Selbstbewusstsein für Europa?

Paradewohlstandskind

Erleuchteter
Registriert
10. April 2002
Beiträge
1.198
Europa wird aufrüsten und damit an Selbstbewusstsein gewinnen. Die Blockbildung geht weiter.

http://www.jungewelt.de/2004/12-04/005.php:

Zitat schrieb:
[...]Deshalb lautet die klare Forderung an Politik und EU-Gesetzgebung: Laßt die Bildung schlagkräftiger Militärkonzerne zu, lockert die aus Sicht der Wirtschaft unsinnigen Exportbeschränkungen für Kriegsgüter, und steckt vor allem mehr öffentliche Gelder in die militärische Forschung, Entwicklung und Produktion.[...]Der Machtblock EU hat seine geostrategischen Ambitionen in den vergangenen Jahren zunehmend deutlicher formuliert. Man will in Brüssel, Paris und Berlin nicht mehr von der Gnade Washingtons abhängig sein, will die eigenen globalen Ansprüche durchsetzen, notfalls auch gegen den Wunsch der USA. Erst die Fähigkeit zur Führung sogenannter asymmetrischer Kriege – »Terrorabwehr« am Hindukusch, Kommandoeinsätze in Afrika gegen »feindliche« Regimes und »Menschenrechtsverletzer«, Sicherung der Rohstoffquellen – läßt dieses Ziel politische Realität werden.

http://www.webwecker-bielefeld.de/servlet/is/20129/:

Zitat schrieb:
[...]Damit erweitert sich die EU von einer Handelsgemeinschaft zu einer Militärgemeinschaft, die sich zukünftig militärische Operationen auch außerhalb der EU vorbehält. »Dies ist eine deutliche Ansage an die USA«, erklärt Becker, »ihr seid nicht alleine, wir greifen demnächst auch ein«. Die EU habe den Hut in den Ring geworfen für eine weltweite Interventionspolitik. Für Becker eine historische Entwicklung, die bereits 1948 mit einem Abkommen einiger EU-Staaten zur gemeinsamen Verteidigung gegen die damalige Sowjetunion begann.

http://www.uni-kassel.de/fb10/frieden/themen/Europa/solana-papier.html:

Zitat schrieb:
Als Zusammenschluss von 25 Staaten mit über 450 Millionen Einwohnern, die ein Viertel des Bruttosozialprodukts (BSP) weltweit erwirtschaften, ist die Europäische Union - ob es einem gefällt oder nicht - ein globaler Akteur; sie sollte daher bereit sein, einen Teil der Verantwortung für die globale Sicherheit zu tragen.[...]Mehr Mittel für die Verteidigung. Wenn wir es ernst meinen mit den neuen Bedrohungen und dem Aufbau von flexibleren mobilen Einsatzkräften, müssen wir die Mittel für die Verteidigung aufstocken. In der Europäischen Union bestehen zu viele Duplizierungen bei den militärischen Mitteln. Durch den systematischen Rückgriff auf zusammengelegte und gemeinsam genutzte Mittel könnten die Gemeinkosten gesenkt und mittelfristig die Fähigkeiten ausgebaut werden.

Originalwortlaut der "Neuen Verteidigungspolitischen Richtlinen" der Budnesregierung:

Zitat schrieb:
Aufrechterhaltung des freien Welthandels und des ungehinderten Zugangs zu Märkten und Rohstoffen in aller Welt im Rahmen einer gerechten Weltwirtschaftsordnung. [...] ) Einflußnahme auf die internationalen Institutionen und Prozesse im Sinne unserer Interessen und gegründet auf unsere Wirtschaftskraft, unseren militärischen Beitrag und vor allem unsere Glaubwürdigkeit als stabile, handlungsfähige Demokratie. [...]Sie ermöglicht den Europäern, mehr Verantwortung für ihre Sicherheit zu übernehmen und besonders in solchen Krisensituationen handlungsfähig zu sein, in denen die NATO nicht in der Lage oder nicht willens ist einzugreifen.


Ist das der Weg sich gegen die turbokapitalistischen USA zu "erwehren"?
Ist die Aufrüsterei Geldverschwendung?
Führt die Aufrüstung zu mehr Frieden, da Europa ein moralisches Gegengewicht zu den Vereinigten Staaten bildet?
Führt die Aufrüstung zu mehr Krieg, da Waffen sind sie erst gebaut auch irgendwann eingesetzt werden?
 

Plaayer

Großmeister
Registriert
4. März 2003
Beiträge
820
Schwer zu sagen, auf jeden Fall wird es zu Spannungen komemn sollten sich europähische Interessen nich mit amerikanischen decken.

Und wie weit die USA geht ihre Monopolstellung zu halten gilt auch abzuwarten...

