Spenden-Bitten in der S-Bahn

Telepathetic

Großmeister
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Hallo.

Ich meine mich an einen Thread erinnern zu können, in dem es darum ging, dass der deutschen Sprache nicht mächtige muslimische Personen in Supermärkten vorgeben kein Geld dabei zu haben in der Hoffnung Waren bezahlt zu bekommen. Kann mich aber auch täuschen. Jedenfalls wollte ich in besagten Thread eintragen, was ich heute zum zweiten Mal innerhalb von zwei bis drei Jahren in einer S-Bahn beobachtet habe. Warum gerade in den gesuchten Thread? Weil mir eine oben beschriebene Situation auch schon mal untergekommen ist, weshalb ich vermute, dass mehr dahintersteckt als eine Person, die tatsächlich in Not ist.

Also, ich sitze in der S-Bahn und jemand legt eine Packung Papiertaschentücher (die kleinste Einheit) neben mich und ebenso neben die anderen Fahrgäste. Auf der Packung liegt eine handschriftlich geschriebene Botschaft: ich habe zwei Kinder, bin in Not, niemand hilft mir, irgendeine Dankformel mit "Gott" und es ist ein Bild der Art "Herz Jesus" draufgeklebt. Die Person läuft also den Wagen von der einen Seite zur anderen Seite ab, hinterlegt überall seine indirekt formulierte Spenden-Bitte mit ebenso angedeuteten Kaufangebot in Form der Taschentücher und läuft dann wieder zum anderen Ende des Wagens und nimmt entweder Geld entgegen und lässt die Taschentücher zurück oder nimmt Taschentücher und handschriftliche Botschaft wieder an sich.

Mich hat die Aussage "niemand hilft mir" stutzig gemacht, vor allem weil die Person nicht hilfebedürftig ausgesehen hat. Der andere Punkt ist, dass wir in Deutschland ein (noch) funktionierendes Sozialsystem haben und dass es ansonsten immer irgendwo eine soziale Einrichtung, Kirche oder eben auch muslimische Einrichtung gibt, die Hilfe bietet. Auf der anderen Seite, weiß ich rein gar nicht über die Person, es könnte auch sein, dass die Person tatsächlich in Not ist. Ich habe mich dann dazu entschieden, dass mir das Risiko zu groß ist, irgendeine unbekannte wenig gut gesonnene Organisation zu unterstützen und diese Person als ein Mitglied einer Art auf Mitleid machende Drückerkolonne einzuschätzen. Dann kam mir noch der Gedanke, ob es da einen Zusammenhang gibt zwischen Personen, die für ihre Organisation Geld einsammeln sollen, auf die womöglich Druck ausgeübt wird (wie bei den Drückern), die Quoten einhalten müssen und den Personen, die in öffentlichen Verkehrsmitteln durchgeknallt sind und die Axt geschwungen haben. Die Person in der S-Bahn jedenfalls wirkte wenig vertrauenswürdig und ich hoffe eigentlich, dass ich in der Sache paranoid bin und mich täusche. Interessant fand ich auch, dass die Mitreisenden in den Sitzen vor mir, irgendwie überhaupt keine Notiz von der Person genommen zu haben scheinen. Alle geistig abwesend, alle versunken in ihren Phones, Büchern und Gesprächen, alle vier.
 

hives

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Telepathetic schrieb:
Alle geistig abwesend, alle versunken in ihren Phones, Büchern und Gesprächen, alle vier.

Auch wenn viele Leute heutzutage geistesabwesend wirken, könnte das auch einfach der Eindruck gewesen sein, den man erwecken wollte, um sich nicht aktiv mit dem Spendenaufruf auseinandersetzen zu müssen.

Zum Thema an sich kann ich wenig beitragen. Mögliche Verbindungen zu Axtschwingern o.ä. halte ich doch für etwas konstruiert, aber wer weiss, je nach individueller Situation könnte es schon gewisse Einflüsse, etwa im Sinne von Belastung und Stress durch schwierige Arbeitsbedingungen und schlechter Integration u.a. auf dem Arbeitsmarkt zumindest bei Einzelfällen geben.

Ich muss allerdings etwas offtopic anmerken, dass sich meine Begeisterung speziell für Spendenaufrufe die mit Musizieren in öffentlichen Verkehrsmitteln verbunden sind in sehr engen Grenzen hält.
 

gaia

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Ein Zeitungsartiel vom letzten Jahr, der wie die Faust aufs Auge passt.

http://www.nordbayern.de/region/nue...aben-die-s-bahnen-fur-sich-entdeckt-1.5575306
Da steht unter anderem:
Der Ablauf ist immer der gleiche. Die Bettelnden durchlaufen den Zug meist zu zweit und geben jedem Passagier eine Packung Papiertaschentücher und einen Zettel, auf dem sie ihre angebliche Notlage schildern ("Bin Mutter von drei Kindern, habe keine Arbeit. Gott segne Sie!").....

Ich finde es eher schlimm, dass es nicht gelingt, etwas gegen die organisierte Bettelbanden zu tun. Da steckt schon menschliches Elend dahinter.
 

Giacomo_S

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gaia schrieb:
Ich finde es eher schlimm, dass es nicht gelingt, etwas gegen die organisierte Bettelbanden zu tun. Da steckt schon menschliches Elend dahinter.

