Trestone
Großmeister
- Registriert
- 12. April 2002
- Beiträge
- 878
Hallo,
der Satz "von nichts kommt nichts" erscheint uns meist sehr plausibel.
Aufgeweckt durch die moderne Physik (z.B. Vakuumfluktuation) möchte ich ihn zur Diskussion stellen,
mein Schwerpunkt wird dabei mehr philosophisch sein,
aber Physiker sind auch eingeladen.
Hier dazu erste Überlegungen von mir:
1) Psychologische Hintergründe:
1a) Sterblichkeit:
Der Themasatz wird implizit (und vielleicht unbewußt) leicht mit folgendem Gegenstück verbunden: "Etwas bleibt etwas",
d.h. etwas Existierendes/Seiendes wird nicht zu nichts.
Dies könnte uns Menschen angesichts unserer Sterblichkeit gefallen
und unsere Ängste vor dem Tod beruhigen.
1b) Objektpermanenz:
Die meisten Erwachsenen glauben, dass Gegenstände permanent existieren (Zauberei mit Verschwindenlassen also nicht wirklich funktioniert), während kleine Kinder dafür noch aufgeschlossener sind.
Hintergrund sind dazu natürlich unsere Alltagserfahrungen,
denn zu verschwundenen Alltagsgegenständen findet sich in fast allen Fällen bei hartnäckigem Nachforschwen eine mit Objektpermanenz verträgliche Erklärung.
(Natürlich ist eine Alltagserfahrung kein Beweis,
da wir inzwischen wissen, wie grob unsere Sinne sind
und wie stark von unseren Vorurteilen/Meinungen abhängig ...)
Da wir selbst im weitesten Sinne auch ein Gegenstand sind,
sichert Objektpermanenz letztlich auch unsere dauerhafte Existenz
und führt uns wieder zu 1a.
2) Philosophisch/Psychologische Argumente:
2a) Wir halten unsere Philosophie und unser Weltbild gern einfach,
daher sind Kategorien wie "nichts" und "etwas" als einfache Gegensätze/Begriffe beliebt und einleuchtend.
Schon Platon und Sokrates haben ja daruf hingewiesen,
dass etwas, das keine Teile hat (z.B. nach ihnen unsere Seele)
notwendig unsterblich ist.
So führt uns Einfachheit indirekt wieder zu 1a.
2b) Lassen wir komplexere Alternativen zu gibt es auch mehr Möglichkeiten:
Gibt es z.B. statt einer (Seins-)Welt zwei Welten,
könnten die Dinge zwischen diesen wechseln.
Die Quantenphysik deutet ja solche Modelle an:
Ein Teilchen in der "Real-"Welt verwandelt sich in einen Schwarm von Teilchen in einer "virtuellen" (Möglichkeits-)Welt,
und wird dann als eine dieser Möglichkeiten (nach Dekohärenz) wieder real.
Wichtig: In der Möglichkeitswelt gelten z.T. andere Gesetze/Spielregeln (z.B Nichtlokalität).
Aus Sicht der Realwelt war es (meist unwahrnehmbar kurz) vorübergehend verschwunden.
Eine ähnliche Zwei-Welten-Theorie (nur mit viel längeren Zeitdauern) haben wir zu unserem Bewußtsein:
Wach sind wir in der "Realwelt", im Schlaf oder Traum sind wir in einer Art virtuellen Möglichkeitswelt mit anderen Gesetzen.
Natürlich können wir sagen, dass das Bewußtsein im Kern im Schlaf und Traum weiterexistiert und Wach- und Schlaf-Bewußtsein letztlich nur zwei seiten einer Medaille sind.
Aber dann könnten wir das auch für den lebenden und den toten bzw. ungeborenen Menschen sagen,
was uns aber wegen der Unterschiedlichkeit der Zustände zumindest als Lebende
nicht wirklich beruhigt und wieder auf 1a zurückwirft.
2c) Stellen wir uns trotz 1a der möglichen Dynamik und Veränderlichkeit der Welt (und von uns),
so ermöglichen uns mehrere angenommene Weltebene auch Differenzierungen zwischen "etwas" und "nichts",
da wir dann relativ zu diesen Ebenen argumentieren müssen.
"Etwas" in Welt 1 kann sich ja in "etwas anderes" in Welt 2 verwandeln und in Welt 1 dabei sogar zu "nichts" werden,
umgekehrt ist dann aus Sicht Welt 2 etwas aus nichts entstanden.
Nur wenn uns alle Ebenen zugänglich wären,
könnten wir entscheiden, ob letztlich "von nichts kommt nichts" gilt,
aber vermutlich sind wir ja auch nur jeweils bestimmten Ebenen zugehörig
oder wechseln diese immer wieder.
