt der Erde könnten daher rühren, daß eine Gottheit unsere Sinne verwirrt oder die Naturgesetze beugt. Soweit ich aber meinem Verstand und meinen Sinnen trauen darf, ist die Erde rund und Götter gibt es nicht. Das ist kein Glaube. Das ist eine Schlußfolgerung, die auf bestimmten Prämissen beruht.
 

Shishachilla

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Ein_Liberaler schrieb:
Diese scheinbaren Beweise für die Gestalt der Erde könnten daher rühren, daß eine Gottheit unsere Sinne verwirrt oder die Naturgesetze beugt. Soweit ich aber meinem Verstand und meinen Sinnen trauen darf, ist die Erde rund und Götter gibt es nicht. Das ist kein Glaube. Das ist eine Schlußfolgerung, die auf bestimmten Prämissen beruht.

Tjo, ein Glaube sozusagen.
Du kannst sagen die Schwerkraft existiert, weil Massen sich anziehen, wegen der Schleifenquantengravitationstheorie halt, oder du kannst sagen das Spaghettimonster sitzt im Erdinnern und steuert das mit magischen Kräften.
Klar, ist das eine irgendwie schon sinnvoller, erfordert aber mehr Aufmerksameit und eigenes Denken.
Im andern Fall sagt man halt: Das Spaghettimonster gaukelt uns die Theorie nur vor.
 

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