Abzocke durch Zeitarbeitsunternehmen

Booth

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Ein_Liberaler schrieb:
Teuer sollte was dann sein, wenn es nur sehr aufwändig herzustellen ist und von vielen "gebraucht" wird.
Ist das jetzt der Wunsch nach vernünftigen Kunden oder nach Preiskontrollen?
Das ist der Wunsch nach vernünftigen Menschen :) ... und wenn sie wirklich vernünftig sind, brauchen sie gar keine Preiskontrollen mehr, da die Wirtschaft ohne das Konstrukt Geld auskommt... ich weiss, ich weiss - ich bin ein Träumer - aber ich gebs wenigstens zu ;)
Gehaltserhöhungen sind aber die einzige Möglichkeit, diesen Mangel zu beheben.
Nur passiert das nicht. Man importiert sich halt dann lieber Facharbeiter, oder biegt es irgendwie anders hin. Jedenfalls wirste kein Facharbeitergehalt finden, welches über dem eines Managers ist.

Aber... Manager sind ja auch nur Menschen ;)

gruß
Booth
 

Helika

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Ein_Liberaler schrieb:
Du glaubst immer, meine Gedanken lesen zu können. Kannste aber nicht. Bestehende Arbeitsverhältnisse einfach auf kündbar umzustellen, wäre eventuell ungerecht, weil sie unter anderen Rahmenbedingungen ausgehandelt worden sind, das ist doch logisch. Aber es spricht nichts dagegen, alle ab morgen früh geschlossenen Arbeitsverträge ohne gesetzlichen Kündigungsschutz zu lassen - und sehr viel dafür.


Doch es spricht etwas dagegen, wenn ich das nochmal aufgreifen darf.

Mal angenommen, alle ab morgen geschlossenen Arbeitsverträge haben keinen gesetzlichen Kündigungsschutz mehr. Wir alle wissen, wie wenig Einfluss man auf die Enscheidungen von Entscheidungsträgern in Firmen nehmen kann.
Rein auf Gewinnoptimierung ausgerichtet und wenig auf Sozialverträglichkeit, was ist der nächste logische Schritt für einen Personalchef? Ganz klar: Wir müssen so schnell wie möglich all jene loswerden, die noch einen alten Vertrag haben! Dann haben wir nämlich NUR noch welche mit Hire-Fire-Verträgen und kein Problem mehr.
So würde die Realität aussehen.

Abgesehen davon möchte ich sehen, wie jemand noch einen Bausparvertrag abschließt oder es auf sich nimmt ein Häusle zu bauen, wenn er nicht die geringste Sicherheit für eine dauerhafte Beschäftigung hat. Denn auch ALGII und andere Umstrukturierungen kommen einem da nicht entgegen.


Zu Managergehältern:
Ich hätte nichts dagegen, wenn die Entscheidungsträger das x-fache des Jahresgehaltes eines Arbeitnehmers bekommen, wenn sie auch für ihre Entscheidungen zur Rechenschaft gezogen werden. Wenn das Unternehmen ob ihrer Entscheidungen brummt, können Arbeitnehmer doch zufrieden sein, ihr Job ist sicher, die Manager können dafür entsprechend entlohnt werden. Nur: Wenn die Firma den Bach runtergeht, stehen dutzende, hunderte oder gar tausende Arbeitnehmer auf der Straße und die Manager kassieren ne dicke Abfindung und bekommen ev. gleich noch eine neue Anstellung wo anders, weil Manager ja so gefragt sind. Sonderbarerweise interessiert sich da wohl nur selten wer, ob sie ihr Geld auch wirklich wert sind? Zumindest mein subjektiver Eindruck nach solchen Sachen wie Mannesmann u.a.
 

Ein_Liberaler

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Mir geht es um die rechtliche, Dir um die politische Vertretbarkeit einer Änderung.

Ich bin sicher, daß ein Kompromiß möglich wäre, der die bestehenden Arbeitsplätze mit ihren Altverträgen sicherer macht, der Unternehmen diesen fliegenden Wechsel erschwert.
 

Helika

Meister
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Mir geht es nicht um politische oder rechtliche Vertretbarkeit sondern um die praktische Auswirkung einer Änderung. Es würde sicherlich so kommen, wenn man bisheriges Handlen von Unternehmen bzw. der zuständigen Entscheidungsträger berücksichtigt. Daher ist es ja auch so schwer, hier etwas zu ändern.

