Naja, die deutsche Sprache mit ihrem Formenreichtum lässt halt solche zusammengesetzten Wörter, bzw die Substantivierung eines Adverbs mittels Suffix (hier -keit) zu. Und da offensichtlich jeder, der das Wort "nachhaltig" kennt, auch versteht, was "Nachhaltigkeit" meint, erfüllt die Sprache hier immernoch ihren Zweck (Kommunikation).
Mr.Anderson schrieb:
Allerdings wird wohl kaum ein Sprecher, bevor er irgendeine (zur Zeit) grammatikalisch falsche Form benutzt, eine empirische Analyse darüber durchführen, wie gebräuchlich diese Form zur Zeit ist, und ebenso wenig würde das ein Kenner der offiziellen Grammatik tun, bevor er den Sprecher auf die falsche Form hinweist.
Somit bleibt als Grundlage in den meisten Fällen eigentlich nur der offizielle Sprachgebrauch und evtl. das Sprachempfinden, und letzteres schlägt bei mir auch schon Alarm, wenn ich einige der hier genannten (sog. unsinnigen) Formen sehe.
Er muss ja keine empirische Analyse durchführen. So lange er problemlos versteht, was gemeint ist, bewegt sich die Form im Rahmen dessen, was das Sprachsystem theoretisch zulässt (=langue). Dass das, was praktisch produziert wird (=Parole), nur ein Teil dessen ist, was theoretisch möglich wäre, ist offensichtlich. Diverse Faktoren bestimmen, was gegenwärtig als praktisch zulässig empfunden wird und was nicht. Und das verschiebt sich halt auch ständig. Zb. war sowas wie "in dem Briefe" vor 50-100 Jahren noch gebräuchlich, heute hat sich das nur noch in Wendungen wie "zu Hause" (ich bin zuhause) gehalten.
Der offizielle Sprachgebrauch ist ja auch nichts weiter als das, worauf sich in einem "silent agreement" die Sprecher einer Sprache geeinigt haben. UNd das ändert sich eben mit der Zeit. Lies mal Zeitungsartikel von vor 50 oder 100 Jahren und vergleich sie mit heute. Oder hör dir mal Tagesschau-Mitschnitte von 1960 und von heute an. Du wirst viele Unterschiede entdecken. Und das, obwohl sich die offiziellen Regeln seit damals nicht all zu viel geändert haben.
Und so traurig das jetzt klingen mag, es wird eine Generation heranwachsen, die die "unsinnigen" Formen von heute nicht als "abnormal" oder "unsinnig" empfindet, sondern als Norm.
Dazu muss man noch erwähnen, dass die Deutsche Sprache zum Beispiel verglichen mit dem Englischen sehr konservativ ist, gerade was den offiziellen Sprachgebrauch angeht.
Hindenburg hat in seiner Ansprache von 1917 die Wörter nicht wesentlich anders ausgesprochen, als man es heute tun würde. (es sind dennoch Unterschiede da. Zb. verschwindet das gerollte R bzw ist schon verschwunden).