Wenn Sonntag Wahl wäre...

Wenn würdest du wählen?

  • SPD

    Stimmen: 0 0,0%
  • CSU/CDU

    Stimmen: 0 0,0%
  • Grüne

    Stimmen: 0 0,0%
  • FDP

    Stimmen: 0 0,0%
  • Die Linke

    Stimmen: 0 0,0%
  • ÖDP

    Stimmen: 0 0,0%
  • Republikaner

    Stimmen: 0 0,0%
  • KPD (wenn möglich)

    Stimmen: 0 0,0%

  • Umfrageteilnehmer
    0

IMplo

Großmeister
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Die Bildungsmöglichkeiten sind vielfältig - wenn man sie bezahlen kann.

Das ist an sich erstmal richtig und erfreulich.

Der entscheidende Punkt ist aber, daß gerade geringqualifizierte aufgerufen werden, sich weiterzubilden, nur finanzielle Unterstützung bietet niemand dazu an. Wie man von Hartz 4 noch ne Ausbildung bezahlen soll? Ist mir ein Rätsel. Auch ein Geringqualifizierter in Arbeit soll ja Rente privat sparen, Unkosten tragen und sich ernähren - von etwa 1000-1200 € monatlich in der Tasche wird er jedoch nicht genug für Fortbildung abzweigen können.

Wie gesagt: als Hartz 4-Empfänger bekommst Du Bildung nur bis 2000Euro bezahlt und nur für 6 Monate Dauer.

Welchen Beruf soll man da bitte erlernen? Richtig! Wie die Praxis zeigt:
Taxischein, Staplerschein, Bewerbertraining, "wie schalte ich einen PC ein, öffne Word und schalte wieder aus"?

Es nützt gerade dieser stark bildungsbedürftigen Klientel eben nichts, wenn es ein Angebot gibt wie nie da gewesen, aber sie nicht daran teilnehmen kann.

Richtig ärgerlich wird das dann, wenn eine Kanzlerin von Vollbeschäftigung erzählt (zuletzt im Frühjahr 2008), und auf die Weiterbildung pocht, aber diese genau jenen MENSCHEN (und nicht bloß "unten", volkswirtschaftlich gesehen oder nicht), die diese am meisten brauchen, nicht ermöglicht.

Man muß es den Arbeitslosen nicht hinterherwerfen, man kann da auch filtern und den motivierteren so eine Fortbildung dann bezahlen, wenn die Prognose auf spätere Arbeit günstig erscheint. Nur wird eben auch das nicht getan.

Wenn man Fortbildung/Umschulung will, dann muss man in Deutschland vor den LKW rennen. Kaum ist nicht der Bund, sondern LVA/ BfA der Träger der Leistung, ist Umschulung kein Problem mehr.

Wie man daran sehen kann, ist es also bloß eine Frage des Topfes, aus dem die Kohle kommt, sie ist offensichtlich vorhanden. Und mich regt es einfach auf, wenn die Politiker dann da sitzen, Bildung als das Heilmittel verkünden (damit haben sie ja recht) und sie denen, die sie am dringendsten brauchen, nicht anbieten.

Greetz!
IMplo
 

Booth

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Da sind wir halt wieder beim Thema "Verwaltungsirrsinn" oder "Bürokratie".

Ich selber bin ja abgebrochener Student, tingelte in den 90ern ein bissi durchs leben mit Nebenjobs... und irgendwann bin ich dann doch auf die Schiene, mir einen Job in dem einen Bereich zu suchen, wo ich mich selber reingelernt hatte: EDV. Um einen Eintrittsschein als Ungelernter zu bekommen, wollte ich eine einjähirige Umschulung machen (Mitte der 90er) - abgelehnt. Ohne Gründe und das Gespräch mit der für mich zuständigen Arbeitsamt-Tussi war eine Katastrophe. Die Frau hat nichtmal begriffen, daß der IT-Markt damals eine riesige Chance da ziemlich leergefegt war... ich hab mir den Mund fusselig geredet, wie gut meine Chancen stünden, wenn ich nur eine Einfahrtsmarke bekomme, um mich dann in Anstellung für höher qualifizierte Jobs zu empfehlen. Die Frau hatte glaube ich nichtmal ansatzweise eine Ahnung, wovon ich sprach.