Wobei ich warten hasse... :wink:
 

tsuribito

Erleuchteter
Registriert
27. September 2002
Beiträge
1.092
Führt die Aufrüstung zu mehr Krieg, da Waffen sind sie erst gebaut auch irgendwann eingesetzt werden?
Polemik
Der Waffe is sowas scheissegal und der Mensch führt auch ohne sie Krieg.

Führt die Aufrüstung zu mehr Frieden, da Europa ein moralisches Gegengewicht zu den Vereinigten Staaten bildet?
Lass lieber Moralisch weg.

Wird Zeit, dass wir mal zeitgemäss unser Geld ausgeben
USvsWorld2002_small.jpg


Ich kanns nur begrüssen. Wir haben lange genug rumgesessen und die USA Krieg für uns führen lassen. Wir müssen Demokratie exportieren und endlich von unseren Kaltekriegs Panzertruppen weggkommen.

Ist das der Weg sich gegen die turbokapitalistischen USA zu "erwehren"?
Wenn unsere Fallschirmjäger das Pentagon einnehmen, erwehren wir uns. Jetzt fangen wir an zu konkurrieren und auch Arbeit zu teilen.
Die USA können schliesslich nicht bei jedem Terrorregime einmarschieren. Und genug davon gibts immer noch für uns.
 

tsuribito

Erleuchteter
Registriert
27. September 2002
Beiträge
1.092
Atomwaffen haben wir genug. Man braucht nicht mehr viele davon.
Die sind sinnlos gegen den Feind von Heute.
 

SALZinDERsuppe

Meister
Registriert
5. Dezember 2004
Beiträge
131
Ist das der Weg sich gegen die turbokapitalistischen USA zu "erwehren"?

Wir Europäer sind auch nicht weniger kapitalistisch, wir sind nur ein wenig devoter beim Marketing... was ich eigentlich schreiben wollte: Schön wär's, wenn Europa selbst militärisch eingreifen könnte, leider hat KEIN europäischer Staat derzeit überhaupt die Möglichkeit, Truppen schnell zu verlegen (was man als globaler Akteur schon müßte), eine "europäische Armee" hat diese Fähigkeiten - derzeit - schon gar nicht.

Ist die Aufrüsterei Geldverschwendung?

Nö, wenn denn man aufgerüstet WÜRDE!
Deutschland z.B. streicht seinen Militärhaushalt immer weiter zusammen...

Führt die Aufrüstung zu mehr Frieden, da Europa ein moralisches Gegengewicht zu den Vereinigten Staaten bildet?

Das ist wohl reichlich naiv. Die europäischen Staaten sind nicht mehr oder weniger "moralisch" als die USA, die EU als Konglomerat schon grad gar nicht.
Natürlich: Wenn man über militärische Schlagkraft verfügt, spielt man international in der 1. Liga, dummerweise hat keiner der Staaten eine solche Schlagkraft und eine "europäische Armee" gibt es nicht und wird es auch in absehbarer Zeit nicht geben. Es gibt ja nicht einmal "europäische Interessen", es gibt wohl einen ganzen Haufen EU-Verwaltung der sich damit beschäftigt, das sich-gegenseitig-Bescheißen in Europa einigermaßen zu steuern, von "europäischen Interessen" kann ich aber nichts erkennen.

Führt die Aufrüstung zu mehr Krieg, da Waffen sind sie erst gebaut auch irgendwann eingesetzt werden?

Man schafft sich Waffen an, in der Hoffnung, sie nicht einsetzen zu müssen und andere davon zu überzeugen, es auch nicht zu tun - das ist zwar paradox, aber das ist Deine Annahme auch :)
 

Plaayer

Großmeister
Registriert
4. März 2003
Beiträge
820
Wenn mehr waffen vorhanden sind werden sie logischeweise auch immer mehr eingesetzt...

Ich hoffe nicht in den Nachichten hören zu müssen das eine europähische Koalition aufgemacht hat den Iran zu "demokratisieren".
 

Paradewohlstandskind

Erleuchteter
Registriert
10. April 2002
Beiträge
1.198
tsuribito schrieb:
Atomwaffen haben wir genug. Man braucht nicht mehr viele davon.
Die sind sinnlos gegen den Feind von Heute.

Frankreich hat welche, aber sonst kein europäisches Land. Es geht hier im Übrigen um das Gleichgewicht der Kräfte zwischen den Großmächten.

Wen meinst Du mit Feinden?

@ SALZinDERsuppe

Du bist neu und kennst mich noch nicht, deswegen gehe ich nicht, darauf ein. Ich stellte meine Fragen bewusst naiv. Ansonsten schöne Zeit hier und willkommen.
 

