Todesvorstellungen & das "ich"
WolArn schrieb:
Daran glauben muß keiner, aber sterben müssen wir alle, und jeder wird dann seinen Tod erfahren. Und dann ist es unwichtig, was wir geglaubt, wie wir uns den Tod vorgestellt, oder was wir über ihn gelesen haben.
WolArn schrieb:
Mir ist wichtiger nicht in die Hölle zu landen, und davor habe ich Angst. Ich weiß auch nicht, ob die hinterste Ecke vom Himmel ein Paradies ist, aber bestimmt besser als die Hölle.
Und ich wünsche mir natürlich einen schnellen Tod, ohne Schmerzen und Qualen, aber, wie schon gesagt wurde, ohne Suizid.
Also ich weiss ja nicht, aber irgendwie widersprechen sich diese beiden Aussagen.
Zuerst erklärst Du, dass es unwichtig ist, was wir geglaubt haben und wie wir uns den Tod vorstellen, dann aber führst Du an, dass es Dir wichtig ist, nicht in der Hölle zu landen, sondern irgendwo im Himmel, was allerdings den Glauben an Himmel und Hölle impliziert.
Lange Rede kurzer Sinn, nach meiner Überzeugung spielen die eigenen Vorstellungen und Glaubenskonzepte sehr wohl eine Rolle wenn es darum geht, was unmittelbar nach dem Tod geschieht.
Getreu dem Leitsatz:
"Dein Denken erschafft die Welt".
Danach sind wir nicht nur für unser gegenwärtiges Dasein verantwortlich, sondern auch dafür, was auf uns im Tod zukommt.
Ich denke nicht, dass jemand, der die Konzepte "Himmel und Hölle" überhaupt nicht kennt, diese "Orte" nach seinem Tod "erfahren" wird. Ich bin überzeugt davon, dass jeder nach seinem Tod genau das erfährt, was er in seinem tiefsten Inneren glaubt erfahren zu müssen.
Aber wie gesagt, meine Überzeugung (=die Konzeption meines gegenwärtiger Realitätstunnel).
holo schrieb:
Wenn ich gestorben bin, existiert - mit Rücksicht auf deine Ideologie - kein Leben.
Bereits jetzt gehen wir verschiedene Wege. Denn mit dem Ende meines Lebens sterbe ich selbst. Alles, was ich getan, gedacht, geschaffen habe - alles weg, futsch, kompostiert.
Vielleicht liegt der Unterschied darin, dass ich akzeptiere, dass mein Bewusstsein mit mir geht.
Was ist denn dieses "ich" das da stirbt?
Ist es dein Körper, deine Sinne, dein Bewusstsein?
Wo ist dieses "ich", im Körper drin? Vielleicht im Herzen oder im Gehirn?
Ich für meinen Teil kann nicht bestimmen, was dieses "ich" ist. Ich weiss weder, wann dieses "ich" tatsächlich begonnen hat, noch ob es mit dem Prozess, den ich als "den physischen Tod" bezeichnen will, endet. Aber wir werden es "erleben"
holo schrieb:
Und dann könnte man sicher sagen, dass es Zeitverschwendung war, diesen Geist zu entwickeln. Aber es ist nur Zeitverschwendung, wenn ich nicht gebe. Da steckt das "wozu" drin.
Ich teile mich mit, ich schaffe etwas für andere. Manche schaffen etwas für 20 Jahre, manche für die Ewigkeit. Und damit kann ich den Gedanken weiter führen und sagen, dass ich weiterhin existiere. Nicht Materiell - ich existiere in den Köpfen anderer. Gebe ich meine Gedanken und Gefühle weiter, gebe ich damit einen Teil meines Bewusstseins weiter. Und damit gehe ich den nächsten Schritt und behaupte, dass ich Teil des Bewusstseins meines Gegenüber werde und unter Umständen bleibe. Einen Schritt zurück gedacht verkörpere ich selbst das Bewusstsein anderer und mein eigenes dazu. Wenn ich sagen würde, dass mein Bewusstsein schon immer existiert hat, dann rede ich allenfalls von den äußeren Faktoren, die zur Bildung meines Bewusstseins beigetragen haben. Mein Bewusstsein lebt in Fragmenten weiter. Und genau deshalb kann ich die Erwartung des Todes nicht bedauern oder gar erwarten.
Also kann das Leben für mich niemals uninteressant, unwichtig, nutzlos sein. Und das ist unabhängig davon, ob nun mein Bewusstsein in einem Himmel weiter lebt oder nicht.
Lange Rede kurzer Sinn: Unser Leben macht Sinn
Schöne Ausführungen für etwas, das manche als "das universelle Bewusstsein" bezeichnen.
Auf jeden Fall kann ich mich vor allem dem letzten Satz voll und ganz anschließen.