Moinmoin
Schwer zu gewinnen, begehrt und selten ist Gold ebenso, wie das Muschelgeld oder das Steingeld auf Yap, wäre es anders würde ihm auch niemand einen Wert beimessen. Deine Goldbegeisterung in allen Ehren, aber Gold ist auch nur eine Ware.
Bei dem Beispiel in dem Du lagerfähigen Weizen und Nagel als wertvoller als Obst bezeichnest, verwechselst Du die Wertbeständigkeit eines Gegenstandes mit seinem tatsächlichen Wert. Der Wert des heute noch knackfrischen Obstes kann im Augenblick den Wert des Nagels um ein Vielfaches übersteigen, während er in spätestens einem Jahr, selbst bei Lagerung im Kühlhaus, gegen Null tendieren dürfte.
Die Verwechslung von Wert und Kosten hat schon Marx seine ganze Theorie versaut.
Darüber wüßte ich gern näheres.
Wenn Du Muscheln auf Pazifikinseln einen Wert beimessen möchtest, dann betrachte ich die Banknoten auch nicht als wertlos, schließlich haben sie immerhin noch einen Heizwert und können vorher sogar noch als Notizzettel dienen.
Mir als Tischlerbauern fällt es nicht schwer einem Zentner Kartoffeln einen Wert in Zetteln beizumessen, denn gerade gestern habe ich mit dem Sohn des Maurerfischers gesprochen, der übrigens hobbymäßig ein ganz vorzügliches Bier braut und mir eine ganze Kiste davon für 3 Zettel angeboten hat, eigentlich ist mir das zu teuer, aber wie gesagt, das Bier ist wirklich ein Genuß. Bei Frau Weberschneider hatte ich übrigens vor meinem Gespräch vorher ein Brot für einen Zettel erstanden. Da ich, wie bereits erwähnte, bereit bin für eine Kiste Bier und ein Vollkornbrot eine Stunde lang zu arbeiten und ich genau weiß, daß ich für meine 25 Zentner Kartoffeln die ich dieses Jahr erntete, im wahrsten Sinne des Wortes 25 Stunden geackert habe, verlange ich in diesem Jahr nur 11 Zettel pro Zentner Kartoffeln.

Schließlich braucht meine Familie auch 5 Zentner von den Kartoffeln und warum sollte ich meine eigenen Kartoffeln bezahlen! Also kann ich nur 20 Zentner verkaufen – meine Rechnung soll trotzdem nicht stimmen? Ich trage doch auch das Risiko, daß ich eventuell nicht alle Kartoffeln los werde (Obwohl, im letzten Jahr habe ich sogar 22 Zentner problemlos absetzen können!) und die Lagerkosten fressen einen förmlich auf und erst die Saatkartoffeln für nächstes Jahr – mir wird schon schlecht, wenn ich nur an den Aufwand denke, mein Pflug nützt sich auch ab und vielleicht ist im nächsten Jahr die Kartoffelernte nicht so gut, da muß man schon Rücklagen bilden. Übertreiben darf ich mit meinen Kartoffelpreisen aber nicht, sonst kommen Töpferschmieds auf den Gedanken auf der Wiese gleich neben ihrem Gemüsegarten ebenfalls Kartoffeln anzubauen.
Wie im richtigen Leben sind nicht wirklich alle gleich, sondern einige haben, nennen wir es mal einen „Wettbewerbsvorteil“, wie die Tischlerbauers. Die Geschichte hätte aber auch anders ausgehen können, denn Frau Tischlerbauer ist sich ihrer Sonderstellung wohl bewußt und möchte das auch nach außen hin zur Schau stellen. Das Kleid, welches sie bei Weberschneiders bestellt soll ganz etwas besonderes sein – Zettel spielen keine Rolle, denn schließlich, so ist sich Frau Tischlerbauer sicher, landen letztendlich sowieso alle wieder bei ihr.
Familie Weberschneider arbeitet rund um die Uhr verbissen an der Fertigstellung des Kleides und als das gute Stück fertig ist und Herr Weberschneider zusammenrechnet wird im schwindelig – sage und schreibe 250 Zettel muß er Frau Tischlerbauer berechnen, die diese beim Anblick des Prachtstücks aber ohne zu murren zahlt.
Unterdessen war Herr Tischlerbauer auch nicht faul und hat beim Töpferschmied den Mercedes unter den Pflügen bestellt, der Alte ist schließlich schon arg ramponiert und gehört ausrangiert. 700 Zettel sind dafür sind zwar kein Pappenstiel, aber der neue Pflug wird die Arbeit erleichtern und hält sicher ein Leben lang.
Inzwischen hat Frau Töpferschmied die Tischlerbäuerin in ihrem neuen Kleid gesehen, wird blaß vor Neid und fällt sogar in Ohnmacht, als sie unter dem Siegel der Verschwiegenheit von Tochter Weberschneider den Preis erfährt – dieser arroganten Ziege werde ich es schon zeigen denkt sich die Töpferschmiedin und gibt bei Weberschneiders ein Kostüm in Auftrag, welches auf jeden Fall prachtvoller und selbstverständlich auch teurer zu sein hat, als das Kleid von Frau Tischlerbauer, schließlich kommt mit der Pfluglieferung genug Geld ins Haus, außerdem wird auch noch gleich ein Sonntagsanzug für den Herrn Gemahl mitgeordert.
Die Nachricht vom neuen Anzug bekommt die Frau Tischlerbauer brühwarm von Weberschneiders Tochter (ganz schön geschäftstüchtig die Kleine), aber soviel die Tischlerbäuerin auch rechnet, das Geld reicht im Moment nicht für einen Tischlerbauernanzug, der Trottel mußte sich ja auch unbedingt einen neuen Pflug kaufen. So kommt man überein, denn Anzug muß sein, diesen nach und nach abzubezahlen, für den Service muß die Tischlerbäuerin allerdings einen geringen Preisaufschlag in Kauf nehmen.
Über die Auftragsschwemme völlig aus dem Häuschen planen die Weberschneiders nun den Bau eines Ateliers mit angrenzendem Verkaufs- und Lageraum, der Kostenvoranschlag des Maurerfischers haut sie allerdings um. 3000 Zettel - der Traum scheint ausgeträumt.
Ich kürz das jetz mal ab.
Also Weberschneiders bauen trotzdem, durch Unachtsamkeit an seiner Esse bricht bei dem Töpferschmied ein Feuer aus Haus und Werkstatt bis auf die Grundmauern niedergebrannt und die im Garten vergraben Zettel (Töpferschmieds waren schon immer Mißtrauisch) reichen nicht für ein neues Haus. Tischlerbauers wurden Opfer einer Windhose, der Stall und Scheune müssen wieder aufgebaut werden. - Durch widrige Umstände stehen jetzt alle bei den Maurerfischers tief in der Kreide und wie es weiter geht kann sich jeder anhand der ursprünglichen Geschichte selbst ausmalen.
Gruß
TanduayJoe