Ein Jahr später (97) gings plötzlich - und bekam einen anderen Arbeitsamttypen, der übrigens genauso wenig Ahnung vom Arbeitsmarkt hatte... Gründe für die Genehmigung lagen wohl in der Bundestagswahl 98 - man wollte die Arbeitsmarktzahlen verschönern. Pervers... wegen sowas kam ich in eine finanzierte Umschulung (war damals aber auch drauf und dran, mir einen privat finanzierten Kredit dafür zu nehmen). Zudem erlebte ich, daß mich der neue Arbeitsamt-Typ in drei deutlich schlechtere Schulungen schicken wollten - Gründe wurden auch hier keine genannt... vielleicht wollte er seinem Vetter, Schwager und Onkel was Gutes tun? Ich wusste jedenfalls, wo ich hin wollte, und kam nach diversen Kämpfen dort auch hin, weil es einer der wenigen seriösen Anbieter für IT-Schulungen damals war.

Was erlebte ich dann da? Ca. 50% der Klasse (30 Leute) waren vollkommen falsch in diesem Kurs und hatten definitiv keine Chance auf dem IT-Arbeitsmarkt. Sie hatten schlicht keine technischen Vorkenntnisse geschweige denn Talent. Trotzdem hat man sie da rein gesteckt (freiwillig wollte gar keiner von denen).

So funktioniert Umschulung. Sie hat grössenteils nur am Rande mit den Betroffenen, wenig mit dem Arbeitsmarkt und so gut wie nichts mit konkreten Berufszielen zu tun.

Für die einen (Autraggeber = Öffentlicher Dienst) gehts darum, Leute aus den Statistiken zu kriegen. Für den anderen (Auftragnehmer = Schulungsträger) gehts darum, die Klassen voll zu kriegen, um ordentlich Kohle abzugreifen. Beide haben ein Interesse daran, es nicht zu genau zu nehmen.

Und dazwischen stecken dann oft desillusionierte Arbeitslose, die es nicht besser wissen, oder auch gar nicht mehr besser wissen wollen.

Der Liberale hat das Zauberwort genannt: Autorität. Die muss man sich aber je nach Zeitepoche auf passende Art und Weise verdienen - und heutzutage gehört für mich zur Autorität unbedingt Vertrauen dazu.

In dieser Hinsicht besitzen insbesondere gegenüber Geringsqualifizierten weder die Unternehmer noch die staatlichen Einrichtungen Autorität - denen vertraut nämlich beide quasi niemand... und das auch noch völlig zu Recht.

gruß
Booth
 

agentP

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Der Liberale hat das Zauberwort genannt: Autorität. Die muss man sich aber je nach Zeitepoche auf passende Art und Weise verdienen - und heutzutage gehört für mich zur Autorität unbedingt Vertrauen dazu.

Da es um Bildung ging, war das vermutlich auf Eltern und Lehrer bezogen. Erstere haben erstmal von Natur aus beides, solange sie es nicht aus der Hand geben und Zweitere haben schlechte Papiere, wenn die Kinder das von Ersteren nicht kennen (Beides!), selbst wenn sie noch so gut sind.
Darüber hinaus gibt es natürlich auch noch schlechte Lehrer.
 

IMplo

Großmeister
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Autorität ist nicht unbedingt nötig, um den Kunden des Arbeitsamtes einen guten Service zu bieten. Da muß ich dann mal widersprechen.

Autorität und Vertrauen gehören für mich auch zusammen - aber wie soll man jemandem Vertrauen entgegenbringen, der nicht einmal Wort hält? (Politiker)

Es ist tatsächlich bloß Fleiß und Dienstleistungsbewußtsein vonnöten, um auf dem Fortbildungsmarkt etwas für die "Schwachgebildeten" zu tun.
Und die Absicht dazu.

Aber geben wir die 100 Milliarden, für die man jedem Arbeitslosen da helfen könnte doch lieber ner Pleitebank in Übersee! DA haben wir was davon!

Greetz!
IMplo
 

IMplo

Großmeister
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Hmm, also nun mal theoretisch:

WENN Geld keinen festen Wert hat und die Inflation systembedingt zum Wirtschaften miteingeplant wird: WIE kann es dann sein, daß wir für Aufgaben im sozialen Sektor "nicht genug Geld" haben?