SALZinDERsuppe

Meister
Registriert
5. Dezember 2004
Beiträge
131
@ Paradewohlstandskind

Ich bin nicht neu hier, sondern ein sehr regelmäßiger Besucher, der sich immer mal wieder an- und abmeldet. Sobald ich mit meinen nicks eine gewisse Konditionierung erreicht habe und man mir bei jedem Post pauschal irgendetwas unterstellt (das dauert in der Regel so 3 Wochen, ungefähr), melde ich mich wieder ab, gehe meinem Leben nach und wenn mir langweilig ist, komme ich wieder.

Insofern: Naive Fragen, schlüssige Antworten, beschissenes Wetter und noch schlechteres Fernsehprogramm.

P.S.: Willkommen geheißen hat man mich hier noch nie, womöglich dauert's diesmal 4 Wochen, bis ich wieder weg bin :)
 

SALZinDERsuppe

Meister
Registriert
5. Dezember 2004
Beiträge
131
Wenn mehr waffen vorhanden sind werden sie logischeweise auch immer mehr eingesetzt...

Mhm, alles klar, das hatte ich in meiner Betrachtung außer Acht gelassen.

Heißt das dann auch, daß ich, wenn ich zwei Schachteln Aspirin statt einer Schachtel Aspirin im Schrank liegen habe, plötzlich doppelt so oft Kopfschmerzen habe?
 

Plaayer

Großmeister
Registriert
4. März 2003
Beiträge
820
scherzkeks, was?

warum sollte europa denn jetzt plötzlich aufrüsten wenn es die waffen garnicht benutzen will? In den letzten 50 Jahren hat es schließlich auch funktioniert...
 

tsuribito

Erleuchteter
Registriert
27. September 2002
Beiträge
1.092
Frankreich hat welche, aber sonst kein europäisches Land. Es geht hier im Übrigen um das Gleichgewicht der Kräfte zwischen den Großmächten.
Welches Gleichgewicht der Kräfte? Ein paar Atomwaffen reichen im Normalfall aus um den bösen Chinesen davon zu überzeugen besser nicht bei dir einzumarschieren.
Der Kalte Krieg ist vorbei. Und keiner ist so doof und fängt einen neuen an.
Wen meinst Du mit Feinden?
Ungewaschene Muslimische Terroristen, die Europäer und gewaschene Muslime umbringen wollen.
In den letzten 50 Jahren hat es schließlich auch funktioniert
Ja unsere Massigen Panzerarmeen haben uns davor bewahrt für das hier erschossen zu werden oder jetzt Russisch zu sprechen.
 

SALZinDERsuppe

Meister
Registriert
5. Dezember 2004
Beiträge
131

geht so.

warum sollte europa denn jetzt plötzlich aufrüsten wenn es die waffen garnicht benutzen will? In den letzten 50 Jahren hat es schließlich auch funktioniert...

Naja nu, von den letzten 50 Jahren waren knapp 4/5 Kalter Krieg, da hatten wir Europäer es unter der wärmenden Decke aus amerikanischen Atomwaffen ja auch leicht, wenngleich die Rüstungsausgaben damals eher höher waren (allerdings wurde die Kohle damals ausschließlich für Landesverteidigung etc. ausgegen); nach Ende des Kalten Krieges war man dann der Ansicht, das Ende der Geschichte sei quasi erreicht und hat Kasernen geschlossen und mächtig reduziert, JETZT, im Zeitalter des globalen Terrorismus usw. kommt man auf die Idee, daß man so ganz ohne Armee auch keinen Blumentopf gewinnt, dummerweise braucht man für DIESEN Krieg ganz andere Waffen - mit einem Leopard 2, Boden-Luft-Raketen und Panzerhaubitzen kann man ein paar Tage die norddeutsche Tiefebene verteidigen, bis Uncle Sam anrückt, im Häuserkampf am Hindukusch hilft einem das Material aber nicht so richtig weiter. Deswegen wird vermehrt auf schwächer gepanzerte, schnelle Fahrzeuge, Luftltransportkapazitäten (Stichtwort: A300) und mobile Infanterie umgesteuert und DAS kostet eben, insb. in der Neuaufbauphase, richtig viel Geld.
Das größte Problem - gerade in Europa - ist aber, mal abgesehen davon, daß sich alle untereinander nicht trauen, daß es keine weltweite Verlegefähigkeit gibt. Der französische Flugzeugträger steht kurz vor Verlust der Schwimmfähigkeit und bei den Briten sieht's auch nicht wesentlich besser aus.
Von einer "europäischen Armee" sind wir also sowohl im Sinne politischer Willensbildung (will niemand, obwohl in Sonntagsreden Gemeinsamtkeit beschworen wird), als auch rein technisch (siehe oben) noch ziemlich weit entfernt.[/quote]
 
Oben