1962 Harvard, Begegnung mit Mary Pinchot
Im Sommer ´62 tritt eine weitere wichtige politische Schlüsselfigur in sein Leben: Mary Pinchot, eine sehr attraktive junge Frau, die lernen will, wie man eine LSD Sitzung durchführt. Ihr geht es dabei weniger um ihr persönliches Erleben, als um die Technik und die Möglichkeiten, die das Werkzeug LSD bietet. Ihr Ziel ist es, was Leary zu diesem Zeitpunkt wie eine Flause erscheint, bedeutende Politiker anzutörnen, um dadurch bestimmte politische Ziele zu verfolgen. Über sie selbst weiß er so gut wie nichts.
Die Dinge die sie Leary erzählt, hören sich im höchsten Maße nach einer Verschwörungstheorie an, die auch das spätere Attentat auf Kennedy unter einem neuen Licht erscheinen läßt. Sie deutet an, daß es in Washington eine Gruppe von Leuten hinter der Regierung gibt, die wirklich an den Fäden ziehen ... und sich ganz besonders für Drogen zu Kriegszwecken, zur Gehirnwäsche, zu Kontrollzwecken interessiert. Sie persönlich gehöre wiederum einer anderen Gruppe an, die dieselben Mittel zu friedlichen Zwecken gegen diese Politik einsetzen will. Diese Gruppe besteht aus Frauen, die durch eheliche Beziehungen oder auch sexuelle Affären mit den führenden Politikern, diese verändern und subtil beeinflussen wollen - u.a. unter Zuhilfenahme von bewußtseinsverändernden Drogen (....)
Im Winter ´62 nahm auch Mary Pinchot wieder Kontakt zu Leary auf. Nach wie vor erzählte sie Leary von ihren Plänen und Aktivitäten der feministischen Verschwörergruppe. Obwohl ihm die Storys teils paranoid vorkamen, konnte Pinchot ihn doch immer wieder durch politisches Detailwissen und Hintergrundinformationen in Erstaunen versetzen. Sie zeigte ihm das große Interesse politischer Gruppen und des Militärs an der Macht der bewußtseinsverändernden Drogen auf (u.a. soll LSD zur Manipulation von Soldaten im Koreakrieg verwendet worden sein). Die CIA toleriere den nichtsahnenden Leary bei seinen Forschungen, da er durch seine Forschungen deren eigene der 50iger Jahre unterstütze und fortführe. Solange er kein Aufsehen errege, würde man ihn an einem langen Gängelband halten und ihm die freidenkerische Narrenfreiheit eines Wissenschaftlers gewähren.
Pinchot lag viel daran, Leary für ihre Zwecke zu gewinnen. Da Leary keine objektiven Unstimmigkeiten zwischen ihren und seinen Idealen finden kann, willigt er schließlich ein, sie weiter in die Methodik der psychischen Gehirnwäsche und Neuprogrammierung einzuführen (....)
1963 Neue Ereignisse zur Verschwörungstheorie und das Kennedy-Attentat
Die Zeit in Millbrook wird zur Versenkung und als Ruhepause genutzt. Unruhe bringt ein plötzliches Treffen mit Mary Pinchot, die völlig aufgelöst sich mit Leary an einem unbeobachteten Ort trifft. Sie berichtet von den erfolgreichen Entwicklungen in Washington, daß der Kreis aber bei der letzten Aktion aufgeflogen sei - eine Ehefrau hätte sie verraten!? Sie sei nun in echten Schwierigkeiten und fragt Leary, ob er evtl. bereit wäre, sie zu verstecken. Leary hält sie in Gedanken anfangs für hysterisch und paranoid, wundert sich dann aber über wieder über ihre guten Beziehungen zu bestimmten staatlichen und gut informierten Stellen, die sie zweifelsohne hat.
In diesen Tagen stirbt der gemeinsame Freund Aldous Huxley, den Leary durch Lesungen aus dem Tibetanischen Totenbuch in seinen letzten Tagen auf den Tod vorbereitete. In der Presse geht dies fast unter, da fast zur gleichen Zeit, am 22.11.63, Kennedy ermordet wird. Kennedy war der Drogenpolitik gegenüber sehr liberal eingestellt.
Ca. 14 Tage später meldet sich Mary Pinchot wieder bei Leary. Sie weint und ist völlig aufgelöst, spricht davon, daß irgendwer irgend etwas vertuscht habe. Das Gespräch bricht plötzlich ab. Leary hört lange Zeit nichts mehr von ihr.
[Mitte 1965 versucht Leary dann Kontakt zu ihr aufzunehmen, hat allerdings keine genauen Informationen über sie. Er findet heraus, daß sie vor über einem Jahr plötzlich verstorben ist, und macht sich weiter auf Informationssuche durch einen Freund, der bei der Time arbeitet. Mary Pinchot hieß richtig Mary Pinchot-Meyer und war eine sehr enge Freundin von Jacqueline Kennedy. Sie wurde bei einem gemeinsamen Spaziergang mit ihr ohne bekanntes Motiv am 13. Oktober 1964 mit zwei Schüssen in den Kopf und einen in den Bauch erschossen. Man geht von einer der größten Vertuschungsaffairen in der Geschichte Washingtons aus, die im Zusammenhang mit dem Kennedy-Mord steht. Weitere Informationen dazu im Kapitel 18]
(Mary Pinchots geschiedener Ex-Mann Cord J. Meyer war ein hochstehender Regierungsbeamter, dessen Stellung nicht weiter angegeben wird. Interessanterweise kannte Leary ihn "als Rächer"(?) seiner Studentenzeit.)
(...)
1975-1976 San Diego, Tätigkeiten während der Inhaftierung und Neues im Fall Pinchot
Die letzen Jahre hatte Leary genutzt, um sich über die Fortschritte der modernen Wissenschaftsbereiche auf dem Laufenden zu halten. Besonders die Themen der extraterristischen Lebensmöglichkeiten interessierten ihn, da dies, psychologisch gesehen, seinen Fluchtgedanken aus dem System entsprach und mit seinen Erfahrungen durch Versenkung und psychedelische Erfahrungen in Verbindung stand. In den Jahren hatte er viel briefliche Korrespondenz mit Robert Anton Wilson, der einige Bücher veröffentlichte in welchen es um Verschwörungstheorien und außerirdischer Intelligenz geht.
Das Verschwörungsdenken von Leary wurde im Jahr noch durch Zeitungsmeldungen verstärkt bzw. bestätigt: Es ist bekannt geworden, daß Mary Pinchot-Meyer über zwei Jahre lang ein intimes Verhältnis mit dem damaligen Präsidenten J.F. Kennedy hatte, und mit diesem zusammen auch Drogen nahm. Mary Pinchot-Meyer hatte anscheinend bis zu ihrer Ermordung Tagebuch darüber geführt, in welchem auch ein in den Medien NICHT WEITER GENANNTER FREUND von ihr mehrfach in dem Zusammenhang erwähnt wird. Das FBI war in Besitz des Tagebuchs gekommen, dies sei aber durch die Behörde vernichtet worden.
Sollte diese Nachricht stimmen, könnte sie das Interesse des FBI an Leary in den letzten Jahren erklären. Dies stimmt auch mit dem zeitlichen Ablauf der Akzeptanz seiner Drogenarbeit, der anschließenden Verfolgung und Inhaftierung zu denen von Mary Pinchot-Meyer (Ermordung und Bekanntwerden der Tagebuchinhalte) überein.