Und vor allem muss man auch sehen, dass es schwer wird vor den Arbeitnehmern eine Änderung zu rechtfertigen, wenn die Gewinne der Unternehmen beständig in die Höhe gehen und es einen wirtschaftlichen Aufschwung gibt.


Zeitarbeitsfirmen sind jedenfalls keine Lösung.
 

Ein_Liberaler

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Praktische Auswirkungen trifft es besser, das meinte ich. Welche Anreize eben die Arbeitgeber erhalten.

Zeitarbeit ist offenbar die Lösung, auf die die Marktteilnehmer gekommen sind, mach was dagegen. Wünschenswert wäre Freiheit, aber wenn sich die nicht durchsetzen läßt... Wann, wenn nicht im Aufschwung und bei sinkender Arbeitslosigkeit und steigenden Beschäftigungschancen soll man denn den Arbeitnehmern eine Lockerung des Kündigungsschutzes verkaufen?
 

POW

Großmeister
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Meine Erfahrungen mit Zeitarbeitsfirmen sind mehr als nur schlecht und ich kann jedem nur abraten, sich in die Fänge dieser (meiner Meinung nach) unseriösen und sittenwidrig verhaltenden Sklavenhändler zu begeben. Im letzten Jahr wurde ich arbeitslos und während ich eines Morgens zu einer meiner vielen Antragsabgaben im Wartesaal des Jobcenters darauf wartete endlich zu meiner "Integrationskraft" vorgelassen zu werden, las ich am Aushang ein Stellenangebot, auf welchem von einer Umschulungsmaßnahme die Rede war, die mich sehr interessierte. Hier ging es in einem halbjährigen Lehrgang darum, zur Gießereifachkraft ausgebildet zu werden. Diese sollte in Zusammenarbeit mit dem Teutloff Bildungszentrum und der Zeitarbeitsfirma TimePartner gemacht werden. Während der Infoveranstaltung erzählte den ca. 100 Anwesenden ein Mitarbeiter der Firma TimePartner über die Anforderungen dieses Beruf´s, die Ausbildung im Allgemeinen, die Übernahme nach der Umschulung durch die Zeitarbeitsfirma und natürlich auch Dinge, die uns Anwesenden aufhorchen ließen ---> 11€ Stundenlohn, Fahrgeld, Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Arbeitsort sei die Gießerei Kiel usw... So weit --- so gut... :geifer:

