Bei dem Thema denke ich zunächst an den merkwürdigen Umgang mit Tod, Trauer, Sterblichkeit, Vergänglichkeit in der heutigen Gesellschaft.
Der 'Heiterkeitszwang' wird überall hochgehalten, Tod und Trauer meist mit Negativem verbunden, wenn man Trauergefühle zugibt, ist es fast so, als würde man gegen das Gesetz der Glüklichkeit verstoßen.
Sterben, Vergänglichkeit, Gedanken an den Tod werden versteckt, umgangen, in die Ecken des Bewusstseins abgedrängt.
Wenn jemand für einen Geschmack 'zu lange' oder 'zu viel' trauert, bezeichnet man ihn als 'krank'
Wenn sich Jemand zu viel freut, seltsamerweise nicht.
Im Bezug auf Religionen frage ich mich wie morgenroth weiter oben, warum man sich auf Beerdigungen nicht für den Toten freut, tanzt, ihm Glückwünsche ansagt --- wenn doch die Heimkehr seines Geistes zu den Göttern angeblich so Wundervolles verheißt.
Da gabs mal so ne Anekdote, ich bin mir nicht sicher, aber das soll angeblich von Asimov stammen -- er soll darüber geschrieben haben, wie sehr überzeugt all die Priester über das Paradies oder den Himmel, die Heimkehr zu Gott und Ähnliches reden, aber man könne sie auf einen Haufen stellen, sich umdrehen, und einen Kiesel über die Schulter werfen -- egal, Welchen man treffe, wenn man ihn herausnähme und ihm eine 45 er an den Kopf halte, und ihm sage, er könne augenblicklich zu Gott gehen --- dann wäre es mit seiner Überzeugung plötzlich nicht mehr gar so weit her.
Die Trauer ist wohl Ausdruck des Verlustgefühls, daher eher egoistisch, und sofort oder mit den Jahren kommt die Sehnsucht nach dem Universum, dem Geist, der Inneren Gärten eines Menschen hinzu, der es Einem gewährt hat, darin zu wandern, ohne Gegenleistung zu fordern.
Dazu gibt es wohl je nach Ereignis und all die verschiedensten Sichtweisen -- die Verbindungen von Mensch zu Mensch werden plötzlich gekappt -- der Andere ist nicht mehr erreichbar, sein Geist wohl 'zu Ende' , sein Witz, seine Geschichten, seine freundlichen Worte, das Geschenk seiner Freundschaft oder Bekanntschaft geht über ins Reich der Erinnerung.
Vielleicht setzt sich Trauer zusammen aus dem Echo des Verlustes, des Schreckens der Plötzlichkeit, oder dem Mit - Leiden mit einem Sterbenden über längere Zeit, Wunden im Selbst, Verlustgefühl,sich da gelassen, allein gelassen vorkommen, nicht verstehen wollen oder nicht loslassen, nicht sein lassen wollen, was unumgänglich ist.
Dann der Freitod -- die Ethik der Lebenserhaltung verbietet ihn sogar dann, wenn ein Weiterleben die Qualen eines kranken Menschen hinauszögert.
Als gelte es, Leben zu erhalten, um jeden Preis -- egal, wie sich Jemand dabei fühlt, für den der Tod vielleicht Erlösung bedeutete, der danach verlangt, ein Recht zum Sterben zu erhalten. Die Angst vor dem Missbrauch einer möglichen Regelung zu solchen Sterbewünschen überregelt die Selbstbestimmungswünsche unerträglich Leidender.
Und Selbstmörder, die immer wieder zum Tod streben ? Egal wie viele Therapien, egal wie viele materielle Komforts und Reichtümer... In manchen Kulturen ist es eine Ehre, für etwas oder für Jemanden in den gewählten Tod zu gehen.
In Anderen werden die Leute davon abgehalten, aber ob sie ihr Leben dann hassen oder leben können, das interessiert keinen.
Warum gibt es kein 'Recht', nein zum Leben zu sagen?
Na klar, der Positivzwang -- die Regel -- die abendländische Auffassung von Normbildern, die Wertschätzung der Verlängerung des Lebens --- und doch scheuen beim Transhumanismus schon wieder die Pferde.
Na ja, und dann letztendlich Gedanken an die eigene Vergänglichkeit -- ich rechne mit ihr, so wie ich damit rechne, dass morgen die Sonne aufgeht -- ich denke nicht andauernd dran.
Die Bedenken drehen sich eher um die Umstände, die es dereinst sein mögen.
Ich möchte auf jeden Fall selbst darüber bestimmen können -- deshalb Patientenverfügung -- die Ängste drehen sich eher um möglich langes Leiden dabei, um Schmerzerfahrung, Quälerei --- zum Hinauszögern einer Qual vom 'Gesundheitssystem' gezwungen zu werden -- nein danke --- dann lieber einen etwas 'illegaleren' Weg nehmen, sich dokumentarisch absichern, so gut wie machbar.
Die Vergänglichkeit an sich ?
Ist mir schnurz -- weshalb oder wovor soll ich Angst haben -- vermutlich wird das so ähnlich sein wie vor meiner Geburt --- daran kann ich mich auch nicht erinnern.