Das zunächst von mir
Gruß
Trestone
der Satz "von nichts kommt nichts" erscheint uns meist sehr plausibel.
Aufgeweckt durch die moderne Physik (z.B. Vakuumfluktuation) möchte ich ihn zur Diskussion stellen,
mein Schwerpunkt wird dabei mehr philosophisch sein,
aber Physiker sind auch eingeladen.
Hier dazu erste Überlegungen von mir:
1) Psychologische Hintergründe:
1a) Sterblichkeit:
Der Themasatz wird implizit (und vielleicht unbewußt) leicht mit folgendem Gegenstück verbunden: "Etwas bleibt etwas",
d.h. etwas Existierendes/Seiendes wird nicht zu nichts.
Dies könnte uns Menschen angesichts unserer Sterblichkeit gefallen
und unsere Ängste vor dem Tod beruhigen.
1b) Objektpermanenz:
Die meisten Erwachsenen glauben, dass Gegenstände permanent existieren (Zauberei mit Verschwindenlassen also nicht wirklich funktioniert), während kleine Kinder dafür noch aufgeschlossener sind.
Hintergrund sind dazu natürlich unsere Alltagserfahrungen,
denn zu verschwundenen Alltagsgegenständen findet sich in fast allen Fällen bei hartnäckigem Nachforschwen eine mit Objektpermanenz verträgliche Erklärung.
(Natürlich ist eine Alltagserfahrung kein Beweis,
da wir inzwischen wissen, wie grob unsere Sinne sind
und wie stark von unseren Vorurteilen/Meinungen abhängig ...)
Da wir selbst im weitesten Sinne auch ein Gegenstand sind,
sichert Objektpermanenz letztlich auch unsere dauerhafte Existenz
und führt uns wieder zu 1a.
2) Philosophisch/Psychologische Argumente:
2a) Wir halten unsere Philosophie und unser Weltbild gern einfach,
daher sind Kategorien wie "nichts" und "etwas" als einfache Gegensätze/Begriffe beliebt und einleuchtend.
Schon Platon und Sokrates haben ja daruf hingewiesen,
dass etwas, das keine Teile hat (z.B. nach ihnen unsere Seele)
notwendig unsterblich ist.
So führt uns Einfachheit indirekt wieder zu 1a.
2b) Lassen wir komplexere Alternativen zu gibt es auch mehr Möglichkeiten:
Gibt es z.B. statt einer (Seins-)Welt zwei Welten,
könnten die Dinge zwischen diesen wechseln.
Die Quantenphysik deutet ja solche Modelle an:
Ein Teilchen in der "Real-"Welt verwandelt sich in einen Schwarm von Teilchen in einer "virtuellen" (Möglichkeits-)Welt,
und wird dann als eine dieser Möglichkeiten (nach Dekohärenz) wieder real.
Wichtig: In der Möglichkeitswelt gelten z.T. andere Gesetze/Spielregeln (z.B Nichtlokalität).
Aus Sicht der Realwelt war es (meist unwahrnehmbar kurz) vorübergehend verschwunden.
Eine ähnliche Zwei-Welten-Theorie (nur mit viel längeren Zeitdauern) haben wir zu unserem Bewußtsein:
Wach sind wir in der "Realwelt", im Schlaf oder Traum sind wir in einer Art virtuellen Möglichkeitswelt mit anderen Gesetzen.
Natürlich können wir sagen, dass das Bewußtsein im Kern im Schlaf und Traum weiterexistiert und Wach- und Schlaf-Bewußtsein letztlich nur zwei seiten einer Medaille sind.
Aber dann könnten wir das auch für den lebenden und den toten bzw. ungeborenen Menschen sagen,
was uns aber wegen der Unterschiedlichkeit der Zustände zumindest als Lebende
nicht wirklich beruhigt und wieder auf 1a zurückwirft.
2c) Stellen wir uns trotz 1a der möglichen Dynamik und Veränderlichkeit der Welt (und von uns),
so ermöglichen uns mehrere angenommene Weltebene auch Differenzierungen zwischen "etwas" und "nichts",
da wir dann relativ zu diesen Ebenen argumentieren müssen.
"Etwas" in Welt 1 kann sich ja in "etwas anderes" in Welt 2 verwandeln und in Welt 1 dabei sogar zu "nichts" werden,
umgekehrt ist dann aus Sicht Welt 2 etwas aus nichts entstanden.
Nur wenn uns alle Ebenen zugänglich wären,
könnten wir entscheiden, ob letztlich "von nichts kommt nichts" gilt,
aber vermutlich sind wir ja auch nur jeweils bestimmten Ebenen zugehörig
oder wechseln diese immer wieder.
Das zunächst von mir
Gruß
Trestone