Nach einem zweiwöchigen Auswahlverfahren, wo wir dann lustige Bilder sortieren, Matheaufgaben lösen, Kommata in Sätzen setzen mußten, sowie weiteren Aufgaben hatte ich bestanden und los ging´s mit dem zweimonatigen Teil der Theorie. Während der Unterrichtsphase kam noch zweimal der Vertreter der Firma TimePartner und auf mein Bitten hin versprach er uns Teilnehmern insgesamt zweimal, dass das auf der Infoveranstaltung versprochene auch weiterhin seine Gültigkeit habe. Doch plötzlich hieß es, dass wir nicht in die Gießerei Kiel kommen sondern auf verschiedene Gießereien aufgeteilt werden. Einige Kollegen gingen nach Neumünster, andere (mich eingeschlossen) gingen nach Nortorf (beides liegt ca. 40 Kilometer von Kiel entfernt.). das war schonmal die erste Schweinerei. Aber egal...Ein gut bezahlter Job schien in greifbarer Nähe!!! Mitte Januar, unmittelbar vor Beginn des Praktikums, kam dann die Regionalleitung von TimePartner in unsere Klasse, um sich unseren Fragen zu stellen, da aufgrund interner Querelen nun plötzlich andere Personaldisponenten für uns zuständig waren . Und hier bekamen wir dann plötzlich Dinge um die Ohren gehauen, dass es nur noch so schepperte... Aus den versprochenen 11€ Stundenlohn wurden plötzlich nur noch 8€, Urlaubsgeld lediglich 250€, kein Weihnachtsgeld und Fahrgeld wurde auch gestrichen (allein mein DB Monatsticket kostet knapp 160€), die versprochenen "Scheine": Stapler- udn Kranschein sollten nur noch bei Bedarf gemacht werden...Das war für uns alle erstmal ein Schock, da keiner die "Eingliederungsvereinbarung" beim Jobcenter unterschrieben hätte, bei diesen miesen Bedingungen. Auf meinen Einwand hin, dass aber Herr W. mehrfach die mündlichen Vereinbarungen bejaht hatte, wurde uns dann mehr oder weniger durch die Blume mitgeteilt, dass wir eigentlich doch glücklich sein könnten, einen Job zu bekommen und nun kommt´s... angeblich war Herr W. gar nicht befugt, bei der Infoveranstaltung etwas über das Gehalt zu erzählen... ^^ Wie jetzt? Da soll uns jemand den Mund wässrig machen und darf aber nicht erzählen was wir in diesem Knochenjob verdienen? Hmmm..Naja, wie dem auch sei... Mitte Januar ging dann endlich das Praktikum los und innerhalb kürzester Zeit hatte ich mich an meiner Station (Formanlage) eingearbeitet und kann wohl mit Recht sagen, dass ich mich sehr gut ins Team integriert habe. In der Firma lernte ich dann Kollegen kennen, die ebenfalls für TimePartner arbeiten und für lediglich 7,50€ oder weniger malochen. Einige dieser Kollegen wurden aufgrund der schwachen Auslastung des Betriebes entweder entlassen oder arbeiteten zeitweise plötzlich in anderen Betrieben, wo sie dann Kataloge sortieren oder Schweinehälften schleppen mußten... :-/ . Mittlerweile hat sich nun herausgestellt, das TimePartner und das Bildungszentrum Teutloff gar nicht mehr zusammen arbeiten. DAs kam erst heraus, als einer meiner Umschulungskollegen eine neue Arbeitshose benötigte und sich niemand für ihn zuständig fühlte. Selbst das Jobcenter, dass wir als Klassenverband aufsuchten und informierten rührt keinen Finger und zeigt nicht ein bisschen Interesse. Weiter kommt hinzu, dass selbst der Betriebsrat der Gießerei uns in vertraulichen Gesprächen mitteilte, dass niemand mehr eingestellt wird und nach unserem Praktikum wohl lediglich neue Praktikanten kommen werden. Tja, das Praktikum wird am 18. Mai beendet sein und wie es den Anschein hat, wird niemand von uns einen Job bekommen. Am schlimmsten ist eigentlich das Gefühl, dass wir von Anfang bis ende nur belogen und betrogen wurden; es wurde mit den Hoffnungen von Menschen gespielt und lediglich nach Möglichkeiten gesucht, billige Arbeitskräfte zu finden. Schade, nun habe ich ein halbes Jahr verloren, denn eigentlich hatte ich letztes Jahr schon eher eine Umschulung in einem ganz anderen Beruf ins Auge gefasst. Wie dem auch sei...Ich für meinen Teil halte nach diesen Erfahrungen nichts von diesen Zeitarbeitsfirmen und den Institutionen, die mit ihnen gemeinsame Sache machen und werde mich in Zukunft nur noch auf mich selbst und mein Bauchgefühl verlassen...

Soweit erstmal...
 

Komplize

Meister
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Der Skandal ist, dass die Jobcenter die Abzocker von Zeitarbeitsfirmen und Qualifizierungsgesellschaften als Wohltäter betrachten und nach dem Motto "sozial ist, was Arbeit schafft" an diese Betrüger Milliarden an Subventionen zahlen, ohne das den Arbeitslosen wirklich geholfen wird. Die Fallmanager versuchen gar nicht die Arbeitslosen individuell zu fördern sondern wollen nur die Nachfrage der Arbeitgeber nach möglichst billigen, willigen Arbeitskräften befriedigen. Hierbei werden die Bezieher von ALG2 sogar unter Androhung von Sanktionen zur Aufnahme von sittenwidrig niedrig bezahlen Jobs gezwungen, was gegen geltendes Recht verstößt.

Aber neben dem Lohndumping ist dies wohl das weitere Ziel von Hartz4: die Menschen solange demütigen, bis sie aufgeben für ihre Rechte zu kämpfen und alle Arbeitsbedingungen akzeptiern. Mittlerweile sind ja Monatslöhne von 800 euro netto Normalität. Der Bürgerkrieg läßt grüßen.

Hier ein Link zu einem Fall, bei dem der Abteilungsleiter vom Arbeitsamt Fördergelder für die Weiterbildung von Arbeitslosen in die eigene Tasche leitete. Das Übliche halt, wie Kapitalismus von OBEN ausgenutzt wird.

http://www.svz.de/mecklenburg-vorpo...cle/111/bestechungen-und-scheinvertraege.html

@ POW
Ich wünsche Dir viel Glück und hoffe, Du bekommst bald eine FAIRE Chance für Deine Zukunft und nicht wieder eine Mogelpackung, bei der man sich nur an Dir (Deiner Arbeitskraft oder für Dich gezahlte Gelder bei einer Fortbildung) bereichern will.
 

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