Dann geben wir doch einfach jedem, der was lernen will, seine Traumausbildung und lassen es krachen! Wenn wir die Inflation nur schnell genug vorantreiben, war die Ausbildung ja fast geschenkt?

Greetz!
IMplo
 

agentP

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Autorität ist nicht unbedingt nötig, um den Kunden des Arbeitsamtes einen guten Service zu bieten. Da muß ich dann mal widersprechen.

Hat kein Mensch behauptet, deshalb spare ich es mir darauf einzugehen.
WENN Geld keinen festen Wert hat und die Inflation systembedingt zum Wirtschaften miteingeplant wird: WIE kann es dann sein, daß wir für Aufgaben im sozialen Sektor "nicht genug Geld" haben?

Weil man z.B. in der Inflation kein Problem sieht, solange sie in einem bestimmten Rahmen bleibt. In der Literatur ist manchmal von bis zu 10% anderswo nur von 5% die Rede. Wenn sie darüber hinaus geht spricht man irgendwann von Hyperinflation und die folgt anderen Regeln. Ein bisschen so wie bei der Kernspaltung: Solange man sie mit ein paar Graphitstangen in Zaum hält kocht sie freundlich Wasser. Wenn man aber einen bestimmten Punkt überschreitet, dann entwickelt sie ein Eigenleben das unaufhaltsam zur Kernschmelze führt.
Die Graphitstangen im Geldmarkt rein und rauszuschieben ist der Job der Zentralbanken.
Es spielen da aber sicher noch andere Gründe mit rein und wie man dan Schmuh deutet häng tauch davon ab, welcher "Schule" der Volkswirtschaft man den Vorzug gibt. Niemand behauptet Volkswirtschaft wäre unkompliziert, auch wenn im Moment mal wieder in allen Foren und auf dem Raucherhof in der Firma nur Spezialisten rumzulaufen scheinen, die genau verstanden haben was gerade passiert und was man dagegen machen könnte.
 

Ein_Liberaler

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Der Staat kann, vereinfacht gesagt, Geld drucken. Er kann aber keine Autos und keine Häuser drucken, nicht einmal Brot kann er drucken. Waren und Dienstleistungen muß der Staat kaufen, und das kann er nur mit Geld, daß er seinen Bürgern abgenommen hat. Alternativ kann er seine Bürger natürlich auch zum Dienst verpflichten...

Inflation ist kein Zaubermittel. Geldbeschaffung per Inflation funktioniert etwas anders als Geldbeschaffung über Steuern und Leistungsbeschaffung per Dienstverpflichtung, aber sie ist grundsätzlich dasselbe: Umverteilung. Vom Bürger an den Staat und zurück an Anbieter, die dem Staat etwas verkaufen.

Diese Umverteilung kann besonders radikal oder besonders raffiniert und heimlich sein, aber es wird jedenfalls nichts dabei geschaffen, es bleibt Umverteilung. Statt mit der Inflation könnte man die Bildung auch mit Steuern finanzieren, das wäre offener und ehrlicher und es hätte nicht so furchbare Nebenwirkungen.

(Ich finde es auch absurd, wie unsere Bildungseinrichtungen sparen müssen, während Riesensummen für die Rente und den Schuldendient rausgehauen werden.)

Erziehung, Führung Autorität: Das erwarte ich zuallerletzt vom Arbeitsamt. Ich mache aber einen Mangel an Erziehung, Führung und Autorität dafür verantwortlich, daß so viele ohne Qualifikation die Schule verlassen, ohne fachliche und ohne charakterliche Qualifikation, als Asoziale. Nennen wir das Kind doch beim Namen. Aus denen wird nie was. Aus dem fleißigen, strebsamen Geringqualifizierten könnte jederzeit was werden, hängt halt von der Wirtschaftslage und den Rahmenbedingungen ab.

