Der Vorfall aus dem Express ist hier bei mir gleich um die Ecke passiert...
Ich hab das ganze aber erst vor ein paar Tagen mitbekommen, aufgrund der Mahnwachen und Demos und dem erheblichen Polizeiaufgebot von dem die Mahnwachen begleitet werden.
Mein Eindruck ist nicht das ein Täter zum Opfer gemacht wird. Ein Täter wurde Opfer - und ein Opfer Täter. Ich finde es allerdings ebenfalls ziemlich befremdlich, dass der getötete so glorifiziert wird. Eine Mutter hat mir erzählt, dass an der Schule (auf die der getötete gegangen ist), alle für den Toten schwärmen. Sie hat das von ihrer eigenen Tochter mitbekommen. Sie reden von ihm wie von einem Popstar.
Die Demos im Zusammenhang mit der Tat werden angeblich gegen Rassismus und für Gerechtigkeit geführt... da sehe ich keinen Zusammenhang.
Meinen Informationen zufolge war es eindeutig Notwehr, und der vermeintliche Mörder hat sogar selbst den Krankenwagen gerufen. Das Messer war übrigens ein Klappmesser, dass nicht verboten ist.
Ihren Ursprung hatte die ganze Empörung allerdings vor allem in der verantwortungslosen Berichterstattung des Express. Motto: "Deutscher tötet Ausländer - Freigesprochen" - so ist es jedenfalls vor allem bei der ausländischen Bevölkerung hier im Stadtteil angekommen. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass der mit dem Messer auch Migrationshintergrund hatte.
Nachdem ich mich noch mit einigen anderen Einwohnern darüber unterhalten habe, ist mein Fazit folgendes:
Die ganze Aufregung drumherum, die Mahnwachen, die Demos, die Betroffenheitserklärungen, die Rassismusvorwürfe, haben mit dem eigentlichen Geschehen rein sachlich nichts zu tun.
Allerdings zeigen die Reaktionen das die Leute, die hier Leben und vor allem die Ausländer sich systematisch benachteiligt und ausgeschlossen fühlen. Und auch das kann man sachlich begründen.
Es gibt genug Gründe für Demos gegen Rassismus und für mehr Gerechtigkeit - allerdings ist der Vorfall, der sie auslöst der Falsche.
Letztendlich ist es aber gut, dass überhaupt etwas passiert - die Leute fangen an miteinander zu reden, sie zeigen das etwas passieren muss, dass sie etwas ändern wollen. Sie wissen nur nicht wie.
Ich finde es schon gut, dass sich hier überhaupt jemand aufregt wenn jemand stirbt. Auch wenn die Aufregung etwas einseitig ist - letztendlich bin ich doch positiv überrascht von den Reaktionen. Das ist immer noch besser als Gleichgültigkeit-
gruß
midget