Es ist richtig, dass menschliches Elend dahinter steckt - aber "importiertes" Elend in EU-Ländern wie Bulgarien, Rumänien, Polen u.a. Es kann daher letztlich auch nur in diesen Ländern gemildert werden, da sich die Ursache dort befindet.

Die Diskussion in den Medien, aber auch privat, ist geprägt von "den Flüchtlingen", wobei i.d.R. Flüchtlinge aus dem Nahen Osten, arabischen Ländern und Afrika gemeint sind.
Mit denen habe ich (wer es noch nicht weiß: arbeite aktuell in einer "Armenspeisung") weniger ein Problem. Dieses Klientel, sofern sie überhaupt kommen, führen sich ordentlich auf, sind gepflegt, vor allem aber saufen sie nicht. Ich halte sie für Menschen, die zwar sozial bedürftig sind, ggf. "illegal" hierher gekommen sind, aber Ziele haben: Arbeit, eine Ausbildung, Geld nach Haus schicken.

Anders sieht es mit meinen ost- und südosteuropäischen Gästen aus. EU-Bürger, die ganz "legal" hierher kommen. Vollsuff schon am Mittag, Gestank nach wochenlang nicht gewaschen, Hose vollgepisst. Noch vor dem Tor wird eine Wodkaflasche geleert und uns, oder noch schlimmer, dem Nachbarn vor die Tür geworfen.
In der letzten Zeit haben wir den extremsten Fällen deswegen Hausverbot erteilt - allein auch schon deshalb, weil es zentral in München Stellen gibt, wo man min. 2x die Woche duschen kann und sich komplett neu einkleidet - kostenlos und ohne Kontrolle von irgendwas.
Unverschämtes Benehmen bis zur Gewaltandrohung und schon 2x in den letzten Wochen hatten wir mit der Kripo zu tun, weil einer dieser Gäste ein paar Straßen weiter einen anderen mit dem Messer angestochen hat.

Die Innenstadt vom Sendlinger Tor bis zum HBF ist nachts schon de facto zur No-Go-Area geworden: Die Leute liegen in den Eingängen der Kaufhäuser und Läden und pennen da - und zwar nicht nur vereinzelt, sondern gleich im Dutzend. Noch vor 3,4 Jahren wäre das für das "saubere" München undenkbar gewesen: Hätte da mal einer gelegen, die Münchener hätten einen Krankenwagen gerufen oder die Polizei: Da liegt einer.

Mittlerweile schauen und steigen wir über diese Leute aber hinweg, es ist, als existierten sie gar nicht. Alle reden über die Flüchtlinge, aber über die ost- und südosteuropäischen Penner (normalerweise vermeide ich dieses Wort, aber ich kenne eben auch andere Bedürftige. Auf diese Menschen trifft es zu.) redet keiner.

Bislang habe ich keine Erklärung dafür, warum gerade in den letzten Jahren dieses Klientel vermehrt nach München - und offenbar nicht nur hierhin, wie sieht es in Euren Städten aus? - gekommen ist. Es muss Ursachen haben, die in den Herkunftsländern zu suchen sind. Und die Regierung muss Druck auf diese EU-Länder ausüben, sich endlich mal um die sozialen Probleme ihrer eigenen Bürger zu kümmern.
 

gaia

Meister
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Ich hab ja nicht wirklich Ahnung wie es hier in Regensburg ausschaut, weil ich an Brennpunkten vielleicht nicht so vorbeikomme.
So wie ich las, werden die Leute hier toleriert, sofern sie keine anderen belästigen. Das heißt, dass man Bettler gerade im Sommer hier sitzen sieht.
Die dürfen alle betteln, nur nicht bedrängen.
Dem Artikel nach, werden jedenfalls ganze Bettelbanden ausgesetzt und zum Essen zum Strohalm geschickt( Obdachlosenhaus)
http://www.mittelbayerische.de/regi...ert-die-stillen-bettler-21179-art1528572.html

Ich glaube, dass München sich schwer tut mit diesem Problem fertig zu werden, gerade wenn man die eine Gruppe zurück schickt und die nächste tags darauf auftaucht.
Klar müsste das im Herkunftsland geregelt werden. Leider passiert da nichts.
Die Frage ob wir nun massive Probleme mit dem Verhalten von Flüchtlingen haben oder nicht, ist tatsächlich und leider so vordergründig, dass das Problem der Bettler, Bettelbanden im Hintergund läuft und man sich als politisches Ziel einer Partei eher selten bis gar nicht darum kümmern wird.
Was die Bettelei angeht, so habe ich letztes Jahr erstmalig erlebt, dass Leute an der Tür klingeln.
 

Telepathetic

Großmeister
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In meinem Wohnort im Rhein-Main-Gebiet habe ich bis jetzt selten Bettler gesehen und wenn, dann vor einem der Supermärkte. Wirklich beurteilen kann ich die Lage nicht, weil ich ja nicht den ganzen Tag vor'm Supermarkt stehen bleibe und beobachte, wie lange ein Bettlender dort bleibt, ob er von selbst wieder geht, oder ob er vom Gelände verwiesen wird.

Manchen sieht die Notlage schon an, obwohl man ja auch hier nie so richtig weiß, ob sich da wer verkleidet oder nicht. Normalerweise sehe ich jeden Bettler nur ein einziges Mal und nicht nur vor dem Supermarkt, sondern auch in meinem Wohnort. Mit den Flüchtlingen ist das anders, einige von ihnen sieht man häufiger, beim Spazierengehen etwa oder in der Bibliothek.
 
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