Nachtrag zu Bildungsmöglichkeiten: Ich wollte eigentlich weniger auf kostenpflichtige Weiterbildung abheben und mehr auf die Schule und die Lehre, während der sogar ein Gehalt gezahlt wird. Da stehen heute jedem Bewohner Deutschlands alle Türen offen, nur durchgetragen wird er nicht unbedingt. Das mit der Weiterbildung von Geringqualifizierten halte ich für Sonntagsreden. Es hat seinen Grund, daß die geringqualifiziert sind, wir können nicht aus jedem einen Akademiker machen. Wir können nur die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen so gestalten, daß auch einfache Arbeiter am gesellschaftlichen Wohlstand teilhaben können. Und wir müssen über Wege nachdenken, das Abrutschen in die Asozialität zu verhindern.
 

vonderOder

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Was könnte passieren, wenn wirklich kaum noch jemand zur Wahl ginge? ja was würde denn passieren wenn das so geschehen würde? würden sich dann die Regierenden noch schneller ein neues Volk suchen bzw. versuchen ein neues Volk zu schaffen?
 

vonderOder

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IMplo

Großmeister
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Hmm, mein Schulunterricht zum Thema is schon bissel her...

Gibt es eine Mindestbeteiligung, oberhalb derer eine Regierung als rechtmäßig gewählt gilt?

Andererseits: da ja Wahlpflicht gilt: kann eine Beteiligung unterhalb von 95% noch tragen?

Keine Ahnung ^^

Es ist aber wie mit allen Dingen: wenn keiner hingeht/mitmacht, dann existieren sie im Grunde nicht ;)

*bspw. Krieg, Banken, Börse, Wahlen, etc*

greetz!
IMplo
 

IMplo

Großmeister
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Jaaa, Wahlpflicht.

Du hast ein Recht auf SArbeit, welches Du nicht durchsetzen kannst -
und eine Wahlpflicht, welche nicht durchgesetzt werden kann. (wie auch, bei anonymer Stimmzettelabgabe) ^^

Wie man also sieht: unsere Gesetzeswerke sind hochaktuell! (in etwa auf dem Stand von Bismarcks Zeiten) *gg

IMplo
 

agentP

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IMplo schrieb:
Hmm, mein Schulunterricht zum Thema is schon bissel her...

Gibt es eine Mindestbeteiligung, oberhalb derer eine Regierung als rechtmäßig gewählt gilt?

Andererseits: da ja Wahlpflicht gilt: kann eine Beteiligung unterhalb von 95% noch tragen?

Keine Ahnung ^^

Es ist aber wie mit allen Dingen: wenn keiner hingeht/mitmacht, dann existieren sie im Grunde nicht ;)

*bspw. Krieg, Banken, Börse, Wahlen, etc*

greetz!
IMplo

Es hätte gereicht einfach das zweite Posting vor deinem zu lesen:

agentP schrieb:
Was soll denn passieren?

Es gibt in Deutschland keine Mindestwahlbeteiligung, d. h. es gibt keine Grenze an absoluten Stimmen, unter der die Wahl ungültig wäre.

http://de.wikipedia.org/wiki/Wahlbeteiligung

ich kann mir vorstellen (was Du wohl nicht kannst oder willst), dass die Regierenden eine Wahlpflicht einfueren werden oder, und eine Verschaerfung der Ueberwachung der Buerger.

Welchen Sinn sollte das denn haben? Wenn es reicht, dass deine treuen Parteimitglieder zur Wahl gehen, warum solltest du dann den ganzen Rest zwingen. Da würdest du dich ja eher noch in´s eigene Fleische schneiden.
 

Winston_Smith

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und eine Wahlpflicht, welche nicht durchgesetzt werden kann.

Entweder stehe ich gerade auf dem Schlauch und erkenne Deine Ironie nicht oder Du meinst wirklich, dass wir eine Pflicht zur Wahl haben. Bitte kläre mich auf. :kerze:

ws
 

IMplo

Großmeister
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Wahlpflicht hieß es im "Sozialwissenschaften"-Unterricht, etwa 1986, von hochoffizieller Lehrerseite. Das ist kein Witz und keine Ironie, so wurde es gelehrt.

Wenn es die nicht gibt: Lehrer sind auch nur Menschen und Pisa hat ja schließlich nicht bloß unwillige Schüler als Ursache ;)

Greetz!
IMplo
 

agentP

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Und diese Lehrer meinten damit eine juristische oder eine moralische Pflicht? :roll:
 

IMplo

Großmeister
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Sie meinten eine juristische Pflicht.

Schade eigentlich, daß ich die Klausuren von damals nicht mehr habe ;)

Greetz!
IMplo
 
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