Es ist wieder offen!
Ich kann das Datum nicht mehr genau bestimmen, aber ich glaube es war im Februar diesen Jahres, als die französische Organisation >>Alliance Internationale pour la Justice>> eine Liste der Verbrechen, die im Irak seit der Machtergreifung Saddams begangen wurden:
Eine Million Menschen, also über fünf Prozent der Bevölkerung, seien – unabhängig von Krieg und Embargo – seit 1979 dem staatlichen Terror des Regime zum Opfer gefallen, weitere 1,5 Millionen wurden zwangsweise umgesiedelt Wenn in diesem Forum vom Irak die Rede sei, werde über diese Verbrechen weitgehend geschwiegen.
Während irakische Oppositionelle darauf verweisen, dass Saddam gezielt ganze Teile der Bevölkerung ausgehungert und Milliarden in die Wiederaufrüstung des Landes steckt, macht der ehemalige Leiter des >>Öl für Nahrungsmittel<< -Programms im Irak, Hans von Sponeck, in zahlreichen Interviews allein die USA für den Hungertod Tausender verantwortlich.
Also nicht nur hier in diesem Forum werden die Schandtaten des Regimes im Irak totgeschwiegen. Der neue Antiamerikanismus hat die Intelligenzja bereits erfasst. Einzig über die Waffenstärke des Iraks wird diskutiert. Ganz blödsinnig ist die Idee nicht, dieses Regime zu stürzen. Es ist ein Unrechtssystem.
Die Logik der Irakis ist fies. Denn es gerät aus dem Blick, dass das Regime die letzten zehn Jahre mit der Situation bestens leben konnte. Es rechtfertigt Folter und Hinrichtungen gegenüber dem UN-Menschrechtsausschuss mit der Kriminalität infolge der Sanktionen und hunger tdie nicht verwertbare Bevölkerung systematisch aus.
Gut, ganz Unrecht haben die Iraki wahrscheinlich auch nicht. Was bringen die Sanktionen nur Hunger Elend für die Bevölkerung und die Landesführung kann dadurch nur noch besser den Volkszorn anstacheln.
Und was machen unsere Politiker?
In einer aktuellen Stunde über den Irak debattierte das Parlament, ob Deutschland >>Verbündeter<< oder doch nur >>Satellit<< der USA sei; kein Redner verlangte einen effektiven Schutz der irakischen Bevölkerung vor dem Regime.
Es läßt mich doch sehr stutzen, wenn die Taten eines gewissenlosen Diktators, der das ideale Objekt deutsch-europäischen Menschrechtsimperialismus sein müsste ignoriert werden: Hussein lässt öffentlich Frauen enthaupten, wirft Giftgas auf die eigene Bevölkerung und lässt >>ethnisch säubern<<
Noam Chomsky nennt diesen Diktator ein >>Monster<<. Und diesem wird wohl keiner seine Kompetenz in dieser Thematik absprechen wollen.
Ja, wir Deutschen sind für einen Krieg, an dessen Waffen wir höchstwahrscheinlich sehr, sehr gut verdient haben. (vgl. auch
http://www.weltverschwoerung.de/viewtopic.php?t=2111) Bereits im Mai 1982 gab ein Mitarbeiter von Preussag der deutschen Botschaft in Bagdad einen ersten Hinweis , dass deutsche Firmen das irakische Giftgasprogramm unterstützten – NICHTS GESCHAH, ausser, dass der Mann entlassen wurde.
Ja, und jetzt gucken wir dumm aus der Wäsche. Mit diesen Schurkenstaaten haben wir ordentlich Kohle verdient und unseren Wohlstands finanziert. Die Waffenproduktion stellt jede Menge Arbeitsplätze in Deutschland. Ich könnte hier fast marxistische Anflüge bekommen, bei dieser Kapitalismuslogik des Krieges.
1988 berichtete der damalige irakische Außenminister Tariq Aziz in Berlin über den Einsatz chemischer Waffen – und erhielt als „Belohnung“ die Zusage einer Hermes Bürgschaft von 300 Millionen Mark.
Damals Geschäftspartner, jetzt Schurkenstaat. Wendehälse allenthalben!
Thomas Uwer, Hans Branscheidt, Thomas von der Osten-Sacken in de Monatszeitschrift >>konkret<< (4/2002):
>>Unter Federführung des damaligen Staatsministers im Auswärtigen Amt, Jürgen Möllemann, wurde der Technologie Transfer in den Irak weiter erleichtert.
Und das Zeug ist deutsche Wertarbeit: Bereits im April 1987 fanden Giftgasangriffe gegen fünfzig kurdische Dörfer statt. Im März 1988 wurde die kurdische Stadt Halabja Opfer des bis dahin grössten Giftgasangriffs seit dem ersten Weltkrieg.
Wir bildeten unter Klaus Kinkel sogar die irakischen Krieger aus – mit einem Ausbildungsprogramm für irakische Spezialeinheiten, durchgeführt von einem Ex-GSG 9 Mann.
Die deutsche Politik dreht sich immer nach dem Wind. Vom Wind des Geldes verweht und von der Angst den USA etwas nicht Recht zu machen getrieben sich nur in lauen Lüftchen zu bewegen.